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Farquhar bekam glänzende Augen.»Dieses Schiff hatte ebenfalls Futter geladen. «Er sah sich in der Kajüte um.»Entschuldigen Sie, Sir — aber sollten wir nicht auf die anderen warten? Es würde Zeit sparen.»

Bolitho wies mit den Augen auf den versiegelten Umschlag.»Das ist für Sie, Captain Farquhar. «Er trat ans Fenster und sah auf die anderen Schiffe hinaus. In seinem Rücken hörte er das Kratzen des Federmessers, mit dem Farquhar das Kuvert aufschnitt. Nach ein paar Sekunden sagte dieser:»Das überrascht mich sehr. «Aber sein Ton war seelenruhig.

Bolitho wandte sich um und musterte ihn nachdenklich.»Es war eine schwere Entscheidung.»

«Und Captain Herrick, Sir?«Farquhars Gesicht war wie eine Maske.»Ist er krank?»

«Nein«, erwiderte Bolitho kurz.»Treffen Sie sofort alle notwendigen Arrangements. Das Geschwader soll noch vor Sonnenuntergang wieder Segel setzen.»

Farquhar, den Brief in der Hand, sah Bolitho immer noch an.»Ich weiß nicht, wie ich Ihnen danken soll, Sir.»

Bolitho nickte nur.»Sie sind offensichtlich der Meinung, daß ich die richtige Entscheidung getroffen habe.»

Farquhar hatte auch blaue Augen wie Herrick, aber in dem schwachen Licht von See her wirkten sie kalt wie Eis.»Nun, Sir, da Sie mich fragen — jawohl.»

«Dann sorgen Sie dafür, daß man es auch im Geschwader merkt«, erwiderte Bolitho unbewegt.»Captain Herrick ist ein ausgezeichneter Offizier.»

Wieder dieses leichte Heben der Brauen.»Aber?»

«Kein Aber, Captain Farquhar. Ich will, daß er sich auf einem gut ausgebildeten Schiff, wo er bisher keine privaten Kontakte hat, seiner Kraft bewußt wird. Er wird vollauf zu tun bekommen. Das sollte ihm guttun — und dem Geschwader auch.»

Farquhar lächelte.»Mein Erster Offizier wird sehr überrascht sein. Auch ihm wird das guttun.»

«Der Erste Offizier dieses Schiffes ist Mr. Gilchrist. Ich schlage vor, Sie machen unverzüglich seine Bekanntschaft.»

Bolitho hatte irgendeine Reaktion erwartet, aber Farquhar sagte lediglich:»Gilchrist? Kenne ich nicht. Aber schließlich muß man ja solche Leute auch nicht kennen.»

«Ich würde es begrüßen«, sagte Bolitho,»wenn Sie Ihre persönlichen Abneigungen beiseite ließen.»

Farquhar stand auf.»Selbstverständlich, Sir. Ich kann Ihnen versichern, daß ich nie etwas gegen Captain Herrick hatte, obschon mir seine feindselige Haltung mir gegenüber durchaus bekannt ist. «Er lächelte sein dünnlippiges Lächeln.»Keine Ahnung, warum er mich nicht mag.»

Bolitho sah Ozzard an der Tür stehen.»Bitten Sie die anderen Kommandanten herein, Ozzard«, sagte er.»Und dann können Sie Wein bringen. «Es sollte so beiläufig klingen, als stünde er über allem.

Ozzard, mit einem scheuen Blick auf Farquhar, deutete einen Bückling an.»Aye, aye, Sir.»

Bolitho trat auf die Galerie und starrte auf die Wellen hinaus, die wie kleine, weißbemähnte Pferde von der Kimm herangesprungen kamen. Jedes Bruchstück einer Information, jedes noch so fadenscheinige Gerücht führte das Geschwader immer tiefer in das Mittelmeer hinein. Und immer war es seine Entscheidung. Ein Brief, der ihm in die Hände gefallen war, hatte ihn in eine Bucht geführt;

dort mußten Männer sterben, und Schiffe wurden vernichtet. Jetzt ging es durch Farquhars Zufallsfund noch weiter nach Nordosten, zu den Häfen der französischen Flotte. Stücke eines Puzzlespiels lagen auf der einen Seite, die Seekarte und das gnadenlos rinnende Stundenglas auf der anderen.

Die Tür ging auf, Bolitho wandte sich um und sah Herrick mit Probyn eintreten. Er wartete, bis sie Platz genommen hatten, und winkte dann Ozzard zum Weinschrank.

In diesem Moment klopfte es; Gilchrist steckte den Kopf herein und blickte sich suchend um. Er sah Herrick und sagte:»Entschuldigen Sie die Störung, Sir, aber ich möchte den Flaggkapitän sprechen. «Doch er fuhr überrascht herum, denn es war Farquhar, der ihm antwortete: «Ich bin der Flaggkapitän, Mr. Gilchrist. Ich darf Sie bitten, das nicht zu vergessen!«Eine peinliche Stille trat ein, und Farquhar fuhr fort:»Ich darf Sie außerdem bitten, die Räume des Kommodore nicht ohne meine Erlaubnis zu betreten!»

Die Tür fiel zu, Farquhar beugte sich vor und betrachtete den Weinschrank. Seine Stimme war wieder völlig normal.»Ein schönes Stück, Sir. Ich kenne die Arbeiten dieses Tischlers gut.»

Bolitho sah zu Herrick hinüber; doch den konnte er bereits nicht mehr erreichen.

IX Wein und Käse

Captain Charles Farquhar schritt nach achtern, um Bolitho, der an Deck gekommen war, zu begrüßen. Obwohl er ohne Rock und Hut war, schaffte er es doch, so elegant wie immer zu wirken; sein gefälteltes Hemd sah aus wie frisch gewaschen.»Kurs Ostnordost, Sir«, meldete er dienstlich.

Bolitho nickte und schaute zu seinem breiten Stander und den Rahen empor. Der Wind war in der Nacht leicht ausgeschossen,[19] und es gab Anzeichen, daß er abflaute.

Bolitho nahm ein Teleskop vom Gestell und richtete es über die Backbordnetze. Es war, als stünde die Umgebung fest, und die Segel täten nur so, als bewegten sie das Schiff. Und doch war es schon drei mühselige Wochen her, seit er zugesehen hatte, wie

Herrick sich zur Osiris hinüberrudern ließ; zwei dieser Wochen hatten sie hier vor diesem Küstenstrich verbracht. Er studierte das nun schon vertraute haifischblaue Stück Land. Es war so irritierend, sich klarzumachen, daß eben da drüben der geschäftige Hafen von Toulon und hinter seinen schützenden Mauern die Antwort auf seine Spekulationen und Zweifel lag.

«Nicht einmal eine Spur von einem Segel«, brummte Farquhar,»hol sie der Teufel!»

Bolitho legte das Glas wieder zurück und überschaute das Hauptdeck der Lysander. Die Vormittagswache hatte begonnen. Eine Wache wie die vorigen auch. Überall auf dem Deck und hoch oben waren Männer am Werk, spleißten, malten, teerten das stehende Gut, kontrollierten hunderterlei Geschirr auf Fehler und Abnutzung.

Es war beinahe unheimlich, daß der Golfe du Lyon so leer war. Wie zum Hohn. Die Franzosen mußten wissen, daß ein feindliches Geschwader in ihren Gewässern operierte. Jedes Fischerboot konnte es gesichtet und die Nachricht an die nächste Küstengarnison weitergegeben haben. Vielleicht hatten die Franzosen zuviel zu tun, oder sie hatten gar nichts dagegen, daß die Briten lahm hin und her kreuzten, Proviant und Material verbrauchten und nichts damit erreichten.

«Wir müssen uns sehr bald neue Informationen verschaffen oder noch dichter unter Land gehen. «Gelassen erwiderte Farquhar:»Mehr Fregatten sollten wir haben,

Sir.»

Fast wäre Bolitho ihm ärgerlich über den Mund gefahren. Aber Farquhar konnte ja nichts dafür. Bei jeder Mission gab es anscheinend zu wenig Fregatten, doch ohne die war man praktisch blind.

Er spähte nach achtern, wo die große Breitfock der Osiris in dem unsteten Wind abwechselnd voll und wieder leer wurde, als atme das Schiff keuchend. Sie lag eine Meile zurück, und hinter ihr in Lee war die Prise Segura gerade noch zu sehen. Wie mochte Pro-byn wohl mit seiner Patrouille zu den kleinen Inseln östlich von Toulon, welche die Einfahrt schützten, vorankommen? Er hatte Javals Buzzard mit; das restliche Geschwader mußte sich mit der Schaluppe begnügen. Bolitho konnte knapp die gelblichen Marssegel der Harebell ausmachen, die wie Muschelschalen vor der französischen Küste standen. Inch wußte bestimmt, wie wichtig er war. Hoffentlich war er nicht so übereifrig, daß er zu dicht unter Land ging. Dort konnte der Wind ausbleiben oder eine gut plazierte Küstenbatterie ihn erwischen.

Bolitho wandte sich wieder der Osiris zu. Drei Wochen — und jeden Tag hatte er an Herrick denken müssen. Farquhar folgte seinem Blick und sagte:»Sie segelt gut.»

Nur eine beiläufige Bemerkung, aber typisch für diesen eleganten Kapitän. Ganz gleich, wie lange er auf einem Schiff gesegelt war oder welch dramatische Dinge er darauf erlebt hatte — war er erst einmal von Bord, hatte er auch innere Distanz zu dem Schiff. Er war ohne jede Sentimentalität, ihn interessierte nur die Gegenwart und die Zukunft, die aus ihr erwachsen mochte.

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rechtsdrehend (auf den Kompaß bezogen) geworden

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