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«Signalisieren Sie unseren anderen Schiffen, sie sollen in ihren Patrouillenabschnitten bleiben«, sagte er. Forschend betrachtete er einen schmalen, in Nebel und Dunst fast verschwindenden Landvorsprung.»Wir gehen schon genug Risiken ein, indem wir so dicht unter den Hyeres-Inseln stehen; da brauchen wir nicht noch das ganze Geschwader auf Grund zu setzen!»

Farquhar nickte.»Bootsmannsmaat! Mr. Luce soll wieder herunterkommen.»

Ein paar Minuten später änderten die Osiris und das Prisenschiff Kurs auf die offene See hinaus.

«Signalisieren Sie der Nicator«, sagte Bolitho,»daß wir zu ihr stoßen!»

Was machte Probyn da? Es war durchaus natürlich, daß er sich ärgerte, wenn er die amerikanische Flagge sah; schließlich war er während der Revolution in amerikanischer Gefangenschaft gewesen. Doch das war vorbei und nun allmählich Geschichte. Wenn hier aus Dummheit ein Krieg provoziert wurde, dann war Englands Lage schlimmer denn je: es mußte außer gegen Frankreich und Spanien auch noch gegen Amerika kämpfen, und Amerika war jetzt weit mächtiger als vor fünfzehn Jahren.

«Nicator hat bestätigt, Sir«, meldete Luce, noch atemlos von seinem eiligen Abentern über ein Backstag.

«Danke.»

Es dauerte eine halbe Stunde, bis sie nahe genug heran waren und beidrehen konnten. In der Zwischenzeit hatte sich die Nicator von dem Amerikaner gelöst, aber während dieser vor dem Wind trieb, hatte Bolitho auf seiner Kampanje die roten Röcke der Marine-

Infanterie Probyns gesehen.»Lassen Sie mein Boot klarmachen!«befahl er ungeduldig.»Damit können wir zumindest Zeit sparen.»

Das Boot wurde ausgesetzt und hatte kaum das Wasser berührt, da war die Mannschaft auch schon an Bord. Mit Trompetenstimme trieb Allday die Ruderer an, und als die Lysander beigedreht hatte und Bolitho durch die Pforte kletterte, war das Boot schnell klar zum Ablegen.

«Halten Sie nach Buzzard Ausschau«, sagte Bolitho und blickte Farquhar grimmig in das gutgeschnittene Gesicht.»Sie müßte bald im Osten in Sicht kommen. Ich will sie mit Depeschen zum Admi-ral schicken.»

Farquhar zuckte die Achseln.»Tut mir leid. Ich hatte gehofft, wir könnten ihr etwas Wertvolleres mitgeben.»

Aber Bolitho kletterte bereits das Fallreep hinunter und versuchte, nicht nach unten zu sehen, wo die See an den Schiffsrumpf klatschte und ihm das Boot gegen die Beine warf. Er wartete ab, zählte die Sekunden, und im richtigen Moment sprang er ins Boot; ehe er richtig zu Atem gekommen war, gab Allday schon das Kommando zum Ablegen.

Bolitho nahm mit so viel Würde, wie er aufbringen konnte, im Heck Platz und befahl:»Zur Nicator, Allday!»

Am laufenden Gut des hoch über ihm aufragenden Vierundsiebzigers fiel ihm eine gewisse Laxheit auf. Wie der Mann, so das Schiff, dachte er: unordentlich.

Allday steuerte die Gig um das runde Heck der Nicator auf die Fallreepspforte zu. Bolitho war viel zu sehr an der Barkentine interessiert, um auf Probyns Gefühle Rücksicht zu nehmen, dem der Besuch seines Kommodore vielleicht nicht sehr angenehm war.

Sie war ein schlankes, graziöses Fahrzeug; und ihr Name, Santa Paula, glänzte in prächtigen Goldbuchstaben auf dem völlig schwarzen Rumpf.

«Auf Riemen! — Riemen hoch!«Allday holte die Ruderpinne herum, und der Bugmann schlug seinen Haken in die Ketten der Nicator.

«Das Boot fährt zurück zum Schiff!«sagte Bolitho. Und als er den Zweifel in Alldays Gesicht sah:»Schon gut, die Nicator ist ja wohl immer noch ein britisches Schiff, nehme ich an.»

Allday klopfte grüßend an die Stirn und grinste.»Ich achte dann auf Ihr Signal, Sir.»

Bolitho kletterte das Fallreep hinauf und bemerkte, wie abgenutzt die hölzernen Tritte und wie rostfleckig die Beschläge waren.

Probyn wartete neben der Ehrenwache; sein Rock triefte von Sprühwasser.

«Die Wache ist unterbesetzt, Sir; aber meine MarineInfanteristen sind auf dem Yankee«, sagte er.

«Das sehe ich. «Bolitho schritt nach achtern, weg von den neugierigen Gesichtern an der Pforte.»Jetzt berichten Sie. Was ist los?»

Probyn starrte ihn leicht verwundert an.»Wir stießen um die Mittagszeit auf die Barkentine, Sir. Ich hielt sie für einen Blockadebrecher, der an unseren Patrouillen vorbei wollte; daher gab ich ihr Signal, beizudrehen. «Er spürte die Mißbilligung Bolithos und räumte ein:»Ich weiß, wir sollen die amerikanische Neutralität respektieren, aber…»

«Da gibt's kein Aber.»

Bolitho warf einen Blick auf die beiden Rudergänger des Schiffes. Sie sahen aus, als hätten sie noch dieselben Kleider an wie seinerzeit, als sie vom Preßkommando geschnappt worden waren. Alle Kommandanten wußten, wie er darüber dachte. Er hatte schriftliche Order gegeben, daß jeder neue Mann, ob Gepreßter oder Freiwilliger, sein Leben an Bord in einer Garnitur ordentlicher Dienstkleidung beginnen sollte. Das war etwas so Billiges und zugleich Wichtiges, daß er sich immer wieder über die Dummheit mancher Kommandanten wunderte, die so geizig waren, daß sie keine Dienstkleidung ausgaben, bis die Männer nur noch Fetzen auf dem Leibe hatten. Probyn wußte das sehr gut und hatte auch so getan, als fände er es ganz in der Ordnung. Aber anscheinend war das ein Fall von» Aus den Augen, aus dem Sinn«. Nun, damit würde er sich später befassen.

«Was also war Ihr wirklicher Grund?»

Probyn ging voran in seine Kajüte.»Ich bin sehr knapp an Leuten, Sir. Ich mußte von England auslaufen, ehe ich richtig Gelegenheit zum Rekrutieren hatte, sonst.»

Bolitho starrte ihn an.»Und nun haben Sie ein Preßkommando auf ein amerikanisches Schiff geschickt?»

Probyn schwieg einen Moment und blickte Bolitho vorwurfsvoll an.»Es ist allgemein bekannt, daß auf der anderen Seite Jahr für Jahr viele Hunderte unserer Matrosen zur amerikanischen Flagge desertieren.»

Bolitho wußte das auch. Es war in der Tat ein wunder Punkt zu beiden Seiten des Atlantik. Die britische Regierung hatte erklärt, daß sie jeden amerikanischen Matrosen als rechtmäßige Verstärkung für ihre unterbesetzten Kriegsschiffe betrachte, es sei denn, der betreffende Kapitän konnte für jeden in Frage kommenden Mann eine Staatsangehörigkeitsurkunde vorlegen.

Der amerikanische Präsident trat seinerseits ebenso entschieden auf. Er hatte erklärt, wenn ein Mann auf einem amerikanischen Schiff angeheuert habe, so sei das Beweis genug, daß er Amerikaner sei. Dokumente könnten vernichtet oder ignoriert werden, die amerikanische Flagge nicht.

«Wir haben Geschützfeuer gehört«, erinnerte Bolitho.

Probyn ging an dem Posten stehenden Marine-Infanteristen vorbei und erwiderte:»Der Yankee wollte trotz meines Warnschusses nicht beidrehen. Das lasse ich mir von niemandem bieten. «Zögernd ging er durch die Diele voran und trat in die Kajüte. Jetzt endlich schien er unsicher zu werden.»Ich habe den Kapitän an Bord, Sir. Unter Bewachung. Da Sie hier sind, übergebe ich ihn wohl am besten Ihnen.»

Bolitho musterte ihn kalt.»Bringen Sie mich zu ihm.»

Der Kapitän der Barkentine saß in der Achterkajüte. Ein dienstälterer Midshipman Probyns leistete ihm Gesellschaft. Nun stand der Amerikaner auf und beäugte Bolitho mit offensichtlicher Überraschung.»Also gibt es doch noch einen Vorgesetzten, eh?«Er sprach mit einem weichen Akzent, aber trotzdem war ihm anzuhören, daß er wütend war.

«Ich bin Richard Bolitho, Kommodore dieses Geschwaders. Wie ich höre, haben Sie sich geweigert, beizudrehen«, sagte er und ging zum Fenster.

Hitzig erwiderte der Amerikaner:»Beidrehen, zum Teufel! Ich verdiene mein Geld schwer genug, ohne daß ich mich von einem verdammten Engländer beschießen lassen muß!»

Bolitho nahm Platz und sah ihn sich an: ein untersetzter Mann mit sauber gestutztem, braunem Bart, ungefähr so alt wie er.

«Und Ihr Name?»

Gereizt erwiderte der Amerikaner Bolithos prüfenden Blick.»Kapitän John Thurgood. Aus New Bedford.»

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