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Die dunkelhäutigen Frauen mit ihrem bereitwilligen Lächeln und ihren herausfordernden Blicken konnten das Herz jedes Seemanns entflammen; angesichts der strahlenden Sonne und des leicht erhältlichen Rums war es nur eine Frage der Zeit, bis es zu einem ernsthaften Zwischenfall kommen mußte.

Doch jetzt, da noch mehr Schiffe in der Bucht ankerten, drohte an Stelle der Gastfreundschaft Ablehnung, wenn nicht Schlimmeres zu treten.

Als Bolitho mit dem Kommodore über seine Befürchtungen sprach, hatte er keine befriedigende Antwort erhalten. PelhamMartin logierte nicht mehr an Bord der Hyperion, sondern hatte de Blocks Angebot, sein Quartier zeitweise in der Residenz des Gouverneurs aufzuschlagen, bereitwillig akzeptiert.

Er hatte nur gesagt:»Wenn Sie Ihren Leuten nicht trauen können, Bolitho, dann müssen Sie verhindern, daß sie an Land gehen.»

Bei anderer Gelegenheit hatte er angedeutet, daß er auf Nachrichten aus Caracas warte, die ihm einen neuen Hinweis geben würden, wohin Lequiller sich zurückgezogen haben könnte.

Denn dies war das Merkwürdigste von allem: Lequillers Geschwader war verschwunden, als ob es nie existiert hätte.

Als die Fregatte Spartan von Caracas zurückkam, war es Bolitho gelungen, mit ihrem Kommandanten zusammenzutreffen, bevor er auf eine neue Patrouille ausgeschickt wurde. Kapitän Farquhar war sowohl verärgert als auch ungeduldig gewesen.

«Der spanische Generalgouverneur ist höflich, aber nicht mehr gewesen. Er gewährte mir ganze zehn Minuten Audienz. Die Grußbotschaft unseres Kommodore schien ihn kaum zu interessieren. «Farquhars Lippen hatten sich zu einem verächtlichen Lächeln gekräuselt.»Er gab mir zu verstehen, daß die Engländer die Kontrolle über die karibische See schon so lange für sich in Anspruch nähmen, daß es jetzt nur unsere Pflicht wäre, zu beweisen, daß wir sie auch haben.»

Bolitho konnte Farquhars Gereiztheit gut verstehen. Er hatte nie in dem Ruf gestanden, geduldig zu sein, und mit der Demütigung, in dieser Weise abgefertigt zu werden, konnte er sich nicht so leicht abfinden. Doch obwohl er wütend gewesen war, hatte er nicht versäumt, aus seinem Besuch Nutzen zu schlagen. In Caracas war nur ein einziges Kriegsschiff vorhanden gewesen, und offensichtlich wurde es als Begleitschutz zurückgehalten, wahrscheinlich für ein spanisches Schatzschiff. Eines stand jedoch fest: Niemand wußte etwas von Lequillers Geschwader oder sagte nur ein Wort darüber. Und dennoch — Bolitho hatte es zahllose Male erwogen — , irgendwo mußte es liegen, Schäden reparieren, auf den nächsten Zug lauern und sich darauf vorbereiten. Aber wo?

Dann, nach einer weiteren Woche des Wartens und der Sorge, glitt ein kleiner, bewaffneter Schoner in die Bucht und ging dicht unter Land vor Anker. Es war die Fauna, de Blocks Verbindungsschiff zu den anderen holländischen Inseln und fast so alt wie die Telamon.

Innerhalb einer Stunde erhielt Bolitho den Befehl, sich in Pelham-Martins Hauptquartier einzufinden; als die Barkasse von der Hyperion wegpullte, sah er mit grimmiger Befriedigung, daß auch von den anderen Schiffen Boote ablegten und dem Ufer zufuhren. Es mußte etwas Dringendes vorliegen, wenn der Kommodore seine Kapitäne vor dem Mittagessen zusammenrief. Seit Pelham-Martin seinen Sitz in der Residenz des Gouverneurs aufgeschlagen hatte, hatte er auch eine großspurige und abweisende Lebensart angenommen. Wenn er einige seiner Offiziere zum Essen einlud, was nicht oft geschah, war danach das Gesprächsthema vieler Tage sein Konsum an Speisen und Wein.

Bolitho traf ihn in dem niedrigen Raum an, der aufs Wasser hinausging, wo er hinter einem vergoldeten Tisch saß, der völlig von Seekarten und anderen Papieren bedeckt war.

Er blickte auf, als Bolitho eintrat, und deutete auf einen Sessel. Dann sagte er beiläufig:»Endlich Neuigkeiten, Bolitho. «Es schien ihm wirklich Mühe zu machen, seine Aufregung zu beherrschen.

«De Block hat mich über Lequillers Aufenthalt unterrichtet. Wir können also endlich handeln.»

Winstanley und Fitzmaurice kamen zusammen an, gefolgt von Kapitän Mulder von der Telamon.

Pelham-Martin wartete, bis auch sie Platz genommen hatten, ehe er verkündete:»Lequillers Schiffe sind gefunden worden, meine Herren. «Er beobachtete befriedigt die plötzlich erkennbare Spannung und fügte großspurig hinzu:»Ich weiß, daß es manchen gibt, der gern voreilig gehandelt hätte. «Er ließ den Blick kurz auf Bo-litho ruhen, ehe er fortfuhr:»Aber wie ich immer wieder betont habe, gibt es nur eine korrekte Methode, den Feind zum Kampf zu stellen und die eigene Stärke zu zeigen. «Er erwärmte sich an seinem Thema; am Gesicht der beiden anderen britischen Offiziere las Bolitho ab, daß es ihnen wohlbekannt sein mußte. Winstanley wirkte leicht amüsiert, und Fitzmaurice schien höflich gelangweilt zu sein.

«Wir sind eine Schutzmacht von Bedeutung, meine Herren, und der Aufmarsch und Einsatz der zu unserer Verfügung stehenden Kräfte ist viel wichtiger als irgendein kurzes, verwegenes Gefecht.»

In diesem Augenblick trat de Block mit einer Seekarte unterm Arm durch eine kleine Seitentür ein. Er nickte dem Kommodore zu und rollte seine Karte dann über den anderen auf.

Pelham-Martins Gesicht verfinsterte sich, und er betupfte sich die Stirn mit einem seidenen Taschentuch.»Ich habe gerade bekanntgegeben, daß Lequiller gefunden worden ist. Nicht wahr?»

De Block stopfte sich mit seiner einen Hand eine lange Tonpfeife.

«So ist es. «Er klopfte mit dem Pfeifenstiel auf die Karte.»Mein Schonerkapitän sprach vor vier Tagen mit einem Westindienfahrer, der einen an Fieber erkrankten Offizier an Land setzen wollte, und zwar hier. «Der Pfeifenstiel deutete auf eine Stelle, und die um den Tisch sitzenden Offiziere reckten die Hälse.»Das ist der Hafen Las Mercedes auf dem zu Spanien gehörenden Festland. Aber dem Schiff wurde das Einlaufen verweigert.»

Pelham-Martin sagte:»Nur zweihundert Meilen westlich von Caracas, und dennoch hat der Generalgouverneur nichts davon gewußt?»

De Block warf ihm einen schiefen Blick zu.»Die Entfernung mag vielleicht zweihundert Meilen betragen, aber in dieser Gegend ist das ungefähr zehnmal so weit wie anderswo. «Er seufzte.»Aber wie dem auch sei, der Kapitän des Westindienfahrers berichtete auch, daß er dort mehrere Kriegsschiffe habe liegen sehen.»

Kapitän Mulder sagte:»Dieser Lequiller hat sich eine günstige Stelle ausgesucht. Dieser Hafen ist. «Er suchte nach dem richtigen Wort.»Er ist sehr abgelegen.»

Bolitho war aufgestanden und beugte sich über die Karte.»Ich habe davon gehört. Früher war es ein Schlupfwinkel für Piraten. Ein guter Ankergrund und gegen die See wie zum Land hin leicht zu verteidigen. «Er folgte mit dem Finger der zerklüfteten Küstenlinie.»Die Buc ht dort gleicht der hiesigen, aber der Karte zufolge gibt es außerdem einen breiten Fluß, der sie vor einem Angriff von Land her schützt.»

De Block lächelte.»Keinen Fluß. Früher war es vielleicht mal einer, aber jetzt ist es kaum mehr als ein Sumpf. Niemand weiß genau, wie weit er ins Land reicht, denn kaum jemand hat ihn noch erforschen wollen. Er steckt voller Fieber und Tod. Kein Wunder, daß die Piraten sich dort sicher glaubten.»

Pelham-Martin sah verärgert hoch.»Wenn Sie jetzt fertig sind, meine Herren?«Er schob seinen massigen Körper an die Kante des Sessels vor.»Mich interessiert nicht, was Piraten getan oder nicht getan haben, und auch den Sumpf finde ich nicht wichtig. Tatsache ist, daß Lequiller in Las Mercedes Zuflucht und Unterstützung gefunden hat, und ob es spanisches Gebiet ist oder nicht, ich habe die Absicht, ihn dort zu stellen.»

Kapitän Fitzmaurice rückte unbehaglich auf seinem Sessel hin und her.»Aber bestimmt würde ein Angriff auf spanisches Gebiet von Spanien als feindlicher Akt angesehen werden, Sir.»

Winstanley nickte.»Wir könnten damit genau das tun, was Le-quiller sich wünscht. Es würde schneller als alles andere Spanien ins französische Lager treiben.»

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