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»Nun, fangen wir mit Tee für zwei an«, sagte Nadine und ging zum Gaskocher.

Kaum hatte sie ihm den Rücken zugedreht, schoß Harold heißes Blut in den Kopf und machte sein Gesicht zweifellos so purpurn wie rote Bete. Ein schöner Schwerenöter bist du!schalt er sich hektisch. D u hast dich wie ein blöder Narr benommen und eine völlig unschuldige Bemerkung falsch interpretiert, und damit hast du wahrscheinlich eine gute Gelegenheit verpatzt. Geschieht dir recht. Geschieht dir völlig recht!

Als sie die dampfenden Teetassen zum Tisch trug, hatte Harolds hektische Röte etwas nachgelassen und er hatte sich wieder besser unter Kontrolle. Das Schwindelgefühl hatte sich unvermittelt in Verzweiflung verwandelt, und ihm war (nicht zum ersten Mal), als wären sein Körper und Geist kantiperkantaper in den Wagen einer riesigen Achterbahn aus reinsten Gefühlen gestoßen worden. Es gefiel ihm nicht, aber er konnte die Fahrt nicht mehr anhalten. Wenn sie sich überhaupt für mich interessiert hat, dachte er (und wieso sollte sie denn, fügte er düster hinzu), habe ich das wahrscheinlich durch meinen Pennälerwitz gründlich kaputtgemacht. Nun, so etwas war ihm schon früher passiert, und er konnte wohl mit dem Wissen leben, daß er es wieder geschafft hatte. Sie sah ihn mit diesen beunruhigend offenen Augen über den Rand der Teetasse an und lächelte wieder, und das Quentchen Gelassenheit, das er hatte aufbringen können, zerstob augenblicklich wieder.

»Kann ich irgendwas für Sie tun?« fragte er. Es hörte sich wie eine tumbe Zweideutigkeit an, aber etwas mußteer ja sagen, denn es mußte ja auch einen Grund geben, weshalb sie hier war. Er spürte, wie sein eigenes Lächeln in seiner Verwirrung von den Lippen verschwand.

»Ja«, sagte sie und stellte entschlossen die Teetasse ab. »Ja, das können Sie. Vielleicht können wir etwas füreinander tun. Können wir ins Wohnzimmer gehen?«

»Klar.« Seine Hände zitterten, als er die Tasse auf den Tisch stellte und sich erhob; fast hätte er etwas verschüttet. Als er ihr ins Wohnzimmer folgte, sah er, wie glatt der Stoff der Hose an ihren Gesäßbacken klebte. Er hatte einmal gelesen, daß das glatte Aussehen der Hose einer Frau an der Stelle unterbrochen ist, wo der Slip durchdrückt, wahrscheinlich in einem der Magazine, die er in seinem Schlafzimmerschrank hinter den Schuhkartons versteckt hatte, und in den Magazinen stand weiter, wenn eine Frau wirklich glatt und nahtlos aussehen wollte, mußte sie einen Tanga oder gar nichts drunter tragen.

Er schluckte; versuchte es wenigstens. Ein dicker Kloß schien ihm im Hals zu stecken.

Das Wohnzimmer war düster, nur vom Licht erhellt, das durch die heruntergelassenen Jalousien hereinfiel. Es war nach halb sieben; draußen ging der Abend in die Dämmerung über. Harold trat an eines der Fenster, um die Jalousie hochzuziehen und mehr Licht hereinzulassen, aber sie legte die Hand auf seinen Arm. Er drehte sich mit trockenem Mund zu ihr um.

»Nein, laß sie unten. Das ist intimer.«

»Intimer?« krächzte Harold. Seine Stimme war wie die eines altersschwachen Papageis.

»Damit ich das machen kann«, sagte sie und kam sanft in seine Arme.

Sie hatte den Körper frei und offen an seinen gepreßt, das erste Mal, daß ihm so etwas geschah, und sein Erstaunen war total. Durch ihre blaue Seidenbluse und sein weißes Baumwollhemd spürte er die beiden Brüste einzeln an seinem Leib. Ihr Bauch lag fest und doch verletzlich an seinem und wich nicht vor seiner Erektion zurück. Sie roch angenehm, vielleicht Parfüm, vielleicht ihr eigener Geruch, der ihm wie ein Geheimnis vorkam, das dem Zuhörer plötzlich offenbart wird. Seine Hände fanden ihr Haar und wühlten sich hinein.

Schließlich hörte der Kuß auf, aber sie wich nicht zurück. Ihr Körper blieb heiß wie leise glimmendes Feuer an seinem. Sie war etwa zehn Zentimeter kleiner als er und hatte das Gesicht zu ihm hochgewendet. Vage kam ihm der Gedanke, daß dies eine der amüsantesten Ironien seines Lebens war: Nun, da die Liebe - oder ein ausreichendes Faksimile davon - ihn schließlich gefunden hatte, war es, als wäre er seitlich zwischen die Seiten der Liebesgeschichte in einer Frauenzeitschrift geschlittert. Die Verfasser solcher Geschichten, hatte er einmal in einem anonymen Brief an Redbookgeschrieben, waren eines der wenigen schlagkräftigen Argumente für Geburtenkontrolle.

Aber jetzt hielt sie das Gesicht zu ihm hoch gewandt, ihre Lippen waren feucht und halb geöffnet, die Augen strahlend und fast... fast... ja, fast sternenglänzend. Das einzige Detail, das sich nicht mit der Darstellung der heilen Welt in Redbookvertrug, war sein Ständer, der wahrhaft erstaunlich war.

»Jetzt«, sagte sie. »Auf dem Sofa.«

Irgendwie gelangten sie dorthin und lagen ineinander verschlungen darauf; ihr Haar ging auf und wallte über ihre Schultern; ihr Parfüm schien allgegenwärtig. Er hatte die Hände auf ihren Brüsten, und es machte ihr nichts aus; sie wand und räkelte sich sogar, so daß seine Hände besseren Zugriff hatten. Er liebkoste sie nicht; in seiner hektischen Begierde begrapschte er sie nur.

»Du bist Jungfrau«, sagte Nadine. Keine Frage... und es war einfacher, nicht lügen zu müssen. Er nickte.

»Dann machen wir das zuerst. Nächstes Mal wird es langsamer. Besser.«

Sie knöpfte seine Jeans auf, und sie klafften bis zum Reißverschluss auseinander. Sie strich sanft mit dem Zeigefinger dicht unter dem Nabel über seinen Bauch. Harold erschauerte und zuckte unter ihrer Berührung zusammen.

»Nadine...«

»Pssst!« Ihr Gesicht war im Haar verborgen, was es unmöglich machte, ihren Ausdruck zu lesen.

Der Reißverschluß wurde heruntergezogen, und das »lächerliche Ding«, das durch die weiße Baumwollhose, in die es gehüllt war (Gott sei Dank hatte er sich nach dem Duschen umgezogen), noch lächerlicher wirkte, schnellte heraus wie ein Jack-in-the-Box. Das »lächerliche Ding« merkte gar nicht, wie komisch es wirkte, denn sein Anliegen war todernst. Das Anliegen von Jungfrauen ist immer todernst - nicht Lust, sondern Erfahrung.

»Meine Bluse...«

»Kann ich...?«

»Ja, ich will es. Und dann kümmere ich mich um dich.«

Kümmere ich mich um dich. Die Worte hallten in seinem Verstand wie Steine, die in einen Brunnen geworfen worden waren, und dann saugte er gierig an ihrer Brust und kostete ihren salzigen, süßen Geschmack.

Sie atmete heftig ein. »Harold, das ist schön.«

Kümmere ich mich um dich, dröhnten und polterten die Worte in seinem Verstand.

Sie glitt mit der Hand ins Taillenband seiner Unterhose, und seine Jeans rutschten mit einem Klirren von Schlüsseln bis zu den Knöcheln hinunter.

»Steh auf«, flüsterte sie, und er gehorchte.

E s dauerte nicht einmal eine Minute. Er schrie auf, weil er nicht anders konnte, so heftig war der Höhepunkt. Es war, als hätte jemand ein Streichholz an das gesamte Nervensystem dicht unter der Haut gehalten, Nerven, die sich vereinigten und das empfindsame Netz seiner Lenden bildeten. Er verstand, warum so viele Schriftsteller einen Zusammenhang zwischen Orgasmus und Tod herstellten.

Dann legte er sich im Halbdunkel zurück, hatte den Kopf auf dem Sofa, seine Brust hob und senkte sich, sein Mund war offen. Er hatte Angst, nach unten zu sehen. Ihm war, als müßten Samentropfen überall hingespritzt sein.

Junger Mann, wir sind auf Öl gestoßen!

Er sah sie verlegen an, weil er so unbeherrscht gekommen war. Aber sie lächelte ihn mit ruhigen, dunklen Augen an, die alles zu wissen schienen, den Augen eines sehr jungen Mädchens in einem viktorianischen Gemälde. Eines Mädchens, das vielleicht zuviel über seinen Vater wußte.

»Tut mir leid«, murmelte er.

»Warum? Was?« Sie nahm den Blick nicht von seinem Gesicht.

»Du hast nicht viel davon gehabt.«

»Au contraire.Ich hatte durchaus meine Befriedigung.« Aber er glaubte nicht, daß er das genau gemeint hatte. Bevor er darüber nachdenken konnte, fuhr sie fort: »Du bist jung. Wir können es so oft machen, wie du willst.«

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