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Joe durchblätterte ein paar Papiere, militärischer Bürokratenkram, mehr nicht, ehe er zu Beth sagte: »Ich würde dir gerne beim Einräumen helfen, aber das könnte gefährlich werden«, sagte er und deutete mit den Papieren in der Hand auf das fadenscheinige Handtuch.

»Schon in Ordnung«, sagte sie und wandte sich wieder den Einkaufstüten zu. »Ich bin fast fertig. Ich wusste nicht genau, was du magst, also habe ich alles Mögliche gekauft – Äpfel, Rucola, Tomaten, Käse, Brot, Wein.«

»Das wäre nicht nötig gewesen, aber danke.«

»Hattest du eine gute Reise?«

»Die Dame neben ihm hat Genueser Salami geschmuggelt«, antwortete Carter für ihn und reichte Joe einen Frotteebademantel.

Joe gab ihm die Papiere zurück, drehte sich um und zog den Bademantel über dem Handtuch an. »Das sind nur ein paar Formulare und Quittungen«, sagte er mit Blick auf die Papiere, »aber du musst sie morgen mitnehmen und unterschreiben, wenn wir das Fossil in Empfang nehmen.« Er verknotete den Gürtel des Bademantels. »Andernfalls werden sie es dir nicht aushändigen.«

»Weißt du, um wie viel Uhr es ankommt? Ich habe dem Hausmeister gesagt, er soll sich den ganzen Tag bereithalten, um uns in das Bio-Gebäude zu lassen.« Und weil es ein Sonntag war, hatte es Carter hundert Dollar extra gekostet.

»In den Unterlagen steht morgen früh gegen elf Uhr. Aber ich muss dich wohl nicht daran erinnern, dass es Landsleute von mir sind.«

Carter fragte sich, ob es überhaupt am nächsten Tag ankommen würde. Der Vorteil einer Anlieferung auf dem Campus an einem Sonntag war, dass wenig Verkehr herrschte und die Laderampe frei sein würde. Er hatte mit der Spedition der Uni vereinbart, dass das Fossil vom Flughafen abgeholt wurde. Normalerweise transportierte diese Firma Dinge wie schwere Maschinen, und er hatte darauf gedrängt, dass die Männer, denen die Probe wie ein einfacher riesiger Felsblock vorkommen musste, damit umgingen wie mit einem höchstempfindlichen Hightech-Gerät.

»Aber jetzt werde ich gehen und mir etwas anziehen. Kleidung habe ich dabei«, sagte er zu Beth.

Carter blieb bei Beth in der Küche, während sie die Papiertüten zusammenfaltete und sie verstaute. Mit leiser Stimme sagte sie: »Beim Test heute Morgen ist also wirklich alles gutgegangen?«

»Ja«, erwiderte Carter lächelnd. »Ich bin ziemlich abgegangen.«

»Du bist echt ekelhaft«, sagte sie, ohne es wirklich zu meinen. »Giuseppe …«

»Nenn ihn einfach Joe. Das ist ihm lieber.«

»… scheint sehr nett zu sein. Und sehr korpulent«, fügte sie mit noch leiserer Stimme hinzu. »Er hat den Bademantel fast gar nicht zubekommen.«

»Ob du es glaubst oder nicht, ich finde, er hat tatsächlich abgenommen, seit ich ihn zuletzt gesehen habe.«

»Hat er Hunger? Ich habe ein Paket Truthahnkoteletts mitgebracht. Oder glaubst du, dass er lieber raus möchte?«

Carter lachte. »Es klingt, als würdest du über einen Hund reden. Mach dir darüber keine Sorgen, er wird schon sagen, was er will. Eins muss man Joe lassen, schüchtern ist er nicht.«

»Das ist mir auch schon aufgefallen.«

Nachdem er angezogen war, stellte sich heraus, dass Joe nichts anderes wollte, als sich die Beine zu vertreten. Er war so lange in Flugzeug und Taxis eingeklemmt gewesen, dass er einfach nur wieder laufen wollte. Alle drei gingen nach draußen in den Washington Square Park. Ein Frisbee segelte träge über Joes Kopf hinweg, als er stehen blieb, um sich eine weitere Nazionali anzuzünden. Carter schaute kurz zu Beth hinüber, um sie stumm daran zu erinnern. Ich habe dir gesagt, dass er ein starker Raucher ist.

Sie schlenderten auf den gedrängt vollen Gehwegen durch den Park, und Carter wies auf ein paar besondere Sehenswürdigkeiten hin. Den Washington Square Arch zum Beispiel, an dem ein paar Leute trommelten, oder die Bobst Bibliothek auf der anderen Straßenseite, wo ein stetiger Strom von Studenten der NYU mit Rucksäcken und Kopfhörern hinein-und hinauseilte.

»In Italien haben wir so etwas auch«, sagte Joe und legte eine Hand übers Ohr, als einer der Studenten, im Takt der Musik wippend, an ihnen vorbeikam.

»Kopfhörer«, ergänzte Carter das Wort.

»Stupido. Warum können sie stattdessen nicht miteinander reden?« Er drückte den Zigarettenstummel mit dem Fuß aus. »Wenn die Menschen nicht miteinander reden, lernen sie nichts.«

»Du solltest mal zu einem Seminar von mir kommen«, sagte Carter und fragte sich, warum er nicht schon früher daran gedacht hatte. »Meine Studenten lieben es, zu reden. Du könntest eine Gastvorlesung halten, wenn du magst.« Er dachte dabei besonders an Katie Coyne. Es gab wohl keinen Dozenten, den sie nicht gerne in die Mangel nehmen würde.

»Das ist eine großartige Idee«, sagte Beth. »Und wenn du etwas von der Kunstwelt sehen willst, Joe«, sie sagte seinen Namen, als wage sie einen Versuch, »kannst du mich in der Galerie besuchen.«

»Ja. Das würde mir gefallen. Carter hat mir erzählt, dass du die Alten Meister verkaufst.«

»Das machen wir.«

»Die Alten italienischen Meister.«

Beth lächelte. »Gibt es noch andere?«

Zum Abendessen gingen sie ins Sparks, wo Carter großspurig für Joe und sich selbst je ein Porterhouse Steak bestellte. Beth hielt sich natürlich an den Caesarsalat und eine Pellkartoffel mit Kräuterquark. »Sie haben nicht gesagt, dass die Dinger so groß sind wie mein Schädel!«, sagte sie. Beth verzichtete zwar auf den Wein, aber Joe und Carter hatten keine Schwierigkeiten damit, einer Flasche Cabernet Sauvignon den Garaus zu machen und zum Dessert ein paar Brandys zu vernichten.

Als sie nach Hause kamen, fand Carter, dass Joe aussah, als würde er jeden Moment aus den Latschen kippen. Er und Beth machten das Sofa zurecht, stopften das Bettlaken unter die Kissen und breiteten die Decke aus. Sie waren kaum fertig, als Joe in Carters Bademantel aus dem Badezimmer kam und sich auf ihr Werk plumpsen ließ. »Wenn ich heute Nacht nicht schlafe«, verkündete er, »werde ich nie wieder schlafen.«

»Wenn du irgendetwas aus dem Kühlschrank möchtest, bedien dich«, sagte Beth.

»Ich werde nie wieder etwas essen.«

»Wir sehen uns dann morgen früh«, sagte Carter.

»Buona notte, Bones«, sagte Joe, und Carter fühlte sich unweigerlich an die Nächte in den rauen Hügeln auf Sizilien erinnert, wenn sie zusammen mit den anderen Expeditionsteilnehmern schlafen gegangen waren.

Während Beth duschte, zog Carter sich aus und öffnete das Schlafzimmerfenster einen Spaltbreit. Als sie zurück ins Zimmer kam, trug sie ein langes weißes Nachthemd, das vom Hals bis zu den Knöcheln reichte. »Aus Rücksicht auf unseren Gast«, erklärte sie.

»Sehr freundlich. Und wir sollten ihm morgen einen Bademantel kaufen«, sagte Carter und verschwand mit Boxershorts und Godzilla-T-Shirt im Flur. Als er zurückkam, schloss er die Schlafzimmertür, die normalerweise offen stand, und kletterte ins Bett.

»Ich wäre überrascht, wenn er vor morgen Mittag aufwachen würde«, sagte Carter und schaltete das Licht aus.

»Er sieht erschöpft aus.« Beth legte den Kopf auf das Kissen, und ihr dunkles Haar lag wie ein aufgeklappter Fächer an der Seite. »Du hattest aber auch einen langen Tag.«

Carter rutschte zu ihr hinüber. »Er ist noch nicht vorbei«, sagte er und begann, an den Knöpfen ihres Nachthemdes zu nesteln. »Musstest du es unbedingt noch zuknöpfen?«

»Im Cosmo habe ich gelesen, Männer würden Herausforderungen lieben.«

»Geht so.«

Er öffnete die Knöpfe, dann beugte er sich nach unten und liebkoste die nackte Haut ihres Halses. Sie roch nach ihrer Lieblingsseife mit Sandelholz. Beth schloss die Augen. Er griff unter die Decke, nahm den Saum ihres Nachthemds hoch, und sie hob die Hüften an, damit er den Stoff besser nach oben schieben konnte.

»War es sehr schrecklich heute Morgen beim Arzt?«, flüsterte sie.

»Warum flüsterst du?«

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