»Eddie Seng«, stellte er sich vor.
»Malcolm Rodgers, MI5«, revanchierte sich der Mann.
Auch Meadows hatte mittlerweile den Range Rover verlassen und näherte sich.
»Das ist mein Partner Bob Meadows. Bob, das ist Malcolm Rodgers vom MI5.«
»Angenehm«, sagte Meadows und schüttelte die Hand des Mannes.
Rodgers ging voraus zum Kai. »Der Kapitän wurde in einer Kneipe ein Stück den Hügel hinauf gefunden. Der Zollbescheinigung zufolge ist er heute Abend eingelaufen.«
»Hat die Strahlung seinen Tod bewirkt?«, fragte Meadows.
»Nein«, antwortete Rodgers, »eine erste flüchtige Autopsie ergab Spuren eines Gifts.«
»Welcher Art?«, fragte Seng.
»Nichts, was wir bisher eindeutig haben identifizieren können«, sagte Rodgers. »Irgendeine Substanz, die eine Lähmung ausgelöst hat.«
»Haben Sie ein Telefon?«, fragte Meadows.
Rodgers drehte sich halb um, holte ein Telefon aus der Hosentasche, dann sah er Meadows fragend an.
»Rufen Sie Ihren Gerichtsarzt an und bestellen Sie ihm, er soll sich mit dem Center for Disease Control in Atlanta in Verbindung setzen. Sie möchten die toxikologischen Steckbriefe arabischer Skorpion- und Schlangengifte herschicken. Vielleicht finden Ihre Leute ja irgendwelche Übereinstimmungen.«
Rodgers nickte und führte das Telefongespräch. Während er seine Bitte formulierte, studierte Seng das Hafengelände. Im Hafenbecken lagen mehrere alte Frachter, drei oder vier Privatjachten und ein einziger Katamaran, auf dessen Deck Antennen und zwei Davits zu erkennen waren. Das hintere Deck des Katamarans war mit Kisten und elektronischen Geräten vollgestopft. Ein Mann beugte sich auf dem hinteren Deck über einen Tisch. Seine Arme steckten in einem torpedoförmigen Gerät.
»Okay«, meldete Rodgers, »sie kümmern sich darum.«
Die Männer setzten ihren Weg bergab fort und erreichten das Hafenbecken. Sie balancierten über eine lange Gangway und erreichten einen zweiten Kai, der rechtwinklig auf den ersten traf. Drei Männer waren auf dem Deck der Larissa zu sehen. Man konnte davon ausgehen, dass sich weitere Männer unter Deck aufhielten.
»Wir haben jeden Quadratzentimeter abgesucht«, berichtete Rodgers. »Nichts. Die Logbucheintragungen waren falsch, aber als wir die Mannschaft verhörten, erfuhren wir, dass die Fracht in der Nähe von Odessa in der Ukraine übernommen worden war und sie ohne Zwischenstopp hierher gekommen sind.«
»War sich die Mannschaft über das im Klaren, was sie transportierten?«, fragte Eddie Seng.
»Nein.« Rodgers schüttelte den Kopf. »Es gab wohl Gerüchte, es handele sich um gestohlene Kunstwerke.«
»Demnach waren sie lediglich die Lieferanten«, stellte Seng fest.
Meadows blickte den Kai hinunter zum Katamaran.
»Wollen Sie an Bord gehen?«, fragte Rodgers die beiden Männer.
»Hat irgendjemand gesehen, wie der Mann die Bar nach dem Gespräch mit dem Kapitän verlassen hat?«, fragte Meadows.
»Nein«, antwortete Rodgers, »und das ist das Problem. Wir wissen nicht, wer er war oder wohin er verschwand.«
»Aber der Kapitän hat die Bombe nicht in die Kneipe mitgenommen«, überlegte Meadows. »Daher muss jemand anders in der Mannschaft den Austausch vorgenommen haben, oder sie wurde vom Schiff gestohlen.«
»Niemand hat die Bombe in der Bar gesehen«, sagte Rodgers, »und der Kapitän ist dort gestorben.«
»Und Sie haben seine Mannschaft gründlich ausgequetscht?«, fragte Seng.
»Was ich Ihnen jetzt verrate, ist streng geheim«, sagte Rodgers verschwörerisch.
Seng und Meadows nickten.
»Was wir mit der Mannschaft gemacht haben, ist eigentlich illegal, nach Übereinkunft der Weltmächte — aber sie haben uns alles erzählt, was sie wissen«, sagte Rodgers kühl.
Die Engländer fackelten nicht lange — die Griechen waren gefoltert oder unter Drogen gesetzt worden oder beides.
»Und niemand von der Mannschaft hat den Austausch vorgenommen?«, fragte Meadows.
»Nein«, bekräftigte Rodgers. »Wer immer dieser Mann in der Bar gewesen sein mag, er hatte auf jeden Fall Komplizen.«
»Eddie«, sagte Meadows, »warum schaust du dich nicht mal gründlich auf der Larissa um? Ich werde mal dort rübergehen und mich mit dem Knaben auf dem Katamaran unterhalten.«
»Wir haben ihn schon befragt«, sagte Rodgers. »Er ist ein wenig seltsam, aber im Grunde harmlos.«
»Bin gleich zurück«, sagte Meadows und ging den Kai hinunter.
Seng gab Rodgers ein Zeichen und folgte ihm an Bord der Larissa.
»Max, wir müssen sie benachrichtigen«, sagte Eric Stone, »Atlantik oder Nordsee?«
Hanley betrachtete die bewegliche Landkarte auf dem Monitor. Er hatte keine Ahnung, mit welchem Ziel Cabrillo unterwegs war, aber sie mussten jetzt eine Entscheidung treffen.
»Wo ist das Wasserflugzeug?«
»Dort«, sagte Stone und deutete auf einen Punkt auf der Karte, der anzeigte, dass sich die Maschine über Manchester befand und nach Norden flog.
»Dann die Nordsee«, entschied Hanley. »London ist das Ziel. Das Wasserflugzeug soll nach Glasgow kommen, um Juan zu unterstützen.«
»Verstanden«, sagte Stone und griff nach dem Mikrofon.
»Hali –«, Hanley drehte sich halb zu Hali Kasim um, der an einem Tisch hinter ihm saß, »– wie sieht es mit Adams’ Treibstoff aus?«
»Ich konnte die Flughafenverwaltung in Inverness nicht dazu bewegen, einen Tankwagen loszuschicken«, erklärte Kasim, »daher habe ich eine Tankstelle am Loch Ness angerufen und darum gebeten, Benzin in Kanistern rauszubringen. Der Mann von der Tankstelle müsste in Kürze dort sein. Ich denke, sobald er sich blicken lässt, wird sich Adams melden.«
»Verdammt«, sagte Hanley, »wir brauchen George dringend, damit er Max unterstützen kann.«
Linda Ross, die Sicherheits- und Überwachungsexpertin der Oregon, saß bei Kasim am Tisch. »Ich habe den britischen Behörden gemeldet, was wir wissen — dass ein weißer Lieferwagen auf der Straße von Loch Ness in südlicher Richtung unterwegs ist, dass er wahrscheinlich den Meteoriten transportiert und dass Juan ihn in einem alten schwarzen MG TC verfolgt. Sie wollen Hubschrauber hinschicken, aber es dürfte ungefähr eine Stunde dauern, bis sie die Gegend erreichen.«
»Kann die Challenger nicht auf größere Höhe gehen und uns einen Lagebericht schicken?«, fragte Hanley in den Kontrollraum.
Niemand sagte etwas. Stone tippte einige Befehle auf seiner Tastatur und deutete dann auf den Monitor. »So sieht es im Augenblick in der Region aus.«
Die Nebelschicht wirkte wie eine graue Wolldecke. In Schottland war die Sicht zu Land zu vernachlässigen. So bald war daher mit Hilfe aus der Luft nicht zu rechnen.
Halifax Hickman schäumte vor Wut. Nachdem er seine Sicherheitstruppe beschimpft hatte, konzentrierte er sich auf ihren Anführer. »Sie sind gefeuert«, sagte er zu ihm.
Der Mann ging wortlos zur Tür und verließ das Penthouse.
»Sie«, sagte er zu dem Stellvertreter des Mannes, den er soeben gefeuert hatte, »wo ist der Dieb, der hier eingebrochen ist?«
»Einer unserer Leute sah ihn auf der Straße ein Stück hinter Dreamworld landen«, berichtete der Mann. »Er wurde von zwei Personen in einem offenen Jeep aufgelesen. Zwei meiner Männer haben sie verfolgt, als plötzlich die gesamte elektrische Anlage ihres Fahrzeugs streikte. An diesem Punkt haben sie den Jeep dann verloren.«
»Ich will, dass jeder, der auf unserer Lohnliste steht, die ganze Stadt nach diesem Jeep durchsucht«, befahl Hickman. »Ich will wissen, wer so dreist war, in meine Wohnung in meinem Hotel einzudringen.«
»Wir werden uns sofort darum kümmern, Sir«, sagte der neu ernannte Chef des Sicherheitsdienstes hastig.
»Das will ich Ihnen auch geraten haben«, rief Hickman, während er durch den Flur zu seinem Büro ging.
Die Wachleute verließen das Penthouse. Und diesmal achteten sie darauf, die Tür abzuschließen. Hickman wählte eine Telefonnummer und hatte eine Menge zu sagen.