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Inch sagte:»Gerade so, als ob sie gewollt hätten, daß wir kommen, Sir.»

Bolitho schob mit einem Schnappen sein Glas zusammen.»Genau das. Ich habe mich schon gefragt, weshalb sie den Westindienfahrer in Ruhe gelassen haben, nachdem er sie entdeckt hatte. Le-quiller ist kein Dummkopf, Mr. Inch, und ich hoffe, daß der Kommodore das berücksichtigt.»

Inch nickte zweifelnd.»Ich wüßte gern, was er beabsichtigt, Sir.»

Bolitho studierte eine ganze Minute lang die verankerten Schiffe.

Er war sich des Summens im Rigg bewußt, des Rauschens des Wassers, das am Rumpf entlangstrich, und hörte es dennoch nicht. Unheimlich, die Schiffe so liegen zu sehen. Sie standen fast im rechten Winkel zum Kurs des Geschwaders, Steuerbord voraus, das weitest entfernte dicht unter der fernen Landzunge noch vom Dunst verhüllt. Wenn Pelham-Martin diesen Kurs beibehielt, würden sie hinter dem letzten Schiff vorbeilaufen, oder er konnte abfallen und an der verankerten Formation entlangsegeln und einzeln den Kampf aufnehmen.

Gossett sagte:»Auf dieser Seite der Einfahrt ist reichlich Wasser,

Sir.»

«Ja. «Bolitho hatte es auch schon bemerkt, daß die verankerten Schiffe näher an der anderen Landzunge lagen, wogegen der nächste Zweidecker nur rund drei Kabellängen von den überhängenden Klippen, die jetzt von Sonnenlicht gebadet wurden, entfernt war.

Gascoigne rief: «Indomitable signalisiert an Abdiel, Sir. «Hastig kletterte er drei Webeleinen höher und meldete dann:»Ich kann das Signal nicht erkennen, Sir. Die Hermes verdeckt mir die Sicht.»

«Wenn Abdiel bestätigt, werden wir es sehen, Sir«, sagte Inch.

Bolitho blickte ihn ernst an. Merkwürdig, daß Männer über Fragen der Taktik und über Signale diskutieren konnten, wenn sie bei Einbruch der Nacht doch alle tot sein konnten.

Das Bild der Abdiel verkürzte sich und verlängerte sich wieder, als sie mit flatternden Segeln wendete und Kurs auf das Ende der französischen Formation nahm.

Ein paar Matrosen unter dem Achterdeck begannen ihr zuzujubeln, wahrscheinlich mehr, um die Spannung zu brechen, als in der Hoffnung, die Fregatte zu erreichen.

Bolitho beobachtete schweigend. Pelham-Martin schickte also die Abdiel als erste vor.

Vom Wind wurde schwach der Klang einer Trompete herübergetragen, und als er die Augen gegen das greller werdende Licht beschattete, sah er, daß die französischen Schiffe ihre Stückpforten öffneten. Es erfolgte ebenso gelassen wie gut aufeinander abgestimmt, denn als die Doppelreihen der Rohre hervorstießen, schien es, als würden sie von der Hand eines einzigen Mannes kontrolliert. Eine Rauchwolke stieg am Bug der Abdiel auf, der Sekunden später der scharfe Knall des Abschusses folgte. Ob der Schuß die Entfernung messen sollte oder aus reinem Übermut erfolgt war, ließ sich schwer sagen. Vielleicht hatte der Kommandant der Abdiel den Schuß nur abgegeben, um die Spannung zu brechen. Es war bedauerlich, daß das Los, als erster mit dem Feind in Gefechtsberührung zu kommen, Captain Pring und nicht Farquhar zugefallen war. Die Spartan war von den ausgesandten Schaluppen nicht gefunden worden, zumindest war sie noch nicht eingetroffen. Vielleicht befand Farquhar sich selbst in Schwierigkeiten, aber gerade jetzt hätte Bolitho lieber ihn an der Spitze gesehen als Pring. Nicht daß Pring keinen Ehrgeiz gehabt hätte, aber ihm schien Farquhars kalte Selbstbeherrschung zu fehlen.

Wieder Rauch, und diesmal war es eine unregelmäßige Breitseite. Die Kugeln warfen dünne Fontänen querab vom letzten französischen Schiff auf, in dem Bolitho jetzt das erkannte, das er vor St. Kruis schwer beschädigt hatte. Ohne Glas konnte er die klaffenden Lücken in seinem Schanzkleid erkennen und das rohe Behelfsrigg, das seinen verlorenen Besanmast ersetzte.

Gascoigne rief:»Signal an alle, Sir: Der Kommodore beabsichtigt, achtern vom Feind zu passieren, um die Luvposition zu gewinnen.»

«Sie können laden und ausrennen lassen, Mr. Inch.»

Bolitho wich vor dem plötzlich einsetzenden Gedränge um die Achterdecksgeschütze zum Niedergang zurück. Wenige Sprossen über dem Deck stehend, konnte er beobachten, wie sich die Indomi-table vor das hinterste französische Schiff schob. Zwei Kabellängen weiter würde Pelham-Martin dessen Heck passieren, sein Geschwader herum und parallel an den verankerten Schiffen vorbeiführen. Den französischen Kanonieren würde dann nicht nur die Sonne in die Augen scheinen, sondern sie mußten auch durch den Pulverqualm behindert werden, sobald die Beschießung begann.

Oben in den Masten knatterten die Marssegel laut und füllten sich dann wieder mit Wind. So dicht unter Land war es schwer, sie so zu halten, daß sie gut zogen; zufrieden stellte Bolitho fest, daß Tomlins Leute an den Brassen bereitstanden, den nächsten Befehl zu befolgen.

Inch griff an seinen Hut.»Backbordbatterie geladen und ausgerannt, Sir. «Trotz der fernen Abschüsse der Abdiel schien er entspannt und irgendwie vergnügt zu sein.»Sie waren sogar ein paar Minuten schneller als sonst.»

Bolitho sah die Hermes in einer unerwarteten Strömung überholen und bemerkte, daß auch sie ihre Backbordgeschütze ausgerannt hatte.

Bedächtig sagte er:»Und jetzt die Steuerbordgeschütze, Mr. Inch. «Er packte die Reling, während er beobachtete, wie sich das Bild der Abdiel verkürzte, bis er nur noch ihr Heck sah. Der scharlachrote Wimpel stand so steif an ihrer Gaffel wie ein bemaltes Stück Blech.

Inch hatte lange genug unter Bolitho gedient, um keinen seiner Befehle in Frage zu stellen; als seine Leute überrascht zögerten, legte er die Hände als Trichter an den Mund und schrie:»Laden und ausrennen, ihr Schlafmützen! Unteroffizier, schreiben Sie diesen Mann auf.»

Das hatte die gewünschte Wirkung. Mit knarrenden Lafetten polterten die Kanonen an die Stückpforten. Die Kanoniere glitten auf den feuchten Planken aus, als die schweren Geschütze ihrem Eigengewicht folgten und über das geneigte Deck rollten. Auf dem unteren Batteriedeck wusch die See beinahe über die Stückpforten, als sich das Schiff gehorsam neigte, aber Bolitho atmete unbeschwerter. Es klappte alles, vielleicht sogar zu gut.

Er sah Inch an und hob die Schultern.»Es ist immer besser, vorbereitet zu sein.»

An Bord der Hermes hatte anscheinend jemand Zeit gefunden, seinen Blick von den feindlichen Schiffen loszureißen, denn Sekunden später öffneten sich auch ihre Stückpforten an Steuerbord, und hier und dort erschien eine Geschützmündung wie ein hastig gewecktes Tier, das Witterung nahm.

Inch grinste.»Das hat sie aufgeschreckt, Sir.»

Ein Buggeschütz der Indomitable feuerte. Das Mündungsfeuer wurde für Bolitho durch die hinter ihr fahrenden Schiffe verdeckt, doch drehte er sich schnell um und verfolgte die Kugel, die von den Wellenkämmen abprallte, ehe sie dicht vor dem hintersten Franzosen versank. Wieder erfolgten Jubelrufe, und von einem der Schiffe — Bolitho hielt es für die Telamon —, waren Trommeln und Pfeifen zu hören.

«An Deck: Abdiel unter Feuer!»

Der Ruf des Ausgucks wurde übertönt von unregelmäßigem Geschützfeuer, und als Bolitho zur Reling eilte und einem erschreckten Midshipman das Glas entriß, sah er, daß der Rumpf der Fregatte von aufspritzenden Wassersäulen eingerahmt wurde.

Inch rief:»Die Franzosen müssen Heckgeschütze montiert haben!»

Aber Bolitho zog ihn von den Netzen fort.»Sehen Sie doch, Mann! Die Schüsse kommen von Land, da, an Steuerbord!«Er zuckte zusammen, als der Fockmast der Abdiel schwankte und an Deck stürzte; gleichzeitig beobachtete er, wie ihre Segel zitterten, als weitere Kugeln die Takelage durchschlugen und die See rings um das Schiff mit Holzsplittern und wirbelnden Wrackteilen übersäten.

Bolitho knirschte mit den Zähnen. Es war eine Falle, genau wie er es halb befürchtet und halb erwartet hatte. Abdiel wurde von mehreren Kugeln gleichzeitig getroffen. Die versteckten Kanoniere an Land wurden nicht durch die eigenen Schiffsbewegungen oder wechselnde Entfernungen behindert, sondern feuerten unbehelligt Schuß um Schuß auf das Schiff ab, das unter ihnen unmittelbar vor ihren Visieren liegen mußte.

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