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Der Schlussverkauf geht weiter. Galina und ihre Kollegen planen heute in Mittagspause einen Überfall auf Supermarkt Solnyschko. Im Supermarkt herrscht viel Betrieb, man kann sich nicht frei bewegen. Man wird von Menschen von allen Seiten gepresst und transportiert zu beliebigen Abteilungen. Es ist kaum möglich, etwas Luft zu bekommen, aber niemand beklagt sich, alle gehen auf Schnäppchenjagd. Galina wird zur Kinderspielzeugabteilung getragen, wo sie eigentlich nichts braucht. Sie versucht sich freizumachen, aber umsonst. Hinter ihr steht ein Mann und tut etwas mit seinen Händen. Plötzlich sieht sie eine männliche, mit einer Binde bedeckte Hand, die presst ihr Mund zu. Im nächsten Moment fühlt sie stechenden Schmerz im Unterschulterblattbereich. Sie kann nicht mehr atmen. Es wird langsam dunkel. Die männliche, mit einer Binde bedeckte Hand, lässt ihr Mund frei, doch Galina ist nicht mehr fähig zu schreien. Auf einmal wird ihr klar, wem den männlichen Rücken, den sie in Straßenbahn sah, gehört. Aber natürlich, das war Löscha Inow! Mit diesem seltsamen Gedanken stirbt sie. Die Menschenschar trägt sie noch mit, aber Galina ist schon tot. Die Menschendichte wird locker und Galina fällt zu Boden hin. Sie liegt am Marmorboden mit einem Pfriem im Rücken.

Galina ist tot, mausetot.

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Unser Training geht weiter. Wir bilden zwei Gruppen, die in bevorstehender Diskussion teilnehmen werden. Die erste besteht aus Alik Baklanow und Igor Mechtar. Die zweite – aus Löscha Inow und Rafail Altmayer. Die Teilnehmer sitzen gegeneinander und Diskussion beginnt. Jede Gruppe, die in Diskussion teilnimmt, soll eine arithmetische Aufgabe lösen und dann die andere Gruppe überzeugen, dass ihre Lösung eben die richtige ist. Wir geben die Aufgabe:

Ein Kaufmann kaufte einmal ein Pferd für siebe n Rubel. Ein Jahr später verkaufte er das Pferd für acht Rubel. Nach noch einem Jahr kaufte den Kaufmann ein Pferd erneut für neun Rubel. Und wieder ein Jahr später verkaufte er das Pferd für zehn Rubel. Die Frage is t: wie hoch war der Profit des Kaufmanns?

Wir erwähnen zusätzlich, dass diese Aufgabe aus Mathelehrbuch für zweite Klasse des russischen Gymnasiums von neunzehntem Jahrhundert stammt.

Diese Aufgabe ist sehr interessant. Kinder können die ohne jegliche Schwierigkeiten lösen, was aber die Erwachsene nicht betrifft. Man findet, dass hier drei Antworten möglich sind: null, eins und zwei. Die Antwort „zwei“ argumentiert man folgendermaßen: erstes Zyklus von Kauf-Verkauf bringt dem Kaufmann einen Rubel und das zweite auch ein Rubel, so eins und eins macht zwei. Für die Antwort „eins“ gibt es solche Argumentation: im ersten Zyklus von Kauf-Verkauf bekam den Kaufmann natürlich einen Rubel, den er aber wieder verlor, weil der Prise für den zweiten Kauf genau um einen Rubel höher war. Die Nullprofittheorieverteidiger sagen, dass der Kaufpreis im zweiten Zyklus von Kauf-Verkauf nicht nur den ganzen Profit vom ersten Zyklus beinhaltete, sondern forderten noch einen Rubel vom eigenen Vermögen des Kaufmanns. Also, wenn es ihm gelang, im zweiten Zyklus von Kauf-Verkauf einen Rubel Profit zu machen, das war gut nur für Vergütung des Verlustes.

Diese Theorien sind von sich selbst interessant. Noch interessanter ist es zu beobachten, mit welchem Eifer verteidigen Menschen ihre Theorien. Das versteht sich von selbst, dass es hier nicht um die richtige Antwort geht, sondern eher um die Position in der Gruppe und um die Macht. Man versucht verschiedene Strategien zu benutzen, von logischer Argumentation bis zur Beleidigung der Persönlichkeit des Gegners.

Wir lassen die Diskussion beginnen. Alik Baklanow und Igor Mechtar verteidigen die Einrubelprofittheorie. Wie immer versucht Alik niemanden sprechen zu lassen. Aber mit Igor ist es nicht so leicht. Er mag es selbst, im Rampenlicht zu stehen. Igor ist Philosoph von Beruf. Nach der Uni arbeitete er bei einem Lehrstuhl für Philosophie, doch eine Doktorarbeit zu schreiben schaffte er nie. Es haperte ihm an Gott weiß was. Danach bewarb er sich bei der Armee und diente als Offizier für Politpropaganda in der Tschechoslowakei. Da waren Igors goldene Jahre. Bis heute erzählt er von tschechischem Bier so schmackhaft, dass man sofort sich voll trinken will. Doch auf einmal sollte die Sowjetarmee ihre Kasernen leeren. Igor wurde entlassen und hatte keinen Job mehr. Seine Frau fand die Situation gar nicht lustig. Jeden Tag näherte sie dem Kleiderschrank, öffnete die Türen, nahm einen Stuhl, setzte sich, sah in den Schrank hin und weinte. Sie wiederholte wieder und wieder, dass sie nichts anzuziehen hatte. Nach drei Wochen verstand Igor endlich die Nachricht und fand einen Job, der mit der Reparatur des Fernsehers zu tun hatte und keinesfalls mit Philosophie.

Die Arbeit brachte Geld, doch Igors Selbstbeachtung war verletzt. Er fühlte sich als Philosoph. Weil Philosophie momentan zu sehr mit Marxismus assoziiert wird, was nicht in Trend steht, nennt Igor sich Soziologe. Seine Frau kaufte neue Klamotten und fühlte sich befriedigt. Igors Seele grämte sich fast bis zum Tode. Zu guter Letzt kündigte er und suchte etwas Anständigeres. Jetzt lässt er sich zum Buchhalter ausbilden.

Igor ist mittelgroß, hat schwarze lockige Haare, kommt immer glatt rasiert und ist sehr angenehm im Umgang mit anderen Menschen. Er spricht nicht laut, lässt sich aber nicht unterbrechen. Er sucht immer wieder neue Argumente heraus, die logisch sind oder als logisch aussehen sollen. Sie ergänzen sich mit Alik gegenseitig: einer bringt emotionale, anderer logische Argumente.

Im Falle Löscha und Rafail geht es keineswegs um Ergänzung. Sie verteidigen Zweirubelprofittheorie. Löscha provoziert Rafail und lässt ihn anderen zu beleidigen. Alle andere sind in die Diskussion involviert, außer Löscha. Alik sprüht Worte, Igor spricht solide Sätze, Rafail geifert, sein Gesicht errötet sich. Löscha bleibt kalt.

XXXX XX XXX XXXXXX XX XXXXXXXXX XXX XXXXX XXX XX XXX XX XXX XXXX XXXXXXXXXXXXXXXX XXX XXXXX XX XXX XXX XX XX XXX XXXX XXXXXXXXXX XXXXXX XX Je weiter die Diskussion geht, desto mehr wundern wir uns. Was Rafail, Igor und Alik betrifft, so sieht das alles völlig normal. So benehmen sich fast alle Menschen. Aber was macht Löscha! Wir können das nicht glauben. Er benutzt sehr geschickt die ganze NLP (Neuro-Linguistisches Programmieren) Palette! Es sieht so aus, als ob er das früher irgendwo lernte.

So sagt er:

- Das ist nicht die beste Entscheidung.

- Das ist der größte Fehler. 

- Sie müssen besser rechnen. 

Das nennt man „reduzierter Vergleich“. Beim Vergleich geht es immer darum, mindestens zwei Dinge zu vergleichen. Doch im Falle „reduzierten Vergleich“ lässt man einen Teil ausfallen. So lässt man seinen Gesprächspartner im Dunkel stehen. Löscha sagt:

- Sie müssen besser rechnen.

Dabei ist es unklar, mit wem man sich vergleichen soll. Mit Verkäufer, Politiker oder Mathematiker? Aber Gesprächspartner fühlt sich nicht besonders gut, weil er nicht besser rechnen kann.

Löscha lässt sich nicht nur bei „reduziertem Vergleich“ bleiben. Er benutzt auch bestimmte Adverbien wie „klar“, „selbstverständlich“, „unbedingt“, „erstaunlich“, „deutlich“, „natürlich“ und so weiter. Dann klingt seine Rede ungefähr so:

- Verständlich ist das nicht die beste Entscheidung, und es ist auch erstaunlich, dass Sie den größten Fehler nicht sehen.

Jetzt versteht der Gesprächspartner auch nicht, wem es eigentlich verständlich ist und man fürchtet, dass man damit alle meint.

So geht es weiter und nun kommen „Modaloperatoren“ - man muss, man darf nicht, es ist notwendig, es ist unmöglich, man ist verpflichtet, es ist möglich, es ist obligatorisch u.s.w. Jetzt klingt Löschas Bemerkung so: 

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