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«Der beste, den ich auftreiben konnte, Sir«, erläuterte Allday.»Nur um eine Kleinigkeit schwerer, als Sie es gewohnt sind. «Er deutete über Bord in die Dunkelheit.»War das Mr. Browne?»

«Ja. Er wußte vorher, daß er's schaffen würde. Leider Gottes gab es keinen anderen Weg.»

Allday seufzte.»Ihm war bekannt, worauf er sich einließ, Sir.»

Midshipman Stirling machte sich bemerkbar.»Es wird schon heller, Sir.»

Bolitho lächelte.»Das stimmt. «Dann wandte er dem Jungen den Rücken zu und sagte leise zu Allday:»Etwas muß ich dir unbedingt noch sagen…«Der Bootsführer zuckte zurück, als ahne er Bolithos Worte im voraus.»Falls — ich sage ausdrücklich >falls< — ich heute fallen sollte.»

«Schauen Sie, Sir. «Mit gespreizten Händen unterstrich Allday jedes Wort.»Alles, was ich gesagt oder getan habe, seit wir auf dieses Schiff gekommen sind, hat nichts mehr zu bedeuten. Wir werden es so gesund überstehen wie immer, glauben Sie mir, Sir.»

«Aber für den Fall«, beharrte Bolitho,»daß es anders kommt, mußt du mir versprechen, daß du nie mehr zur See fahren wirst. Man wird dich in Falmouth nicht entbehren können. Kümmere dich dort um alles. «Er ignorierte Alldays verzweifelten Protest.»Gib mir bitte dein Wort darauf.»

Allday nickte trübe.

Bolitho zog seinen neuen Säbel aus der Scheide und führte einen Probehieb durch die Luft. In der Nähe stehende Matrosen und Seesoldaten, die es beobachtet hatten, stießen einander an, und einer brach in Hochrufe aus.»Wir werden es den Schweinehunden schon zeigen, Sir!»

Bolitho ließ den Arm sinken.»Jetzt bin ich bereit, Allday«, sagte er.

Kapitän Inch legte die hohlen Hände um den Mund und rief:»Gehen Sie auf Steuerbordbug, Mr. Graham!»

«Achterdeckswache — an die Besanbrassen!»

Als Odin über Stag ging und sich dann wieder hoch am Wind der See entgegenwarf, stand Bolitho mitten im Gewühl und fühlte sich doch seltsam distanziert von allen.

Fröhlich meldete Inch:»Noch immer nichts zu sehen von den Franzosen, Sir!»

Bolitho blickte zu den angebraßten Rahen und den eisenharten Segeln hinauf, hinter denen der Himmel schon heller wurde.

«Die werden schon noch kommen. «Sein Blick fiel auf die Admiralsflagge, die — im grauen Licht noch farblos — steif vom Be-sanmasttopp auswehte.»Machen Sie eine zweite Flagge klar zum Heißen, Mr. Stirling«, befahl er und stellte fest, daß er tatsächlich zu Inch hinüberlächeln konnte.»Remond soll wissen, gegen wen er kämpft. Deshalb setzen Sie die Reserveflagge, wenn die erste weggeschossen werden sollte.»

Allday studierte Bolithos Gesicht und wunderte sich nicht zum erstenmal über sein Geschick, die Leute um ihn herum mit einem Blick, einem Wort in Begeisterung zu versetzen. Trotzdem überfiel ihn plötzlich bange Sorge, und er fragte sich, ob Bolitho für diese trotzige Geste nicht einen zu hohen Preis würde zahlen müssen.

Fahles Gold ließ die Hügelkämme der fernen Küste aufleuchten, und kurz danach rief Inch triumphierend:»Wir sind an dem französischen Geschwader vorbei, Sir!«Bolitho warf Allday einen Blick zu und lächelte. Von ihm wenigstens fühlte er sich verstan-deDn.ann sagte er:»Also gut, Kapitän Inch. Lassen Sie die Kanonen ausfahren, wenn Sie soweit sind.»

XVI Ein zerstobener Traum

Leutnant Searle stand auf der langen Leiter und spähte zu dem komplizierten Arrangement aus Flaschenzügen und Blöcken auf, das vom Dach herabhing. Offenbar gehörte es zu der Metallstruktur oben auf dem Turm, dem Semaphor. Er rief nach unten:»Kein Wunder, Oliver, daß sie für diese Arbeit Seeleute brauchen. Keine Landratte könnte diese Wulings jemals entwirren. «Er tätschelte die feuchten Mauersteine und verzog das Gesicht.»Wir brauchen eine mordsgroße Sprengladung, wenn wir den ganzen Turm umlegen wollen. «Browne starrte zu ihm hoch.»Den ganzen Turm?»

Searle winkte schon den einen seiner beiden Sprengmeister heran.»Hier hinauf, Jones! Aber ein bißchen schnell, Mann!«Zu Browne gewandt fuhr er fort:»Diese Kirche hat Mauern, so dick wie eine Festung. Was glauben Sie, wie lange die Franzosen brauchen würden, um neue Signalarme zu installieren?»

Searle sprang auf die Plattform und rief zu seinem Sprengmeister Jiinunter:»Pack die Ladung fest unter die Treppe an der Außenwand. Das sollte reichen. «Als der andere schwieg, fuhr er ihn an:»Oder nicht?»

Jones rieb sich das Kinn und warf einen schrägen Blick auf die Falltür über ihm.

«Ich schätze schon, Sir.»

Damit kletterte er wieder hinunter und besprach sich mit seinem Kameraden am Fuß der Leiter.

«Alberner Narr!«Searle stieß die Falltür auf.»Macht sich in die Hosen, bloß weil's eine Kirche ist! Man könnte meinen, wir hät-ten's plötzlich mit lauter Heiligen zu tun.»

Sowie Searle durch die Falltür nach oben verschwunden war, folgte ihm Browne ins Freie, wo ihn sofort ein eisiger Wind empfing.

Aber Searle kochte immer noch.»Die Kirche hat mehr Sünden begangen als alle Seeleute zusammen, wette ich.»

«Für einen so jungen Mann sind Sie sehr zynisch.»

Browne trat zu einer Schießscharte und starrte auf die See hinaus. Noch konnte er sie in der Dunkelheit nicht sehen, aber er roch ihren scharfen Salzgeruch; die Mauerkrone war dick besät mit Möwendung.

Hinter sich hörte er Searle leise auflachen.»Mein Vater ist Pastor — ich weiß Bescheid.»

Von unten drang das dumpfe Poltern herauf, mit dem ein Körper über Stufen geschleift wurde, und Browne erinnerte sich daran, daß der französische Seemann nicht einmal eine Waffe getragen hatte, als er von Cooper niedergemacht worden war. Dann fielen ihm die neugierigen Blicke der Franzosen ein, die die Straße gesäumt hatten, auf der sie als Gefangene abtransportiert worden waren. Warum hätten sie auch mit dem Schlimmsten rechnen sollen? Genausowenig würde ein Engländer im Norden oder Westen des Landes erwarten, plötzlich vor einem Franzosen zu stehen.

«Sir!»

«Nicht so laut!«Searle warf sich hin und spähte durch die Falltür hinunter.»Was ist los?«»Da kommt jemand!»

Browne lief schnell zu einer anderen Schießscharte, die über dem Eingang zum Turm liegen mußte, und spähte hinunter. Ein Pfad aus helleren Steinen führte auf die Tür zu, und noch während er hinsah, glitt eine Gestalt heran; gleich danach erklang ein metallisches Klopfen.

«Hölle und Teufel!«Searle hastete die Leiter hinunter.»Der kam schneller als gedacht!»

Browne folgte ihm zum oberen Ende der Steintreppe und hörte Searle unten schon kommandieren:»Scharr mit den Füßen, Mou-bray! Und du machst die Tür auf, wenn ich dir ein Zeichen gebe!»

Browne hielt sich an der Leiter fest und wagte kaum zu atmen. Nach der Dunkelheit auf dem Dach wirkte die Szene vor der Tür grell und dramatisch. Searles Breeches hoben sich sehr weiß von den alten Steinen der Mauer ab; neben ihm scharrte Moubray mit den Füßen, als schlurfe er auf die Tür zu. Dann drehte sich der Schlüssel knirschend im Schloß, und der Türflügel schwang langsam nach innen auf. Mit einem ungeduldigen Ausruf trat der Neuankömmling hastig ins windgeschützte Innere.

Dann ging alles blitzschnell, und doch kam es Browne so vor, als dehnten sich die Sekunden zu einer Ewigkeit. Der Fremde — ein französischer Matrose — stand erstarrt mit offenem Mund da und stierte den Halbkreis geduckter Figuren an, der ihn umgab. Searle hatte seinen Säbel gezogen, Jones hielt die Muskete, zum Zuschlagen bereit, hoch über seinen Kopf.

Plötzlich ein wirres Durcheinander: Mit einem Aufschrei fuhr der Franzose zur Tür herum, während Jones den Kolben seiner Muskete auf ihn niedersausen ließ. Aber keiner hatte an die Blutlache gedacht, die sich am Fuß der Treppe, wo der erste Matrose abgeschlachtet worden war, gesammelt hatte. Jones schrie entsetzt auf, als die Füße unter ihm wegrutschten; in weitem Bogen flog die Muskete aus seinen Fäusten, ein Schuß löste sich und knallte in dem engen Raum betäubend laut. Die Kugel traf Jones ins Gesicht und fuhr danach splitternd in die Steinmauer.

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