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»Na und wie«, sagte Steiner.»Nehmen wir größere Gläser?«

Der Tischlermeister schlug mit der Faust auf den Tisch.»Verflucht noch einmal, da hast du verdammt recht! Das ist es! Größere Gläser, das ist eine Idee! Daß ich darauf noch nicht gekommen bin!«

Sie nahmen größere Gläser und tranken eine Stunde lang. Dann verwechselte der Tischlermeister alles und beschwerte sich darüber, daß seine Frau drei Jungen geboren hätte. Mit Mühe zahlte er und schwankte mit seinen Kumpanen hinaus.

Steiner räumte ab. Er schenkte sich noch ein Wasserglas voll Zwetschengeist ein und trank es aus. Sein Kopf dröhnte. Er setzte sich an den Tisch und brütete vor sich hin. Dann stand er auf und ging in seine Kammer. Er kramte aus seinen Sachen eine Fotografie seiner Frau hervor und sah sie lange an. Er hatte nie etwas von ihr gehört. Er hatte ihr auch nie geschrieben, weil er annahm, ihre Post würde überwacht. Er glaubte, daß sie sich hatte scheiden lassen.

»Verdammt!«Er stand auf.»Vielleicht lebt sie längst mit einem andern und hat mich vergessen!«Er riß mit einem Ruck die Fotografie durch und warf sie zu Boden.»Ich muß auch da ’raus! Es macht mich sonst kaputt. Ich bin ein Mann, der allein lebt, ich bin Johann Huber und nicht mehr Steiner, fertig!«

Er trank noch ein Glas, dann schloß er ab und ging auf die Straße. In der Nähe des Rings sprach ihn ein Mädchen an.»Gehst du mit mir, Schatz?«

»Ja.«

Sie gingen nebeneinander her. Das Mädchen betrachtete Steiner forschend von der Seite.»Du hast mich ja nicht einmal angesehen.«

»Doch«, erwiderte Steiner, ohne den Blick zu heben.

»Ich glaube nicht. Gefall’ ich dir?«

»Ja, du gefällst mir.«

»Das geht ja schnell bei dir.«

»Ja«, sagte er,»das geht schnell.«

Sie schob ihren Arm unter seinen.»Was schenkst du mir denn, Schatz?«

»Ich weiß nicht. Was willst du haben?«

»Bleibst du die ganze Nacht?«

»Nein.«

»Wie wäre es mit zwanzig Schilling?«

»Zehn. Ich bin ein Kellner, der nicht viel verdient.«

»Du siehst nicht aus wie ein Kellner.«

»Es gibt auch Leute, die sehn nicht aus wie Staatspräsidenten und sind es doch.«

Das Mädchen lachte.»Du bist lustig. Ich mag lustige Leute gern. Also zehn, meinetwegen. Ich habe ein schönes Zimmer. Paß auf, ich werde dich glücklich machen.«

»So?«sagte Steiner.

Das Zimmer war eine rote Plüschbude mit Nippesfiguren und Deckchen über Tischen und Sesseln. Auf dem Sofa saß eine Reihe von Teddybären, Fastnachtspuppen und Stoffaffen. Über dem Sofa hing die vergrößerte Fotografie eines Feldwebels in voller Uniform mit glotzendem Blick und gewichstem Schnurrbart.

»Ist das dein Mann?«fragte Steiner.

»Nein, der Selige von der Alten.«

»Die ist wohl froh, daß sie ihn los ist, was?«

»Hast du eine Ahnung!«Das Mädchen nestelte sich die Bluse los.»Die heult ihm heute noch nach, so fabelhaft soll er gewesen sein. Stramm, weißt du?«

»Weshalb hängt sie ihn denn dann hier zu dir herein?«

»Sie hat bei sich noch ein anderes Bild von ihm. Größer und bunt. Natürlich nur die Uniform bunt, verstehst du? Komm, mach mir die Hafteln hinten auf!«

Steiner spürte feste Schultern unter seinen Händen. Er hatte das nicht erwartet. Er wußte aus seiner Militärzeit, wie Huren sich anfühlten – immer etwas zu weich und grau.

Das Mädchen warf die Bluse auf das Sofa. Die Brüste waren voll und fest. Sie paßten zu den kräftigen Schultern und dem Hals.»Setz dich, Schatz«, sagte sie.»Mach dir’s bequem. Kellner und unsereins haben immer müde Füße.«

Sie streifte den Rock ab.

»Verdammt«, sagte Steiner,»du bist ja schön!«

»Das hat mir schon mancher gesagt.«Das Mädchen legte seinen Rock sorgfältig zusammen.»Wenn’s dich nicht stört…«

»Doch, es stört mich.«

Sie wandte sich halb um.»Du machst Witze… bist halt ein lustiger Patron!«

Steiner sah sie an.

»Was siehst du mich denn so an?«sagte das Mädchen.»Man könnte sich ja vor dir furchten. Jesus, wie ein Messerstecher! Hast lange keine Frau gehabt, was?«

»Wie heißt du?«fragte Steiner.

»Du wirst lachen… Elvira. War so eine Idee von meiner Mutter. Die hat immer hoch hinaus wollen. Komm ins Bett.«

»Nein«, sagte Steiner,»laß uns noch was trinken.«

»Hast du Geld?«fragte sie rasch.

Steiner nickte. Elvira ging nackt und unbekümmert zur Tür.»Frau Poschnigg!«schrie sie.»Was zu trinken.«

Die Wirtin erschien so schnell, als hätte sie hinter der Tür gelauscht. Sie war rund, in schwarzen Samt gepreßt und hatte rote Backen und glänzende Kugelaugen.»Wir hätten einen Champagner«, sagte sie dienstfertig,»wie Zucker!«

»Schnaps«, erwiderte Steiner, ohne sie anzusehen.»Zwetschgenwasser, Kirsch, Enzian, ganz egal.«

Die beiden Frauen wechselten einen Blick.»Kirsch«, sagte Elvira.»Von dem guten auf dem obersten Brett. Kostet zehn Schilling, Schatz.«

Steiner gab ihr das Geld.»Wo hast du die Haut her?«fragte er.

»Kein Wimmerl, was?«Elvira drehte sich vor ihm hin und her.»Das findest du nur bei Rothaarigen.«

»Ja«, sagte Steiner,»das habe ich vorhin nicht gesehen, daß du rote Haare hast.«

»Das kommt vom Hut, Liebling.«Elvira nahm der Wirtin die Flasche ab.»Trinken Sie einen mit, Frau Poschnigg?«

»Wenn ich darf?«Die Wirtin setzte sich.»Gut haben Sie’s, Fräulein Elvira!«Sie seufzte.»Unsereins, eine arme Witwe… immer einsam…«

Die arme Witwe kippte das Glas hinunter und goß sich sofort neu ein.»Gesundheit, fescher Herr!«

Sie erhob sich und blitzte Steiner kokett an.»Alsdann besten Dank! Und viel Vergnügen.«

»Bei der hast du Chancen, Schatz«, erklärte Elvira.

»Gib mir mal das Wasserglas da her«, sagte Steiner. Er goß es voll und trank es aus.

»Jesus!«Elvira blickte ihn besorgt an.»Du wirst doch nichts kaputtschlagen, Liebling? Die Wohnung ist kostbar, verstehst du? So was ist teuer, Schatzi!«

»Setz dich hierher«, sagte Steiner.»Neben mich.«

»Wir hätten lieber ’rausfahren sollen. In den Prater oder in den Wald.«

Steiner hob den Kopf. Er spürte den Kirsch mit weichem Hämmern hinter seiner Stirn gegen die Augäpfel schlagen.»In den Wald?«fragte er.

»Ja, in den Wald. Oder in ein Kornfeld, jetzt im Sommer.«

»Ein Kornfeld – im Sommer? Wie kommst du auf ein Kornfeld?«

»Wie man eben so drauf kommt«, plapperte Elvira eifrig und besorgt.»Weil halt Sommer ist, Schatz! Da geht man gern in ein Kornfeld, weißt du?«

»Versteck die Flasche nicht, ich hau’ dir deine Bude nicht kaputt. Ein Kornfeld sagst du… im Sommer?«

»Natürlich im Sommer, Schatz, im Winter ist’s ja kalt.«

Steiner goß sein Glas voll.»Verdammt, wie du riechst…«

»Rothaarige riechen alle ähnlich, Schatzi.«

Die Hämmer hämmerten schneller. Das Zimmer schwankte.»Ein Kornfeld…«sagte Steiner langsam und schwer,»und der Wind nachts…«

»Ist das dein Mann?«fragte Steiner.

»Nein, der Selige von der Alten.«

»Die ist wohl froh, daß sie ihn los ist, was?«

»Hast du eine Ahnung!«Das Mädchen nestelte sich die Bluse los.»Die heult ihm heute noch nach, so fabelhaft soll er gewesen sein. Stramm, weißt du?«

»Weshalb hängt sie ihn denn dann hier zu dir herein?«

»Sie hat bei sich noch ein anderes Bild von ihm. Größer und bunt. Natürlich nur die Uniform bunt, verstehst du? Komm, mach mir die Hafteln hinten auf!«

Steiner spürte feste Schultern unter seinen Händen. Er hatte das nicht erwartet. Er wußte aus seiner Militärzeit, wie Huren sich anfühlten – immer etwas zu weich und grau.

Das Mädchen warf die Bluse auf das Sofa. Die Brüste waren voll und fest. Sie paßten zu den kräftigen Schultern und dem Hals.»Setz dich, Schatz«, sagte sie.»Mach dir’s bequem. Kellner und unsereins haben immer müde Füße.«

Sie streifte den Rock ab

»Verdammt«, sagte Steiner,»du bist ja schön!«

»Das hat mir schon mancher gesagt.«Das Mädchen legte seinen Rock sorgfältig zusammen.»Wenn’s dich nicht stört…«

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