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Bolitho spürte den Atem seines Gegners im Gesicht. Griff an Griff verhakten sie ihre Waffen und taumelten gegen eins der schweren Geschütze. Ihre Füße wirbelten Staub auf, während sie einander bedrängten und einen Vorteil zu gewinnen suchten. Er drehte die Schulter und stieß mit aller Kraft zu. Sein Gegner taumelte zurück, doch er riß gleichzeitig die Klinge hoch, um seinen Hals zu schützen.

Durch die Zähne keuchte Bolitho:»Ergeben Sie sich, verdammt noch mal!»

Doch der Franzose schien nur noch wütender zu werden. Mit frischer Kraft sprang er in einem neuen Ausfall vor. Bolitho parierte und schlug die Klinge des Gegners zur Seite, hielt inne, doch als der andere gegen das mächtige Rad der Kanone taumelte, sprang er vor und stieß zu. Er spürte, wie Stahl gegen Rippen traf, und dann folgte ein letzter Stoß, der seinem Gegner mit einem Aufschrei die Luft aus den Lungen trieb.

Bolitho starrte einige Sekunden lang die leblose Gestalt an, die an dem Rad lehnte.»Narr!«Er blickte auf den Degen in seiner Hand, die gerötete Klinge.»Tapferer Narr!»

Allday kam an seine Seite. Das schwere Entermesser pendelte wie ein Spielzeug in seiner Hand.»Gut gemacht, Captain. «Er zog den Toten von dem Geschütz fort und stieß ihn über die Klippe.»Einer weniger, der uns Ärger machen kann.»

Bolitho steckte den Säbel weg. Es überraschte ihn, daß seine Hand so ruhig war, da doch jede Faser seines Körpers unkontrollierbar zu zittern schien.

Schwerfällig sagte er:»Hoffentlich sterbe ich ebenso tapfer, wenn meine Zeit da ist.»

Quince kam keuchend an den Gefangenen vorbei und grinste ihn an.»Nicht einen Mann verloren, Sir. Es sind nur zwanzig Gefangene, und die zu bewachen wird uns keine Schwierigkeiten machen. «Besorgt sah er Bolitho an.»Fühlen Sie sich nicht wohl, Sir?»

Bolitho blickte überrascht auf.»Doch, danke. Aber mir ist ein Gedanke gekommen.»

Quince leckte sich die Lippen, als von den verankerten Schiffen ein Trompetensignal heraufklang.»Wir haben nicht lange Zeit, Sir. Die Froschfresser werden Boote mit mehr Leuten an Land schik-ken, als wir abwehren können.»

Bolitho hörte nicht auf ihn.»Etwas, das Sie früher gesagt haben, Mr. Quince…»

«Was ich gesagt habe, Sir?»

«Sie bemerkten, daß das Geschwader einen schweren Stand haben würde, selbst wenn diese Batterie ausfiele.»

Quince hob die Schultern.»Nun, Sir, wenn ich das gesagt habe, dann tut es mir leid, falls es Ihnen Sorgen machen sollte. «Er schüttelte bewundernd den Kopf.»So, wie Sie uns hierhergeführt und diese verdammten Geschütze genommen haben, werde ich dankbar sein, wenn wir uns damit begnügen.»

Bolitho trat an den Rand der Klippen.»Es genügt nicht. Die Abdiel wurde beim ersten Angriff innerhalb von Minuten in Brand geschossen. «Er deutete auf eine rohe Schanze neben den Zelten.»Sie wurde mit glühenden Kugeln aus dieser primitiven Esse beschossen.»

Quince nickte grimmig.»Ich weiß, Sir. Schade, daß die Asche kalt ist. Wir könnten eins oder auch zwei von ihren Schiffen in Brand schießen, ehe wir uns zurückziehen.»

Bolitho beobachtete die Schiffe, das Gesicht eine Maske der Konzentration.»Aber wenn Sie da unten französischer Kommandant wären, könnten Sie einen solchen Angriff erwarten. «Er nickte nachdrücklich.»Holen Sie Mr. Fox, er soll die Geschütze feuerbereit machen. «Als Allday forteilte, fügte er hinzu:»Setzen Sie ein Zelt in Brand und gießen Sie Wasser in die Flammen, Mr. Quince. Wenn wir Glück haben, glauben die Franzosen, daß wir Kugeln erhitzen. Das muß im Augenblick genügen.»

Shambler rief:»Boote legen von zwei Schiffen ab, Sir.»

Bolitho nickte. Die Schiffe konnten Leute entbehren, wenn sie vor Anker lagen, und immer noch genügend Mannschaften für ihre Geschütze behalten, wenn Pelham-Martin kam. Er legte die Hände auf dem Rücken zusammen. Falls Pelham-Martin kam.

«Schicken Sie einen Mann auf den Gipfel, er soll nach unseren Schiffen ausschauen.»

Shambler sah ihn an.»Aye, aye, Sir.»

In diesem Augenblick erschien Fox, der Feuerwerksmaat, an seiner Seite. Es war ein drahtiger, kleiner Mann, der an sein Namenstier, den Fuchs, erinnerte.

«Nun, Mr. Fox. «Bolitho beobachtete gespannt, wie die ersten Boote auf das Ufer zusteuerten.»Machen Sie die Geschütze feuerbereit und nehmen Sie sich das zweite Schiff zum Ziel.»

Fox salutierte und sagte dann rauh:»Ich kann auch die Esse in Gang bringen, Sir. Dauert nur eine halbe Stunde. «Er lachte verhalten.»Mein Vater war Schmied, bei dem habe ich gelernt, wie man eine Glut schnell anfacht, Sir.»

Bolitho spürte, wie die Erregung in ihm wuchs. Ob PelhamMartin kam oder nicht, es sollte nicht alles vergeblich gewesen sein, wenn er es verhindern konnte.

Er rief:»Sagen Sie Mr. Lang, er soll die Straße halten. Mit dem Abgrund auf der einen Seite und seinen Leuten auf der anderen dürfte das nicht allzu schwer sein.»

Er zwang sich, langsam zum Rand der Klippe vorzugehen, und blickte auf die Boote tief unten.

Fox rief ihm zu:»Feuerbereit, Sir!«Angespannt und konzentriert kauerte er hinter dem nächststehenden Geschütz.

Bolitho erwiderte:»Geben Sie einen Probeschuß ab!»

Fox sprang zur Seite und hielt seine Lunte ans Zündloch. Die Detonation hallte von den Berghängen wider, scheuchte Hunderte von

Vögeln auf, die flatternd und kreisend ein kreischendes Konzert aufführten.

«Zu kurz. «Fox grinste vergnügt. Verglichen mit dem schwankenden Batteriedeck eines Schiffs, war das hier ein Kinderspiel. Er trieb seine Leute an.»Handspaken ran. Rohr nach rechts. «Er tänzelte hinter dem Verschluß, während die anderen noch auswischten und neu luden.»Langsam! Das reicht. «Mit unverhohlener Ungeduld wartete er, daß die Ladungen festgerammt wurden.»Gut so. Jetzt volle Erhöhung!«Er schüttelte vor dem schwitzenden Gesicht eines Matrosen die Faust.»Langsam, Junge, langsam!»

Wieder senkte er die Lunte, und mit einem Auf brüllen schlug das Geschütz im Rückstoß gegen den harten Fels. Über der Klippe stieg Pulverqualm in braunen Wolken auf.

«Zu weit. «Fox rieb sich die Hände.»Der nächste sitzt.»

Quince trat neben Bolitho. Sie beobachteten, wie erst das eine Boot und gleich darauf das zweite innehielt, kehrtmachte und zu den Schiffen zurückruderte.»Die haben meinen Rauch entdeckt. «Er lachte zufrieden.»Und was jetzt, Sir?»

Bolitho konnte sich den Schrecken an Bord der verankerten Schiffe gut vorstellen. In ihrer gegenwärtigen Situation beschossen zu werden, war schon gefährlich genug, aber ein Bombardement mit glühenden Kugeln war zuviel; jeder Kommandant mußte alles daran setzen, um so schnell wie möglich außer Schußweite zu kommen.

Fox trat zurück.»Feuer!«Er rannte zum Rand der Klippe und beschattete die Augen, um die Flugbahn zu verfolgen.

Hoch aufspritzendes Wasser neben dem Heck des zweiten Schiffes zeigte den Aufschlag an; Bolitho vermutete, daß er dicht bei der Wasserlinie gelegen hatte.

Fox schien über ungeahnte Energie zu verfügen.»Alle Geschütze neu richten!«Er eilte von Kanone zu Kanone, blickte zu der ersten zurück, um sich zu vergewissern, daß er eine gutgezielte Salve abgab.»Feuer!«Die Reihe der Geschütze rollte im selben Augenblick zurück, und um das Ziel herum spritzten Fontänen auf.

«Captain, Sir!»

Bolitho drehte sich um und sah Pascoe hinter sich, der heftig nach Luft rang. Er mußte den ganzen Weg von der Straße herauf gerannt sein.

«Was gibt's, Junge?»

«Mr. Lang läßt melden, daß auf der Straße von der Stadt her Soldaten anmarschieren. Sie sind noch ungefähr zwei Meilen entfernt, kommen aber sehr schnell näher. «Er blickte zu den Schiffen hinunter, als ob er sie zum erstenmal sähe.

«Wie viele sind es, Mr. Pascoe?«fragte Quince.

Der Junge hob die Schultern.»Mehrere Hundert, Sir.»

Bolitho sah Quince an.»Ob Franzosen oder Spanier, kann uns gleichgültig sein. Sie wollen uns an den Kragen, und Mr. Lang kann nicht mehr tun, als ihren Angriff einige Minuten aufzuhalten. «Er zog seine Uhr.»Wo, zum Teufel, bleiben nur unsere Schiffe?»

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