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Ohne aufzublicken, bemerkte Don Salgado beiläufig:»Sehr schöne Worte, Colonel. Aber ich bin nicht sonderlich beeindruckt. «Anscheinend tief in Gedanken versunken, spielte er mit dem reichen Besatz seines gelben Uniformrocks.»Ich bin Kavallerist und es nicht gewohnt, hinter Hecken zu lauern und mich von irgendwelchen zerlumpten Flintenmännern beschießen zu lassen, die ich nicht einmal sehen kann!»

Cobban musterte ihn wütend, weil er seine wohlgesetzte Rede so brüsk unterbrochen hatte. Arrogant erwiderte er:»Das ist aber, wenn ich so sagen darf, nicht Ihre Angelegenheit!»

Langsam hob der Spanier die dunklen Augen und heftete sie auf Cobbans rotes Gesicht.»Tapfere Worte. Aber vielleicht haben Sie einen wichtigen Punkt übersehen? Ich befehlige nämlich die Hälfte unserer Streitkräfte, und nicht Sie. «Seine Stimme biß wie ein Degenstich.»Es war ausgemacht, daß ich meine Infanterie und Kavallerie Ihrem Oberbefehl unterstelle, vorausgesetzt — «, das Wort hing reglos in der Luft —,»vorausgesetzt, daß die Engländer Verstärkung schicken. «Vielsagend hob er die Schultern.»Ihr Admiral Hood vermag in Toulon mit zwei Regimentern nichts auszurichten. Wie also können Sie hoffen, mit einer Handvoll Infanteristen mehr zu erreichen?«Er lächelte kühl.»Hoffentlich werden Sie daran denken, wenn Sie mir wieder einmal erzählen, was hier meine Pflicht ist.»

Pomfret schien aus seiner Trance zu erwachen.»Das genügt, meine Herren! Die Stadt ist vom Feind umgeben. Wir haben noch schwere Zeiten vor uns. Aber ich bin sicher, daß bereits jetzt, während Sie hier sitzen und sich streiten wie alte Weiber, starke Hilfskräfte unterwegs sind.»

Bolitho beobachtete ihn genau. Wenn Pomfret log, um die bedrückte und gespannte Stimmung zu heben, so tat er es sehr überzeugend. Mit plötzlicher Klarheit erinnerte er sich an eine Äußerung Herricks über Pomfrets Vergangenheit und an die Bedeutung, die dieser ganze Feldzug für ihn haben mußte. Er mußte einfach Erfolg haben und würde keine Einmischung und keine Unsicherheit dulden. Bolitho dachte auch an Sir William Moresby, der unter der Batterie von Cozar auf dem Achterdeck der Hyperion gefallen war. Sir William hatte zwar gewußt, was seine Pflicht war; jedoch in allem, was darüber hinausging, war er unsicher gewesen. Pomfret dagegen war zielstrebig und von sich überzeugt bis zum Fanatismus.

«Anscheinend«, sagte der Admiral abschließend,»hat jeder gesagt, was er zu sagen hatte. Sonst noch Fragen?»

Kapitän Greig von der Fregatte Bat stand auf.»Aber wenn die Verstärkung ausbleibt, Sir, dann sehe ich nicht, wie.»

Weiter kam er nicht. Pomfret mußte sich schon seit einiger Zeit zurückgehalten haben; die Skepsis des jungen Kommandanten war der Tropfen, der das Faß zum Überlaufen brachte.

«Hören Sie um Gottes willen auf zu jammern, Mann!«Seine Stimme überschlug sich, er fing an zu schreien, doch das schien ihm gleich zu sein.»Was, im Namen des Allmächtigen, wissen denn Sie davon? Ihr jungen Fregattenkapitäne seid alle gleich, seht nicht über einen kurzen Konflikt hinaus, oder ihr seid nur auf der Jagd nach Prisengeldern. «Anklagend wies er mit dem Finger auf Greig, der ganz blaß geworden war.»Schließlich war es Ihr Schiff, das die Saphir in den Hafen gelassen hat! Wenn Sie sie gesichtet hätten, wenn Sie sich bemüht hätten, Ihren Sold zu verdienen, statt wie ein liebeskranker Bauernjunge zu träumen und zu trödeln, dann wäre es vielleicht gar nicht so weit gekommen.»

Greig erwiderte gepreßt:»Ich habe meine Station nicht verlassen, weil Sie mir befohlen hatten, mich nördlich der Einfahrt zu halten.»

«Seien Sie still!«kreischte Pomfret.»Wie können Sie es wagen, meine Worte anzuzweifeln? Noch einen Mucks von Ihnen, Sie Wurm, und ich bringe Sie vors Kriegsgericht, verstanden?«Schwitzend vor Wut wandte er sich den anderen zu.»Ich sage es zum letztenmal, und das gilt für alle!«Er schlug mit der Faust auf die Landkarte.»Hier sind wir, und hier bleiben wir! Wir haben Befehl, diesen Hafen zu halten, bis wir den Kampf ins Binnenland tragen können. Und genau das ist meine Absicht!»

Bolitho sah sehr deutlich, was für eine Wirkung Pomfrets Worte auf die schweigenden Offiziere hatten. Sie schienen von seinem Ausbruch wie gelähmt zu sein. Dash von der Tenacious schien verwirrt und verlegen, nur der spanische Oberst war anscheinend unbeeindruckt. Wie er dasaß und auf seine Stiefel blickte, schien er fast zu lächeln.

Cobban räusperte sich unsicher.»Das ist alles, meine Herren. «Er begann, seine Papiere aufzunehmen, ließ sie aber wieder fallen.

Pomfret hatte sich wieder in seinen vergoldeten Sessel gesetzt, und als die Offiziere sich zum Hinausgehen anschickten, nahm er einen Messingzirkel vom Tisch und stach damit in die Luft.»Ein Wort noch, Captain Bolitho!»

Bolitho hörte die Tür hinter den anderen zufallen und stand reglos am Tisch. Cobban war schwer atmend wie nach einem raschen Lauf an ein Fenster getreten. Seine Anwesenheit schien Pomfret nicht zu stören, aber Fanshawe, der noch in Papieren kramte, blaffte er an:»Raus!»

«Sie wünschen, Sir?«fragte Bolitho dienstlich.

Der Admiral hatte sich im Stuhl zurückgelehnt und musterte ihn, während sein Zirkel einen kleinen Wirbel auf die Tischplatte schlug. Er sprach jetzt wieder vollkommen gelassen.»Nach Dash sind Sie hier der dienstälteste Kapitän. Es ist nicht ausgeschlossen, daß der Feind versuchen wird, uns von See her anzugreifen oder zumindest unseren Nachschub abzuschneiden. «Tapp, tapp, tapp machte der Zirkel.»Sie werden daher morgen früh bei Sonnenaufgang mit der Hyperion auslaufen und nördlich der Einfahrt patrouillieren.»

Unbewegt blickte Bolitho ihm ins Gesicht.»Bis wann, Sir?»

«Bis ich etwas anderes anordne. «Pomfret warf den Zirkel auf den Tisch.»Ich brauche mein Flaggschiff hier im Hafen, falls sich diese schlappschwänzigen Fischer ebenso dumm anstellen wie dieser Narr Greig.»

«Aha. «Bolitho spürte, wie Hitze in seinem verwundeten Arm hochstieg, und die Kehle wurde ihm plötzlich trocken, als er begriff, was Pomfrets Worte bedeuteten.

Pomfret ließ ihm keine Zeit zu einem Einwand. Fast beiläufig fuhr er fort:»Übrigens, da mich Miss Seton über ihren neuen Status informiert hat, halte ich es für angebracht, daß sie mit dem ersten verfügbaren Schiff die Stadt verläßt.»

Gepreßt erwiderte Bolitho:»Ich verstehe Ihre Gefühle, Sir, aber sie können kein Grund dafür sein, Miss Seton noch mehr Unbequemlichkeiten und Strapazen auszusetzen.»

«Was Sie nicht sagen!«Pomfret tupfte sich die Stirn mit einem seidenen Taschentuch.»Sie haben vielleicht übersehen, daß Miss Seton auf meine Veranlassung hier ist. Als englische Staatsangehörige steht sie unter meinem Schutz. «Seine Stimme wurde lauter.»Und als Flaggoffizier und Oberbefehlshaber beabsichtige ich, diese Protektion unverzüglich und vollständig auszuüben.»

«Ist das Ihr letztes Wort, Sir?«Jedes Verständnis, jedes Mitgefühl, das er für Pomfrets unglückliche Lage empfunden haben mochte, war ihm nun vergangen. Es konnte Wochen dauern, bis ein Schiff verfügbar war, das Cheney Seton nach England oder einem anderen sicheren Hafen bringen konnte. Und in der Zwischenzeit, während die Situation in und um St. Clar immer bedrohlicher wurde und die Belagerung sich zum offenen Krieg ausweitete, würde sie unter Feinden allein sein, während er draußen isoliert patrouillierte und sie weder sehen noch unterstützen konnte.

«Jawohl, mein letztes Wort. «Pomfrets Augen waren ausdrucksund mitleidslos.»Ich mag Sie nicht, Bolitho, denn ich kann es nicht vertragen, wenn man sich von Gefühlen leiten läßt. Seien Sie also gewarnt!«Heftig stand er auf und trat zum Fenster.»Sie können gehen!»

Bolitho hieb sich den Dreispitz auf den Kopf und stürmte durch die Tür, ohne recht zu wissen, was er tat. Er mußte sofort zu Cheney. Es war immer noch Zeit, etwas zu arrangieren.

Unten an der Treppe sah er Seton und Piper sich leise miteinander unterhalten und blieb stehen.»Was machen Sie hier?»

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