Während die Schwiegermütter sich so friedlich unterhielten, tanzten die jüngeren Gäste bis zur Extase und versuchten sich in diesem Zustand mithilfe des Weins zu halten und zwar so erfolgreich, dass sie einige Stühle und ein Fenster zerbrachen. So konnte man die Hochzeit als gelungene betrachten. Ein besonderer Bonus für das frisch vermählte Brautpaar war, dass die beiden Schwiegermütter gewisser Umstände halber nie mehr miteinander sprachen.
Drei weitere Jahre vergangen für die Ehe fast gut. Sischa lernte ausgezeichnet und Ksücha versuchte einen Platz in Aspirantur zu bekommen, um Doktorarbeit zu schreiben. Mit der Zeit schöpfte Sischa den Verdacht, dass seine Frau, ungeachtet davon, dass sie sehr belesen war, nicht genauso klug war. Sie hielt sich aber als enorm schlaues Mädchen. Um das zu beweisen, versuchte sie immer wieder andere Menschen zu verspotten, sie zu erniedrigen. Aber genau hier, wie es Sischa feststellte, zeigte sich der Mangel an Klugheit – Ksücha fehlte die Eleganz der echten Intrigantin. Sie beleidigte bloß die Leute und verlor dabei fast alle ihre Freunde und Bekannten. Wann der Vorrat von denen ausgeschöpft war, begann sie Sischas Freunde und Bekannten zu eliminieren. So blieb ihnen nur ein bekanntes Paar übrig, mit dem sie eine schwache Beziehung hatten – Goscha Mogilez und seine Frau.
Die beiden Paare begegneten sich oft und gleich begann Ksücha ihre Versuche, Goscha Mogilez zu beleidigen, das alles aber umsonst war, weil Mogilez sehr dickfellig war. Alle Ksüchas Attacken machte er zunichte mit nur einem Satz: Ach, Ksücha, wollen wir lieber in den Busch gehen und dort uns der Unzucht hingeben? Seit Jahren suchte Ksücha nach passender Antwort und konnte sie nicht finden. Mogilez fiel immer Zigarettenstummel aus der Hand auf sehr geschätzten von Ksücha Bodenteppich hin. Er mochte es auch, auf diesen Teppich roten Wein zu gießen. Aber Mogilez hatte noch einen Trumpf, um Ksücha zu erniedrigen. Jedes Mal war er damit beschäftigt, Sischa betrunken zu machen. Ksücha wurde gezwungen nicht nur Mogilez, sondern auch ihren eigenen Mann angreifen. Nach einigen Jahren gewöhnte sie daran und griff Sischa automatisch immer an, als sie irgendwelche Getränke mit Alkoholinhalt am Tisch sah. Sischa fühlte sich zuerst gekränkt, doch sehr schnell bekam er einen bedingten Reflex – alles, was Ksücha sagte, glücklicherweise zu überhören.
Sischa studierte so leicht, dass er manchmal dachte, ob er wissenschaftliche Karriere wählen sollte. Sischa fand einen seinen Kommilitonen, der schon einige wissenschaftliche Artikel veröffentlichte, lud ihn ein, um Bier zu trinken und überzeugte ihn an wissenschaftlicher Studentenkonferenz teilzunehmen. Alsbald in Sischas Küche schrieben sie den Vortrag. Eigentlich schrieb der Kommilitone, während Sischa mit Bier beschäftigt war. Ganz unerwartet war ihr Vortrag als bester bezeichnet. Sischa war begeistert und sah eigene wissenschaftliche Bahn ganz klar. Seine Frau war schon in Aspirantur und schrieb ihre Doktorarbeit.
Es war Sischas letztes Jahr an der Uni und er sollte wissenschaftliches Praktikum an der Akademie der Wissenschaft in Moskau bekommen, was aber nicht der Fall war, weil Leiter des Lehrstuhls für Semiotik einfach vergaß, seine Papiere dorthin zu schicken. Stattdessen wurde Sischa in Kolchos geschickt, um sowjetische Landwirtschaft zu unterstützen. Streng genommen war das keinen Kolchos, sondern eine Konservenfabrik in Staniza (ein übergroßes Dorf) Bagaewskaja. Studenten wohnten außer der Staniza in Zelten. Hauptziel der Organisatoren dieses Lagers war – Studenten so fern wie möglich weg von Stirituosenladen zu halten. Das lag aber an der Hand, dass solch ein Ziel niemand zu realisieren vermag.
Man brachte Studenten mit den Bussen zur Arbeit und transportierte sie genauso zurück. Niemand glaubt daran, dass man fünfzehn Kilometer zu Fuß laufen würde, wenn man Bus verpasste. Dieser Glaube war richtig, man kaufte kein Alkohol in Staniza, zur großen Unzufriedenheit des hiesigen Handels. Statt Alkohol brachten Studenten verschiedene Konserven mit, die sie aus der Fabrik stahlen. Apropos, Konserven stahlen nicht nur Studenten, sondern auch alle Arbeiter. Man erzählte, dass jemand, der nicht stähle, wurde von anderen Arbeitern als Geistesgestörte betrachtet.
Am seinen ersten Tag in der Konservenfabrik arbeitete Sischa in der dritten Schicht die ganze Nacht durch. Am Tag wurde Kirschsaft produziert. So einen schmackhaften Saft trank Sischa nie im Leben davor und danach auch. Wenn man es recht bedenkt, das betraf alle anderen Konserven, die man in Bagaewskaja produzierte. Menschen, die dort als Hilfskraft sich beschäftigten, und das waren nicht nur Studenten, sondern auch Ingenieure und wissenschaftliche Mitarbeiter aus Rostow, fragten oft, wohin gingen die ganzen Produkte der Konservenfabrik? Die Antwort war niemandem bekannt. Man konnte nur Hypothese entwickeln. Einige dachten, dass alles hinter den Kremlmauern gegessen und getrunken wurde. Andere glaubten, dass man alles nach DDR oder Ungarn verfrachtete. Dritte hatten Verdacht, dass man alle Konserven bis zum Asowschen Meer transportierte und dort, in der Mitte des Meeres, vernichtete, deswegen starb Beluga aus. Wie dem auch sei, das genaue Schicksal der Konserven von Bagaewskaja Fabrik war gewiss ein Staatsgeheimnis.
Sischa fühlte sich leicht nervös. Es bestand eine Gefahr, die heilige Tradition der Studenten, nämlich, nach der Arbeit im Kolchos unbedingt etwas von Spirituosen intus nehmen, zu verletzen. Wegen dieser Nervosität trank er non-stop Kirschsaft und nach fünf Liter konnte den Saft nicht mehr ertragen. Wegen enormer Menge vom Saft fühlte er ein Bedürfnis die Toilette (als Tolchok genannt) sehr oft zu besuchen. Genau neben der Toilette begegnete ihm noch eine um Mangel an Alkohol besorgte Seele, die genauso zum Trost den Kirschsaft trinken musste. Diese Seele namens Lüsja war ein üppiges Mädchen, das Sischa gleich gefiel. Lüsja machte Sischa kundig, dass sie eigentlich eine Flasche Wein hatte, fürchtete aber, dass die zu wenig wäre. Doch Sischa gefiel ihr auch und sie lud ihn ein, die Flasche zusammen zu vernichten. Solch einem hübschen Mädchen konnte Sischa nicht widerstehen und versprach in Vernichtungsmaßnahme teilzunehmen. Danach verzichtete Sischa auf Kirschsaft bis zum Ende der Schicht und dachte daran, dass ihm ehe korpulente Mädchen, wie Lüsja, immer mehr gefiel, als magere, wie Ksücha.
Morgen früh fuhren zwei besorgten Seelen gen Studentenlager. Lüsja brachte ein fünf Liter Glas mit marinierten Gurken mit, Sischa – zehn Dosen mit pürierten Zucchini. Als sie das Lager erreichten, beglückte man sie mit der Nachricht, dass man alle Probleme mit dem Alkohol schon vom Tisch hatte. Es wurde eine riesige Zisterne in der Nähe des Lagers gefunden, in der Kolchos den vom ihm produzierten „Plodovo-jagodnoje“ bewahrte. Man bewachte die Zisterne nicht und jeder konnte sich so viel Wein schenken, wie man nur wollte. Es gab immer eine Schlange von Kolchosniki, die sich „Plodovo-jagodnoje“ besorgten, aber sie hatten nichts dagegen, wenn Studenten dasselbe taten. Sischa und Lüsja kosteten alsbald den Wein und liefen begeistert zur Zisterne, um sich einen Vorrat zu schaffen.
Die nächsten zwei Wochen vergingen für Sischa wie im Paradies. Er war tags und nachts betrunken. Lüsja war immer bei ihm, auch betrunken. Und niemand sagte ihm, dass er nicht trinken durfte! Ständige Trinkgelage und die Arbeit in der dritten Schicht hinterließen aber ihre Spuren – Sischa und Lüsja sahen so aus, als ob ihr Sexualleben zu intensiv wäre. Das stimmte aber nicht. Trotz Lüsjas Willens und zu ihrem Bedauern schlief Sischa immer wieder ein, wenn es zur Sache käme. Sischa bedauerte nichts, für ihn war die Hauptsache betrunken zu sein. XXXXX XX XXX XXXXX XXX XX XXX XX XXX XXXXXXXXX XXX XXX XXXXXXXXXXXX XX XXXXXX XX XXXX XXX.
In der dritten Woche kam Ksücha zu Besuch. Sie sah die beiden glücklichen Besoffenen und unternahm gleich die notwendigen Maßnahmen. Zuerst sprach sie mit Lüsja und versprach ihr schnelle Exmatrikulation, falls sie Sischa nicht in Ruhe lassen wollte. Dann nahm sie Sischa, ging mit ihm zu naheliegendem Hain und vergewaltigte ihn dort grob. Nach dem Geschlechtsverkehr erzählte Ksücha, was für eine undankbare Sau Sischa war, weil er so eine Sau wie Lüsja wählte. Hier konnte Sischa Ksüchas Logik nicht folgen. Ksücha erwähnte noch eine Sau, nämlich Sischas Mutter. Sischa verlor die Hoffnung etwas von dieser Sauerei zu verstehen, aber genau das verlangte Ksücha von ihm überhaupt nicht. Sie beendete triumphierend ihre Rede und fuhr mit dem Tragflügelboot „Kometa“ nach Rostow, bewundernd unterwegs pittoreske Ufern des stillen Flusses Don...