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Er traf Quince am Rand der Klippe und genau an der Stelle, wo er ihn zurückgelassen hatte. Aufgeregt deutete er auf die Schiffe. Der nächstgelegene Zweidecker bemühte sich vergeblich, freizukommen. Hilflos trieb er in den Wind, wurde am Heck durch die zusätzlichen Ankertaue festgehalten. Auf dem zweiten Schiff schien noch alles unverändert, doch als Bolitho das Glas vor die Augen hob, sah er eine verräterische, dünne Rauchsäule aufsteigen und den plötzlichen Ansturm von Männern mit Eimern und Äxten, als sich aus der Säule eine dicke Wolke entwickelte.

Fox war vor Freude beinahe außer sich.»Ein Treffer!«Er drehte sich nach den jubelnden Kanonieren um.»Die nächste Kugel, Jungs!«Er rannte zu der Esse, von der Leute mit dem nächsten heißen Geschoß auf einer primitiven eisernen Trage ihm schon entgegenkamen.

«Mr. Lang kann sich nicht mehr sehr lange halten«, sagte Bo-litho. Er bemerkte, daß Quince an seiner Seite erstarrte.»Er wird von mindestens zweihundert Mann angegriffen, und in der Stadt befinden sich vermutlich noch mehr.»

Quince blickte ihn überrascht an.»Wieso, Sir? Wie kommt Las Mercedes zu einer so starken Garnison?»

Bolitho sah, wie sich der Rauch über dem französischen Schiff verzog. Offensichtlich konnte die Besatzung mit ihren Wassereimern den drohenden Brand ersticken.

Fox schien sich der Gefahr nicht bewußt zu sein, als er sich vergewisserte, daß der Pfropf vor der Pulverladung gründlich getränkt war, ehe er die glühende Kugel ins Rohr schieben ließ.

«Darüber bin ich mir nicht klar, Mr. Quince«, antwortete Bolitho.»Noch nicht.»

Die Kanone stieß zurück, und im Bruchteil einer Sekunde sah Bolitho die Kugel auf dem Scheitelpunkt ihrer Flugbahn, ehe sie auf die verankerten Schiffe hinunterstürzte. Wie ein schwarzer Fleck vor der Sonne, dachte er.

Sie traf das Schiff unmittelbar vor dem Achterdeck auf der Steuerbordseite, und ein paar Augenblick lang glaubte ein Teil der Kanoniere, sie sei danebengegangen. Doch als sich Rauch entwik-kelte und aufstieg, wußte Bolitho, daß es ein tödlicher Treffer gewesen war. Er sah die ersten züngelnden Flammen unter dem oberen Geschützdeck, den so plötzlich aufquellenden Rauch, als ob er durch einen riesigen Blasbalg unter den zundertrockenen Planken angefacht würde.

«Das vorderste Schiff hat jetzt Anker gelichtet, Sir. «Quince preßte die Fäuste gegeneinander, als die Großwanten des getroffenen Schiffs in einer hohen Flamme aufloderten und sich der mittlere Teil des Rumpfes im Augenblick zu einer schrecklichen Fackel verwandelte.

«Zielwechsel, Mr. Fox!«Bolitho drehte sich rasch um, als Car-lyon neben Quince erschien. Er hatte sich beide Knie aufgeschlagen und eine tiefe Schramme an der Stirn.

«Ich — ich bin gefallen, Sir. «Er zuckte zusammen, als hinter ihm die Kanone abgeschossen wurde.»Ich bin so schnell gelaufen, wie ich konnte…«Er brach ab. Sein Gesicht verzerrte sich erschöpft und verzweifelt.

Bolitho packte ihn am Arm und schüttelte ihn.»Was ist los?»

«Mr. Lang ist getroffen worden, Sir. Unsere Leute weichen zurück. «Er taumelte und wäre gefallen, wenn Bolitho ihn nicht gehalten hätte.»Die Soldaten sind überall auf dem Berg, Sir. Wir können sie nicht mehr aufhalten.»

Bolitho sah Quince an und schrie:»Richten Sie das Geschütz auf die Straße!«Als die Leute zögerten, fügte er scharf hinzu:»Bewegung, schnell!«Er deutete auf die Matrosen.»Setzt die Gefangenen mit ein und laßt sie die Kanonen über die Klippe schieben. «Er blickte in Quinces grimmiges Gesicht.»Mit denen soll keiner mehr schießen.»

Als das erste Geschütz über die scharfe Kante rollte, fügte er hinzu:»Ich muß zu unseren Leuten an der Straße zurück. Vergewissern Sie sich, daß das letzte Geschütz geladen und gerichtet wird. «Dann rannte er davon, ehe Quince ihm weitere Fragen stellen konnte. Als er die Reihe der Felsbrocken erreichte, von der er erst vor wenigen Stunden seine Leute zum Angriff geführt hatte, sah er die Matrosen zurückweichen. Manche schossen noch auf den gegenüberliegenden Abhang, andere schleppten sich verwundet zurück oder stützten sich gegenseitig in dem verzweifelten Bemühen, irgendeine Deckung zu erreichen.

«Hierher!«Bolitho winkte mit seinem Säbel.»Geht in Deckung und ladet neu!«Einer versuchte, an ihm vorbeizulaufen. Er schrie ihn an:»Hiergeblieben, oder ich bringe dich, bei Gott, selbst um!»

Allday fragte heiser:»Wo ist Mr. Pascoe?»

In diesem Augenblick erblickte Bolitho ihn. Er kam über die Straße gerannt, den wankenden Lang neben sich, der einen Arm fest um die Schultern des Jungen gelegt hatte. Lang war blutbedeckt und hatte die Augen notdürftig verbunden. Weitere Schüsse fegten vom Hang herunter, wo der Feind Halt gemacht hatte, um aus seiner günstigen Position sorgfältiger zielen zu können. Ein Matrose stürzte über den Felsen zusammen, und ein anderer verschwand außer Sicht, ohne auch nur einen Schrei auszustoßen.

Pascoe stolperte keuchend in Alldays Arme, während andere den verwundeten Leutnant in den Schutz der Felsen zogen. Bolitho fragte:»Alles in Ordnung, Junge?«Er lehnte ihn an die von der Sonne erwärmten Felsen und fügte hinzu:»Das war sehr tapfer, was du da getan hast,»

Lang wimmerte:»Meine Augen! Mein Gott, ich sehe nichts mehr!»

Pascoe blickte ihn starr an:»Eine Musketenkugel traf neben seinem Gesicht einen Felsbrocken. «Er schauderte, aber blinzelte dabei nicht.»Die Splitter trafen ihn in beide Augen. «Er wandte sich heftig ab und übergab sich.

Bolitho löste den Blick von den bebenden Schultern des Jungen und sah auf, als ein Matrose plötzlich aufsprang und zum Rand der Klippe hinaufrannte. Einen Augenblick glaubte er, der Mann wäre verrückt geworden oder mache einen letzten verzweifelten Fluchtversuch. Doch als die wilden Schreie auch die anderen aufblicken ließen, erkannte er durch den Qualm des brennenden Schiffs eine schemenhafte Form und bildete sich ein, eine Hitzewelle zu spüren, als das Krachen einer Breitseite über das Wasser und wie eine Lawine gegen die Steilwand donnerte.

Der Matrose schwankte hin und her, die Hände wie im Gebet vor der Brust gefaltet. Wild schrie er:»Seht doch, Jungs! Es ist die alte Hermes!»

Dann stürzte er kopfüber die Klippe hinunter. Sein Todesschrei wurde von Kanonendonner übertönt, als sich die Marssegel eines weiteren Schiffs durch den Qualm schoben. Der Anblick seines eigenen Schiffes, das ihm endlich zu Hilfe kam, mußte das Letzte gewesen sein, was der Mann gesehen hatte.

Bolitho richtete sich auf.»Zurück, Leute«, rief er.»Wir ziehen uns auf die Landzunge zurück. «Geschosse schwirrten um ihn herum, und noch ein paar Männer fielen, als sie geduckt über die weite Strecke offenen Geländes liefen.

Allday hatte Lang auf die Schultern genommen, und Bolitho sah, daß Pascoe versuchte, nicht innezuhalten, als einem Matrosen neben ihm von einer Kugel der Hinterkopf zerschmettert wurde.

Als die ersten feindlichen Soldaten die jetzt nicht mehr verteidigte Felsbarriere erreichten, hielt Fox seine Lunte sorgfältig an das Zündloch der Kanone und sprang dann zur Seite, um zu beobachten, wie die Kugel die dichtgedrängten Männer niedermähte.

Dieser letzte Schuß und der Anblick der langsam in die Bucht einlaufenden Schiffe war für sie genug. Der Angriff brach zusammen, und trotz der schrillen Pfiffe und gebrüllten Befehle machten die Soldaten kehrt und rannten zurück. Vermutlich würden sie weiterrennen bis in die Stadt, weil sie befürchten mußten, durch ein weiteres Landekommando der eintreffenden Schiffe abgeschnitten zu werden.

Quince erschien neben Bolitho und sagte zwischen mühsamen Atemzügen:»Das war knapp, Sir.»

Bolitho antwortete ihm nicht gleich. Er beobachtete sein eigenes Schiff, die alte Hyperion, die langsam an dem nächsten Franzosen vorbeikreuzte. Pulverqualm verhüllte das Bild der Vernichtung, als ihre Geschütze der Reihe nach ihre Ladungen auf den hilflosen Feind spieen. Sie war zu weit entfernt, um Einzelheiten auszumachen, aber er konnte sich Inch vorstellen, der aufmerksam den richtigen Augenblick abwartete, um über Stag zu gehen, und Gos-sett in seiner Nähe, unerschütterlich wie eine englische Eiche. Er sah sich um. Plötzlich widerte ihn das Land an, der Anblick der Toten und der eng zusammengedrängten, verängstigten Gefangenen.

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