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Weil es nicht denket und wählt, empfindlichen Schaden erduldet.

Freilich sollten die geistlichen Herren sich besser betragen!

Manches könnten sie tun, wofern sie es heimlich vollbrächten:

Aber sie schonen uns nicht, uns andre Laien, und treiben

Alles, was ihnen beliebt, vor unsern Augen, als wären

Wir mit Blindheit geschlagen; allein wir sehen zu deutlich,

Ihre Gelübde gefallen den guten Herren so wenig,

Als sie dem sündigen Freunde der weltlichen Werke behagen.

Denn so haben über den Alpen die Pfaffen gewöhnlich

Eigens ein Liebchen; nicht weniger sind in diesen Provinzen,

Die sich sündlich vergehn. Man will mir sagen, sie haben

Kinder wie andre verehlichte Leute; und sie zu versorgen,

Sind sie eifrig bemüht und bringen sie hoch in die Höhe.

Diese denken hernach nicht weiter, woher sie gekommen,

Lassen niemand den Rang und gehen stolz und gerade,

Eben als wären sie edlen Geschlechts, und bleiben der Meinung,

Ihre Sache sei richtig. So pflegte man aber vor diesem

Pfaffenkinder so hoch nicht zu halten; nun heißen sie alle

Herren und Frauen. Das Geld ist freilich alles vermögend.

Selten findet man fürstliche Lande, worin nicht die Pfaffen

Zölle und Zinsen erhüben und Dörfer und Mühlen benutzten.

Diese verkehren die Welt, es lernt die Gemeine das Böse:

Denn man sieht, so hält es der Pfaffe, da sündiget jeder,

Und vom Guten leitet hinweg ein Blinder den andern.

Ja, wer merkte denn wohl die guten Werke der frommen

Priester, und wie sie die heilige Kirche mit gutem Exempel

Auferbauen? Wer lebt nun darnach? Man stärkt sich im Bösen.

So geschieht es im Volke, wie sollte die Welt sich verbessern?

Aber höret mich weiter. Ist einer unecht geboren,

Sei er ruhig darüber, was kann er weiter zur Sache?

Denn ich meine nur so, versteht mich. Wird sich ein solcher

Nur mit Demut betragen und nicht durch eitles Benehmen

Andre reizen, so fällt es nicht auf, und hätte man unrecht,

Über dergleichen Leute zu reden. Es macht die Geburt uns

Weder edel noch gut, noch kann sie zur Schande gereichen.

Aber Tugend und Laster, sie unterscheiden die Menschen.

Gute, gelehrte geistliche Männer, man hält sie, wie billig,

Hoch in Ehren, doch geben die bösen ein böses Exempel.

Predigt so einer das Beste, so sagen doch endlich die Laien:

Spricht er das Gute und tut er das Böse, was soll man erwählen?

Auch der Kirche tut er nichts Gutes, er prediget jedem:

Leget nur aus und bauet die Kirche; das rat ich, ihr Lieben,

Wollt ihr Gnade verdienen und Ablaß! so schließt er die Rede,

Und er legt wohl wenig dazu, ja gar nichts, und fiele

Seinetwegen die Kirche zusammen. So hält er denn weiter

Für die beste Weise zu leben, sich köstlich zu kleiden,

Lecker zu essen. Und hat sich so einer um weltliche Sachen

Übermäßig bekümmert, wie will er beten und singen?

Gute Priester sind täglich und stündlich im Dienste des Herren

Fleißig begriffen und üben das Gute; der heiligen Kirche

Sind sie nütze, sie wissen die Laien durch gutes Exempel

Auf dem Wege des Heils zur rechten Pforte zu leiten.

Aber ich kenne denn auch die Bekappten; sie plärren und plappern

Immer zum Scheine so fort und suchen immer die Reichen,

Wissen den Leuten zu schmeicheln und gehn am liebsten zu Gaste.

Bittet man einen, so kommt auch der zweite; da finden sich weiter

Noch zu diesen zwei oder drei. Und wer in dem Kloster

Gut zu schwatzen versteht, der wird im Orden erhoben,

Wird zum Lesemeister, zum Kustos oder zum Prior.

Andere stehen beiseite. Die Schüsseln werden gar ungleich

Aufgetragen. Denn einige müssen des Nachts in dem Chore

Singen, lesen, die Gräber umgehn; die anderen haben

Guten Vorteil und Ruh und essen die köstlichen Bissen.

Und die Legaten des Papstes, die Äbte, Pröpste, Prälaten,

Die Beguinen und Nonnen, da wäre vieles zu sagen!

Überall heißt es: Gebt mir das Eure und laßt mir das Meine.

Wenige finden sich wahrlich, nicht sieben, welche der Vorschrift

Ihres Ordens gemäß ein heiliges Leben beweisen.

Und so ist der geistliche Stand gar schwach und gebrechlich.

Oheim! sagte der Dachs: ich find es besonders, Ihr beichtet

Fremde Sünden. Was will es Euch helfen? Mich dünket, es wären

Eurer eignen genug. Und sagt mir, Oheim, was habt Ihr

Um die Geistlichkeit Euch zu bekümmern, und dieses und jenes?

Seine Bürde mag jeglicher tragen, und jeglicher gebe

Red und Antwort, wie er in seinem Stande die Pflichten

Zu erfüllen strebt; dem soll sich niemand entziehen,

Weder Alte noch Junge, hier außen oder im Kloster.

Doch Ihr redet zu viel von allerlei Dingen und könntet

Mich zuletzt zum Irrtum verleiten. Ihr kennet vortrefflich,

Wie die Welt nun besteht und alle Dinge sich fügen;

Niemand schickte sich besser zum Pfaffen. Ich käme mit andern

Schafen, zu beichten bei Euch und Eurer Lehre zu horchen,

Eure Weisheit zu lernen; denn freilich muß ich gestehen:

Stumpf und grob sind die meisten von uns und hättens vonnöten.

Also hatten sie sich dem Hofe des Königs genähert.

Reineke sagte: So ist es gewagt! und nahm sich zusammen.

Und sie begegneten Martin, dem Affen, der hatte sich eben

Aufgemacht und wollte nach Rom; er grüßte die beiden.

Lieber Oheim, fasset ein Herz! so sprach er zum Fuchse,

Fragt' ihn dieses und jenes, obschon ihm die Sache bekannt war.

Ach, wie ist mir das Glück in diesen Tagen entgegen!

Sagte Reineke drauf da haben mich etliche Diebe

Wieder beschuldigt, wer sie auch sind, besonders die Krähe

Mit dem Kaninchen; sein Weib verlor das eine, dem andern

Fehlt ein Ohr. Was kümmert mich das? Und könnt ich nur selber

Mit dem Könige reden, sie beide solltens empfinden.

Aber mich hindert am meisten, daß ich im Banne des Papstes

Leider noch bin. Nun hat in der Sache der Dompropst die Vollmacht,

Der beim Könige gilt. Und in dem Banne befind ich

Mich um Isegrims willen, der einst ein Klausner geworden,

Aber dem Kloster entlief, von Elkmar, wo er gewohnet.

Und er schwur, so könnt er nicht leben, man halt ihn zu strenge,

Lange könn er nicht fasten und könne nicht immer so lesen.

Damals half ich ihm fort. Es reut mich; denn er verleumdet

Mich beim Könige nun und sucht mir immer zu schaden.

Soll ich nach Rom? Wie werden indes zu Hause die Meinen

In Verlegenheit sein! Denn Isegrim kann es nicht lassen,

Wo er sie findet, beschädigt er sie. Auch sind noch so viele,

Die mir Übels gedenken und sich an die Meinigen halten.

Wär ich aus dem Banne gelöst, so hätt ich es besser,

Könnte gemächlich mein Glück bei Hofe wieder versuchen.

Martin versetzte: Da kann ich Euch helfen, es trifft sich! Soeben

Geh ich nach Rom und nütz Euch daselbst mit künstlichen Stücken.

Unterdrücken laß ich Euch nicht! Als Schreiber des Bischofs,

Dünkt mich, versteh ich das Werk. Ich schaffe, daß man den Dompropst

Grade nach Rom zitiert, da will ich gegen ihn fechten.

Seht nur, Oheim, ich treibe die Sache und weiß sie zu leiten;

Exequieren laß ich das Urteil, Ihr werdet mir sicher

Absolviert, ich bring es Euch mit; es sollen die Feinde

Übel sich freun und ihr Geld zusamt der Mühe verlieren:

Denn ich kenne den Gang der Dinge zu Rom und verstehe,

Was zu tun und zu lassen. Da ist Herr Simon, mein Oheim,

Angesehn und mächtig; er hilft den guten Bezahlern.

Schalkefund, das ist ein Herr! und Doktor Greifzu und andre,

Wendemantel und Losefund hab ich alle zu Freunden.

Meine Gelder schickt ich voraus; denn, seht nur, so wird man

Dort am besten bekannt. Sie reden wohl von Zitieren:

Aber das Geld begehren sie nur. Und wäre die Sache

Noch so krumm, ich mache sie grad mit guter Bezahlung.

Bringst du Geld, so findest du Gnade; sobald es dir mangelt,

Schließen die Türen sich zu. Ihr bleibet ruhig im Lande;

Eurer Sache nehm ich mich an, ich löse den Knoten.

Geht nur nach Hofe, Ihr werdet daselbst Frau Rückenau finden,

Meine Gattin; es liebt sie der König, unser Gebieter,

Und die Königin auch, sie ist behenden Verstandes.

Sprecht sie an, sie ist klug, verwendet sich gerne für Freunde.

Viele Verwandte findet Ihr da. Es hilft nicht immer,

Recht zu haben. Ihr findet bei ihr zwei Schwestern, und meiner

Kinder sind drei, daneben noch manche von Eurem Geschlechte,

Euch zu dienen bereit, wie Ihr es immer begehret.

Und versagte man Euch das Recht, so sollt Ihr erfahren,

Was ich vermag. Und wenn man Euch druckt, berichtet mirs eilig!

Und ich lasse das Land in Bann tun, den König und alle

Weiber und Männer und Kinder. Ein Interdikt will ich senden,

Singen soll man nicht mehr, noch Messe lesen, noch taufen,

Noch begraben, was es auch sei. Des tröstet Euch, Neffe!

Denn der Papst ist alt und krank und nimmt sich der Dinge

Weiter nicht an, man achtet ihn wenig. Auch hat nun am Hofe

Kardinal Ohnegenüge die ganze Gewalt, der ein junger

Rüstiger Mann ist, ein feuriger Mann von schnellem Entschlusse.

Dieser liebt ein Weib, das ich kenne; sie soll ihm ein Schreiben

Bringen, und was sie begehrt, das weiß sie trefflich zu machen.

Und sein Schreiber Johannes Partey, der kennt aufs genauste

Alte und neue Münze; dann Horchegenau, sein Geselle,

Ist ein Hofmann; Schleifenundwenden ist Notarius.

Bakkalaureus beider Rechte, und bleibt er nur etwa

Noch ein Jahr, so ist er vollkommen in praktischen Schriften.

Dann sind noch zwei Richter daselbst, die heißen Moneta

Und Donarius; sprechen sie ab, so bleibt es gesprochen.

So verübt man in Rom gar manche Listen und Tücken,

Die der Papst nicht erfährt. Man muß sich Freunde verschaffen!

Denn durch sie vergibt man die Sünden und löset die Völker

Aus dem Banne. Verlaßt Euch darauf, mein wertester Oheim!

Denn es weiß der König schon lang, ich laß Euch nicht fallen;

Eure Sache führ ich hinaus und bin es vermögend.

Ferner mag er bedenken, es sind gar viele den Affen

Und den Füchsen verwandt, die ihn am besten beraten,

Und das hilft Euch gewiß, es gehe, wie es auch wolle.

Reineke sprach: Das tröstet mich sehr; ich denk es Euch wieder,

Komm ich diesmal nur los. Und einer empfahl sich dem andern.

Ohne Geleit ging Reineke nun mit Grimbart, dem Dachse,

Nach dem Hofe des Königs, wo man ihm übel gesinnt war.

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