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An die Wange sich schmiegen und stieß ihm einige Beulen.

Ängstlich entsprang ihm der Herr und rief. O! fangt mir den Esel,

Schlagt ihn tot! Es kamen die Knechte, da regnet' es Prügel,

Nach dem Stalle trieb man ihn fort: da blieb er ein Esel.

Mancher findet sich noch von seinem Geschlechte, der andern

Ihre Wohlfahrt mißgönnt und sich nicht besser befindet.

Kommt dann aber einmal so einer in reichlichen Zustand,

Schickt sichs grad, als äße das Schwein mit Löffeln die Suppe,

Nicht viel besser fürwahr. Der Esel trage die Säcke,

Habe Stroh zum Lager und finde Disteln zur Nahrung.

Will man ihn anders behandeln, so bleibt es doch immer beim alten.

Wo ein Esel zur Herrschaft gelangt, kanns wenig gedeihen,

Ihren Vorteil suchen sie wohl, was kümmert sie weiter?

Ferner sollt Ihr erfahren, mein König, und laßt Euch die Rede

Nicht verdrießen, es stand noch auf dem Rahmen des Spiegels

Schön gebildet und deutlich beschrieben, wie ehmals mein Vater

Sich mit Hinzen verbündet, auf Abenteuer zu ziehen,

Und wie beide heilig geschworen, in allen Gefahren

Tapfer zusammenzuhalten und jede Beute zu teilen.

Als sie nun vorwärtszogen, bemerkten sie Jäger und Hunde

Nicht gar ferne vom Wege; da sagte Hinze, der Kater:

Guter Rat scheint teuer zu werden! Mein Alter versetzte:

Wunderlich sieht es wohl aus, doch hab ich mit herrlichem Rate

Meinen Sack noch gefüllt, und wir gedenken des Eides,

Halten wacker zusammen, das bleibt vor allem das erste.

Hinze sagte dagegen: Es gehe, wie es auch wolle,

Bleibt mir doch ein Mittel bekannt, das denk ich zu brauchen.

Und so sprang er behend auf einen Baum, sich zu retten

Vor der Hunde Gewalt, und so verließ er den Oheim.

Ängstlich stand mein Vater nun da; es kamen die Jäger.

Hinze sprach: Nun, Oheim? Wie stehts? so öffnet den Sack doch!

Ist er voll Rates, so braucht ihn doch jetzt, die Zeit ist gekommen.

Und die Jäger bliesen das Horn und riefen einander.

Lief mein Vater, so liefen die Hunde, sie folgten mit Bellen,

Und er schwitzte vor Angst, und häufige Losung entfiel ihm;

Leichter fand er sich da, und so entging er den Feinden.

Schändlich, Ihr habt es gehört, verriet ihn der nächste Verwandte,

Dem er sich doch am meisten vertraut. Es ging ihm ans Leben,

Denn die Hunde waren zu schnell, und hätt er nicht eilig

Einer Höhle sich wieder erinnert, so war es geschehen;

Aber da schlupft' er hinein, und ihn verloren die Feinde.

Solcher Bursche gibt es noch viel, wie Hinze sich damals

Gegen den Vater bewies: wie sollt ich ihn lieben und ehren?

Halb zwar hab ichs vergeben, doch bleibt noch etwas zurücke.

All dies war auf dem Spiegel geschnitten mit Bildern und Worten.

Ferner sah man daselbst ein eignes Stückchen vom Wolfe,

Wie er zu danken bereit ist für Gutes, das er empfangen.

Auf dem Anger fand er ein Pferd, woran nur die Knochen

Übrig waren; doch hungert' ihn sehr, er nagte sie gierig,

Und es kam ihm ein spitziges Bein die Quer in den Kragen;

Ängstlich stellt' er sich an, es war ihm übel geraten.

Boten auf Boten sendet' er fort, die Ärzte zu rufen;

Niemand vermochte zu helfen, wiewohl er große Belohnung

Allen geboten. Da meldete sich am Ende der Kranich,

Mit dem roten Barett auf dem Haupt. Ihm flehte der Kranke:

Doktor, helft mir geschwind von diesen Nöten! ich geb Euch,

Bringt Ihr den Knochen heraus, soviel Ihr immer begehret.

Also glaubte der Kranich den Worten und steckte den Schnabel

Mit dem Haupt in den Rachen des Wolfes und holte den Knochen.

Weh mir! heulte der Wolf: du tust mir Schaden! es schmerzet!

Laß es nicht wieder geschehn! Für heute sei es vergeben.

Wär es ein andrer, ich hätte das nicht geduldig gelitten.

Gebt Euch zufrieden, versetzte der Kranich: Ihr seid nun genesen;

Gebt mir den Lohn, ich hab ihn verdient, ich hab Euch geholfen.

Höret den Gecken! sagte der Wolf. ich habe das Übel,

Er verlangt die Belohnung und hat die Gnade vergessen,

Die ich ihm eben erwies. Hab ich ihm Schnabel und Schädel,

Den ich im Munde gefühlt, nicht unbeschädigt entlassen?

Hat mir der Schäker nicht Schmerzen gemacht? Ich könnte wahrhaftig,

Ist von Belohnung die Rede, sie selbst am ersten verlangen.

Also pflegen die Schälke mit ihren Knechten zu handeln.

Diese Geschichten und mehr verzierten, künstlich geschnitten,

Rings die Fassung des Spiegels und mancher gegrabene Zierat,

Manche goldene Schrift. Ich hielt des köstlichen Kleinods

Mich nicht wert, ich bin zu gering, und sandt es deswegen

Meiner Frauen, der Königin, zu. Ich dachte durch solches

Ihr und ihrem Gemahl mich ehrerbietig zu zeigen.

Meine Kinder betrübten sich sehr, die artigen Knaben,

Als ich den Spiegel dahingab. Sie sprangen gewöhnlich und spielten

Vor dem Glase, beschauten sich gern, sie sahen die Schwänzchen

Hängen vom Rücken herab und lachten den eigenen Mäulchen.

Leider vermutet ich nicht den Tod des ehrlichen Lampe,

Da ich ihm und Bellyn auf Treu und Glauben die Schätze

Heilig empfahl; ich hielt sie beide für redliche Leute,

Keine besseren Freunde gedacht ich jemals zu haben.

Wehe sei über den Mörder gerufen! Ich will es erfahren,

Wer die Schätze verborgen, es bleibt kein Mörder verhohlen.

Wüßte doch ein und andrer vielleicht im Kreis hier zu sagen,

Wo die Schätze geblieben und wie man Lampen getötet!

Seht, mein gnädiger König, es kommen täglich so viele

Wichtige Sachen vor Euch, Ihr könnt nicht alles behalten;

Doch vielleicht gedenket Ihr noch des herrlichen Dienstes,

Den mein Vater dem Euren an dieser Stätte bewiesen.

Krank lag Euer Vater, sein Leben rettete meiner,

Und doch sagt Ihr, ich habe noch nie, es habe mein Vater

Euch nichts Gutes erzeigt. Beliebt, mich weiter zu hören.

Sei es mit Eurer Erlaubnis gesagt: es fand sich am Hofe

Eures Vaters der meine bei großen Würden und Ehren

Als erfahrener Arzt. Er wußte das Wasser des Kranken

Klug zu besehn; er half der Natur; was immer den Augen,

Was den edelsten Gliedern gebrach, gelang ihm zu heilen;

Kannte wohl die emetischen Kräfte, verstand auch daneben

Auf die Zähne sich gut und holte die schmerzenden spielend.

Gerne glaub ich, Ihr habt es vergessen; es wäre kein Wunder,

Denn drei Jahre hattet Ihr nur. Es legte sich damals

Euer Vater im Winter mit großen Schmerzen zu Bette,

Ja, man mußt ihn heben und tragen. Da ließ er die Ärzte

Zwischen hier und Rom zusammenberufen, und alle

Gaben ihn auf; er schickte zuletzt, man holte den Alten;

Dieser hörte die Not und sah die gefährliche Krankheit.

Meinen Vater jammert' es sehr, er sagte: Mein König,

Gnädiger Herr, ich setzte, wie gern! mein eigenes Leben,

Könnt ich Euch retten, daran! Doch laßt im Glase mich Euer

Wasser besehn. Der König befolgte die Worte des Vaters,

Aber klagte dabei, es werde je länger, je schlimmer.

Auf dem Spiegel war es gebildet, wie glücklich zur Stunde

Euer Vater genesen. Denn meiner sagte bedächtig:

Wenn Ihr Gesundheit verlangt, entschließt Euch ohne Versäumnis,

Eines Wolfes Leber zu speisen, doch sollte derselbe

Sieben Jahre zum wenigsten haben; die müßt Ihr verzehren.

Sparen dürft Ihr mir nicht, denn Euer Leben betrifft es.

Euer Wasser zeuget nur Blut, entschließt Euch geschwinde!

In dem Kreise befand sich der Wolf und hört' es nicht gerne.

Euer Vater sagte darauf. Ihr habt es vernommen,

Höret, Herr Wolf, Ihr werdet mir nicht zu meiner Genesung

Eure Leber verweigern. Der Wolf versetzte dagegen:

Nicht fünf Jahre bin ich geboren! was kann sie Euch nutzen?

Eitles Geschwätz! versetzte mein Vater: es soll uns nicht hindern,

An der Leber seh ich das gleich. Es mußte zur Stelle

Nach der Küche der Wolf, und brauchbar fand sich die Leber.

Euer Vater verzehrte sie stracks. Zur selbigen Stunde

War er von aller Krankheit befreit und allen Gebrechen.

Meinem Vater dankt' er genug, es mußt ihn ein jeder

Doktor heißen am Hofe, man durft es niemals vergessen.

Also ging mein Vater beständig dem König zur Rechten.

Euer Vater verehrt' ihm hernach, ich weiß es am besten,

Eine goldene Spange mit einem roten Barette,

Sie vor allen Herren zu tragen; so haben ihn alle

Hoch in Ehren gehalten. Es hat sich aber mit seinem

Sohne leider geändert, und an die Tugend des Vaters

Wird nicht weiter gedacht. Die allergierigsten Schälke

Werden erhoben, und Nutz und Gewinn bedenkt man alleine,

Recht und Weisheit stehen zurück. Es werden die Diener

Große Herren, das muß der Arme gewöhnlich entgelten.

Hat ein solcher Macht und Gewalt, so schlägt er nur blindlings

Unter die Leute, gedenket nicht mehr, woher er gekommen;

Seinen Vorteil gedenkt er aus allem Spiele zu nehmen.

Um die Großen finden sich viele von diesem Gelichter.

Keine Bitte hören sie je, wozu nicht die Gabe

Gleich sich reichlich gesellt, und wenn sie die Leute bescheiden,

Heißt es: Bringt nur! und bringt! zum ersten, zweiten und dritten.

Solche gierige Wölfe behalten köstliche Bissen

Gerne für sich, und wär es zu tun, mit kleinem Verluste

Ihres Herren Leben zu retten, sie trügen Bedenken.

Wollte der Wolf doch die Leber nicht lassen, dem König zu dienen!

Und was Leber! Ich sag es heraus! Es möchten auch zwanzig

Wölfe das Leben verlieren, behielte der König und seine

Teure Gemahlin das ihre, so wär es weniger schade.

Denn ein schlechter Same, was kann er Gutes erzeugen?

Was in Eurer Jugend geschah, Ihr habt es vergessen;

Aber ich weiß es genau, als wär es gestern geschehen.

Auf dem Spiegel stand die Geschichte, so wollt es mein Vater;

Edelsteine zierten das Werk und goldene Ranken.

Könnt ich den Spiegel erfragen, ich wagte Vermögen und Leben.

Reineke, sagte der König: die Rede hab ich verstanden,

Habe die Worte gehört, und was du alles erzähltest.

War dein Vater so groß hier am Hofe und hat er so viele

Nützliche Taten getan, das mag wohl lange schon her sein.

Ich erinnre michs nicht, auch hat mirs niemand berichtet.

Eure Händel dagegen, die kommen mir öfters zu Ohren,

Immer seid Ihr im Spiele, so hör ich wenigstens sagen;

Tun sie Euch unrecht damit, und sind es alte Geschichten,

Möcht ich einmal was Gutes vernehmen; es findet sich selten.

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