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«Aha. «Bolitho versuchte, sich darauf zu konzentrieren, was dieser Schoner zu bedeuten hatte. Aber es gelang ihm nicht. Adam war weg. Und Allday auch. Sie lagen vermutlich irgendwo im Sterben. Oder hofften auf Rettung, die nie kommen würde.

Mears fuhr fort:»Leider wurde der Kapitän des Schoners getötet, als er über Bord springen wollte. Aber ich fand Karten und Papiere in seiner Kajüte. Er hatte Marschorder nach Toulon.»

«Bei Gott, Sir«, rief Javal aus,»also auch darin hatten Sie recht. Die Dons arbeiten wie die Wilden, um ihren mächtigen Alliierten in Toulon zu helfen!«Er holte eine Kruke aus einer seiner Seekisten.»Gut gemacht, Toby. Trinken Sie einen Schluck; wir überlegen inzwischen, wie wir weiter vorgehen. «Er sah Bolitho fragend an.»Der Wind frischt auf, Sir. Wir segeln am besten wieder los.»

«Ja. «Unregelmäßig hob und senkte sich das Deck unter ihren Füßen.»Teilen Sie eine Prisenmannschaft ein, die den Schoner direkt nach Gibraltar segelt. Rufen Sie Ihren Schreiber und diktieren Sie ihm eine Depesche für den Admiral dort. Er wird schon wissen, was er mit seiner Ladung anfangen soll.»

Mears grinste, zufrieden trotz seiner Erschöpfung.»Nette kleine Prise, Sir. Ist 'n Penny wert oder zwei.»

Javal funkelte ihn mißbilligend an und sagte dann rasch zu Bo-litho:»Das mit Ihrem Leutnant tut mir leid, Sir. War er lange bei Ihnen?»

«Er ist mein Neffe.»

Javal und Mears wechselten bestürzte Blicke.»Bei Gott, Sir«, sagte Javal schließlich,»das hätte ich wissen sollen! Dann hätte ich einen meiner Offiziere geschickt!»

Bolitho sah ihn ernst an.»Sie haben nur getan, was richtig war. Die Buzzard ist knapp an Offizieren. Und Ehre und Gefahr müssen stets möglichst gleichmäßig verteilt werden.»

«Und wenn ich eins von den Booten mit einem Behelfssegel nähme, Sir?«schlug Mears vor.

«Nein. «Bolitho sah an ihm vorbei.»Am Tage haben Sie überhaupt keine Chance. «Er wandte sich ab.»Gehen Sie wieder an Ihren Dienst, Captain. Wir können nichts weiter tun.»

Die Kajütentür fiel ins Schloß, und Bolitho ließ sich müde auf die Sitzbank unter den Fenstern fallen. Er drehte den zerbrochenen Degen in den Händen. Wie der Junge sich gefreut hatte, als er ihn bekam; und wie rührend stolz er gewesen war, als sie damals wieder zusammentrafen!

Er sah auf, als erwarte er, Allday neben sich zu entdecken, der immer spürte, wenn er gebraucht wurde. Jetzt hatte er nicht einmal mehr Allday. Niemand war bei ihm.

Irgendwo jenseits der Schottwand hörte er einen Matrosen ein Lied singen, das er nicht kannte. Der träumte vielleicht von seinem winzigen Anteil am Prisengeld oder von einem Mädchen zu Hause in England.

Getrampel oben an Deck, und jemand brüllte:»Bringt die Boote längsseit, und dann ran an die Taljen!«Er glaubte auch, jemanden hurra rufen zu hören, als der Schoner segelklar gemacht wurde.

Javal erschien an der Tür, das Gesicht regennaß.

«Schoner ist segelklar, Sir. Wollen Sie bestimmt keine eigene Depesche an den Admiral schicken?»

«Nein, danke. Sie haben die Aktion befehligt, Ihr Name gehört unter den Bericht.»

Javal leckte sich die Lippen.»Also vielen Dank, Sir. Ich dachte nur, man könnte was tun wegen. «Er brach ab. Rufe ertönten an Deck, und das Schiff legte sich schwer in den Wind.»Ich will lieber gehen, Sir — sie in Fahrt bringen, ehe uns ein paar Spieren we g-brechen.»

Er eilte hinaus, und Sekunden später hörte Bolitho seine Stimme durch den Spalt des Skylight:»Setzen Sie den Klüver, Mr. Mears!

Aber später werden wir wohl ein oder zwei Reffs einbinden müssen. Wir stoßen wieder zum Geschwader.»

«Jawohl, Sir. Bei Gott, seine Vorwürfe möchte ich mir jetzt nicht machen.»

Javals Antwort kam schnell und traurig.»Um Vorwürfe geht es nicht, Toby. Die werden von der Verantwortung aus dem Fenster geweht.»

Allday saß an einen Fels gelehnt und musterte die Pferde, die am Fuß des Abhangs angepflockt waren. Reglos lag Pascoe quer über seinem Schoß, die Augen fest geschlossen, wie tot. Sechs Matrosen hockten trübselig herum; gleich Allday warteten sie darauf, wie es weitergehen würde.

Er spähte zum Himmel empor — hoffentlich würde es bald wieder regnen; er hatte wilden Durst. Nach dem Sonnenstand mußte es ungefähr Mittag sein. Und der rauhe, gewundene Pfad führte immer weiter landeinwärts. Er seufzte. Führte sie weg von der See.

Alldays Beine waren unter Pascoes Gewicht eingeschlafen, doch jetzt bewegte er sich. Allday legte ihm die Hand auf den Mund.

«Still, Mr. Pascoe.»

Die dunklen Augen sahen zu ihm auf. Die Schmerzen riefen dem Jungen das Geschehen wieder ins Gedächtnis zurück.

«Wir machen nur Rast. «Allday nickte vorsichtig zu den Soldaten bei den Pferden hinüber.»Oder die zumindest.»

Da Pascoe Miene machte aufzustehen, legte Allday ihm die Hand auf die Brust. Trotz der brennenden Sonne überlief es ihn kalt. Er scheuchte eine Fliege von der weißlichen Narbe, die quer über Pascoes Rippen lief und von dem Duell in Gibraltar stammte.

«Was — was ist geschehen?«Pascoe befühlte seinen Körper, als wolle er Stück für Stück prüfen, ob seine Gliedmaßen noch vorhanden waren. Wie sie alle trug er weder Koppel noch Schuhe; nur die Hose und die Reste seines Hemdes hatte man ihm gelassen.

«Die Hunde haben uns alles weggenommen«, murmelte Allday.»Ich glaube, sie haben zwei von unseren Jungs unterwegs umgebracht, weil sie verwundet waren und das Tempo nicht durchhalten konnten. «Er dachte an die kläglichen Schreie und die Stille danach — Gott sei Dank war Pascoe bewußtlos gewesen.

«Aber wie bin dann ich. «Pascoes Augen trübten sich.»Sie haben mich den ganzen Weg getragen?»

Allday versuchte zu grinsen.»Das sind keine spanischen Soldaten, sondern Eingeborene. Mauren höchstwahrscheinlich. Aber sogar diese Schweine sehen, wer ein Offizier ist.»

Mißtrauisch beobachtete er die Soldaten. Wohin würde man sie wohl schaffen? Alles war so plötzlich gekommen: Auf einmal das Stampfen von Pferdehufen im nassen Sand, nur ein paar Meter von dem auf Strand gezogenen Boot: eine Patrouille oder ein Trupp, der zufällig zum Lager zurückritt — er wußte es immer noch nicht, und es spielte auch keine Rolle.

Die Reiter wären schnell an ihnen vorbeigewesen; sie hatten sich laut und sorglos unterhalten und bemerkten nichts Verdächtiges.

Doch ohne auch nur einen Moment zu zögern, hatte Pascoe gesagt:»Die werden Leutnant Mears und die beiden Boote entdecken, Allday. Wenn sie den Schoner warnen, sind unsere Leute hoffnungslos verloren.»

Und so hatte Pascoe die Patrouille angegriffen, damit Mears unbemerkt an den Schoner herankam. Mit gezogenem Degen war er den Strand hinaufgerannt.»Drauf, Jungs!«hatte er geschrien.

Und ebenso schnell war es vorbeigewesen. Das Klirren von Stahl auf Stahl, Flüche, sausende Säbel, von allen Seiten die riesigen Schatten der tänzelnden Pferde.

Dann lag Pascoe nach einem Säbelhieb bewußtlos da, und die Matrosen warfen die Waffen weg. Die Reiter hatten sie ausgeplündert und dann geschlagen, systematisch, ohne Erregung oder Freude am Prügeln. Danach hatten sie die benommenen Männer mit Tritten und Stößen vor den Pferden hergetrieben, landeinwärts, weg von der See.

Pascoe leckte sich die trockenen Lippen und tippte auf die Beule an seinem Kopf.»Ich komme mir vor wie ein Amboß unterm Hammer.»

«Aye.»

Allday fuhr zusammen, denn der Anführer rief seinen Männern etwas zu: ein gutes Dutzend, alle wohlbewaffnet. Die überlebenden Matrosen dagegen waren ein geschlagener, verängstigter Haufen.

Der Reiter kam zu der kleinen Schar und sah auf Pascoe hinunter.

Er war groß, schlank, dunkelbraun und trug einen rohweißen Fez, von dem ein Nackentuch herabhing. Er deutete mit der Peitsche auf Pascoe und nickte.

«Teniente, teniente!«Langsam entblößte er gelbe Zähne und spuckte Pascoe gezielt aufs Bein.

Allday arbeitete sich unter Pascoes Körper hervor und stand mühsam auf.»Benimm dich, verdammter Hund, wenn du mit einem Offizier des Königs sprichst!»

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