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Rybakows Auffassung weist selbst die Móglichkeit der Entlehnung des Namens Perun von Slawen zuriick, denn ffir Rybakow der supreme God der Slawen war Rod, wáhrend Perun wiirde nur vom Ftirst Wladimir als ein Gott der Kriegsgefolge eingeffihrt. Aber Vorhandensein der Spure Peruns bei alien slawischen Vólker widerlegt solche Begrenzung, und es gab iiberhapt keinen Rod bei Slawen — dies war eine kiinstliche Konstruktion altrussischen Literaten, basiert auf einer Fehllesung der griechischen Texten der christlichen.

Zeit. Die Byzantiner nannten Horoskopen «Genealogien», buchstáblich Wissen iiber Geschlect, Generation, oder Geburt. Solche Verbindung mit dem Los, die bei Geburt des Menschen entsteht, war von Ubersetzer als in der Figur von Rod eingekórpert verstanden. Daraus stammt seine enge Verbindung mit Rozhanizen — Jungfern des Schicksals, slawischen Parken.

Perun war nicht nur der Haupgott der Ost-Slawen, sondern móglich eine kurze Zeit deren einzige Gott. In den Chroniken gibt es, wie Lowmiaňski bemerkte, einige Zeugnisse, daB die andere Gótter des Wladimirschen Pantheons nur eine spate Einffigung eines christlichen Redaktors sind. Das heiBt, daB die erste Religionsreform Wladimirs ein Versuch war, Mono- theismus auf der heidnischen Grundlage einzufuhren. Archáologische Denkmáler, die fur Bestátigung der sechs Gótter des Wladimirschen Pantheons angenommen sind, halten in der Tat keiner Kritik stand. Uberhaupt sind alle heidnische Haupt-Heiligtiimer, die den Slawen zugeschrieben waren (zwei in Kiew, eine in Novgorod und eine in Pskow), unzuverláBig — in meiner Arbeit ist das durch eine eingehende Analyse, hoffe ich, gezeigt. Aller Wahrscheinlichkeit nach sind sie teils nicht sakrale Denkmáler, teils Reste von Grabhugel.

Zur Bestátigung seines Systems der Gótter mit Rod an der Spitze ffihrte Rybakow den Zbrucz Idol an — einen vierkantigen Obelisk mit Schilderungen einer Anzahl von Figuren. Eine Ausffihrliche Analyze dieses Denkmals zeigt, daB weder die Figuren kann man nicht als Rod und die Gótter des Wladimirschen Pantheons deuten, noch das ganze Denkmal als typisch slawisch. Seiner Zeit nach ist das Denkmal spáter, als ostslawisches Heidentum. Seinem Geist nach ist das Denkmal westslawisch mit einem nomadischen EinfluB. Solche Idolen trifft man in dieser Gegend (das Becken des Dnestr) merhmals, und die Geschichte kennt dort west- und siidslawische Stámme, die móglich eine lange Zeit der Christinisation ausgewichen.

Der Logik nach bildeten die Merkmale Peruns von der Funktion des Donnerschleuderer heraus, zum Teil vor langem, noch zur Zeit der gemeinin- doeuropáischen Kultur, zum Teil viel spáter. Die friihere Merkmale sind Macht und Kampflust, daraus die Verbindung mit Eiche, Hammeraxt und Pfeile; von der Wirkung auf Ernte und Fruchbarkeit stammt die erotische Sinnlichkeit der Gestalt, von Ackerbau und Fruchtbarkeit die Verbindung mit Frauen.

Untersuchen wir die Kentnisse, die uns die Wainachische Folklore darbietet, und die Entsprechungen der Inhalt jener in der ostslawischen Ethnographie und Folklore.

In Wainachischen Meldungen uber Frauen, die Perun auf Himmel, um Wasser zu gieBen, schickte, sind wahrscheinlich slawische Erzáhlungen uber Hexen und Zauberinnen wiederspiegelt — iiber «Wettermacherinnen», wie sie von Detschen gennant wurden, «Blitzhexen». In der Ukraine glaubte man, daB Hexen vom Himmel regen abstehlen kónnen und es in Kubeln halten. In der Sammlung Afanasjews Notizen vorgelegt sind, daB Hexen nach Himmel flihen und dort Tonnen rollen (ganz wie in den Tschtschenischen Erzáhlungen iiber Frauen Pir|ons), und das Brechen dieser Tonnen schafft Gewitter. In RuBland ist ein Brauch des Tonnenbrechen, um das Regen herauszufordern, erhalten geblieben.

Was denn enthielt sich urspriinglich (der Idee nach) in den brechenden Tonnen? In den russischen Márchen spent man in eine Tonne ungewóhnliche Kinder (z. B. Zwillinge) — die vermutliche Kinder von jenseitigen Gespenste — und sie ins Meer driften laBt, und die wuderbare Kinder brechen die Tonne auf und gehen in die Freiheit heraus, wo eine groBe Zukunft sie erwartet. Dieses Motiv nutzte man iiberall in Lebensbeschreibungen der Usurpatoren, um sie zur kóniglichen Dynastie anzubinden (Sargon, Perseus). Zugrunde dieses fabelhaften Stoffs liegt ein reales Brauch der Hexepriifung — durch Ertrinken: falls sie wirklich eine Hexe ist, muss sie sich retten. Das Vorhandensein der «Gotteskinder» fuhrte wahrscheinlich zum Ersetzen des Ertrinken durch Exil iiber Wasser, mit FlóBung — wie floBte man heilige Gegenstánde (z. B. alte Ikonen), die hinfállig geworden wurden. Ertrunkene oder iiber Wasser vertriebene Frauen, die mit Beachten des Gottes aufgezeichnet waren, wurden zu Nixen (russ. Rusalkas).

Nixen in Rus waren Ertrunkene Frauen oder Kinder, die befor Baptisierung starben. Von ihnen, die nicht ihnen gelenkte Zeit gelebt hatten und darum Beleidigung fuhlten, erwartete man Ubel, aber auch Hilfe, weil man sie, die Verwandten oder ehemalige Nachbarinnen, fur eine Art von Hexen, Zauberinnen hielt. Sie sollen Macht iiber Wetter haben (Regen ausfordern) und mit der Eiche, dem Baum Peruns, verbunden sind. Im Brauche des «HerumťMiren der Nixe» oder «Abschied mit Nixe», «Geleit der Nixe» Menschenopfern widerspiegelt wurden, wo die Zauberin oder eine andere Frau zum Gott geschickt wurde — als eine Fiirsprecherin fur Leute aus ihrem Dorf vor dem Gotte.

Manche andere Figuren wurden auch verabschiedet — auf Masleniza (Fastnachtswoche, im friihen Friihling) der Balg «Masleniza», bei Stidslawen Mara oder Mařena, auf den Tag Iwans des Táufers (Sommersonnenwende) die Figur «Kupalo», usw. Von Prof. Propp bemerkte Gemeinschaft einer Reihe von Komponenten der Ritus dieser Feste ist sehr wichtig, aber sie ist durch die Gemeinschaft der baiierlichen Arbeiten kaum erklárbar: die Jahreszeiten sind doch verschieden. Aller Wahrscheinlichkeit nach die Gemeinschaft muB durch Herleitung einer Fest von den anderen oder anderer. Die Fastnachtswochenritus, mit Aufheben und Abrollen eines Feuerrads, ist mit der magischen Sicherstellung des Herabsenkens der Sonne vom hóchsten Punkt auf der Ekliptik verbindbar und entspricht der Sommersonnenwende, nicht dem Friihlingsaufheben der Sonne zu diesem Punkt. Aber das Feiern desIwans Kupalo, das in der Ukraine und Belorussia erhalten ist, demgegeniiber in eigentlich russischen Lándern mit christlichen Fasten verdrángt ist. Bevor Sommerfastenzeit dieses umgesidelte Feiern hat eben Masleniza (Fast- nachtswoche) gebildet, die es in der Ukraine und Belorussia nicht gibt.

AuBer diesem Ritus die Kupalo Fest wird mit Elementen des Kultes Peruns und mit intensiver Sexualitát gefullt: «Kupalo» ist nicht vom Wort «kupati» (baden) gebildet, sondern gehórt zum Wortnest «sovokuplenie» (coitus). «Kupalo» ist kein Name, sondern ein Beiname, eine Epiclese Peruns. Noch mehr áuBert sich die Erotik in «Jarilki», «Abschied mit Jařilo», was auch verdrángte aus ihrem Platz Bráuche desselben Komplex erscheint, und die itiphallische Figur des Jařilo kommt als eine andere Epiclese Peruns (die mit seinen sexuálen, paarung- und heiratmachende Funktionen verbunden sind). «Jařilo» ist vom Werb «jariti» («erregen», «aufegeregt werden») gebildet.

Also unter diesen nach Bestand heidnischen, aber spáten Novationen erweist sich die urspriingliche heidnische regelmeBige Fest «Abschied mit Perun», die sein Verderben, seinen Tod markiert und nach Kalenderplatz mit der Sommersonnenwende zusammenfállt. Anscheinend die in der Chronik beschriebene Umsturzung des Idols von Perun (Verpriigeln Idols von zwólf Mánner, Beweinung von anderen, FlóB iiber Wasser) war in der Tat unver- standene von Chronisten Beschreibung der regelmáBigen Abschied mit Perun zur Zeit der Sommersonnenwende.

Der Gedanke liegt nahé, daB als es den Abschied gab, soli es auch das Emfangen geben — alljáhrliche Erscheinung Peruns, sein Geburt. Tatsáchlich, im gegeniiberliegenden Punkt der Kalenderskala, auf dem Platz der Wintersonnenwende, gibt es im Volkskalender mehr als eine Woche vóllig heidnischer Feste — «Swjatki» (Weinachtszeit bis zum Dreikónigsfest). Bei Siidslawen ist diese Fest mit Verehrung einer Eichenklotz gekennzeichnet, die «Badnjak» genannt ist. Dem Klotz Attribute eines anthropomorphen Gottheit zugeschrieben sind, eines Alten, und gleichzeitig ein junge Bozhič erscheint, dem Name nach, ein Sohn des «Bog» (des Gottes). Bei Russen wurden dann Spiele von «rjazhenye» (Verkleideten) durchgefuhrt, unter denen besonders «Spiele mit Umrun» bemerkbar sind («Umrun» — ein Tote). Ein Tote, der von Verkleideten gespielt wurde, wurde durch ausgesprochen sexuale Handlungen wiederbelebt. Zur Zahl dieser Handlungen gehórt Masturbation und Fellatio. Daran wurden Mádchen des Dorfes erzwungen. Diese Methode der Belebung und der Verjiingung ist mit der Glaube in heilsame Eigenschaften des mánnlichen Samens verbunden. Die Idee selbst der Belebung ist der alten Indoeuropáischen Idee der Sansara verwandt (das zweite Leben auf der Erde, Umsiedlung der Seulen).

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