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Morgen, dachte Larry wieder und stolperte unter den heißen Traumlichtern des Madison Square Garden von einem der hohen Mikrophone zum anderen. Wir sehen uns morgen.

Aber es war nicht am nächsten Tag und auch nicht am Tag danach. Am Abend des 27. September kampierten sie in der Stadt Freemont Junction, und es gab reichlich zu essen.

»Ich erwarte immer, daß es bald vorbei ist«, sagte Larry an diesem Abend zu Glen. »Und es wird jeden Tag schlimmer.«

Glen nickte. »Mir geht es ähnlich. Wäre schon komisch, wenn es sich nur um eine Fata Morgana gehandelt hätte, nicht wahr? Nichts als ein böser Traum in unserem kollektiven Bewußtsein.«

Larry sah ihn einen Augenblick überrascht und nachdenklich an. Dann schüttelte er langsam den Kopf. »Nein, ich glaube nicht, dass es nur ein Traum ist.«

Glen lächelte. »Ich auch nicht, junger Mann. Ich auch nicht.«

Am nächsten Tag war es soweit.

Morgens um kurz nach zehn gingen sie eine Steigung hoch, und unter ihnen im Westen, etwa fünf Meilen entfernt, parkten zwei Wagen Motorhaube an Motorhaube. Alles sah genauso aus, wie Larry es erwartet hatte.

»Unfall?« fragte Glen.

Ralph hielt die Hände über die Augen. »Das glaube ich nicht. Dann würden sie anders stehen.«

»Es sind seineLeute«, sagte Larry.

»Ja, das glaube ich auch«, sagte Ralph. »Was sollen wir jetzt tun, Larry?«

Larry nahm sein großes Taschentuch aus der Gesäßtasche und wischte sich damit das Gesicht. Entweder war heute wieder Sommer, oder sie spürten bereits die Hitze der Wüste, die im Südwesten lag. Es mochten knapp dreißig Grad sein.

Aber es ist eine trockene Hitze, dachte er. Ich schwitze nur ein wenig. Nur ganz wenig.Er steckte das Taschentuch wieder ein. Jetzt, wo es endlich soweit war, fühlte er sich gut. Wieder überkam ihn das seltsame Gefühl, daß es sich hier um einen Auftritt handelte, eine Show, die über die Bühne gehen mußte.

»Wir gehen hinunter«, sagte Larry. »Dann werden wir feststellen, ob Gott wirklich auf unserer Seite steht. Okay, Glen?«

»Du bist der Boß.«

Sie gingen weiter. Nach einer halben Stunde waren sie so nahe herangekommen, um erkennen zu können, daß diese Wagen früher der Utah State Police gehört hatten. Mehrere bewaffnete Männer warteten auf sie.

»Ob sie uns erschießen?« fragte Ralph im Plauderton.

»Das weiß ich nicht«, sagte Larry.

»Ein paar von ihren Gewehren haben Zielfernrohre. Die Sonne spiegelt sich in den Linsen. Wenn sie uns abknallen wollen, könnte es ziemlich bald passieren. Wir sind fast in Schußweite.«

Sie setzten ihren Weg fort. Die Männer an der Straßensperre teilten sich in zwei Gruppen auf. Fünf Männer standen vorn und richteten ihre Gewehre auf die drei Leute, die sich ihnen näherten, drei weitere knieten hinter dem Wagen.

»Sind es acht, Larry?«

»Ich zähle auch acht«, sagte Larry. »Wie fühlst du dich?«

»Okay«, sagte Glen.

»Und du, Ralph?«

»Solange wir nur wissen, was wir zu tun haben, wenn's soweit ist«, antwortete Ralph. »Das ist mein einziger Wunsch.«

Larry nahm seine Hand und drückte sie. Dann tat er bei Glen das gleiche.

Sie waren jetzt bis auf weniger als eine Meile herangekommen. »Sie werden uns nicht gleich erschießen«, sagte Ralph. »Sonst hätten sie es längst getan.«

Jetzt waren schon die Gesichter zu erkennen, und Larry schaute interessiert hinüber. Einer trug einen dichten Bart. Ein anderer war noch jung, aber schon fast kahl - schlimm für ihn, dachte Larry. Die Haare müssen ihm schon während der Schulzeit ausgefallen sein.Ein anderer trug ein knallgelbes T-Shirt mit einem grinsenden Kamel darauf, unter dem in altmodischen verschnörkelten Buchstaben das Wort SUPERHUMP - Superbuckel - stand. Wieder einer sah wie ein Buchhalter aus. Er fummelte mit einer 357er Magnum herum und wirkte dreimal so nervös, wie Larry sich jetzt fühlte; genau der Mann, der sich selbst in die Füße schießen würde, wenn er sich nicht endlich beruhigte.

»Sie sehen nicht anders aus als unsere Leute«, sagte Ralph.

»Doch«, antwortete Glen. »Sie tragen alle Gewehre.«

Sie näherten sich dem Wagen bis auf etwa sechs Meter. Larry blieb stehen, und auch die anderen hielten an. Ein Augenblick tödlicher Stille entstand, als Flaggs Männer und Larry und seine Leute sich gegenseitig musterten.

»Hallo«, sagte Larry nach einer Weile freundlich.

Der Kleine, der wie ein Buchhalter aussah, trat vor. Er spielte immer noch mit seiner Magnum. »Seid ihr Glendon Bateman, Lawson Underwood, Stuart Redman und Ralph Brentner?«

»Sag mal, du Trottel«, sagte Ralph, »kannst du nicht zählen?«

Jemand kicherte. Der Buchhaltertyp lief rot an. »Wer fehlt?«

»Stu hatte unterwegs einen Unfall«, sagte Larry. »Und du wirst auch bald einen haben, wenn du nicht aufhörst, mit der Kanone zu spielen.«

Wieder lachten ein paar Leute. Der Buchhalter schaffte es, die Waffe im Gürtel seiner grauen Hose unterzubringen, und er sah jetzt noch lächerlicher aus als vorher. Eine Witzfigur.

»Ich heiße Paul Burlson«, sagte er, »und kraft der mir verliehenen Autorität verhafte ich Sie und fordere Sie auf mitzukommen.«

»In wessen Namen?« fragte Glen sofort.

Burlson sah ihn verächtlich an... aber in seine Verachtung mischte sich noch etwas anderes. »Sie wissen, für wen ich spreche.«

»Dann sag es doch.«

Aber Burlson schwieg.

»Hast du Angst?« fragte Glen ihn. Er betrachtete die acht Männer.

»Hast du solche Angst, daß du nicht einmal seinen Namen auszusprechen wagst? Gut, dann tue ich es für dich. Sein Name ist Randall Flagg, auch bekannt als der dunkle Mann oder der große Mann oder der Wandelnde Geck. Nennen einige von euch ihn nicht so?« Er sprach hell und klar, und seiner Stimme war anzumerken, wie wütend er war. Einige der Männer sahen sich unbehaglich an, und Burlson trat erschrocken einen Schritt zurück. »Nennt ihn Beelzebub, denn auch das ist sein Name. Nennt ihn Nyarlahotep und Ahaz und Astaroth. Nennt ihn R'yelah und Seti und Anubis. Sein Name ist Legion, und er ist ein Abtrünniger der Hölle, und ihr Männer küßt ihm den Arsch.« Er sprach jetzt wieder im Plauderton und lächelte entwaffnend. »Ich finde, das sollte einmal gesagt werden.«

»Packt sie«, sagte Burlson. »Packt sie alle und erschießt den ersten, der sich bewegt.«

Es war seltsam. Ein paar Sekunden lang rührte niemand auch nur eine Hand, und Larry dachte: S ie werden es nicht tun, sie haben vor uns genausoviel Angst wie wir vor ihnen, noch mehr, obwohl sie bewaffnet sind...

Er sah Burlson an und sagte: »Was soll der Unsinn, du Schleimscheißer? Wir wollenja gehen. Deshalb sind wir gekommen.«

Dann setzten die Männer sich in Bewegung, als hätte Larry den Befehl dazu erteilt. Larry und Ralph wurden auf den Rücksitz eines der Wagen gedrängt, Glen auf den Rücksitz des anderen. Sie saßen hinter einem Gitter aus Stacheldraht, und die Türen hatten innen keine Griffe.

Wir sind verhaftet, dachte Larry. Er stellte fest, daß der Gedanke ihn amüsierte.

Vier Männer zwängten sich auf den Vordersitz. Der Wagen setzte zurück, wendete und fuhr in Richtung Westen. Ralph seufzte.

»Angst?« fragte Larry ganz leise.

»Keine Ahnung. Erst mal bin ich froh, daß ich nicht mehr laufen muß.«

Einer der Männer vor ihnen sagte: »Der alte Mann mit dem großen Maul. Ist er euer Boß?«

»Nein, das bin ich.«

»Wie heißen Sie?«

»Larry Underwood. Dies ist Ralph Brentner. Der andere heißt Glen Bateman.« Er schaute durch die Heckscheibe. Der zweite Wagen war hinter ihnen.

»Was ist mit dem vierten Kerl passiert?«

»Er hat sich das Bein gebrochen. Wir mußten ihn zurücklassen.«

»Verdammtes Pech. Ich heiße Barry Dorgan. Sicherheitspolizei Vegas.«

Larry hätte fast freut mich, Sie kennenzulernen gesagt, und er mußte lächeln. »Wie lange fährt man bis Vegas?«

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