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»Diese Unterhaltung beginnt sehr erotisch und für mich peinlich zu werden«, unterbrach ihn Morredeth, deren Fell sich zu unregelmäßigen Wellen kräuselte. »Hören Sie sofort auf damit!«

»Ehrlich gesagt, irritiert es mich auch ein wenig«, stimmte ihr Bowab zu, »wenngleich aufrecht angenehme Weise. Warum erzählen Sie so viel über ihr pelziges Haustier? Hatte es vom Charakter oder Benehmen her etwa Ähnlichkeit mit Morredeth oder mir? Ist das Tier ein besonderer Freund von Ihnen gewesen? Was ist mit der Katze passiert, und worauf läuft die Geschichte hinaus?«

»Es tut mir leid, ich wollte wirklich niemandem zu nahe treten«, entschuldigte sich Hewlitt. »Weshalb ich gerade über meine Katze geredet habe, weiß ich selbst nicht so genau, zumal ich schon seit Jahren nicht mehr an sie gedacht habe. Vielleicht deshalb, weil sie mein erster Freund gewesen ist, der kein Mensch war. Sie war sehr lieb und ähnelte niemandem hier am Tisch, erst recht nicht, während Sie mit mir Scremman gespielt haben. Leider war sie etwas zu abenteuerlustig und erlitt einen Unfall. Sie lief zu dicht an ein großes Antischwerkraftfahrzeug heran und wurde von der Außenkante des Repulsionsfelds erfaßt. Zuerst schien es, als wäre sie nicht sonderlich schwer verletzt, weil sie immer noch atmete und nur etwas um den Mund und die Ohren herum blutete. Trotzdem sagten meine Eltern, daß es keine Hoffnung mehr für sie gebe und man sie zum Tierarzt zum Einschläfern bringen solle, um das arme Ding von seinen Qualen zu befreien. Bevor mich meine Eltern aufhalten konnten, nahm ich sie in die Arme, brachte sie in mein Zimmer und verriegelte hinter mir die Tür, damit sie mir niemand mehr wegnehmen konnte. Danach habe ich sie die ganze Nacht über in meinem Bett gepflegt, bis sie … «

»Bis sie starb«, unterbrach ihn Horrantor mit einer Stimme, die viel zusanft und leise zu klingen schien, als daß sie von einer solch wuchtigen Kreatur hätte stammen können. »Das ist wirklich eine furchtbar traurige Geschichte.«

»Nein, überhaupt nicht«, widersprach Hewlitt. »Ich habe sie nämlich so lange gepflegt, bis es ihr allmählich etwas besser ging. Am nächsten Morgen war sie sogar schon fast wieder gesund und stieß mit dem Kopf gegen meine Beine, weil sie gefüttert werden wollte. Meine Eltern wollten es zunächst gar nicht glauben. Mein Vater sagte jedoch, daß eine Katze neun Leben habe – das ist eine alte terrestrische Redensart, die darauf beruht, daß Katzen sehr beweglich sind, ein ausgeprägtes Gleichgewichtsgefühl haben und nur selten stürzen, und diese Fähigkeiten schien sie alle auf einmal angewandt zu haben. Ich nehme an, daß sie irgendwann an Altersschwäche gestorben ist.«

»Eine traurige Geschichte also, wenngleich mit einem glücklichen Ende«, meinte Bowab. »Das sind genau die Erzählungen, die ich am liebsten mag.«

»Wollen wir uns weiter über pelzige Haustiere unterhalten, oder wollen wir Scremman spielen?« fragte Morredeth ungeduldig, deren Fell sich stachelig aufrichtete und merkwürdige, unregelmäßige Wellen schlug, was vielleicht auf Ungeduld oder Verärgerung hindeuten sollte, aber natürlich auch etwas völlig anderes bedeuten konnte.

Die Frage beantwortete sich von selbst, weil Horrantor umgehend mit dem Austeilen der Karten begann um die Kelgianerin zu besänftigen, der es offenbar nicht gefiel, wenn er über Katzen sprach, sagte Hewlitt: »Ich habe nur deshalb von meinem Haustier erzählt und besonders über dessen Fell geredet, weil ich darüber nachgedacht habe, ob die Spielregeln mir gegenüber ungerecht sind, da ich die Gesten und die Gesichtsausdrücke fremder Spezies nicht zu deuten weiß. Horrantor und Bowab zeigen keinerlei Regungen, die ich wahrnehmen könnte, und Morredeth zeigt wiederum viel zu viele, als daß ich sie deuten könnte. Vielleicht lerne ich das ja noch mit der Zeit. Zum Beispiel ist es sehr unfair, daß Sie beide weit mehr Zeit als ich gehabt haben, um Morredeths Fellbewegungen zu beobachten, und Sie…«»Sie werden es ganz bestimmt nicht lernen, meine Gefühle zu deuten, Hewlitt. Ganz egal, wie lange wir hier zusammen sind«, unterbrach ihn Morredeth, während sich ihr Fell kräuselte und aufstellte, als würde ein heftiger Windstoß durch die Station fegen. »Selbst ein anderer Kelgianer hätte damit seine Schwierigkeiten.«

Das Spiel wurde unter mißbilligendem Schweigen fortgesetzt, und Hewlitt wußte, daß er wieder einmal etwas Falsches gesagt haben mußte.

12. Kapitel

Nachdem das Spiel von der hudlarischen Schwester mit dem Hinweis beendet worden war, sie möchten bitte in ihre Betten zurückkehren und die Medizin für die Nacht einnehmen, um endlich zu schlafen, beschäftigte Hewlitt noch lange der Gedanke, was er Falsches gesagt haben könnte, weil er einen solchen Fehler zukünftig vermeiden wollte. Die drei anderen kamen auf dem Weg zum und vom Waschraum an seinem Bett vorbei, wobei Morredeth keinen Ton sagte, doch traute sich Hewlitt auch nicht, sie anzusprechen, weil er fürchtete, dadurch alles nur noch schlimmer zu machen.

Da er als einziger keine Medikamente bekam, wurde er auch als letzter Patient konsultiert. Die hudlarische Schwester mußte lediglich die Sensorenverbindungen zu seinem Überwachungsmonitor überprüfen und hätte bis zu ihrer nächsten Runde in zwei Stunden nichts weiter zu tun, als den Zustand der schlafenden Patienten zu kontrollieren, es sei denn, es würde ein Notfall eintreten. Vor ihr lag eine lange Nachtschicht, und Hewlitt hoffte, ihre Langeweile unterbrechen und seine Neugier durch einige Fragen befriedigen zu können.

»Versuchen Sie heute abend einmal, nicht den Bildschirm einzuschalten«, riet ihm die Hudlarerin. »Oberschwester Leethveeschi hat mir nämlich erzählt, Sie hätten heute schon genug Aufregung gehabt. Beim Kartenspielen vergeht die Zeit wie im Flug, und es freut mich sehr, daß Sie sich mit Patienten fremder Spezies angefreundet haben. Aber jetzt müssen Sie schlafen.«

»Ich werde es versuchen, Schwester, aber etwas macht mir Sorgen.«

»Haben Sie etwa Schmerzen?« erkundigte sich die Schwester besorgt und kam sofort näher an das Bett heran. »Ihre Sensordaten zeigen einen optimalen Zustand Ihrer Lebenszeichen an. Falls Sie allerdings Beschwerden haben sollten, beschreiben Sie mir die Symptome bitte so genau wie möglich.«»Entschuldigen Sie, Schwester, aber ich habe mich wohl nicht richtig ausgedrückt, es hat nämlich nichts mit meinem körperlichen Zustand zu tun. Ich habe im Laufe des Tages eine andere Patientin gekränkt, und zwar die Kelgianerin Morredeth, aber ich weiß nicht, was an dem, was ich gesagt oder getan habe, so Beleidigendes gewesen sein soll. Wir haben zu viert Scremman gespielt, und die anderen beiden haben anscheinend versucht, mir nonverbal mitzuteilen, daß ich damit aufhören solle. Ich würde gern wissen, was ich falsch gemacht habe, damit ich einen solchen Fehler nicht wiederhole und mich entschuldigen kann, falls es etwas Ernsthaftes gewesen sein sollte.«

Obwohl die Schwester keinerlei Regungen zeigte, die er identifizieren konnte, wirkte die Hudlarerin nun entspannter, als sie antwortete: »Ich glaube nicht, daß es etwas ist, worüber man sich Sorgen machen müßte, Patient Hewlitt. Während eines Scremmanspiels, das sich wie bei Ihnen, so wurde mir jedenfalls berichtet, über mehrere Stunden erstreckt, ist der Austausch beleidigender und kritisierender Äußerungen allgemein üblich… «

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