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Langsam drehte die Destiny in den Wind und verlor dabei an Fahrt.»Laß fallen Anker!»

Das Wasser spritzte auf, als der große Anker fiel, während oben auf den Marsrahen die Matrosen auslegten und die Segel aufholten und festbanden, als ob eine unsichtbare Hand sie wie Marionettenfiguren bewegte.

«Klar zum Aussetzen der Gig und des Kutters!»

Nackte Füße stampften über die heißen Decks, während die Destiny sich, jetzt an ihrer Ankertrosse hängend, in der Dünung des Ozeans wiegte.

Dumaresq verschränkte die Hände hinter dem Rücken.»Rufen Sie bitte das Wachboot längsseit. Ich werde an Land gehen und dem Vizekönig einen Höflichkeitsbesuch abstatten. Am besten erledigt man solch unangenehme Dinge möglichst bald. «Er nickte Gulliver und seinen Leuten am Ruder zu.»Gut gemacht!»

Gulliver suchte im Gesicht des Kommandanten nach einem Hintergedanken. Als er nichts dergleichen fand, antwortete er dankbar:»Es ist das erstemal, daß ich hier als Master einlaufe, Sir.»

Ihre Blicke trafen sich. Wäre der Zusammenstoß nicht so glimpflich ausgegangen, wäre es für beide das letztemal gewesen.

Bolitho war mit seinen Leuten bei der Arbeit und hatte keine Zeit zu beobachten, wie die portugiesischen Offiziere an Bord kamen. Sie sahen in ihren stolzen Uniformen prachtvoll aus und litten offenbar nicht unter der Hitze. Die Stadt lag nun fast verborgen in Dunst und flimmerndem Licht, was ihr zusätzlichen Zauber verlieh.

Dazu tragen auch die hell gestrichenen Häuser und die malerischen Boote bei, die wie arabische Handelsschiffe getakelt waren, wie Bo-litho sie oft an der Küste Afrikas gesehen hatte.

«Lassen Sie die Wache wegtreten, Mr. Bolitho. «Pallisers scharfe Stimme holte Bolitho in diese Welt zurück.»Und dann halten Sie sich mit dem Kommando der Seesoldaten bereit, den Kommandanten an Land zu begleiten.»

Dankbar verschwand Bolitho unter Deck und begab sich nach achtern. Im Gegensatz zum Oberdeck war es hier fast kühl.

Im Halbdunkel stieß er beinahe mit dem Schiffsarzt zusammen, der gerade vom Hauptdeck hochkam. Er schien ungewöhnlich erregt und sagte:»Ich muß den Kommandanten sprechen. Ich fürchte, der Kapitän der Brigantine stirbt.»

Bolitho ging durch die Messe in seine Kammer, um seinen Säbel und seinen besten Hut für den Landgang zu holen.

Sie hatten bisher wenig über den Kapitän der Heloise erfahren, außer daß er Jacob Triscott hieß und aus Dorset stammte. Wie Bulkley schon festgestellt hatte, bot es keinen besonderen Anreiz, am Leben zu bleiben, daß der Strick des Henkers auf einen wartete. Bolitho merkte, wie die Neuigkeit ihn berührte. Daß man einen Mann in Notwehr oder in Erfüllung seines dienstlichen Auftrags tötete, damit mußte man rechnen. Aber nun sollte der Mann, der versucht hatte, ihn niederzustechen, nach längerem Krankenlager sterben. Die Verzögerung schien ihm würdelos und unfair.

Rhodes stürzte hinter ihm in die Messe.»Ich bin am Verdursten! All diese Besucher an Bord, ich bin völlig geschafft!»

Als Bolitho aus seiner Kammer trat, rief Rhodes aus:»Was ist mit Ihnen los?»

«Der Kapitän der Brigantine stirbt.»

«Ich weiß. «Er zuckte die Achseln.»Er oder Sie. Nur so sollten Sie es betrachten. «Er fügte hinzu:»Der >Herr und Meister< ist davon am meisten betroffen. Er hatte auf die Information gesetzt, die er von dem Schurken bekommen wollte, bevor er den letzten Atemzug tat. So oder so.»

Er folgte Bolitho durch den Türvorhang, und zusammen schauten sie nach vorn in das flirrende Licht auf dem Oberdeck.

Rhodes fragte:»Hat sich schon etwas mit Jurys Uhr ergeben?»

Bolitho lächelte grimmig.»Der Kommandant hat befohlen, daß ich mich darum kümmere.»

«Das habe ich erwartet.»

«Ich nehme an, er hat es inzwischen vergessen, aber ich muß etwas unternehmen. Jury hat schon Pech genug gehabt.»

Johns, der Bootssteurer des Kommandanten, ging in seinem besten blauen Jackett mit vergoldeten Knöpfen vorbei. Er sah Bolitho und sagte:»Die Gig liegt längsseit, Sir. Sie sollten einsteigen.»

Rhodes klopfte Bolitho auf die Schulter.»Unser Kommandant hat es nicht gern, wenn man ihn warten läßt.»

Als Bolitho sich anschickte, dem Bootssteurer zu folgen, sagte Rho-des leise:»Hören Sie, Dick, wenn es Ihnen recht ist, daß ich etwas wegen dieser verdammten Uhr unternehme, während Sie an Land…»

Bolitho schüttelte den Kopf.»Nein, aber vielen Dank. Der Dieb gehört sicherlich zu meiner Division. Doch jeden Mann zu durchsuchen und seine Habseligkeiten an Deck auszubreiten, würde das Vertrauen und die Loyalität ruinieren, die ich in dieser kurzen Zeit gewinnen konnte. Ich muß mir etwas anderes ausdenken.»

Rhodes sagte:»Ich hoffe, der junge Jury hat seinen Zeitmesser nur verloren. Ein Verlust wäre besser als ein Diebstahl.»

Sie verstummten, als sie sich auf der Steuerbord-Laufbrücke dem Fallreep näherten, wo eine Korporalschaft der Seesoldaten und die Fallreepsgasten angetreten waren, um ihrem Kommandanten die traditionellen Ehren beim Vonbordgehen zu erweisen.

Aber Dumaresq stand breitbeinig da, den Kopf vorgestreckt, und schrie den Schiffsarzt an:»Nein, mein Herr, er darf nicht sterben! Nicht bevor ich die Information habe!»

Bulkley hob hilflos die Hände.»Aber der Mann ist schon halb hinüber, Sir. Ich kann nichts mehr machen.»

Dumaresq schaute auf die wartende Gig und den Kutter hinunter, der mit Colpoys' Begleitkommando beladen war. Er wurde in der Residenz des Vizekönigs erwartet. Eine Verspätung würde Verstimmungen zur Folge haben, die er gerade jetzt vermeiden mußte, weil er das Entgegenkommen der Portugiesen brauchte.

Er wandte sich abrupt zu Palliser um.»Verdammt, machen Sie das. Sagen Sie diesem Halunken Triscott, daß ich — wenn er Einzelheiten über seine Mission und seinen Bestimmungsort preisgibt — einen Brief an seine Heimatgemeide in Dorset schicken werde. Ich will dafür sorgen, daß er als ehrenwerter Mann in Erinnerung bleibt. Machen Sie ihm klar, was das für seine Familie und seine Freunde bedeutet. «Er bemerkte Pallisers zweifelnde Miene.»Herrgott noch mal, Mr. Palli-ser, denken Sie sich was aus. Verstanden?»

Palliser fragte sanft:»Und wenn er mir ins Gesicht spuckt?»

«Dann lasse ich ihn hier in aller Öffentlichkeit aufknüpfen. Mal sehen, was seine Familie dazu sagt.»

Bulkley trat vor.»Langsam, meine Herren. Der Mann liegt im Sterben und kann keinem mehr schaden.»

«Gehen Sie hinunter und tun Sie, was ich gesagt habe. Das ist ein Befehl. «Dumaresq drehte sich zu Palliser um.»Lassen Sie von Mr. Timbrell ein Jolltau an der Nock der Großrah anschlagen. Ich werde den Schurken persönlich daran hängen, ob er im Sterben liegt oder nicht, wenn er sich weigert, uns zu helfen.»

Palliser folgte dem Kommandanten zum Fallreep.»Es muß eine unterschriebene Erklärung sein, Sir. «Er nickte, wie um es zu bestätigen.»Ich werde einen Zeugen hinzuziehen, der seine Worte protokolliert.»

Dumaresq lächelte verkniffen.»Guter Mann! Sie machen das schon. «Er sah Bolitho und fuhr ihn an:»In die Gig mit Ihnen! Jetzt wollen wir den Vizekönig besuchen.»

Als das Boot frei von der Bordwand war, drehte Dumaresq sich um und musterte sein Schiff, wozu er die Augen wegen der starken Sonnenspiegelung zukneifen mußte.

«Bulkley ist ein guter Arzt, aber manchmal benimmt er sich wie ein altes Weib. Wir sind nicht zur Erholung hier, sondern um einen verschollenen Schatz zu bergen.»

Bolitho versuchte, seine Haltung zu ändern, da die Ducht, auf die er sich seinem Kommandanten gegenüber gesetzt hatte, kochend heiß war.

Der vertrauliche Ton Dumaresqs ermutigte ihn zu der Frage:»Gibt es wirklich einen Schatz, Sir?«Er sprach dabei so leise, daß der Schlagmann ihn nicht verstehen konnte.

Dumaresq packte seinen Säbelgriff fester und starrte auf das Land.

«Es gibt ihn irgendwo, das weiß ich. In welcher Form, bleibt herauszufinden. Aber dafür sind wir hier. Aus diesem Grund besuchte ich auch meinen alten Freund auf Madeira. Aber irgend etwas Unfaßbares geht im Hintergrund vor sich. Deshalb wurde mein Schreiber ermordet. Deswegen trieb die Heloise ihr gefährliches Spiel und versuchte, uns zu folgen. Und nun erwartet der arme Bulkley von mir, daß ich ein Gebet für einen Schurken lese, der vielleicht den Schlüssel zu allem besitzt; für einen Mann, der beinahe meinen jungen, sentimentalen Dritten Offizier getötet hätte. «Er wandte sich Bolitho zu und sah ihn merkwürdig an.»Sind Sie immer noch aufgebracht wegen Jurys Uhr?»

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