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«Das vergeht wieder. «Bolitho war erschrocken, Browne so nervös zu sehen.

Browne antwortete ruhiger:»Ich habe gerade überlegt: Morgen ist der erste April, und am Ende des zweiten könnte ich mich schon in ein Nichts verwandelt haben.»

«Dann stehen Sie nicht allein da. Jeder auf diesem Schiff, mit. Ausnahme weniger ganz Sturer, hat ähnliche Gedanken.»

«Sie auch, Sir?»

«Aye. Ich denke auch daran und fürchte es. «Bolitho versuchte ein geringschätziges Achselzucken.»Aber ich habe gelernt, damit fertig zu werden.»

Er sah, daß Browne in das Dunkel zurücktrat und offenbar über seine Worte nachdachte.

Der erste April. In Cornwall mußte es jetzt schon grün sein.

Schnee und Nebel waren für ein Jahr vorüber. Er roch fast die blühenden Hecken und die kräftigen Düfte der Bauernhöfe. Und das Haus wartete, wie so oft in den letzten hundertfünfzig Jahren, auf die Heimkehr eines Bolithos.

Halt, es war nutzlos, sich in falschen Hoffnungen und Selbstmitleid zu ergehen. Er blickte zum Besammast empor, doch seine Flagge hob sich noch nicht von den dunklen Wolken ab.

Wie niederdrückend zu wissen, daß diese kleine Gruppe von Schiffen die einzigen beiden Nachkommen der Seefahrerfamilie Bolitho an Bord hatte.

Leutnant Wolfe trat mit gespitzten Ohren an die Finknetze, als das Rumpeln von Geschützfeuer wie ferner Donner herüberklang.

«Du lieber Himmel, hören Sie sich das an!»

Auf dem Batteriedeck traten viele Seeleute von ihren langen Acht-zehnpfündern zurück und blickten nach achtern zu den Offizieren, als ob diese wüßten, was los war.

Bolitho schirmte die Augen ab und schaute zum Ausguck im Vortopp hinauf. Im ersten Tageslicht hatte er seine Abneigung gegen Höhen überwunden und war selber bis zur Großsaling aufgeentert, um sich die dänische Küste und die noch im morgendlichen Dunst liegenden Kirchtürme anzusehen. Mit Hilfe des Teleskops hatte er, von den oben stationierten Scharfschützen neugierig verfolgt, die ausgedehnten Verteidigungsanlagen von Kopenhagen studiert.

Sein eigenes kleines Geschwader hatte nicht die Absicht, sich in die Reichweite der zahlreichen Küstenbatterien zu begeben. Seine Aufgabe war es, die Galeeren zu finden und so viele wie möglich zu vernichten, bevor sie in den Kampf um Kopenhagen eingreifen konnten.

Aus seinen schriftlichen Instruktionen wußte er, welche Kräfte Nelson gegenüberstanden: mindestens achtzehn hintereinander verankerte Linienschiffe, die eine undurchdringliche Reihe stationärer Batterien darstellten, und die gewaltige Tre-Kroner-Batterie auf der Insel Amager, die Sechsundsechzig schwere Kanonen aufwies. Dazu kamen andere Kriegsfahrzeuge, Bombenschiffe und Heeresartillerie, die längs des Ufers aufgefahren war.

Gegen diese gewaltige Streitmacht konnte Nelson gerade zwölf Vierundsiebziger einsetzen, vorausgesetzt, sie hatten den letzten Teil der Meerenge unbeschädigt passiert.

Als Bolitho jetzt auf das fortwährende Grollen des Geschützfeuers lauschte, kam ihm die Kühnheit und vielleicht sogar Tollkühnheit des ganzen Unternehmens zu Bewußtsein. Aber ebenso auch die Kaltblütigkeit des Mannes, dessen Flagge auf der Elephant wehte, nur wenige Meilen von ihm entfernt.

Herrick trat besorgt herzu.

«Ich wünschte, wir wären bei der Flotte, Sir. Es war wohl falsch, sie zu verlassen. Jetzt wird dort jede zusätzliche Kanone dringend gebraucht.»

Bolitho antwortete nicht gleich. Er beobachtete die Relentless, eine schon ferne Pyramide leicht schlagender Leinwand, als sie gerade den Kurs nach Backbord änderte. Ein Stück achteraus von ihr stand die Lookout, die sicher stets ein Auge auf das Flaggschiff hatte.

Bolitho sagte:»Die Dänen werden nicht eher handeln, als bis Nelson sich selbst engagiert. Wenn seine Flotte morgen ankerauf geht und den Mittelgrund umrundet, ist der Augenblick gekommen, den ich an ihrer Stelle wählen würde. Nelsons Schiffe geraten dann in ein Kreuzfeuer aus drei verschiedenen Richtungen.»

Er beobachtete den Pulverqualm, der sich ausbreitete und die fernen Schiffe und auch die Stadt ihren Blicken entzog. Männer kämpften und starben dort, doch auf dem Achterdeck der Benbow spürte man noch nichts von einer Gefahr.

Browne ließ sein Glas sinken und meldete:»Signal von Relentless über Lookout, Sir: >Fremdes Segel in Peilung Südost<. «Nach einem neuerlichen Blick durchs Glas setzte er hinzu: «Relentless setzt schon mehr Segel, Sir.»

Bolitho nickte und bemühte sich, die anderen nichts von seinen aufsteigenden Zweifeln merken zu lassen. Kapitän Peel handelte gemäß seinen Instruktionen und verlor keine Zeit damit, weitere unbestimmte Sichtmeldungen abzugeben.

Gewiß war die gesamte dänische Flotte zur Abwehr des bevorstehenden Angriffs aufgeboten. Da würde kein einzelnes Handelsschiff so verrückt sein und zwischen den beiden mächtigen Flotten herumsegeln.

Die Relentless entfernte sich schnell von ihrem kleineren Gefährten. Bolitho war sicher, daß Peel seine Ausguckposten im Mast sorgfältig ausgesucht hatte, um möglichst schnell zuverlässige Meldungen abgeben zu können.

«Das Geschützfeuer im Norden läßt nach, Sir. «Wolfe ging zum Logbuch, um eine kurze Notiz hineinzuschreiben.»Nelson scheint durchgebrochen zu sein.»

Wie um das zu bekräftigen, rief Browne:»Von Indomitable, Sir. Styx meldet, daß unsere Flotte in Sicht ist und schon Kurs geändert hat.»

Herrick wischte sich die Stirn mit dem Taschentuch.»Das ist eine Erleichterung. Zumindest wissen wir jetzt, daß wir für den Rückweg nicht allein sind.»

«An Deck!«Ihr vergessener Ausguck im Vortopp bewirkte, daß alle zu ihm emporschauten.»Geschützfeuer in südlicher Richtung!»

Herrick fluchte.»Was, zum Teufel! Peel scheint im Gefecht zu sein.»

«Signal von Lookout, Sir. Sie bittet um Erlaubnis zur Hilfeleistung. «Herrick schüttelte den Kopf und schaute fragend Bolitho an. Dieser sagte ruhig:»Abgelehnt! Die Lookout benötigt zwei Stunden, bis sie die Fregatte erreicht. Wenn wir inzwischen auf die Galeeren stoßen, brauchen wir sie aber dringend zur Abwehr.»

Browne beobachtete, wie das Flaggensignal zur Rah hochstieg und dort auswehte. Seine eigenen Sorgen waren vergessen, als er den schnellen Austausch von Blicken zwischen Bolitho und Herrick gesehen hatte. Er wußte, was sie dachten. Es mußte immer wieder ein schwerer Entschluß sein, einen Freund oder Verwandten einer Ungewissen Gefahr auszusetzen.

Das Geschützfeuer war nun auch auf dem Achterdeck zu hören. Es klang heftig, aber unregelmäßig und sehr ausgeprägt, was darauf schließen ließ, daß die Schiffe einander auf sehr nahe Entfernung beschossen.

Herrick sagte:»Mr. Speke! Hinauf mit Ihnen, und melden Sie mir, was Sie davon halten.»

Der Leutnant enterte in den Wanten auf, und seine Rockschöße flatterten dabei im Wind.

Wolfe fragte nach kurzem Gruß:»Soll ich Befehl zum Laden und Ausrennen geben, Sir?»

«Nein, dazu ist noch kein Anlaß.»

Seltsam, in Sekundenschnelle war die kommende Schlacht, war Kopenhagen, ja der Grund ihres Hierseins wie weggewischt. Irgendwo hinter dem verschwommenen Horizont stand einer von ihnen im Kampf. Es hörte sich an, als ob nur zwei Schiffe beteiligt wären. Ob der Gegner ein Russe, Schwede oder Däne war, machte in diesem Augenblick keinen Unterschied.

Bolitho vertraute auf Peels Fähigkeiten und wußte, daß er keinesfalls unüberlegt handeln würde. Er erinnerte sich an den Gesichtsausdruck von Pascoe, als er die Kajüte verließ, kurz nachdem er die Wahrheit über seinen Vater erfahren hatte.

«Rauch, Sir!«Spekes Stimme klang schrill.»Da brennt ein Schiff!»

Bolitho biß sich auf die Lippe.»Signal ans Geschwader, Mr. Browne: >Mehr Segel setzen! <»

Herrick handelte sofort:»Mr. Wolfe! Schicken Sie Toppsgasten nach oben, die die Bramsegel losmachen. Und lassen Sie den Besan setzen!»

Wolfe eilte mit wehenden roten Haaren über das Deck und schwang sein Sprachrohr, als er die Leute vom Achterdeck zum Ausholen des Gaffelsegels am hinteren Mast kommandierte und die Toppsgasten anfeuerte, die zu den obersten Rahen aufenterten.

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