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Er sagte:»Es wird fast zwei Stunden dauern, bis wir Näheres ausmachen können. Lassen Sie die Leute essen, bevor wir >Klar Schiff zum Gefecht< anschlagen.»

Herrick sah ihn grimmig an.»Sie glauben tatsächlich, daß es Ro-pars' Geschwader ist, Sir?»

Loveys, der bleichgesichtige Schiffsarzt, kam nach achtern, um über Babbages Zustand zu berichten. Er sah selber wie der wandelnde Tod aus.

Bolitho fragte:»Glauben Sie's nicht, Thomas?»

Herrick zog eine Grimasse.»Ich hätte nie gedacht, daß ich einmal das Insichtkommen eines Feindes begrüßen würde. Aber nach diesem Auftritt mache ich eine Ausnahme.»

Bolitho horchte auf das Getrappel eiliger Füße und vermutete, daß Herricks Ausguckposten endlich die anderen Schiffe gesichtet hatte. Er schluckte eine weitere Tasse starken Kaffees hinunter und warf Allday einen vorwurfsvollen Blick zu, als er Brandy darin schmeckte.

«Sie wissen doch, daß ich in solchen Augenblicken nie Alkohol trinke!»

Allday blieb unbewegt.»Bisher waren wir auch in wärmeren Zonen, Sir. Dies gibt Ihnen Kraft.»

Der Posten rief durch die Tür:»Fähnrich der Wache, Sir!»

Es war Aggett, der älteste >junge Herr< der Benbow.

Bolitho sah ihn so ruhig an, wie es ihm möglich war.

«Meldung von Mr. Browne, Sir. Wir haben soeben ein weiteres Signal von der Relentless bekommen.»

Bolitho sagte geduldig:»Schön, Mr. Aggett, aber ich kann leider keine Gedanken lesen!»

Der Junge errötete.»Acht fremde Segel im Nordwesten, Sir.»

Bolitho verdaute diese neue Nachricht. Es waren also acht. Ihre Chancen verschlechterten sich.

Er sagte:»Empfehlung an den Flaggleutnant, er möchte ein Signal an Lookout zur Weitergabe an Relentless machen: >Erkunden Sie weiteres über die gesichteten Schiffe, und machen Sie Meldung an den AdmiralStyx heimgeschickt worden war, hatte sich seine Verantwortung verdoppelt. Seine Meldungen war lebenswichtig für das Geschwader.

Allday nahm den alten Säbel herunter und wartete, daß Bolitho den Arm hob, damit er ihn am Koppel einhaken konnte.

«Der paßt besser zu Ihnen, Sir.»

Bolitho reichte Ozzard die leere Tasse.»Sie sind sentimental, All-day. «Nachdem er noch einen schnellen Blick durch die Heckfenster geworfen und sich vergewissert hatte, daß Wind und Beleuchtung unverändert waren, ging er an Deck.

Die Signalgasten schufteten wie die Teufel, Flaggen jagten zur Rah hoch und wieder herunter, Wiederholungen, Verstanden-Meldungen, Fragen. Er stellte abermals fest, daß diese Fachleute den äußerlich unbeteiligten Browne offenbar mochten und anerkannten.

Browne übersah nichts. Vielleicht hatte Inskip recht, daß er einen Platz in Whitehall oder im Parlament verdiente.

Ein Steuermannsmaat gab ein höflich warnendes Räuspern von sich, und Herrick wandte sich um, seinen Vorgesetzten zu begrüßen.

«Haben Sie es gehört, Sir? Ich habe den Sechsten Offizier mit seinem Fernglas auf die Großbramsaling geschickt. Die anderen Schiffe sind in Sicht. Acht, soweit wir bisher wissen, aber noch nicht auszumachen, wie groß sie sind.»

Browne rief:»Von Lookout, Sir: Feind in Sicht!»

Bolitho sah ihn unbeweglich an.»Machen Sie >Verstanden<. Danach: >Befehl an alle: Klar Schiff zum Gefecht

Er achtete nicht auf die plötzliche Erregung ringsum, auf das geschäftige Quietschen der Flaggleinenblöcke, sondern sagte zu Herrick:»Sie hatten recht, Thomas.»

Herrick grinste.»Nur weiß ich nicht, ob ich mich darüber freuen soll.»

Wolfe tippte an seinen Hut und fragte drängend:»Darf >Klar Schifft angeschlagen werden, Sir?«»Aye. Fangen wir damit an.»

Sobald die Trommeln alle Mann auf ihre Klarschiffstationen riefen, quollen Matrosen und Seesoldaten wie eine Flutwelle aus den Luken und Niedergängen hervor. Sie hatten schon darauf gewartet, und die meisten merkten nichts von den bangen Ahnungen ihres Kommandanten oder den Zweifeln ihres Admirals.

Bolitho hörte, wie die Vorhänge im Achterschiff abgenommen und alle Hindernisse, seien es Seekisten oder Möbelstücke, nach unten in die Räume unter der Wasserlinie getragen wurden. Das gehörte dazu, um das Schiff in volle Gefechtsbereitschaft zu versetzen. Das untere Batteriedeck war jetzt ein einziger großer Raum, vom Bug bis zum Heck an jeder Seite mit Kanonen bestückt. Die Zweiunddreißiger waren schon bemannt, ihre Zurrings gelöst, während die Schiffsjungen rundherum, auch um die Beine der Bedienungsmannschaften, Sand ausstreuten. Auf dem oberen Batteriedeck, wo die Achtundzwanzig-pfünder standen, zur Hälfte von den Laufbrücken abgedeckt, die Vor-und Achterschiff an beiden Seiten miteinander verbanden, war man ebenso geschäftig.

Bolitho beobachtete die Geschützbedienungen auf dem Achterschiff, die sich wie bei ihrem täglichen Exerzieren bewegten. Sie überholten die Taljen der Neunpfünder und legten sich ihre Werkzeuge so sorgsam zurecht wie Chirurgen vor der Operation, während die Seesoldaten sich wie eine feuerrote Raupe zwischen ihnen hindurch zur Hütte und Back wanden. Von den Seesoldaten wurden die Gefechtsstände in den Masten und die weniger beliebten Posten vor den Luken besetzt, wo sie zu verhindern hatten, daß Verängstigte sich nach unten verdrückten.

Solche Vorkehrungen waren notwendig, denn es kam vor, daß Neulinge durch das fürchterliche Krachen der Artillerie und die schrecklichen Kampfszenen den Verstand verloren und versuchten, in den Tiefen des Schiffsleibes Zuflucht zu finden.

Er hörte Wolfe ärgerlich ausrufen:»Verdammt, Mr. Speke. Die In-domitable war schneller als letztes Mal. Sie hat uns geschlagen!»

Browne meldete:»Von Relentless, Sir. «Er schielte auf die Merktafel des Fähnrichs.»Fünf Linienschiffe, zwei Fregatten und ein Transporter.»

Bolitho ließ sich ein Teleskop von einem Steuermannsmaaten geben und kletterte in die Wanten. Dabei war er sich bewußt, daß die nächststehenden Geschützbedienungen ihn genau beobachteten. Von einem Mann in feinem Mantel mit glitzernden Epauletten erwarteten sie mehr als von ihresgleichen.

Er wartete und stützte sein Glas gegen die vibrierenden Webeleinen, bis die Benbow sich träge auf einer langen See, die diagonal unter ihrem Kiel hindurchlief, erhob, bevor sie wieder in das nächste Wellental hinabsank.

In diesen Sekunden sah Bolitho den Feind zum ersten Mal. Nicht nur als ein paar dunkle Segel vor einem trüben Himmel, sondern als Schiffe. Er zweifelte nicht, daß der französische Befehlshaber ihn ebenfalls beobachtete.

Sechs große Schiffe in zwei Kolonnen. Das zweite der Luvkolonne führte die Flagge eines Vizeadmirals. Wenn es für Bolitho noch irgendwelche Zweifel gegeben hatte, jetzt waren sie verflogen.

Hinter den beiden Kolonnen standen die Fregatten. Wahrscheinlich warteten sie dort — frei vom Geschwader abgesetzt — , bis sie Bolithos Stärke, vor allem an Fregatten, erkannt hatten.

Er rief:»Ich schätze, daß sie Kurs Südost steuern, Captain Herrick.»

Herrick antwortete ebenso förmlich:»Das ist auch meine Ansicht,

Sir.»

Bolitho wartete, bis der nächste Roller den mächtigen Leib der Ben-bow anhob, und suchte dann nach dem Transporter. Es war wohl das letzte Schiff in der Lee-Kolonne, entschied er. Das war der beste Platz, um sich abzusetzen oder in den Schutz der Fregatten zu begeben, wenn es befohlen wurde. Was mochte er wohl geladen haben? Gewiß keine Vorräte, eher einige von Napoleons Elitetruppen, Männer, die das Wort Niederlage kaum kannten. Der Zar von Rußland würde sicherlich einige ihrer Ratschläge gebrauchen können, bevor er sich in die allgemeine Kriegsarena wagte. Möglicherweise waren es auch Truppen, die die gekaperten britischen Handelsschiffe bewachen sollten. Gut, dachte Bolitho grimmig, wie der Tag auch ausgehen mochte: diese Schiffe waren vor Ropars nun in Sicherheit. Außerdem hatte die Tat der Styx vielleicht die Schweden und Preußen weniger geneigt gemacht, die Ziele des Zaren zu unterstützen.

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