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«Alles zu seiner Zeit. «Farquhar schien weit weg zu sein; seine Augen waren jenseits von Sizilien.»Probyn benimmt sich, als sei Dummheit eine Tugend. Sie müßten das doch wissen. «Er schritt zum Heckfenster.»Ich habe meinen Steward angewiesen, meine Sachen noch vor Sonnenaufgang herüberzuschaffen. Sobald Sie meine schriftliche Order bekommen, können Sie auf die Lysander umziehen. Das freut Sie doch sicherlich.»

«Mir ist im Augenblick nicht sehr nach Freuen zumute, Sir Charles. «Er wartete auf eine Reaktion; aber Farquhar hatte sich schon bei Empfang der Nachricht ganz selbstverständlich auf seinen Titel eingestellt. Er wandte sich ab, damit Farquhar seine plötzlich aufsteigende Erregung nicht sehen sollte.»Ich möchte Sie um etwas bitten. Und es fällt mir nicht leicht.»

«Nun?»

«Ich glaube, daß der Kommodore recht hatte.«»Vielleicht. Das wird sich eines Tages herausstellen.»

Herrick ließ nicht locker.»Sie könnten ein Schiff abordnen. Wenn Sie hier unter dem Schutz Siziliens liegenbleiben wollen, so würde ein Schiff weniger die Täuschung noch plausibler machen.»

«Weiter«, sagte Farquhar gelassen.»Wo soll dieses eine Schiff hin, wenn ich fragen darf?»

«Das wissen Sie doch, Sir Charles. Nach Korfu. Und feststellen, was die Franzosen dort machen.»

«Aha. «Farquhar ging die paar Schritte bis zum Tisch und blickte mit Widerwillen auf Herricks Karte mit den vielen hingekritzelten Berechnungen nieder.

«Bitte!«Verzweifelt blickte Herrick ihn an.»Ich habe Sie noch nie um etwas gebeten. Jetzt bitte ich Sie.»

«Na schön. Aber aus Ihrer Segelorder wird hervorgehen, daß Sie auf eigene Initiative handeln.»

«Ich danke Ihnen.»

Farquhar hob die Brauen.»Sie danken mir? Sie haben um Ihren eigenen Ruin gebeten. Korfu ist bedeutungslos. Die große Schlacht wird vor Toulon stattfinden oder an der ägyptischen Küste. «Betrübt schüttelte er den Kopf.»Als ich Midshipman auf der Phala-rope war und Sie endlich Erster Offizier wurden, da hörte ich die Matrosen über Sie reden. Daß Sie sich immer für sie eingesetzt hätten. «Er wandte sich ab.»Ich hoffe nur, jemand wird sich für Sie einsetzen, wenn es so weit ist. Aber das bezweifle ich.»

Farquhar wurde ungeduldig und schlug heftig an die Tür.»Posten! Der Erste Offizier soll kommen!»

Dann wandte er sich wieder an Herrick.»Gehen Sie gleich auf Ihre geliebte Lysander. Ehe ich es mir anders überlege. Ich schicke Ihnen sofort Ihre Order.»

Herrick nickte.»Und wenn Sie Gelegenheit dazu haben, Sir.»

«Ja. Ich werde versuchen herauszufinden, was mit dem Kommodore ist, obwohl…«Er sprach den Satz nicht zu Ende.

Outhwaite erschien an der Tür.»Sir?»

«Captain Herrick kehrt auf sein Schiff zurück.»

Das Froschgesicht blieb ausdruckslos.»Auf wessen Befehl, Sir?»

Farquhar lächelte dünn.»Auf meinen.»

Als Herrick sich zum Gehen wandte, hielt er ihn zurück.»Eins noch. Ich brauche einen guten Signaloffizier, also werde ich Ihren Sechsten Offizier behalten.»

Herrick seufzte. Pascoe wenigstens brauchte nicht mit. Obgleich er den Verdacht hatte, daß Farquhar das nicht tat, weil Pascoe ein so guter Signaloffizier war, sondern eher, um seine Menschlichkeit zu demonstrieren, indem er den Jungen vor einem sinnlosen Tod bewahrte.

Herrick trat unter der Kampanje hervor in die Sonne. Es schien sich bereits herumgesprochen zu haben, daß er von Bord ging. Trübe Gesichter, neugierige Blicke, die ihm folgten, als er zur Fallreepspforte schritt. Vielleicht sahen sie ihn doch nicht gern gehen?

Outhwaite eilte ihm nach.»Ich lasse Ihre Seekisten gleich hinüberschicken, Sir. Ihr Bootssteurer ist bereits in der Gig. «Er streckte die Hand aus.»Ich bezweifle, daß wir uns wiedersehen, Sir. Aber ich möchte die Zeit unter Ihrem Kommando nicht missen.»

Herrick sah ihn nachdenklich an und wurde auf einmal ganz ruhig.»Für mich gilt dasselbe. Ich habe hier viel gelernt. Und das sollte ich wohl auch.»

«Gelernt, Sir?«fragte Outhwaite überrascht.»Tatsächlich?»

«Ja. Über Menschen. Am meisten über mich selbst.»

Er tippte kurz an den Hut und ging zu der offenen Pforte.

Outhwaite wartete, bis das Boot abgelegt hatte, und befahl kurz:»Wegtreten lassen, Mr. Guthrie! Keine Bummelei!»

Er dachte an Herricks Gesicht in diesen letzten Minuten. Halb und halb hatte er erwartet, man würde ihm ansehen, daß er sich gedemütigt fühlte; aber es hatte eher so ausgesehen, als hätte er Mitleid. Mitleid mit ihm vielleicht? Er blickte über das breite Achterdeck und spürte eine seltsame Beunruhigung. Es schien nicht mehr dasselbe Schiff zu sein.

Bewegungslos stand Herrick am offenen Kajütfenster und blickte in das wirbelnde Wasser unter dem Achtersteven. Die Sterne glitzerten darin, und wenn er sich etwas über das Fenstersüll beugte, konnte er die Laterne und die helle Fensterreihe der Offiziersmesse im unteren Deck sehen. Das Schiff wirkte ungewöhnlich still, als hielte es den Atem an. Die Stille war nur einmal unterbrochen worden, und das war bei seinem Anbordkommen gewesen, vor zwei Stunden. Irgend jemand — niemand wußte, wer — hatte damit angefangen, und dann war das ganze Schiff wie auf Signal, und trotz Gilchrists Ärger, in Hochrufe ausgebrochen. Die Pfeifen und Trommeln der Marine-Infanterie waren in dem Geschrei vollkommen untergegangen, und selbst der alte Grubb hatte seinen Hut heruntergerissen, in der Luft geschwenkt und dabei gebrüllt:»Hurra, Jungs, der Käpt'n is' wieder da!«Knallrot war sein verwittertes Gesicht dabei gewesen.

Herrick trat vom Fenster zurück und warf einen kurzen Blick auf das leere Degengestell an der Schottwand. Bolitho hatte den Degen eigentlich nicht mitnehmen wollen. Ozzard hatte ihm das erzählt. Vielleicht hatte er irgendein Vorgefühl gehabt. Eine Ahnung.

Er seufzte. Farquhar hatte Wort gehalten; die Formulierung der Segelorder für die Lysander machte vollkommen klar, wer den Kopf hinhalten mußte, wenn es schiefging. Herrick mußte sich jedoch eingestehen, daß Farquhar nur korrekt handelte, daß er selbst es genauso gemacht hätte. Aber ein ungutes Gefühl blieb.

Ein schüchternes Klopfen an der Tür. Es war Pascoe, den Hut vorschriftsmäßig unterm Arm. Selbst im schwachen Licht der einzelnen Lampe konnte Herrick sehen, wie angespannt er aussah, wie fiebrig seine Augen glänzten.

«Ja?»

«Sir. Manning ist an Bord gekommen, Sir«, antwortete Pascoe.»Er hat eine Dame bei sich. Sie wollten sich von Captain Farquhar verabschieden, da sie mit der Harebell nach Gibraltar segeln, sobald der Wind auffrischt.»

Herrick nickte. Es war völlig windstill. Und das verstärkte noch sein Vorgefühl drohenden Unheils.

«Sagen Sie Ozzard, er soll mehr Lampen holen. Dann bringen Sie den Besuch her. Ich werde ihnen wegen Captain Farquhar Bescheid sagen.»

Er dachte wieder an seine Segelorder. Unterzeichnet: Kommodore Stellvertreter.

«Ich wäre gern hier auf der Lysander geblieben, Sir«, sagte Pas-coe.

«Ich weiß. Aber Sie müssen morgen bei Sonnenaufgang auf die

Osiris. Es ist wahrscheinlich am besten so. Mir ist der Gedanke angenehm, daß wenigstens Sie hier sind, wenn.»

Pascoe unterbrach ihn.»Segeln Sie nur deshalb nach Korfu, um zu zeigen, daß er recht hatte, Sir?»

«Ja. Das ist alles, was ich zur Zeit tun kann. Passen Sie gut auf sich auf, Adam. Es kann jetzt sehr viel von Ihnen abhängen.»

Pascoe machte große Augen.»Sie sprechen, als ob mein Onkel schon tot wäre.»

«Ich bin mir da nicht sicher. Jetzt nicht mehr. «Er sah sich in der stillen Kajüte um.»Aber eins weiß ich genau. Gewisse Leute in England, die keine Ahnung haben, werden versuchen, seinen Namen mit Dreck zu bewerten. Das passiert den Helden unseres Vaterlandes sehr oft, und Ihr Onkel ist ein Held, vergessen Sie das nie. «Seine Stimme wurde lauter; jetzt mußte er sich endlich einmal aussprechen.»Ich habe seinen Vater gekannt, wußten Sie das? Ihren Großvater. Ein feiner Mann, ein Mann von stolzer Tradition. Sie werden es nicht leicht haben, sich seiner würdig zu erweisen, und viele werden aus Haß und Neid versuchen, Ihnen Knüppel zwischen die Beine zu werfen. Also denken Sie an diesen Tag, Adam, und halten Sie ihn hoch. «Er drehte sich kurz um.»Jetzt bringen Sie diese verdammten Zivilisten her!»

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