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«Stimmt. Das ist auch keine Arbeit für einen Juniorleutnant. «Jetzt ging Farquhar ein Licht auf.»Sie beabsichtigen, selbst auf der Segura mitzufahren.«»Unter allen Umständen.»

In einem hatte Midshipman Glasson recht gehabt, fand Bolitho: die Segura war nicht nur dreckig, sie stank auch nach so vielen Unerfreulichkeiten von unterschiedlichem Alter und Gehalt, daß man unter Deck von ständigem Brechreiz geplagt wurde.

Als die neue Mannschaft im Austausch gegen die Spanier herübergerudert wurde, war es stockfinster. Mit zwei tüchtigen Matrosen am Ruder und unter gerefften Segeln würde sie Segura für die Nacht sich selber überlassen.

Bolitho saß in der winzigen Kajüte und kaute an Salzfleisch und eisenhartem Schiffszwieback herum, den er mit dem Rotwein, den das Schiff reichlich geladen hatte, aufzuweichen versuchte.

Farquhar hatte Leutnant Matthew Veitch zu seiner Begleitung ausgesucht. Veitch hatte bereits bewiesen, daß er sich ebenso gut darauf verstand, ein ihm unbekanntes Schiff zu führen, wie die Achtzehnpfünder der Lysander im Ernstfall zu kommandieren. Er war Mitte Zwanzig, sah jedoch erheblich älter aus und war erfahrener, als man bei seiner Jugend glauben mochte. Er kam aus dem Norden Englands, aus Tynemouth, und wirkte durch seinen harten Akzent im Verein mit seiner meist strengen Miene viel reifer als seine Jahre. Doch sein schnell bereites Lächeln konnte diesen Ernst jederzeit wegwischen; und Bolitho hatte gemerkt, daß seine Matrosen ihn schätzten und respektierten.

Plowman, der Steuermannsmaat, war auch diesmal wieder dabei, und mit Midshipman Arthur Breen, einem rotblonden Siebzehnjährigen, in dessen Gesicht man vor lauter Sommersprossen kaum noch die Haut sah, war das Offizierskorps der Segura komplett.

Sie waren so damit beschäftigt gewesen, sich auf ihrem neuen Schiff einzurichten, daß die überschatteten Marssegel der drei Vierundsiebziger in der sich vertiefenden Dunkelheit verschwunden waren, ehe irgend jemand die Zeit gefunden hatte, etwas zu bedauern.

Bolitho blickte auf, als Veitch in die vollgestopfte Kajüte trat.»Vorsicht!»

Zu spät. Veitch krachte mit dem Kopf heftig gegen einen Decksbalken und fluchte.

Bolitho deutete auf eine Kiste.»Setzen Sie sich hin und passen Sie auf Ihren Schädel auf!«Er schob ihm die Weinflasche zu.»Ist alles belegt?»

«Aye, Sir. «Veitch warf den Kopf zurück und leerte den Blechbecher.»Ich habe Zweiwachenstropp[22] angeordnet. Da haben sie zu tun, und wir werden nicht so leicht von einer feindlichen Patrouille überrascht.»

Bolitho horchte auf die ungewohnten Geräusche des Schiffes, das Schlagen der Segel, die Bewegungen des sehr nahen Ruders. Die Segura war plump gebaut und bis ans Schandeck mit Fracht und Schießpulver vollgepackt. Ihre Besegelung war sehr knapp und mit einem Minimum an Matrosen zu bedienen. Auch das zeigte, daß sie höchstwahrscheinlich holländischer Bauart war. Mit ihrem profitablen Verhältnis von Schiffsraum zu Mannschaft hatte sie zweifellos jede Küste zwischen der Ostsee und Afrika abgeklappert. Aber sie war alt, und ihre spanischen Kapitäne hatten sie schwer vernachlässigt. Plowman hatte schon über den schlimmen Zustand des stehenden Gutes berichtet; manche Stage waren, wie er es ausdrückte,»so dünn wie eine Seemannsbörse».

Aber Plowman war eben Grubbs rechte Hand. Wie der Master, so konnte auch er unverläßliches Material nicht leiden.

Bolitho verbarg ein Lächeln. Wenn Plowman sich Sorgen machte, so war das bei den als Prisenbesatzung ausgesuchten Matrosen keineswegs der Fall; im Gegenteil. Schon als er an Bord der Lysander, bevor sie in die Boote kletterten, kurz zu ihnen gesprochen hatte, bemerkte er, wie sie einander grinsend in die Rippen stießen, weil ihnen ihre neue Rolle Spaß machte. Das sie die Langeweile loswurden, einmal von der Routine wegkamen, oder vielleicht auch die Tatsache, daß sie alle besonders ausgesucht worden waren, trug zu dieser fröhlichen, sorglosen Atmosphäre bei. Daß man sie in erster Linie ausgewählt hatte, weil sie Ausländer waren, hatten sie offenbar noch gar nicht gemerkt.

Bolitho hörte jemanden eine fremdartige Weise trällern; die Freiwache unter Deck fiel ein, und es wurde ein richtiger Chor. Auch ein ungewohnter Küchengeruch in der feuchten Luft des Zwischendecks war ein Zeichen ihrer neuen Identität.

«Die haben sich ganz gut eingerichtet«, grinste Veitch.»Das ist Larssen, der da singt, und der Koch ist ein Däne. Weiß der Himmel, was wir heute zu essen kriegen.»

Jetzt kam Plowman.»Ich habe Mr. Breen die Wache übergeben, Sir. «Erfreut nahm er einen Becher Wein entgegen.»Oh, danke,

Sir.»

Bolitho musterte ihn zufrieden. Jeder von ihnen, auch er selbst, trug einen einfachen blauen Rock; ein schäbigeres Trio wäre schwer zu finden gewesen. Typisch, wie er hoffte, für die Hunderte von Handelsschiffen, die unter jeder Flagge fuhren und jede Fracht übernahmen, an der etwas zu verdienen war.

«Morgen also laufen wir Malta an«, sagte Bolitho und sah interessiert zu, wie sich Plowman eine lange Tonpfeife mit schwarzem Tabak stopfte.»Ich bin der Kapitän, Richard Pascoe. Sie können Ihre Namen behalten. Mr. Veitch ist erster Maat, Mr. Plowman zweiter. Allday macht den Bootsmann.»

Nach kurzem Zögern schob Plowman den großen Tabaktopf über den wackligen Tisch zu Bolitho hin.»Wenn Sie mal probieren wollen, Sir? Er ist, na ja, ganz anständig.»

Bolitho nahm sich eine Pfeife aus dem Sandelholzgestell über dem kleinen Kartentisch und reichte auch Veitch eine.

«Man muß alles mal probieren, Mr. Plowman. «Dann wurde er ernst.»Ich gehe mit Allday und einer Bootsbesatzung an Land. Sie tun so, als ob Sie Vorbereitungen treffen, die Ladung zu löschen.

Aber halten Sie sich bereit, die Ankertrosse zu kappen und sofort auszulaufen, wenn etwas schiefgeht. Falls das passiert, können Sie noch zwei Nächte in Landnähe bleiben. Ich habe die Stelle auf der Karte markiert. Wenn Sie dann noch kein Signal von mir haben, müssen Sie zurück zum Geschwader, nach Syrakus. Captain Farqu-har hat entsprechende Anweisungen.»

Der Tabakrauch in der Kajüte wurde immer dicker; Bolitho sagte:»Holen Sie noch Wein aus dem Spind. Wie unsere Leute da oben fühle ich mich merkwürdig gemütlich. Heute nacht zumindest.»

Oben hörte man Schritte, und Veitch lächelte.»Der junge Breen macht allein oben Wache. Kommt sich bestimmt wie'n Fregattenkapitän vor.»

Eine angenehme Schläfrigkeit überkam Bolitho. Er dachte an Pascoe, an seine dunklen, eifrigen Augen, als er gebeten hatte, mitkommen zu dürfen. Er berührte den alten Degen, der am Tisch lehnte. Vielleicht hätte er ihn lieber auf der Lysander lassen sollen. Passierte ihm etwas, so war der Degen wahrscheinlich für immer verloren. Und auf irgendeine seltsame Weise war es ihm wichtig, daß Pascoe ihn bekam. Eines Tages.

Er sah nicht, daß Veitch dem Steuermannsmaaten zublinzelte, worauf dieser aufstand und sagte:»Ich will lieber Mr. Breen ablösen, Sir.»

Veitch nickte.»Und ich muß im Vorschiff noch nach dem Rechten sehen. «Beim Aufstehen stieß er sich wieder den Kopf.»Hol der Teufel diese geizigen Handelsreeder, Sir«, grinste er entschuldigend.»Ein Linienschiff mag ja vollgepackt sein, aber man behält doch wenigstens den Kopf auf den Schultern!»

Wieder allein, beugte sich Bolitho über die Karte und studierte sie unter der kreisenden Laterne. Er zog seinen blauen Rock aus und lockerte die Halsbinde. Der Schweiß rann ihm den Rücken hinunter. Es war heiß und stickig, und der Wein hatte seinen Durst keineswegs gelöscht.

Allday kam herein.»Ich bringe Ihnen gleich was zu essen, Sir«, sagte er und krauste die Nase.»Dieser alte Eimer stinkt wie ein Müllkasten.»

«Die Hitze macht es noch schlimmer«, erwiderte Bolitho.»Ich gehe gleich an Deck, ein bißchen frische Luft schnappen.»

«Wie Sie wollen, Sir. Ich lasse Ihnen Bescheid sagen, sobald das Essen fertig ist.»

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22

Statt des üblichen Drei-Wachen-Turnus

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