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Es war ein elegantes Zimmer, mit vielen Bildern und einer großen Büste Raleighs[32] auf dem Kaminsims, unter dem ein lebhaftes Holzfeuer prasselte.

Admiral Sir George Beauchamp blieb an seinem Schreibtisch sitzen, deutete aber kurz auf zwei Stühle. Verstohlen musterte Bolitho diesen Mann, der da in Papieren blätterte. Das also war Beauchamp, seit Kriegsbeginn Reorganisator der britischen Flotte. Ein Mann, der wegen seiner Weisheit und seines Humors bekannt war. Und wegen seiner Strenge. Er war dünn und hielt sich ziemlich gebückt, als drük-ke ihn sein goldbetreßter Rock zu Boden.

«Ah, Bolitho. «Mit kalten, unbewegten Augen blickte er hoch.»Ich habe Ihre Berichte aufmerksam gelesen. Interessante Lektüre. »

Bolitho hörte Herrick neben sich schwer atmen. Was würde Beau-champ jetzt weiter zu sagen haben?

«Ich kannte Sir Charles Thelwall, Ihren vorigen Admiral. «Wieder der gelassen musternde Blick.»Ein feiner Mann. «Er wandte sich wieder den Papieren zu. Immer noch kein Wort über Broughton. Bo-

litho wurde beinahe nervös.

«Glauben Sie immer noch«, fragte der Admiral,»daß das, was Sie getan und herausgefunden haben, der Mühe wert war?»

Ruhig erwiderte Bolitho:»Jawohl, Sir. «Die Frage war ganz beiläufig gekommen, und doch fand Bolitho, daß sie das ganze Geschehen zusammenfaßte.»Die Franzosen werden es weiter versuchen. Und sie müssen aufgehalten werden.»

«Ihre Aktion in Djafou, und wie Sie mit einer Situation fertig geworden sind, die Sie für hoffnungslos halten mußten — das war gut. Auch Sir Lucius hat das in seinem Bericht gesagt. «Er zog die Brauen zusammen.»Hatte auch allen Grund dazu.»

«Danke, Sir.»

Der Admiral ging nicht darauf ein.»Neue Taktiken, neue Ideen, neue Gesichtspunkte, all das ist wichtig, wenn wir diesen Krieg überleben wollen, vom Siegen gar nicht zu reden. Sie haben dieses Verständnis. Wohingegen…«Er hob die Schultern und ließ den Rest ungesagt, aber in Bolithos Hirn stieg das Wort wieder hoch: kaltgestellt.

Beauchamp warf einen Blick auf die vergoldete Schreibtischuhr.»Sie werden ein paar Tage in London bleiben, bis ich Ihre neuen Befehle fertig habe, verstanden?»

Bolitho nickte.»Jawohl, Sir.»

Der Admiral trat zum Fenster und betrachtete die vorüberfahrenden Kutschen und die Fußgänger mit offensichtlicher Geringschätzung.»Captain Herrick geht sofort nach Portsmouth zurück.»

«Darf ich wissen warum, Sir?«fragte Herrick gepreßt.

Mit dünnem Lächeln sah Beauchamp ihm ins Gesicht.» Commodore Bolitho wird seinen Wimpel auf der Euryalus hissen, sobald er wieder in Portsmouth ist. «Unbewegt sah er in Herricks überraschtes Gesicht.»Ich weiß jetzt schon, daß er Sie als Flaggkapitän anfordern wird, und da dachte ich, wir sollten einmal etwas weniger Zeit verschwenden, als es unter diesem Dach sons t üblich ist!»

Mit ausgestreckter Hand trat er auf sie zu. Da Bolitho seinen Arm unter dem Rock in der Schlinge trug, bot er ihm die Linke.»Ich gebe Ihnen ein Geschwader, Bolitho. Bloß ein kleines, aber genug, um Ihre

Ideen erfolgreich in die Tat umzusetzen. «Ein fester Händedruck.»Viel Glück! Ich hoffe, ich habe keinen Fehler gemacht!»

Bolitho schlug die Augen nieder.»Danke, Sir. «Das Zimmer schien sich um ihn zu drehen.»Auch dafür, daß Sie mir Captain Herrick gegeben haben.»

Der Admiral setzte sich wieder an den Schreibtisch.»Ach, Unsinn!«Aber als sie aus dem Zimmer gingen, sah er ihnen mit stiller Freude nach.

Draußen auf der Straße, zwischen den hastenden Menschen und den wirbelnden Blättern, sagte Bolitho:»Das kommt mir vor wie ein Traum, Thomas.»

Herrick grinste übers ganze Gesicht und schüttelte den Kopf.»Ich kann es gar nicht erwarten, das Gesicht Ihres Neffen zu sehen. Ein Kommodorestander! Gottverdammt, ich dachte schon, die würden Ihnen nie zuteil werden lassen, was Sie verdienen!»

Bolitho lächelte, von zwei Gefühlen hin und her gerissen. Brough-ton hatte ihm gesagt, wie es war, wenn man Flaggrang bekam. Man wurde ein höheres Wesen, unerreichbar, jenseits aller persönlichen Beziehungen. Es war eine Herausforderung, etwas, das er im Grunde immer gewollt hatte. Und doch, wenn die Wache herauskam, zum Segelsetzen oder Ankerlichten, wie würde ihm da zumute sein? Ein anderer würde das Schiff kommandieren; er war dann nur Zuschauer.

Er sagte:»Sie gehen am besten in den Gasthof zurück, Thomas. Wenn Sie die Eilpost nach Portsmouth erwischen, können Sie morgen abend an Bord sein.»

«Ich werde Allday sagen, daß er alles für Sie zurechtmacht, Sir.»

«Ja. «Er legte ihm die Hand auf den Arm.»Wir sind einen langen Weg miteinander gegangen, Thomas. Und ich könnte mir keinen besseren Weggefährten, keinen besseren Freund wünschen.»

Er blickte Herricks untersetzter Gestalt nach, bis diese in einer Querstraße verschwunden war, und wandte sich dann wieder der schäftigen Straßenszene zu.

Er wollte den Fahrdamm kreuzen, blieb aber stehen, um ein schönes Paar Grauschimmel vor einer eleganten, smaragdgrünen Equipage vorbeizulassen. Doch der Kutscher parierte sie durch und trat dann mit dem blitzblanken Stiefel hart auf die Bremse.

Bolitho blieb unschlüssig stehen. Von den Geschehnissen dieses

Vormittags und von dem hektischen Betrieb dieser großen Stadt schwirrte ihm immer noch der Kopf.

Das Fenster der Kutsche öffnete sich, und eine Frauenstimme sagte:»Ich hörte, daß Sie auf der Admiralität waren, Captain.»

Er blickte die elegante Dame an, die verschwörerisch auf ihn herablächelte: Catherine Pareja.

«Kate!«stammelte er. Ein anderes Wort fand er nicht.

Sie klopfte ans Kutschendach.»Robert! Helfen Sie dem Captain beim Einsteigen!«Und als Bolitho neben ihr in die Polster sank, flüsterte sie:»Wir werden zusammen dinieren. «Ihre Mundwinkel hoben sich zu dem Lächeln, das er so gut kannte.»Und dann. «Ihr leises Lachen ging im Rollen der Räder unter, als die Kutsche sich flink in den Strom der Wagen einordnete.

Von seinem hohen Fenster sah Admiral Beauchamp hinter ihnen her und nickte nachdenklich. Er hatte einen guten Griff getan, soviel war klar. Ganz entschieden war Bolitho ein Mann, auf den die Flotte stolz sein konnte.

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32

Sir Walter Raleigh, 1618 hingerichtet; Seefahrer, Günstling der Königin Elisabeth I, Gründer der englischen Kolonie Virginia in Nordamerika

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