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Niemand erhob Einwände, und Ben drückte ein paar Knöpfe, ehe er den öffentlichen Sender NPR fand.

Den Rest des Weges in die Stadt hörten sie sich eine Nachrichtensendung an, in der über vernünftigere Themen gesprochen wurde. Sobald sie das West Village erreicht hatten, manövrierten sie durch die verstopften Straßen, bis sie vor Beths und Carters Wohnhaus anhielten.

»Vielen Dank, es war klasse«, sagte Beth und stieg aus dem Wagen, wobei sie vorsichtig den Kürbiskuchen balancierte.

Carter stieg auf der anderen Seite aus und lud mit Bens Hilfe ihre Taschen aus dem Kofferraum, zusammen mit einem Vorrat an Äpfeln, der bis an ihr Lebensende reichen würde.

»Iss sie nicht alle auf einmal«, sagte Ben.

»Zum Glück haben wir einen hungrigen Hausgast«, sagte Carter. »Danke für das Wochenende. Es war genau das, was der Arzt befohlen hatte.«

»Kommst du, Carter?«, rief Beth von der Treppe her. »Abbie und Ben wollen heute Abend bestimmt auch noch mal nach Hause.«

»Bis dann«, sagte Carter, nahm eine kleine Tasche in die eine und den Sack mit Äpfeln in die andere Hand.

Oben angekommen, klopfte er zuerst an, um Joe vorzuwarnen.

»Ich glaube nicht, dass er zu Hause ist«, sagte Beth. »Die Zeitung liegt immer noch auf der Fußmatte.«

Sie hatte recht. Die Sonntagsausgabe der Times ruhte mit ihren ganzen zwölf Pfund vor ihrer Tür.

Nirgends in der Wohnung brannte Licht, und als Carter es einschaltete, stellte er fest, dass Joe tatsächlich nicht hier war. Sein Bettzeug, das er normalerweise zusammengelegt unter den Couchtisch stopfte, lag immer noch auf dem Sofa und teilweise auf dem Boden. Und das Kruzifix, das er in der Nacht von Joes Ankunft gesehen hatte, hing wieder an der Wand.

Beth zerrte die Äpfel in die Küche.

»Ist da irgendwo eine Nachricht?«, fragte Carter. »Ich frage mich, wo er steckt.«

»Nichts«, sagte sie. »Keine Nachricht.« Sie kam wieder zurück. »Im Badezimmer ist er auch nicht, oder?«

»Nein«, sagte Carter.

»Bisher hat er jeden Morgen das Bettzeug weggepackt«, grummelte sie und schaute zum Sofa hinüber. »Und was ist das da an der Wand?«

Während Beth hinüberging, um einen Blick darauf zu werfen, versuchte Carter, sich einen Reim auf alles zu machen. Irgendetwas stimmte hier nicht. Es sah Joe gar nicht ähnlich, das Sofa in so einem Durcheinander zu hinterlassen, und es passte auch nicht zu ihm, die Zeitung auf der Fußmatte liegen zu lassen. Er las gerne Zeitung.

»Carter, hast du das hier gesehen? Ein Kruzifix. Ich wusste gar nicht, dass Joe religiös ist.«

»Ich auch nicht. Er war es auch nicht, als ich ihn in Europa kennengelernt habe.«

»Mir fällt gerade etwas ein«, sagte sie mit einem halben Lächeln. »Hast du nicht gesagt, er würde zu Bill Mitchells Party gehen?«

»Ja. Ich habe ihm die Einladung gegeben.«

»Vielleicht hat er da jemanden kennengelernt.«

»Das war Freitagabend.«

»Ich weiß, aber vielleicht haben sie die letzte Nacht zusammen verbracht, hier.« Sie sah auf die zerwühlten Decken und Laken auf dem Sofa. »Meinst du, wir hätten ihm sagen sollen, dass er gerne das Schlafzimmer benutzen kann, solange wir nicht da sind?« Vorsichtig hob sie den Saum des Lakens an und warf es zurück aufs Sofa. »Vielleicht ist er gerade bei dieser geheimnisvollen Frau.«

Das war sicherlich möglich. Carter hatte Joe zwar nicht unbedingt als Frauenheld erlebt, aber das war damals auf der Ausgrabungsstätte auf Sizilien gewesen. Hier in New York hatte er womöglich ein besonderes Prestige; hier war er ein bedeutender Wissenschaftler, der gerade aus Italien zu Besuch weilte.

»Wollen wir uns etwas vom Chinesen zu essen bestellen?«, fragte Beth. »Ich bin zu müde, um noch einmal rauszugehen.«

»Nein, so hungrig bin ich nicht«, sagte er. »Wenn es dir nichts ausmacht, würde ich gerne noch mal rüber zum Labor und nachschauen, ob Joe da ist.«

»Es macht mir gar nichts aus. Ich bin vollkommen erledigt. Warum geht ihr nicht noch ein wenig aus und amüsiert euch?«

Sich zu amüsieren war nicht unbedingt das, was Carter im Sinn hatte, als er die Treppe wieder hinunterstieg. Er hatte immer noch ein merkwürdiges Gefühl. Als er nach Hause gekommen war, hatte er erwartet, Joe vor dem Fernseher zu finden, die Füße hochgelegt. Stattdessen hatte er ein ungemachtes Bett vorgefunden. Dazu das Kruzifix und die Zeitung vor der Tür. Nichts davon ergab einen Sinn.

An der Ecke wartete Carter, dass es grün wurde. Vielleicht benahm er sich einfach lächerlich, und Beth hatte recht. Vielleicht war Joe auf der Party schlicht von einer Frau angebaggert worden und war jetzt mit ihr unterwegs und glücklich. Möglicherweise hatte er sie zu dieser Circle Line Cruise mitgeschleppt, die er machen wollte. Wenn sie da mitgekommen war, dann mussten sie echt verliebt sein.

Oder er war im Labor und fragte sich, was Carter so lange davon abhielt, wiederzukommen und weiterzuarbeiten.

Als Carter sich der Vorderseite des Bio-Gebäudes näherte, meinte er, einen leichten Geruch von Asche wahrzunehmen. Und als er seitlich herumging, um durch den Ladebereich ins Labor zu gelangen, wurde der Geruch stärker. Zu Halloween flippte das West Village immer ein wenig aus, und Carter nahm an, dass jemand am Abend unbedingt ein Lagerfeuer veranstalten musste. Doch als er zur Rückseite des Gebäudes kam, sah der gelbe Backstein, der schon immer ziemlich schmutzig gewesen war, noch schlimmer aus als sonst, schwarz, schmutzig und verrußt. Der Rauchgeruch war überwältigend.

Er sah den nassen Beton, das gelbe Polizeiband, die hölzernen Absperrungen, die verbogenen Stahltüren und blieb stehen.

Was war hier passiert?

Joe.

Er rannte auf den Ladebereich zu und überwand ohne Mühe zwei der Absperrungen aus Holz. Niemand war zu sehen bis auf zwei Studenten auf der anderen Straßenseite, die sich flüchtig den Schaden besahen. Einer von ihnen hatte einmal in Carters Einführungsseminar gesessen.

»Wissen Sie, was hier passiert ist?«, rief Carter ihnen zu.

»Ich habe gehört, es habe gebrannt. Mehr weiß ich nicht«, sagte sein ehemaliger Student.

»Wurde jemand verletzt?«

Der andere erwiderte: »Ja, ich glaube schon. Aber ich weiß nicht, wer es war.«

Carter sprang auf die Laderampe, die zur Seitentür führte. Ein Polizeiband klebte quer darüber, ebenso ein Warnschild der Feuerwehr

LEBENSGEFAHR –

ZUTRITT BIS AUF WEITERES VERBOTEN.

Carter riss das Band ab und zerrte seinen Schlüssel hervor. Er schloss die Tür auf, aber sie hatte sich im Rahmen verzogen und klemmte. Mit der Schulter stemmte er sich dagegen und drückte sie gewaltsam auf, bis sie über den Beton quietschte.

»Hey, Professor, ich glaube, das ist nicht sicher«, rief sein Student.

Aber Carter hatte die Tür weit genug geöffnet, um hineinschlüpfen zu können.

Außer dem Licht, das durch die offene Tür hereinfiel, war das improvisierte Labor dunkel. Trotzdem war es hell genug, um zu erkennen, dass der Raum vollkommen verwüstet war. Der Boden war nass und mit grauem Schutt, verkohltem Holz und zerbrochenem Glas bedeckt. Die leeren Gehäuse der Deckenscheinwerfer baumelten nutzlos von der Decke herunter. Und in der Mitte des Raumes, dort, wo das Fossil gestanden hatte, war selbst der Betonfußboden verschwunden. An der Stelle war eine Senke entstanden, fast dreißig Zentimeter tief und gleichmäßig schwarz ausgebrannt. Es sah aus, als hätte dort eine Bombe eingeschlagen.

War es das, was geschehen war? Hatte es eine Explosion gegeben? Sie hatten immer vermutet, dass in der Felsplatte gefährliche Gase eingeschlossen waren. Aber das Gestein war stabil gewesen, und sie waren noch nicht mit dem Laser rangegangen.

Oder doch?

Und wo war Joe? War er im Labor gewesen, als der Unfall, oder was immer es gewesen war, sich ereignet hatte?

Carter ließ sich das alles durch den Kopf gehen und versuchte, einen Sinn darin zu erkennen, als er auf der anderen Seite des Labors einen Lichtschimmer bemerkte.

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