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Wenige Stunden, nachdem der Anruf sie erreicht hatte, hatten sie ihre Siebensachen gepackt und waren an Bord der Benjamin Franklin gegangen. Die Franklin verfügte über eine erstklassig ausgebildete Mannschaft sowie zehn Wissenschaftler von verschiedenen Universitäten und Bundesbehörden. Ihre Hauptaufgabe bestand in der Durchführung hydrographischer Untersuchungen entlang der Atlantikküste und im Golf von Mexiko.

Während einer typischen Reise führte das Schiff Tausende von präzisen Tiefenmessungen durch, um ein Bild vom Meeresboden und möglichen Wracks oder anderen Hindernissen und Auffälligkeiten zu erhalten. Mithilfe der auf diese Weise gewonnenen Informationen wurden nautische Karten für die NOAA, die National Oceanic and Atmospheric Administration, aktualisiert.

Aubrey hatte sie an der Gangway begrüßt und an Bord des Schiffs willkommen geheißen. Aubrey war von zierlicher Statur. Seine flatterhafte Emsigkeit, seine spitze Nase und sein ständiges Geplapper ohne Punkt und Komma ließen einen unwillkürlich an einen aufgeregten Haussperling denken. Er brachte sie zu ihrer Kabine. Nachdem sie dort ihre Reisetaschen abgestellt hatten, suchten sie die Messe auf. Dort setzten sie sich an einen Tisch, und Aubrey brachte ihnen Tee.

»Verdammt, es ist richtig toll, Sie hier zu haben«, sagte er.

»Ich freue mich aufrichtig, dass Sie sich an unserem Projekt beteiligen. Wie lange ist es her, seit wir uns das letzte Mal gesehen haben? Drei Jahre?«

»Eher fünf«, sagte Gamay.

»Autsch. Auf jeden Fall viel zu lange«, sagte Aubrey. »Wir werden das während dieser Reise sicher aufholen. Das Schiff läuft in zwei Stunden aus. Ich denke oft an Sie und Ihre Arbeit bei der NUMA. Es muss faszinierend sein.« Der Neid, der in Aubreys Stimme mitschwang, war nicht zu überhören. »Meine Arbeit auf den bewegten Gewässern verblasst erheblich im Vergleich mit Ihren Abenteuern.«

»Ganz und gar nicht, Hank«, widersprach Gamay. »Paul und ich würden wer weiß was tun, um wieder mal rein wissenschaftlich arbeiten zu können. Und nach dem, was ich gelesen habe, ist Ihre Arbeit für sehr viele Leute immens wichtig.«

Aubreys Miene hellte sich auf. »Wahrscheinlich haben Sie Recht. Morgen findet eine allgemeine Besprechung über verschiedene wissenschaftliche Aspekte statt. Was wissen Sie über das Phänomen ozeanischer Wirbel?«

»Nicht sehr viel«, gab Gamay zu. »Hauptsächlich, dass die Wirbel noch ziemlich unerforscht sind.«

»Das ist richtig. Deshalb ist diese Forschungsreise von erheblicher Bedeutung.« Aubrey zupfte eine Serviette aus dem Spender auf dem Tisch und fischte einen Kugelschreiber aus der Tasche. Es war eine Geste, die die Trouts schon von einem Dutzend anderer Gelegenheiten kannten.

»Sie werden sich die Satellitenbilder ansehen können, aber ich will Ihnen zeigen, womit wir es grundsätzlich zu tun haben. Wir laufen einen Punkt in direkter Nähe des Golfstroms an, etwa dreihundertfünfzig Kilometer auf dem Meer. Dieser Wirbel hat einen Durchmesser von gut hundertfünfzig Kilometern. Er befindet sich östlich von New Jersey am Rand des Golfstroms.« Er zeichnete einen unregelmäßigen Kreis auf die Serviette.

»Das sieht aus wie ein Spiegelei«, stellte Trout fest.

Trout zog Aubrey gerne wegen seiner Vorliebe auf, wissenschaftliche Probleme auf Servietten darzustellen, wobei er ihm einmal sogar empfohlen hatte, diese Zeichnungen und Berechnungen zu einem Lehrbuch zusammenzufassen.

»Künstlerische Freiheit«, entschuldigte Aubrey sich. »Es vermittelt Ihnen einen Eindruck von unserem Forschungsobjekt. Ozeanische Wirbel sind sich langsam bewegende Strudel, die gelegentlich Durchmesser von mehreren hundert Kilometern haben. Offenbar werden sie von Meeresströmungen ausgelöst. Einige rotieren im Uhrzeigersinn, andere in der entgegengesetzten Richtung. Sie können Wärme oder Kälte transportieren und befördern Nährstoffe vom Meeresgrund zur Oberfläche. Je nachdem beeinflussen sie nachhaltig das Wettergeschehen und erzeugen eine Explosion marinen Lebens entlang der Nahrungskette.«

»Ich habe mal irgendwo gelesen, dass Fischkutter gerne am Rand dieser Erscheinungen operieren«, sagte Trout.

»Menschen sind nicht die einzigen Raubtiere, die die biologische Bedeutung dieser Wirbel erkannt haben.« Aubrey zeichnete einige weitere Bilder auf die Serviette und hielt sie hoch.

»Jetzt sieht es aus wie ein Spiegelei, das von einem riesigen Fisch angegriffen wird«, sagte Trout.

»Wie jeder mit halbwegs gesunden Augen sehen kann, sind es Wale. Von ihnen weiß man, dass sie ihre Nahrung am Rand dieser Wirbel suchen. Es gibt einige wissenschaftliche Teams, die versuchen, die Wale zu ihren Weideplätzen zu verfolgen.«

»Sie benutzen also die Wale für die Suche nach Wirbeln«, stellte Trout fest.

Aubrey zuckte die Achseln. »Sicher, aber es gibt bessere Methoden, um diese Schätzchen zu suchen, anstatt Pottwale zu verfolgen. Die durch Wärme bedingte Ausdehnung des Wassers innerhalb eines Wirbels verursacht eine Unregelmäßigkeit im Ozean, die von Satelliten aufgespürt werden kann.«

»Was bringt Meeresströmungen dazu, diese Wirbel entstehen zu lassen?«, fragte Trout.

»Das ist etwas, das wir durch diese Expedition aufzuklären hoffen. Sie beide sind für dieses Projekt bestens ausgerüstet. Gamay kann ihre biologischen Kenntnisse zur Beantwortung dieser Frage heranziehen, und wir hoffen, dass Sie eins der Computermodelle erstellen können, in denen Sie so gut sind.«

»Danke für Ihre Einladung hierher. Wir tun unser Bestes«, versprach Gamay.

»Das weiß ich. Dies hier ist mehr als nur reine Wissenschaft. Diese riesigen Wirbel können das Wetter nachhaltig beeinflussen. Ein stationärer ozeanischer Wirbel vor der Küste Kaliforniens kann für niedrige Temperaturen und Regen in L.A. sorgen. Entsprechend kann im Atlantik eine solche Erscheinung, die durch den Golfstrom ausgelöst wird, dichten Nebel hervorrufen.«

»Gegen das Wetter können wir nicht viel tun«, sagte Trout.

»Das ist richtig, aber zu wissen, was auf uns zukommt, gibt uns die Möglichkeit, uns darauf vorzubereiten. Die Beobachtung von Meereswirbeln könnte für die nationale Wirtschaft von lebenswichtiger Bedeutung sein. Die Sicherheit der Handelsschifffahrt und der Strom von Öl, Kohle, Stahl, Automobilen, Getreide und sonstiger Fracht hängt wesentlich von sicheren Wettervorhersagen ab.«

»Deshalb interessiert die NOAA sich ja auch so sehr für unsere Arbeit«, sagte Trout.

Aubrey nickte. »Das bringt mich darauf, dass ich mit dem Kapitän noch unseren Zeitplan besprechen muss.« Er erhob sich und drückte seinen Gästen die Hände. »Ich kann Ihnen gar nicht sagen, wie froh ich bin, dass ich Sie beide wieder in meinem Team habe. Heute Abend veranstalten wir eine Kennenlernparty.« Er schob Trout die Serviette über den Tisch zu. »Morgen früh veranstalten wir ein Quiz über diese Dinge, Sie Schlaumeier.«

Zu Trouts Glück hatte Aubrey die Ankündigung eines Quiz nur scherzhaft gemeint, allerdings erwies sich die wissenschaftliche Vorbesprechung als sehr aufschlussreich. Und als das Forschungsschiff den Anker warf, wussten die Trouts über Meereswirbel bestens Bescheid. Vom Oberdeck des Schiffs aus betrachtet sah das Meer in der Umgebung des Wirbels nicht viel anders aus als in anderen Regionen, jedoch hatten Satellitenfotos und Computermodelle ergeben, dass die Wassermassen sich mit einer Geschwindigkeit von ungefähr fünf Kilometern in der Stunde bewegten.

Trout hatte einige Computermodelle vom Meeresgrund in der Nähe des Wirbels erstellt, und Gamay konzentrierte sich auf die biologischen Auswirkungen. Die Erforschung des Phytoplanktons war ein wesentlicher Teil ihrer Untersuchungen, weshalb sie es so eilig hatte, diesen Teil ihrer Arbeit abzuschließen.

Während das Zodiac tief in die Wellentäler eintauchte, ließen sie ein Neustonnetz über den Bootsrand ins Wasser. Die Einlassöffnung des Netzes bestand aus einem rechteckigen Rahmen aus dünnen Röhren, während das Netz selbst gut drei Meter lang und spitz zulaufend war, so dass eine große Wassermenge durch die Maschen strömen konnte. Sie justierten die Länge der Zugleine so, dass das Netz an der Wasseroberfläche trieb. Dann unternahmen sie mehrere Geradeausfahrten, angefangen an den Markierungsbojen, wobei sie den weißen Rumpf des NOAA-Schiffs als Bezugspunkt benutzten, um ihren Kurs zu halten. Sie erzielten gute Resultate, als das Netz reichliche Planktonproben einsammelte.

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