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Ihm erwiderte Grimbart: Die Zeitung, die ich vermelde,

Klingt nicht tröstlich, Ihr seht, ich komm in Ängsten gelaufen;

Leben und Gut ist alles verloren! Ich habe des Königs

Zorn gesehen: er schwört, Euch zu fahen und schändlich zu töten.

Allen hat er befohlen, am sechsten Tage gewaffnet

Hier zu erscheinen mit Bogen und Schwert, mit Büchsen und Wagen.

Alles fällt nun über Euch her, bedenkt Euch inzeiten!

Isegrim aber und Braun sind mit dem Könige wieder

Besser vertraut, als ich nur immer mit Euch bin, und alles,

Was sie wollen, geschieht. Den gräßlichsten Mörder und Räuber

Schilt Euch Isegrim laut, und so bewegt er den König;

Er wird Marschall, Ihr werdet es sehen, in wenigen Wochen.

Das Kaninchen erschien, dazu die Krähe, sie brachten

Große Klagen gegen Euch vor. Und sollt Euch der König

Diesmal fahen, so lebt Ihr nicht lange! das muß ich befürchten.

Weiter nichts? versetzte der Fuchs. Das ficht mich nun alles

Keinen Pfifferling an. Und hätte der König mit seinem

Ganzen Rate doppelt und dreifach gelobt und geschworen:

Komm ich nur selber dahin, ich hebe mich über sie alle.

Denn sie raten und raten und wissen es nimmer zu treffen.

Lieber Neffe, lasset das fahren, und folgt mir und sehet,

Was ich Euch gebe. Da hab ich soeben die Tauben gefangen,

Jung und fett. Es bleibt mir das liebste von allen Gerichten!

Denn sie sind leicht zu verdauen, man schluckt sie nur eben hinunter;

Und die Knöchelchen schmecken so süß! sie schmelzen im Munde,

Sind halb Milch, halb Blut. Die leichte Speise bekommt mir,

Und mein Weib ist von gleichem Geschmack. So kommt nur, sie wird uns

Freundlich empfangen; doch merke sie nicht, warum Ihr gekommen!

Jede Kleinigkeit fällt ihr aufs Herz und macht ihr zu schaffen.

Morgen geh ich nach Hofe mit Euch; da hoff ich, Ihr werdet,

Lieber Neffe, mir helfen, so wie es Verwandten geziemet.

Leben und Gut verpflicht ich Euch gern zu Eurem Behufe,

Sagte der Dachs, und Reineke sprach: Ich will es gedenken;

Leb ich lange, so soll es Euch frommen! Der andre versetzte:

Tretet immer getrost vor die Herren und wahret zum besten

Eure Sache, sie werden Euch hören; auch stimmte Lupardus

Schon dahin, man sollt Euch nicht strafen, bevor Ihr genugsam

Euch verteidigt; es meinte das gleiche die Königin selber.

Merket den Umstand und sucht ihn zu nutzen! Doch Reineke sagte:

Seid nur gelassen, es findet sich alles. Der zornige König,

Wenn er mich hört, verändert den Sinn, es frommt mir am Ende.

Und so gingen sie beide hinein und wurden gefällig

Von der Hausfrau empfangen; sie brachte, was sie nur hatte.

Und man teilte die Tauben, man fand sie schmackhaft, und jedes

Speiste sein Teil; sie wurden nicht satt und hätten gewißlich

Ein halb Dutzend verzehrt, wofern sie zu haben gewesen.

Reineke sagte zum Dachse: Bekennt mir, Oheim, ich habe

Kinder trefflicher Art, sie müssen jedem gefallen.

Sagt mir, wie Euch Rossel behagt und Reinhart, der Kleine?

Sie vermehren einst unser Geschlecht und fangen allmählich

An, sich zu bilden, sie machen mir Freude von Morgen bis Abend.

Einer fängt sich ein Huhn, der andre hascht sich ein Küchlein;

Auch ins Wasser ducken sie brav, die Ente zu holen

Und den Kiebitz. Ich schickte sie gern noch öfter zu jagen;

Aber Klugheit muß ich vor allem sie lehren und Vorsicht,

Wie sie vor Strick und Jäger und Hunden sich weise bewahren.

Und verstehen sie dann das rechte Wesen und sind sie

Abgerichtet, wie sichs gehört, dann sollen sie täglich

Speise holen und bringen und soll im Hause nichts fehlen,

Denn sie schlagen mir nach und spielen grimmige Spiele.

Wenn sies beginnen, so ziehn den kürzern die übrigen Tiere,

An der Kehle fühlt sie der Gegner und zappelt nicht lange:

Das ist Reinekens Art und Spiel. Auch greifen sie hastig,

Und ihr Sprung ist gewiß; das dünkt mich eben das Rechte!

Grimbart sprach: Es gereichet zur Ehre, und mag man sich freuen,

Kinder zu haben, wie man sie wünscht, und die zum Gewerbe

Bald sich gewöhnen, den Eltern zu helfen. Ich freue mich herzlich,

Sie von meinem Geschlechte zu wissen, und hoffe das Beste.

Mag es für heute bewenden, versetzte Reineke: gehn wir

Schlafen, denn alle sind müd und Grimbart besonders ermattet.

Und sie legten sich nieder im Saale, der über und über

War mit Heu und Blättern bedeckt, und schliefen zusammen.

Aber Reineke wachte vor Angst; es schien ihm die Sache

Guten Rats zu bedürfen, und sinnend fand ihn der Morgen.

Und er hub vom Lager sich auf und sagte zu seinem

Weibe: Betrübt Euch nicht! es hat mich Grimbart gebeten,

Mit nach Hofe zu gehn; Ihr bleibet ruhig zu Hause.

Redet jemand von mir, so kehret es immer zum besten

Und verwahret die Burg, so ist uns allen geraten.

Und Frau Ermelyn sprach: Ich find es seltsam! Ihr wagt es

Wieder nach Hofe zu gehn, wo Eurer so übel gedacht wird.

Seid Ihr genötigt? Ich seh es nicht ein, bedenkt das Vergangne!

Freilich, sagte Reineke drauf: es war nicht zu scherzen!

Viele wollten mir übel, ich kam in große Bedrängnis;

Aber mancherlei Dinge begegnen unter der Sonne.

Wider alles Vermuten erfährt man dieses und jenes,

Und wer was zu haben vermeint, vermißt es auf einmal.

Also laßt mich nur gehn, ich habe dort manches zu schaffen.

Bleibet ruhig, das bitt ich Euch sehr, Ihr habet nicht nötig,

Euch zu ängstigen. Wartet es ab! Ihr sehet, mein Liebchen,

Ist es mir immer nur möglich, in fünf, sechs Tagen mich wieder.

Und so schied er von dannen, begleitet von Grimbart, dem Dachse.

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