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Bolitho nickte grüßend.»Ich muß sehr um Entschuldigung bitten, Ma'am. «Er sah Inch bedeutsam an.»Wir segeln schleunigst nach Syrakus zurück.»

«Ja, natürlich, ich verstehe. «Sie tupfte sich die Augen.

«Nun, Commander Inch«, sagte Bolitho,»erzählen Sie mir alles. Das ganze Geschwader liegt also noch vor Anker?»

Inchs Freude verblaßte etwas.»Bis auf die Lysander und die Buzzard, Sir. Javal ist in besonderer Mission unterwegs, und die Ly-sander segelt, wie ich höre, nach Korfu.»

Bolitho setzte sich hin und zupfte an seinem plissierten spanischen Hemd.»Also will Captain Farquhar selbständig handeln,

eh?»

Diese Frage war Inch offensichtlich unangenehm.»Nein, Sir. Captain Herrick hat die Lysander wieder übernommen. Sir Charles Farquhar, das ist er nämlich jetzt, befehligt das Geschwader in Syrakus. Er will dort warten. «Verlegen wand er sich unter Bolithos wütendem Blick.»Bis eine Flotte unter dem Befehl von Sir Horatio Nelson eintrifft.»

Bolitho stand auf und ging mit eingezogenem Kopf unter den niedrigen Decksbalken hindurch zum offenen Heckfenster.

Herrick war also weg, allein. Der Rest war ihm so klar wie das Wasser unter dem Heckbalken.

«Captain Herrick ist ein guter Mann. Ich habe ihn kennengelernt, bevor er auslief«, hörte er Mrs. Boswell sagen.

Er wandte sich zu ihr um.»Ja, das ist er, Ma'am.»

«Als wir die Explosion hörten«, sagte Inch,»glaubten wir, da wäre ein großes Schiff in die Luft geflogen.»

«Die Ladung der Segura. Dieser Korvettenkapitän hatte sich das anders vorgestellt.»

Alles stand ihm wieder vor Augen: Midshipman Breens trauriges Gesicht; der Schwede, der so vergnügt Befehle entgegengenommen hatte, die er manchmal gar nicht verstand; Alldays narbiger Rük-ken.

«Also, dann zurück zum Geschwader«, sagte er schroff,»und so schnell Sie können!»

Der Erste Offizier der Harebell erschien im Türrahmen; er mied Bolithos Augen, als er meldete:»Wir haben dreißig Franzosen aufgefischt, Sir. Der Kommandant ist nicht dabei. Und der Master sagt, der Wind hat aufgefrischt und nach Süden gedreht.»

Stirnrunzelnd nickte Inch. Zu Bolitho sagte er:»Ich glaube, Sir, Sie kennen meinen Ersten, Mr. McLean?»

«In der Tat. Er war einmal zusammen mit Ihnen an Bord der Lysander. Bei der Marine ist es anscheinend immer dasselbe: Leutnants erkennen einen Vorgesetzten niemals wieder; aber sogar ein Kommodore erinnert sich an einen Leutnant.»

Inch sah seinen Ersten mißbilligend an.»Pfeifen Sie >Alle Mann zum Segelsetzen<. Es wird eine Schinderei, aber ich will die Hare-bell bis zum Spätnachmittag in Syrakus vor Anker haben!»

Bolitho wurden plötzlich die Knie weich, und er setzte sich hin.

«Ich gehe an Deck, Sir, wenn Sie gestatten«, sagte Inch. Nach kurzem Zögern fuhr er fort:»Ich bin wirklich froh, daß ich Sie gefunden habe. Captain Herrick hätte sich gefreut, wenn. «Er ging rasch hinaus.

Mrs. Boswell sagte leise:»Wir haben uns lange unterhalten. Ich fand seine Geschichte, seine Lebensgeschichte meine ich, faszinierend.»

Jetzt erst betrachtete Bolitho sie genauer. Eine nett aussehende

Frau, vielleicht Anfang Dreißig. Sie hatte einen guten Teint und dunkelbraune Augen, die zu ihrem Haar paßten. Die Art, wie sie von Herrick sprach, war aufschlußreich. Vielleicht hatte sie sich in ihn verliebt?

Er entgegnete:»Ich habe vor, ihn zu suchen, Ma'am. Wenn ich mit Captain Farquhar gesprochen habe, weiß ich bestimmt eine ganze Menge mehr als jetzt.»

Er hatte den letzten Satz in ungewöhnlich scharfem Ton gesprochen; und sie antwortete:»Ich weiß, daß Captain Farquhar ein außerordentlich ehrgeiziger Mann ist.»

Ihre rasche Auffassungsgabe und auch sie selbst gefielen ihm.»Außerordentlicher Ehrgeiz ist nicht immer mit außerordentlicher Einsatzbereitschaft verbunden, Ma'am«, antwortete er lächelnd.»Ich hätte das eher merken müssen. Viel eher. Und ich kann nur zu Gott beten, daß ich diese Lektion nicht zu spät gelernt habe.»

Erschrocken hob sie die Hand.»Zu spät für Captain Herrick?»

«Für Thomas noch viel mehr, Ma'am.»

Allday schaute herein.»Könnten Sie ihn dazu kriegen, daß er sich hinlegt, Ma'am? Er hat heute so viel geschafft wie ein ganzes Regiment.»

«Ja, das tue ich«, nickte sie. Allday verschwand, und sie fragte:»Ist das ein alter Kamerad von Ihnen?»

Bolitho lehnte sich in seinem Sessel zurück. Mit der Spannung wichen auch seine Kräfte.»Nein, mein Bootssteurer. Und ein guter Freund. Wenn er ein Offizier meines Jahrgangs wäre, dann wäre er, glaube ich, bald mein Vorgesetzter. Und das wäre dann doch zuviel.»

Und dann fielen ihm die Augen zu, und sein Kopf geriet mit den leichten Schiffsbewegungen ins Nicken. Mrs. Boswell stellte fest, daß Bolitho gar nicht so war, wie sie es nach Herricks Erzählungen erwartet hatte. Für jemanden, der so viel geleistet, so viel durchgemacht hatte, kam er ihr ziemlich jung vor. Er schien auch feinfühlig zu sein, was er offensichtlich als einen Fehler empfand und durch Strenge zu verbergen suchte.

Sie lächelte nachdenklich. Unsinn: Er war genauso, wie Herrick ihn beschrieben hatte.

Regungslos stand Farquhar an der Kajütwand und sah zu, wie Bo-litho sorgfältig die Depeschen des Admirals durchlas.

Bolitho saß, die Ellbogen auf die Knie gestützt, vorgebeugt auf der Fensterbank; die Papiere hatte er vor sich auf den Boden gebreitet. Neben ihm auf der Fensterbank lagen ein Stück frisches Brot und eine Butterkruke; beides hatte Manning morgens an Bord geschickt. Bolitho hatte fast den ganzen Laib aufgegessen und dazu nach Farquhars Schätzung sieben Becher Kaffee getrunken.

Jetzt hob Bolitho den Kopf und sah Farquhar forschend an.»Sie wollten also hierbleiben, ja? Und das hier — «, er tippte auf die Papiere — ,»bedeutet Ihnen gar nichts?»

Gelassen erwiderte Farquhar seinen Blick.»Wenn meine Einschätzung der Lage von der Ihren abwich, Sir, so.»

Mit blitzenden Augen sprang Bolitho auf.»Halten Sie mir keine Reden, Captain Farquhar! Sie haben diese Papiere gelesen, die Feststellungen in dem Bericht über die von uns gekaperte Artillerie, und trotzdem haben Sie nichts daraus geschlossen!«Er bückte sich, nahm zwei Blätter auf und warf sie mit wütendem Schwung auf den Tisch.»Lesen Sie das! Die Geschütze sind Fünfundvierzig-pfünder! Und unsere Armee hat eines davon ausprobiert, obwohl sie vermutlich auch so Bescheid wußten. «Im Takt zu seinen Worten klopfte er mit dem Finger auf das Papier.»So eine Kanone schießt eine Fünfundvierzig-Pfund-Kugel fünftausend Yards weit. Wenn Sie das für bedeutungslos halten, müssen Sie ein Narr sein! Wie weit schießt das schwerste Schiffsgeschütz?«Zornig trat er ans Fenster.»Ich werde Ihr Gedächtnis auffrischen: ein Zweiunddrei-ßigpfünder besitzt eine Reichweite von dreitausend Yards. Wenn man Glück hat und einen guten Stückführer, heißt das.»

Ärgerlich erwiderte Farquhar:»Ich sehe nicht, was das mit uns zu tun hat, Sir.»

«Nein, das merke ich. «Er fuhr herum und sah ihm ins Gesicht.»Das französische Volk wartet auf einen großen Sieg. Nach dieser blutigen Revolution können sie so etwas verlangen. Und wenn die Franzosen Ägypten erobern und noch weiter darüber hinaus wollen, dann muß zunächst ihre Flotte die Meere beherrschen. Unter dem Schutz solch schwerer Kanonen können die Franzosen eine ganze Armada, mehrere sogar, verankern und sicher sein, daß jedes englische Schiff zu Kleinholz geschossen wird, ehe es auch nur herankommt!»

Farquhar biß sich auf die Lippen.»Küstenbatterien!«»Na endlich, Captain«, sagte Bolitho kalt.»Jetzt merken anscheinend auch Sie, was gespielt wird. «Ein Schlag an die Tür, der Posten brüllte:»Offizier der Wache,

Sir!»

«Soll eintreten«, sagte Farquhar, vermutlich heilfroh über die Unterbrechung.

Der Leutnant blieb an der Tür stehen.»Wir haben soeben die Buzzard gesichtet, Sir. Im Norden.«»Danke, Mr. Guthrie.»

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