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Es war dunkel geworden, und die Ladezone draußen wurde von den hellen roten Rücklichtern des Trucks und dem unheilvollen grellgelben Licht der Straßenlaternen beleuchtet. Ein kalter Wind wehte, blies so kräftig, dass die Straßenlaternen schwankten und unruhige Schatten auf den nassen schwarzen Asphalt warfen. Ein heftiger Regenguss ging schräg nieder, trommelte hart auf das Dach des Trucks und verschwand gurgelnd in den Regenrinnen.

Carter stand am Eingang und wurde erneut vollkommen nass, aber er kümmerte sich nicht darum. Er wollte nur das Fossil sehen. Zwei Arbeiter hatten bereits eine Rampe ausgelegt, die vom Truck auf den Boden führte. Bis jetzt konnte Carter nur einen riesigen dunklen Block im Inneren des Trucks erkennen. Er war in strapazierfähige Plastikplanen verpackt, die mit breiten Streifen hellgelben Klebebandes verklebt waren, und mit mehreren dicken silbrigen Ketten gesichert. Es sah aus, als stünde er leicht erhöht auf einer Art Plattform.

Ein kleiner Mann in brauner Militäruniform sprintete aus der Fahrerkabine des Trucks und rannte ins Gebäude. Er trug eine Mütze mit seinen Rangabzeichen, und sobald er es unter das Dach des improvisierten Labors geschafft hatte, riss er sich die Mütze vom Kopf und klopfte sich das Regenwasser von dem glänzenden schwarzen Schirm.

»Professore Cox?«, sagte er mit starkem Akzent zu Carter.

»Ja, das bin ich.«

Die Augen des Mannes waren klein und dunkel wie Kieselsteine. Sein Blick wanderte im Raum herum, während er sprach. »Ich bin Leutnant DiPalma. Ich bin für die Fracht zuständig. Ich kann die Ladung nur Ihnen geben.«

»Großartig, dann sind wir uns ja einig. Ich nehme sie.«

»So einfach ist das nicht. Zuerst muss ich Ihre Kopie der internationalen Frachtpapiere sehen. Sie haben sie doch bei sich, oder?«

»Ach ja, natürlich.« Carter drehte sich um, um sie zu holen, aber Joe brachte sie ihm bereits vom Schreibtisch. »Dies ist Professor Russo«, sagte Carter, »der Mann, der …«

»Ich weiß, wer der Professore ist«, unterbrach DiPalma ihn, nahm die Papiere und begann sie durchzusehen. »Non vedo l’ora di lasciare questi problemi nelle tue mani«, ratterte er an Joe gewandt los.

»Perché

»Da quando ho preso controllo di questo, è stato un problema dopo l’altro. Un soldato è rimasto gravemente ferito caricandola a Frascati. Abbiamo avuto mal tempo per il viaggio intero. Abbiamo dovuto fermarsi a Halifax per rifornirsi di carburante.« Er blätterte eine weitere Seite um und unterschrieb hastig.

Carter, der bei diesem schnellen Italienisch nicht mitgekommen war, blickte zu Joe hinüber. Dieser nickte und murmelte: »Probleme. Ein schlimmer Sturm die ganze Zeit über.« Er klang, als hätte er nichts anderes erwartet.

»Ist das der Grund, warum ich meine, dass er Halifax erwähnt hat?«

»Ja. Sie mussten dort zwischenlanden, um aufzutanken.«

»Ich bin froh, dass es nicht schlimmer gekommen ist.«

»Das stimmt leider nicht.« Joe blickte ihn ruhig an. »In Frascati wurde ein Soldat schwerverletzt. Als der Fels verladen wurde.«

Langsam war Carter dankbar, dass das Fossil überhaupt angekommen war. Er schüttelte den Kopf. »Hast du mir nicht erzählt, dass dieser Typ auf seiner Hochzeitsreise …«

»Ja, er starb. In der Höhle.«

»Oh«, sagte Carter. »Das ist ja, als läge ein Fluch darauf.«

Joe wandte rasch den Blick ab, während die LKW-Fahrer ein paar schwere Ketten an dem Felsblock befestigten. Anschließend wurden die Ketten an einer elektrischen Winde am hinteren Teil der Ladefläche des Trucks befestigt. Carter vermutete, dass man den Block auf diese Weise kontrolliert die Rampe herunterlassen konnte.

Der Leutnant warf einen kurzen Blick zurück auf den Truck und sagte: »Sorgen Sie dafür, dass der Stein sehr sicher ist, Gentlemen. Er ist sehr alt.«

Die Männer hielten die Köpfe gesenkt und erledigten ihre Arbeit wortlos und so schnell sie konnten. Carter fiel auf, dass auch sie aussahen, als könnten sie diesen Auftrag gar nicht rasch genug hinter sich bringen.

DiPalma riss die letzte Seite von Carters Dokumenten ab, faltete sie zusammen und schob sie in seine Tasche. Dann zog er ein weiteres Dokument hervor, geschrieben in Italienisch, mit jeder Menge offizieller Stempel darauf. »Sie müssen dies hier noch unterschreiben, hier und hier«, sagte DiPalma und tippte mit dem Finger auf zwei Stellen am unteren Rand.

Carter, der das italienische Behördenkauderwelsch auf die Schnelle nicht rasch genug entziffern konnte, hielt das Blatt Joe hin, der es überflog und erklärte: »Es ist nur die Quittung für die Auslieferung und geht wieder zurück an die Accademia in Rom.«

Während Carter pflichtbewusst unterschrieb, tappte DiPalma nervös mit dem Fuß auf dem immer nasser werdenden Beton. Regenwasser spritzte in das improvisierte Labor und tropfte von der Rückseite des Trucks auf die Rampe. Als Carter fertig war, schnappte sich DiPalma die Quittung, gerade als die Winde eingeschaltet wurde. Mit einem lauten knirschenden Stöhnen erwachte sie zum Leben, und DiPalma machte einen Satz zur Seite, weg von der Rampe.

»Langsam«, schrie er den Arbeitern am Truck zu, »langsam!«

Der Block hatte die Größe von mehreren Kühlschränken. Auf jeder Seite stand ein Arbeiter, als er begann, sich in Bewegung zu setzen. Carter nahm an, dass sie Angst hatten sich zu verletzen und deswegen die Hände von dem Felsen ließen. Jetzt konnte er erkennen, dass er auf einen stählernen Transportkarren montiert worden war, dessen breite Räder wütend polterten, als sie die geriffelte Metallrampe berührten.

Joe war ebenfalls auf Abstand gegangen und stand neben dem Schreibtisch. Sein starr auf den Felsblock gerichteter Blick wirkte misstrauisch. Auf Carter wirkten der Leutnant, Joe und die Arbeiter wie ein Haufen scheuender Pferde, die Rauch in ihrem Stall rochen. Was ihn selbst anging, so hätte er nicht aufgeregter sein können. Der Block war bereits zur Hälfe die Rampe herunter.

Und dann, so schnell, dass er nur noch instinktiv reagieren konnte, passierte es. Er hörte einen der Arbeiter schreien: »Vorsicht!«, und sah, wie die Kette, die den Transportkarren hielt, mit der gesamten Länge von der Ladefläche des Trucks schoss, zuckend wie eine wütende Klapperschlange. Er sprang hoch, als die wild um sich schlagende Kette unter seinen Füßen entlangpeitschte, dann wirbelte er zum Schreibtisch und Joe herum, der sich platt auf die Tischplatte warf, als die Stahlglieder sich um die Tischbeine wickelten und den ganzen Tisch mehrere Meter über den Boden zogen.

»Dio!«, brüllte DiPalma.

Der Felsblock, jetzt nicht mehr durch die Kette gesichert, rollte durch den Raum. Die Räder des Karrens kreischten auf dem Zementboden. Er drehte sich einmal halb um sich selbst, ehe er durch sein enormes Gewicht unvermittelt knirschend stehen blieb und es still wurde.

Das Ganze hatte nur wenige Sekunden gedauert. Joe klammerte sich an den Schreibtisch wie ein Schiffbrüchiger an ein Floß, der Leutnant bekreuzigte sich und murmelte etwas auf Italienisch, und einer der Arbeiter im Truck taumelte die Rampe hinunter. »Dieser gottverdammte verhexte Brocken«, fluchte er und umklammerte seinen rechten Arm. »Ich glaube, ich habe mir das Handgelenk gebrochen.«

Carter holte tief Luft, dann stieß er den Atem langsam aus. Ganz ruhig, sagte er sich. Das scheinbar endlose Stück der abgerissenen Kette lag wie ein erschöpftes Tier auf dem Boden. Der Felsblock war nicht beschädigt worden, er war sogar genau da zum Stehen gekommen, wo er ihn hinhaben wollte, unterhalb der Scheinwerfer, die Hank zusammengebastelt hatte.

»Dieses verdammte Ding«, stöhnte der Arbeiter, setzte sich auf die Rampe und krümmte sich schützend über seinen verletzten Arm. Carter ging zu ihm und sagte: »Ein paar Blocks weiter ist ein Krankenhaus. Ich werde ein Taxi rufen und Sie hinbringen.«

»Ich weiß, wo das Krankenhaus ist«, sagte der Arbeiter empört, »und ich komme schon allein hin.«

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