Nach der Uni stellte sich die Frage, wo Sischa eigentlich arbeiten sollte. Er selbst suchte keinen Arbeitsplatz, weil er dachte, dass man ihn einen Vorschlag machen müsste, in Aspirantur zu studieren, weil alle Professoren der Fakultät wussten, was für ein begabter Student er war. Doch niemand kam mit solchen Vorschlägen. Alle, sogar Ksücha, sagten ihn, dass er selbst dafür sorgten musste, aber Sischa meinte, dass solch ein Talent von sich selbst sprach.
Eines Tages bekam statt einer Einladung zur Aspirantur die von Wehrersatzamt. Der Krieg in Afghanistan ging langsam zu Ende, aber sowjetische Armee brauchte noch viel Kanonenfleisch. Sischa war unangenehm überrascht. Er hatte an einem Auge nur zwanzig Prozenten Sehkraft und wurde früher als dienstuntauglich qualifiziert. Sorglos kam Sischa zu Wehrersatzamt. Der diensthabende Offizier, Oberst Paraschko, teilte ihm mit, dass er nach Afghanistan sollte. Sischa setzte ihn unverzüglich in Kenntnis, dass er einen Ausmusterungsschein hatte. Der Oberst erwiderte, dass Sischa diesen Ausmusterungsschein sich irgendwohin stecken könnte und erzählte ihm weiter, dass er (der Diensthabende) einen Kranken an Tuberkulose in letztem Stadium nach Afghanistan schicken würde, gleich nächste Woche, wenn der Letzte dieweil sich nicht eine Frechheit erlauben würde, im Krankenhaus den Löffel abzugeben. Du musst Feind nicht sehen, du kannst ihn durch Betasten finden! hackte Oberst Paraschko auf Sischa ein. Solche Argumentation konnte Sischa nicht kontern. Er lief wie verrückt nach Hause und erzählte die furchtbaren Neuigkeiten seiner Mutter. Sie sollte alle ihre Beziehungen benutzen und noch viel Geld dazu investieren, um Sischa von Afghanistan zu schützen. Gesagt – getan.
Sischas Mutter fand für ihn auch einen Arbeitsplatz in dem soziologischen Laboratorium der Uni. Das war eine seltsame Organisation, von der niemand wusste, was man dort tut, Mitarbeiter einschließlich. Gleichzeitig mit Sischa begann dort ein alter Sischas Kumpan, Oleg Nogin, zu arbeiten. Die Zukunft versprach sehr interessant zu sein.
Der Arbeitstag der Freunden-Mitarbeiter war gewöhnlich sehr anstrengend. Zuerst rauchten sie ein paar Zigaretten. Sehr wahrscheinlich tränken sie gern Kaffee, aber Kaffee war eine Rarität damals. Stattdessen gingen sie durch die schöne Puschkinskaja Straße spazieren und bewegten sich da langsam zur nächsten Bierbude. Dort tranken sie einen Krug, rauchten noch eine Zigarette und driften im Schneckentempo gen andere Bierbude. Zur Mittagspause kamen sie zurück ins Laboratorium, aßen mit anderen Kollegen zusammen, erzählten lustige Geschichten und Anekdoten. Sie waren sehr beliebt bei den Mitarbeiter. Sischa erwartete jeden Tag eine Einladung in die Aspirantur. Alles wäre schön und gut, wenn Sischa sich wieder zum Alkoholiker nicht entwickelte.
Zu diesem Moment bekam Ksücha schon ihr Doktorgrad, gebar ein Kind und arbeitete als Dozentin für Philosophie. Niemals in ihrem Leben hatte sie einen Traum, mit einem Alkoholiker etwas zu tun zu haben. Sie überlegte nicht sehr lange und gab Sischa einen Laufpass. Als relativ junge und attraktive Frau, die noch klug und professionell erfolgreich war, pflegte sie die Hoffnung, sehr schnell und leicht ein neues Männchen zu fangen. Ihren Bekannten teilte sie mit, dass Männer ihr einfach nicht widerstehen könnten. Als Beispiel erzählte sie, dass ihr innerhalb fünfzehn Minuten, als sie durch die Hauptstraße lief, dreimal Oralsex vorgeschlagen wurde. Nach der Scheidung vergingen viele Jahre und Ksücha konnte es doch nicht begreifen, wieso alle Männer, die ihr Hof machten, wollten nur Oralsex und niemand fragte nach ihrer Hand.
Sischa hatte seine Scheidung fast nicht bemerkt, außer dass er jetzt zu Fuß zur Arbeit lief, weil er bei seiner Mutter wohnte. Es dauerte leider nicht so lange, bis er gefeuert wurde. Sogar solch eine progressive Organisation wie soziologisches Laboratorium konnte einen Alkoholiker nicht ewig dulden. Als Arbeitslose bekam Sischa kein Geld vom Staat, weil es fast unmöglich war, in der UdSSR arbeitslos zu sein. Mehr als das – Arbeitslose wurden vom Staat gesetzlich verfolgt und riskierten im Knast zu landen. Jeder Erwachsene musste arbeiten. Sischas Mutter gab ihm Geld, das er unverzüglich vertrank. Sischa kam selten nach Hause, hauptsächlich um Kohle zu borgen. Er übernachtete meist bei Freunden. Einmal kam er zu Mogilez mit einer Flasche Wein, lieh von ihm zehn Rubel, trank bis Ohnmacht, so musste Mogilez ihn bei sich seinen Rausch ausschlafen lassen. Am nächsten Morgen fand Mogilez ein nasses von Urin Bett ohne Bettlaken und keinen Sischa. Nie mehr in seinem Leben sah Mogilez seine Bettlaken, zehn Rubel und Sischa. Ksücha lehnte die freche Anforderung von Mogilez ihm zehn Rubel und Bettlaken zu erstatten ab. Zum ersten Mal in ihrem Leben war sie auf ihren ehemaligen Mann stolz. Er rächte für sie.
Sischa besuchte wieder eine geschlossene psychiatrische Anstalt. Danach zwang ihm seine Mutter sich als Buchhalter ausbilden lassen. Der neue Beruf lernte Sischa wie immer schnell und leicht. Nur eines gefiel ihm nicht – dieses Psychotraining. Er war schon den psychologischen Spielchen in der geschlossenen psychiatrischen Anstalt satt. Da lernte er nur eines – man musste seinen Mund nie öffnen, sonst bekam man Probleme, die man lange besprechen sollte. Deshalb irritierte ihn diese verrückte Löscha Inow, Alik Baklanow und Schura Nogilewskij – sie sprachen zu viel. Wenn interessierte sich denn für ihre Probleme? Er bestimmt nicht. Er war sehr erleichtert, als Training beendet war. XXXXXXXX XXXXXX XXXXXXX XXXXXX XXXXXXX XXXXXXXXX XXXXXXXXXXXX XXXXXXXX XXXX XXXXX XXXXXXXX XXXXXX XXXXXXXXX XXXXXXX XXX XXXX XXX XX.
Nach der Ausbildung arbeitete Sischa als Buchhalter in einer der größten Zigarettenfabrik Russlands - „Dontabak“. Aber wie immer arbeitete Sischa nicht so erfolgreich, wie er lernte. Sein Job war monoton und arm an Ereignisse, der Gram nagt an ihm und Sischa begann wieder zu trinken. Dann begriff seine Mutter, dass Büroarbeit schadet ihrem Sohn. Sie überlegte, als was er denn arbeiten sollte und fand, dass für Sischa die Arbeit in einer Metzgerei das Beste sein sollte.
Dank ihrer Beziehungen konnte Sischa bei einem Metzger seine Ausbildung als Lehrling beginnen. Er war so schwach, dass er mit großer Mühe Metzgerbeil heben konnte. Der Meister, ein alter und weiser Aserbaidschaner, sagte ihm, dass es macht nichts. Er versprach Sischa in einem Jahr zu echtem Metzger zu machen. Sischa trainierte jeden Tag und in einem Jahr konnte er tatsächlich allein Schlachttierkörper vom Schwein selbst zerschlagen. In drei Jahren war er fähig das den ganzen Tag zu tun. Seine Muskeln wurden stark, Körperhaltung stolz. Sischa war jetzt ein geachtetes Mitglied der Gesellschaft. Er hatte keine materiellen Probleme mehr. Sischa wählte nur edle Getränke. Er kam auf den Geschmack, armenische und dagestanische Kognaks „V.V.S.O.P. “ zu trinken. Er konnte die sich leisten. Sischa hatte sein Deputat, aber ihm genügen jetzt 30ml dreimal pro Tag. Er erinnerte sich fast nie an seine ehemalige Frau und besuchte sein Kind auch nicht. Das war ein neuer Sischa, ohne geistliche Bestrebungen, doch stehender auf eigenen Füßen. Er hatte sehr gute Beziehungen zur Stadtobrigkeiten. Wenn einige von ihnen einen besonderen Gast hatten und wollten ein hervorragendes Picknick organisieren, dann schickten sie seine Leute zu Sischa, weil nur er angemessenes Fleisch für Schaschlik oder Steak finden und erlesen konnte. XXXXX XXXXXXX XXXXXX XXXX XXXXXXX XX XX XXXXX XXXXXX XXXX XXXXXX XXXXXX XXXXXX.
Heute kam er zur Arbeit besonders früh. Er sollte für Herrn Gouverneur etwas Fleisch für Schaschlik auswählen. Als ein erfahrener Metzger weiß Sischa, dass für einen ausgezeichneten Schaschlik nur vierhundert Gramm von einem Lamm genommen werden muss. Sischa hatte viel Arbeit vor sich, weil Herr Gouverneur sehr selten alleine aß. Sischa bearbeitete schon fünften Schlachttierkörper, als er einen Mann bemerkte, der sich ihm näherte. Der Mann sah irgendwie bekannt aus.