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Und er eilete fort; um Mittag gelangt' er nach Hofe.

Als ihn der König ersah und zugleich das Ränzel erblickte,

Sprach er: Saget, Bellyn, von wannen kommt Ihr? und wo ist

Reineke blieben? Ihr traget das Ränzel, was soll das bedeuten?

Da versetzte Bellyn: Er bat mich, gnädigster König,

Euch zwei Briefe zu bringen, wir haben sie beide zusammen

Ausgedacht. Ihr findet subtil die wichtigsten Sachen

Abgehandelt, und was sie enthalten, das hab ich geraten;

Hier im Ränzel finden sie sich; er knüpfte den Knoten.

Und es ließ der König sogleich dem Biber gebieten,

Der Notarius war und Schreiber des Königs, man nennt ihn

Bokert. Es war sein Geschäft, die schweren, wichtigen Briefe

Vor dem König zu lesen, denn manche Sprache verstand er.

Auch nach Hinzen schickte der König, er sollte dabei sein.

Als nun Bokert den Knoten mit Hinze, seinem Gesellen,

Aufgelöset, zog er das Haupt des ermordeten Hasen

Mit Erstaunen hervor und rief. Das heiß ich mir Briefe!

Seltsam genug! Wer hat sie geschrieben? Wer kann es erklären?

Dies ist Lampens Kopf, es wird ihn niemand verkennen.

Und es erschraken König und Königin. Aber der König

Senkte sein Haupt und sprach: O Reineke! hätt ich dich wieder!

König und Königin beide betrübten sich über die Maßen.

Reineke hat mich betrogen! so rief der König. O hätt ich

Seinen schändlichen Lügen nicht Glauben gegeben! so rief er,

Schien verworren, mit ihm verwirrten sich alle die Tiere.

Aber Lupardus begann, des Königs naher Verwandter:

Traun! ich sehe nicht ein, warum Ihr also betrübt seid,

Und die Königin auch. Entfernet diese Gedanken,

Fasset Mut! es möcht Euch vor allen zur Schande gereichen.

Seid Ihr nicht Herr? Es müssen Euch alle, die hier sind, gehorchen.

Eben deswegen, versetzte der König: so laßt Euch nicht wundern,

Daß ich im Herzen betrübt bin. Ich habe mich leider vergangen.

Denn mich hat der Verräter mit schändlicher Tücke bewogen,

Meine Freunde zu strafen. Es liegen beide geschändet,

Braun und Isegrim; sollte michs nicht von Herzen gereuen?

Ehre bringt es mir nicht, daß ich den besten Baronen

Meines Hofes so übel begegnet, und daß ich dem Lügner

So viel Glauben geschenkt und ohne Vorsicht gehandelt.

Meiner Frauen folgt ich zu schnell. Sie ließ sich betören,

Bat und flehte für ihn; o wär ich nur fester geblieben!

Nun ist die Reue zu spät, und aller Rat ist vergebens.

Und es sagte Lupardus: Herr König, höret die Bitte,

Trauert nicht länger! was Übels geschehen ist, läßt sich vergleichen.

Gebet dem Bären, dem Wolfe, der Wölfin zur Sühne den Widder;

Denn es bekannte Bellyn gar offen und kecklich, er habe

Lampens Tod geraten; das mag er nun wieder bezahlen!

Und wir wollen hernach zusammen auf Reineken losgehn,

Werden ihn fangen, wenn es gerät, da hängt man ihn eilig;

Kommt er zum Worte, so schwätzt er sich los und wird nicht gehangen.

Aber ich weiß es gewiß, es lassen sich jene versöhnen.

Und der König hörte das gern; er sprach zu Lupardus:

Euer Rat gefällt mir; so geht nun eilig und holet

Mir die beiden Baronen, sie sollen sich wieder mit Ehren

In dem Rate neben mich setzen. Laßt mir die Tiere

Sämtlich zusammenberufen, die hier bei Hofe gewesen;

Alle sollen erfahren, wie Reineke schändlich gelogen,

Wie er entgangen und dann mit Bellyn den Lampe getötet.

Alle sollen dem Wolf und dem Bären mit Ehrfurcht begegnen,

Und zur Sühne geb ich den Herren, wie Ihr geraten,

Den Verräter Bellyn und seine Verwandten auf ewig.

Und es eilte Lupardus, bis er die beiden Gebundnen,

Braun und Isegrim, fand. Sie wurden gelöset; da sprach er:

Guten Trost vernehmet von mir! Ich bringe des Königs

Festen Frieden und freies Geleit. Versteht mich, ihr Herren:

Hat der König euch Übels getan, so ist es ihm selber

Leid, er läßt es euch sagen und wünscht euch beide zufrieden;

Und zur Sühne sollt ihr Bellyn mit seinem Geschlechte,

Ja, mit allen Verwandten auf ewige Zeiten empfahen.

Ohne weiteres tastet sie an, ihr möget im Walde,

Möget im Felde sie finden, sie sind euch alle gegeben.

Dann erlaubt euch mein gnädiger Herr noch über das alles,

Reineken, der euch verriet, auf jede Weise zu schaden:

Ihn, sein Weib und Kinder und alle seine Verwandten

Mögt ihr verfolgen, wo ihr sie trefft, es hindert euch niemand.

Diese köstliche Freiheit verkünd ich im Namen des Königs.

Er und alle, die nach ihm herrschen, sie werden es halten!

Nur vergesset denn auch, was euch Verdrießlichs begegnet,

Schwöret, ihm treu und gewärtig zu sein, ihr könnt es mit Ehren.

Nimmer verletzt er euch wieder; ich rat euch, ergreifet den Vorschlag.

Also war die Sühne beschlossen; sie mußte der Widder

Mit dem Halse bezahlen, und alle seine Verwandten

Werden noch immer verfolgt von Isegrims mächtiger Sippschaft.

So begann der ewige Haß. Nun fahren die Wölfe

Ohne Scheu und Scham auf Lämmer und Schafe zu wüten

Fort, sie glauben das Recht auf ihrer Seite zu haben;

Keines verschonet ihr Grimm, sie lassen sich nimmer versöhnen.

Aber um Brauns und Isegrims willen und ihnen zu Ehren

Ließ der König den Hof zwölf Tage verlängern; er wollte

Öffentlich zeigen, wie ernst es ihm sei, die Herrn zu versöhnen.

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