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Nach einem weiteren kurzen Blick auf den Ausdruck raffte er seine Notizen zusammen und begab sich in den Kontrollraum.

»Richard«, sagte Max Hanley gerade zu Truitt, während Halpert hereinkam, »lass die Gulfstream auftanken und startklar machen. Ich melde mich, sobald wir dich brauchen.«

Hanley legte das Telefon hin und wandte sich zu Halpert um. »Ich nehme an, du hast was gefunden?«

Halpert reichte Hanley das Dokument, und dieser überflog es. »Das könnte von Bedeutung sein«, sagte Hanley langsam, »vielleicht aber auch nicht. Das ist eine ziemlich große Summe, die Hickman der Universität gespendet hat. Aber vielleicht sind solche Spenden auch völlig alltäglich für ihn.«

»Ich habe es überprüft«, sagte Halpert, »das sind sie tatsächlich. Und sie sind stets für die archäologische Abteilung bestimmt.«

»Sehr interessant«, sagte Hanley.

»Hinzu kommt, was der Archäologe kurz vor seinem Tod gesagt hat«, ergänzte Halpert, »nämlich dass er ›die Universität gekauft und für sie bezahlt hat.‹«

»Ich verstehe, worauf du hinauswillst«, sagte Hanley, »außerdem war es schon seltsam, dass Ackerman zuerst Hickman eine E-Mail geschickt hat. Er hat keine Sekunde daran gedacht, seinen Abteilungsleiter an der Uni von dem Fund zu unterrichten.«

»Vielleicht haben Hickman und Ackerman die ganze Geschichte ausgeheckt«, sagte Halpert, »damit Ackerman sicher sein konnte, dass der ganze Ruhm auf ihn fällt, falls irgendetwas gefunden wurde — und nicht auf seinen Chef an der Uni.«

»Das erklärt aber nicht, weshalb Hickman sicher sein konnte, dass Ackerman etwas finden würde«, sagte Hanley, »oder dass sich der Fund als ein Meteorit entpuppen würde, der aus Iridium besteht.«

»Vielleicht hat Hickman anfangs aus rein altruistischen Motiven den großen Wohltäter gespielt«, meinte Halpert nachdenklich. »Ackerman äußert seine Vermutung, und Hickman interessiert sich für Erik den Roten, daher beschließt er, die Expedition zu finanzieren. Dann, als der Meteorit tatsächlich entdeckt wird, wittert er plötzlich die Gelegenheit zu einem lukrativen Geschäft.«

»Wir haben noch nicht mal den geringsten Hinweis, dass Hickman tatsächlich beteiligt ist«, sagte Hanley, »aber nehmen wir an, er ist es, dann muss man sich doch fragen, was einen reichen Mann dazu bringen kann, zu töten und alles aufs Spiel zu setzen, was er besitzt.«

»Da gibt es eigentlich nur zwei Dinge«, sagte Halpert, »Liebe oder Geld.«

Die Umrisse der zahlreichen Inseln der Faröer kamen soeben im Dunst in Sicht, als Hanley Juan Cabrillo im Helikopter erreichte und schilderte, was Halpert herausgefunden hatte.

»Verdammt«, fluchte Cabrillo, »das wäre eine mehr als überraschende Wendung. Was hältst du davon?«

»Ich finde, wir sollten diese Möglichkeit ernsthaft ins Auge fassen«, gestand Hanley.

Die Inseln wurden in der Frontscheibe stetig größer.

»Ist Dick schon in London eingetroffen?«, erkundigte sich Cabrillo.

»Ich habe vor ein paar Minuten mit ihm gesprochen«, antwortete Max Hanley. »Er ließ gerade den Jet auftanken und wollte dann in ein Hotel in London, um dort auf unseren Ruf zu warten.«

»Und die Challenger steht in Aberdeen in Bereitschaft?«

»Aufgetankt und praktisch in Startposition«, sagte Hanley.

»Dann ruf Dick und seine Leute an und erkläre ihnen, sie sollen nach Las Vegas fliegen, um Hickman unter die Lupe zu nehmen.«

»Es fasziniert mich immer wieder, dass große Geister oft den gleichen Gedanken haben«, scherzte Hanley.

Durch die Windschutzscheibe des Hubschraubers war der Hafen zunehmend deutlicher zu erkennen, während Cabrillo das Gespräch beendete und sich dann halb zu George Adams umdrehte. »Sehen wir zu, dass wir wieder festen Boden unter die Füße bekommen.«

Adams nickte und ging in den Sinkflug.

Die Free Enterprise befand sich dicht vor den Wellenbrechern, als sie die Fahrt verlangsamte und schließlich stoppte. Ein kleines offenes Fischerboot, angetrieben von einem Paar 250-PS-Außenbordmotoren, kam längsseits. So dicht wie möglich an die Leiter, die bis zur Wasserlinie hinabreichte, heranmanövrierend, drosselte der Kapitän des Fischerboots das Tempo, und einer seiner Leute nahm die Kiste von einem Matrosen derFree Enterprise entgegen. Der Matrose verstaute die Kiste in einem sonst für Fische reservierten Frachtraum, während der Kapitän das Boot von dem größeren Schiff weglenkte und den Gashebel auf volle Fahrt schob.

Nach einem wilden Ritt über die raue See steuerte der Kapitän das Fischerboot in eine kleine Bucht. Der Matrose kletterte an Land und ging bis zu einer Straße, wo ein roter Lieferwagen des örtlichen Paketzustellungsdienstes wartete. Zehn Minuten später hatte der Lieferwagen die Kiste zum Flughafen gebracht.

Dort stand sie nun und wartete darauf, in ein Flugzeug geladen zu werden, das zu diesem Zeitpunkt nur noch wenige Kilometer entfernt war.

George Adams füllte die beiden Tanks auf und ging seine Checkliste durch. Danach brachte er das Logbuch auf den aktuellen Stand. Der Helikopter hatte den Flug von der Oregon zügig und zuverlässig absolviert, daher gab es wenig einzutragen — lediglich die Flugzeit, die Wetterverhältnisse und einen kurzen Hinweis auf eine schwache Vibration des Helikopters. Adams hatte den Papierkrieg kaum beendet, da kurvte Cabrillo bereits mit einem winzigen Mietwagen über den Flugplatz und rollte auf die Maschine zu. Er hielt neben Adams und drehte die Seitenscheibe herunter.

»Hey, Juan«, sagte Adams belustigt, »hatten sie nur noch einen halben Mietwagen frei?«

»Das ist ein Smart, das kleinste vollwertige Auto auf dem Markt«, erwiderte Cabrillo mit einem säuerlichen Grinsen. »Es war alles, was sie mir anbieten konnten — trotzdem ist es immer noch besser, als zu Fuß zu laufen. Und jetzt schnapp dir das Fernglas und das Ortungsgerät und steig ein.«

Unter dem Hubschraubersitz holte Adams ein Fernglas und die stählerne Box hervor, die die Signale der Minisender empfing, die auf den Meteoriten gestreut worden waren. Dann ging er zum Smart hinüber und zwängte sich auf den Beifahrersitz. Das Fernglas fand seinen Platz auf dem Boden. Die Ortungsbox behielt er auf dem Schoß. Während Cabrillo losfuhr, suchte Adams die Signale der Peilsender und berechnete ihre Position.

»Mein Apparat meint, dass sich das Objekt unmittelbar vor uns befindet«, meldete George Adams.

Juan Cabrillo erreichte die Kuppe eines Hügels unweit des Flughafens — das Flugfeld lag direkt unter ihnen.

Auf der anderen Fahrspur näherte sich ein roter Lieferwagen, dessen Fahrer die Lichthupe betätigte. Cabrillo begriff, dass er wie im heimatlichen Amerika auf der rechten Straßenseite gefahren war, also schwenkte er sofort auf die richtige Fahrspur hinüber.

»Juan«, sagte Adams, »wir sind ihm dicht auf den Fersen.«

Cabrillo blickte zur Seite, als der Lieferwagen sie passierte — der Fahrer drohte ihm wegen seiner fragwürdigen Fahrkünste grinsend mit dem Finger, dann beschleunigte er und entfernte sich in Richtung Flughafen. Cabrillo schaute von dem Berg hinunter auf ein großes Schiff, das soeben im Begriff war anzulegen.

»Da«, sagte er und deutete mit dem Finger auf das Schiff. »Das muss der Kahn sein.«

Der Linienführung nach handelte es sich bei dem Schiff um eine zivile Jacht, allerdings war sie so schwarz wie ein Stealth-Bomber. Cabrillo konnte deutlich die Matrosen erkennen, die mit Leinen in den Händen an Deck bereitstanden, während der Kapitän das Schiff mit Hilfe der Manövrierdüsen an den Pier bugsierte.

»Das Signal wird schwächer«, stellte Adams fest.

Cabrillo lenkte den Wagen an den Straßenrand und verfolgte, wie die Jacht festgemacht wurde. Auf der ihm zugewandten Seite konnte er eine schmale Treppe erkennen, die vom Achterdeck bis fast zur Wasserlinie hinunterführte. Dann kam ihm schlagartig die Erleuchtung.

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