»Ich habe noch etwas in meinem Glas«, sagte Coustas grinsend.
»Das können Sie austrinken, wenn Sie zurückkommen«, sagte Lababiti und entfernte sich.
Als er die Toilette betrat, kam es ihm vor, als befände er sich in einem Außenklo. Es roch nicht besonders gut, und die Beleuchtung war armselig. Glücklicherweise wusste Lababiti genau, wo er die Tablette versteckt hatte, also holte er ein in Folie eingeschweißtes Päckchen aus der Tasche und wickelte es aus.
Dann, die Tablette in seiner Hand versteckend, ging er schnell zum Tisch zurück.
Coustas stand immer noch an der Theke, wo er den Barkeeper zu überreden versuchte, etwas mehr Ouzo in sein Glas zu schütten. Er verfolgte, wie sich der Barkeeper vorbeugte und die Flasche ansetzte, um das Glas des Griechen aufzufüllen, während gleichzeitig ein schlanker, dunkelhäutiger Mann in der Eingangstür der Bar erschien, kurz nieste und wieder verschwand. Lababiti war soeben im Begriff, sich wieder niederzulassen, als er das Signal bemerkte, dass der Diebstahl erfolgreich verlaufen war.
Er zerbröselte die Tablette und streute die Krümel in den restlichen Ouzo in Coustas’ Glas.
Dann setzte er sich, während der Grieche mit zwei frischen Drinks zum Tisch kam. Der Lärm eines Motorrads, das sich rasant entfernte, drang von der Straße herein. »Der Barkeeper will mehr Geld«, sagte Coustas und ließ sich auf seinen Stuhl fallen, »er meint, was Sie ihm gegeben haben, sei aufgebraucht.«
Lababiti nickte. »Ich muss raus zu meinem Wagen, um noch ein paar Pfund zu holen. Trinken Sie ruhig Ihr Glas aus. Ich bin gleich wieder zurück.«
»Können wir dann über einen Bonus sprechen?«, fragte Coustas, setzte das noch zu einem Drittel gefüllte Glas an die Lippen und trank einen Schluck.
»Sowohl über einen Bonus als auch über die Übergabe der Fracht«, sagte Lababiti und erhob sich. »Ich nehme an, Sie möchten in Gold ausgezahlt werden?«
Coustas nickte, während Lababiti zur Tür ging. Er war berauscht — sowohl vom Ouzo als auch von der Aussicht auf den unerwarteten Reichtum. Alles schien perfekt zu laufen — bis er einen stechenden Schmerz in der Brust verspürte.
Lababiti zeigte dem Barkeeper mit einer Handbewegung an, dass er nur kurz hinausgehe, dann verließ er die Bar und ging die Straße ein Stück hinauf zu seinem Jaguar. Die Straße war verlassen, mit Abfall übersät und durch die wenigen noch funktionierenden Straßenlaternen nur unzureichend beleuchtet.
Eine Avenue der zerbrochenen Träume und vergeblichen Hoffnungen.
Lababiti zögerte keine Sekunde. Er schloss die Tür seines Wagens mit dem Funkschlüssel auf, schwang sich hinein und startete den Motor. Er stellte die Lautstärke des CD-Players ein und gab Gas.
Als der Inhaber der Bar auf die Straße hinausrannte, um dem elegant gekleideten Fremden Bescheid zu sagen, dass sein Freund zusammengebrochen sei, sah er nur noch die Rücklichter des Jaguars, der soeben die Hügelkuppe erreichte und dahinter verschwand.
Gewöhnlich erscheinen englische Polizeiinspektoren nicht am Ort des Geschehens, wenn Leute in Bars sterben. So etwas geschieht des Öfteren, und die Ursachen sind meistens offensichtlich. Um Inspector Charles Harrelson aus dem Bett zu holen, war ein Anruf aus dem Büro des gerichtlichen Leichenbeschauers erforderlich. Und anfangs war er nicht allzu glücklich darüber. Nachdem er seine Pfeife gestopft hatte, zündete er sie an und betrachtete durch die Qualmwolken die Leiche. Dann schüttelte er den Kopf.
»Macky«, sagte er zu dem Coroner, »deswegen hast du mich geweckt?«
Der Gerichtsarzt, David Mackelson, arbeitete schon seit fast zwanzig Jahren mit ihm zusammen. Er wusste, dass der Inspektor immer ein wenig ungehalten war, wenn er aus tiefem Schlaf gerissen wurde.
»Willst du eine Tasse Kaffee, Charles?«, fragte Macky vorsichtig. »Ich glaube, ich kann den Inhaber überreden, uns eine zu kochen.«
»Nicht, wenn ich wieder ins Bett zurückkehre«, sagte Harrelson, »was ich dem Aussehen dieses armen Teufels nach bestimmt gleich tun werde.«
»Oh«, sagte Macky, »ich denke, du wirst doch eine brauchen.«
Er zog das Laken zurück, mit dem Coustas’ Körper bedeckt war, und deutete auf die roten Flecken an seinen Armen.
»Weißt du, was das ist?«, fragte er Harrelson.
»Keine Ahnung«, entgegnete der Inspektor.
»Das sind Verbrennungen, die durch starke Strahlung verursacht wurden«, sagte Macky, holte eine Dose Schnupftabak aus der Tasche und nahm eine Prise davon. »Und jetzt, Charles, bist du doch sicher froh, dass ich dich geweckt habe, oder?«
29
George Adams entdeckte die Cessna, gab Juan Cabrillo ein Zeichen und deutete auf die bewegliche Landkarte auf dem Schirm des Navigationssystems.
»In ein paar Minuten wird er über Land sein«, meldete Adams über den Helmlautsprecher.
»Hoffen wir«, sagte Cabrillo, »dass ihn die RAF schon erwartet. Dann können wir diese Geschichte endlich ein für alle Mal abschließen. Wie sieht es mit unserem Treibstoff aus?«
Adams deutete auf die Anzeige. Der Gegenwind hatte seinen Tribut gefordert, und die Nadel zitterte fast über der Leer-Marke. »Wir fliegen schon seit einiger Zeit auf Reserve, Juan, aber es reicht aus, um bis zum Festland zu kommen. Wie es dann weitergeht, lässt sich jedoch nicht voraussagen.«
»Wir landen und tanken auf«, entschied Cabrillo zuversichtlich, »sobald Max uns durchgibt, dass die Düsenjäger unseren Freund unter Kontrolle haben.«
Aber genau in diesem Augenblick schlug sich Max Hanley mit allen möglichen amtlichen Stellen auf zwei Kontinenten herum.
»Was zum Teufel meinen Sie damit: Es gibt keine Flugzeuge?«, wollte er von Langston Overholt wissen.
»Das Schnellste, das die Engländer in die Luft bringen können, ist ein Düsenjäger in zehn Minuten«, sagte Overholt, »und zwar in Mindenhall, unten im Süden. Sie haben in Schottland zur Zeit keine Maschine stationiert. Um das Ganze noch zu verschlimmern, sind ihre Ressourcen im Süden ziemlich erschöpft — die meisten ihrer Kampfflugzeuge fliegen Hilfseinsätze im Irak und in Afrika.«
»Haben die Amerikaner nicht irgendeinen Flugzeugträger in der Nähe?«, fragte Hanley.
»Nein«, antwortete Overholt, »das einzige Schiff, das in dieser Gegend operiert, ist eine mit Marschflugkörpern ausgerüstete Fregatte, die Befehl hat, die Jacht, die von den Faröern kommt, aufzuhalten.«
»Mr. Overholt«, sagte Hanley, »wir haben ein Problem. Unser Freund Juan dürfte im Augenblick vor Wut kochen — wenn wir ihm nicht schnellstens irgendwie zu Hilfe kommen, verlieren wir den Meteoriten noch einmal. Wir machen hier unseren Job, aber wir brauchen auch ein wenig Unterstützung.«
»Ich verstehe«, sagte Overholt, »ich will mal sehen, was ich tun kann, und rufe Sie dann zurück.«
Hanley betrachtete die Landkarte auf dem Monitor im Kontrollraum. Der blinkende Punkt, der auf dem Radar die Cessna darstellte, überflog soeben die Küstenlinie. Er wählte eine Nummer.
»Ja, Sir«, erwiderte der Pilot der Challenger 604, die in Aberdeen bereit stand. »Wir lassen alle halbe Stunde die Turbinen an, um sie warm zu halten. Daher können wir starten, sobald wir dazu die Freigabe erhalten.«
»Das Zielobjekt hat soeben bei Cape Wrath das Festland erreicht«, sagte Hanley, »daher fliegen Sie zuerst nach Osten und gehen dann auf nördlichen Kurs. Wie es im Augenblick aussieht, ist Glasgow sein nächstes Ziel.«
»Was tun wir, wenn wir ihn eingeholt haben?«
»Folgen Sie ihm«, befahl Hanley, »bis die englischen Jäger auftauchen.«
Während sich Hanley und der Pilot unterhielten, hatte der Kopilot die Startfreigabe erhalten. Er gab dem Piloten ein Handzeichen.
»Soeben ist die Freigabe erfolgt«, gab der Pilot an Hanley durch, »ist sonst noch etwas zu beachten?«