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Vom Bug hörte man Laute der Überraschung, und der Bootssteurer rief heiser:»Riemen auf! Vorsicht, Jungs!»

Mit tropfenden Ruderblättern tanzte das Boot im Fahrwasser. Ein Mann kam nach hinten geklettert, starrte Bolitho sekundenlang an und keuchte:»Schiff vor Anker, recht voraus, Sir!«Er stotterte, als ob er erst jetzt gewahr würde, daß er mit dem Admiral sprach.»Ein kleines, Sir, kann ein Schoner sein!»

«Blendet die Laterne ab!«Bolitho betete im stillen, daß Parris den Ankerlieger rechtzeitig bemerken würde. Ein Alarm mußte sie entlarven. Es war schon zu spät, um zurückzurudern.

Er hörte sich selbst sagen:»Na gut, Steuermann, machen wir weiter. Nur keine Aufregung. «Er entsann sich der ruhigen Stimme Keens, wenn der vor einem Gefecht zu seinen Geschützbedienungen gesprochen hatte: wie ein Reiter, der ein nervöses Pferd besänftigte.

«Es liegt jetzt an uns, ein Zurück gibt es nicht. «Er ließ jedes Wort wirken, aber es war, als spräche er zu einem leeren Boot.»Haltet ein bißchen mehr nach Backbord…»

Man hörte das Kratzen von Stahl und den Feldwebel heftig flüstern:»Nein, nicht laden! Der erste Mann, der einen Schuß auslöst, hat meinen Dolch im Bauch!»

Plötzlich sahen sie es: schlanke, steile Masten, festgemachte Segel, ein abgeschirmtes Ankerlicht, das einen schwachen Goldschimmer auf die Wanten warf. Steven und Klüverbaum traten hervor. Sollte es schon hier und auf diese Weise enden?

Die Riemen wurden stillschweigend eingezogen. Vorne im Boot, wo die scharfäugigen Seeleute den unerwarteten Fremden zuerst gesehen hatten, rührte sich etwas. Allday brummte ungeduldig:»Nun macht schon, ihr Memmen, gleich geht's los!»

Bolitho erhob sich. Der lange Klüverbaum strich über ihn hinweg, als die Strömung sie wie Treibholz gegen den

Schiffsrumpf schwemmte. Jenour kauerte neben ihm, seinen Entersäbel schon gezogen, den Kopf seitwärts geneigt, als erwarte er einen Schuß.»Enterhaken!»

Dumpf krachte das Boot an die Bordwand.»Auf, ihr Burschen!»

Die Wut der Leute wirkte aufrüttelnd wie eine Fanfare. Bolitho selbst fühlte sich gestoßen und über die Seite gehoben, griff nach Leinen und suchte mit den Füßen nach einem Halt, bis sie wie blind auf dem Deck des Schiffes landeten.

Vom Vormast rannte eine Gestalt herbei, ihr gellender Alarmruf wurde vom Knüppel eines Seemanns erstickt. Zwei andere Schemen schienen vor ihren Füßen emporzuwachsen. In diesem Augenblick wurde Bolitho klar, daß die Ankerwache an Deck geschlafen hatte. Um sich herum spürte er das Ungestüm seiner Leute, den wütenden Haß gegen alles, was sich bewegte oder auch nur sprach.

Unter Deck ertönten Stimmen. Bolitho schrie:»Langsam, Burschen, haltet inne!«Er horchte besonders auf eine, die sich in einer ihm fremden Sprache über den Rest erhob.

Jenour keuchte:»Schwedisch, Sir!»

Die Enterparty stieß die Besatzung des Schoners nach achtern, die einzeln oder in kleinen Gruppen durch zwei Luken geklettert kam und vor Überraschung wie gelähmt war. Bolitho hörte stetige Ruderschläge nahebei, das mußte Parris mit seinem Boot sein.

«Fragt Mr. Parris, ob er einen schwedischen Matrosen an Bord hat. «Wie andere Kriegsschiffe auch, hatte Hyperion das übliche Völkergemisch unter ihrer Besatzung, sogar einige französische Seeleute, die den Dienst beim alten Feind dem Aufenthalt auf einem Gefangenenschiff vorzogen.

Eine Person schritt über Deck, bis Allday grollte:»Keinen Schritt weiter, Musjöh, oder was Sie sind!»

Der Mann verhielt und spuckte aus.»Wir brauchen keinen Dolmetscher. Ich spreche englisch — wahrscheinlich besser als du!»

Bolitho steckte seinen Degen fort, um Zeit zum Nachdenken zu gewinnen. Den Schoner hatten sie hier nicht erwartet. Er war ihnen buchstäblich im Weg und ein Problem. Britannien befand sich nicht im Krieg mit Schweden, obwohl es unter dem Druck von Rußland kurz davorstand. Ein Zwischenfall jetzt, und.

Er sagte kurz angebunden:»Ich bin ein britischer Offizier — und

Sie?»

«Ich bin der Kapitän dieses Schiffes, Rolf Aasling. «Er betonte das» ich«.»Und ich versichere Ihnen, daß Sie ihn noch bedauern werden, diesen — diesen Akt der Piraterie!»

In diesem Augenblick warf Parris ein Bein über die Reling und sah sich um. Er war nicht einmal außer Atem.»Es ist der Schoner Spica, Sir Richard«, sagte er gleichmütig.

Aasling fuhr zurück.»Sir Richard?»

Parris beäugte ihn näher.»So ist es. Darum achten Sie auf Ihre Manieren.»

Bolitho sagte:»Ich bedaure diesen Zwischenfall, Kapitän, aber Sie ankern in feindlichen Gewässern. Ich hatte keine Wahl.»

Der Mann beugte sich vor, bis sein Rock Alldays unerbittliches Entermesser berührte.

«Ich gehe hier friedlichen Geschäften nach! Sie haben kein Recht.»

«Ich habe jedes Recht«, unterbrach ihn Bolitho.

Er hatte natürlich nichts dergleichen, aber die Minuten rannten ihm davon. Sie mußten die Mörser in Stellung bringen. Sobald es hell genug war, um auf die Reede vorzustoßen, mußte der Angriff beginnen. Jeden Augenblick konnte eine Feldwache an der Küste merken, daß auf dem kleinen Schoner etwas nicht stimmte. Oder sie konnten von einem Wachboot angerufen werden. Selbst wenn Parris' Leute dann den Rufer überwältigten, würde dies Alarm auslösen. Der hilflose Leichter — man würde sie alle in die Luft jagen.

Bolitho dämpfte seine Stimme und befahl Parris:»Nehmen Sie einige Leute und sehen Sie unten nach. «Der Schoner trug mehrere Geschütze und Drehbassen, aber sie hatten noch Glück gehabt, daß sie sich nicht mit einem Freibeuter herumzuschlagen brauchten. Die Schweden suchten Verwicklungen mit den Flotten Frankreichs und Englands zu vermeiden. Ein Handelsschiff also? Zu gut bewaffnet für ein solches Fahrzeug.

Kapitän Aasling ereiferte sich:»Würden Sie endlich mein Schiff verlassen, Sir, und Ihren Leuten befehlen, meine freizugeben?»

«Was machen Sie überhaupt hier?»

Diese plötzliche Frage traf ihn unvorbereitet.»Ich treibe Handel, das ist legal. Ich dulde nicht…»

Parris, der zurückgekommen war, stellte sich neben Jenour und bemerkte fast beiläufig:»Abgesehen von gewöhnlichem Stückgut, Sir, hat das Schiff spanisches Silber geladen. Für die Franzosen, soweit ich's beurteilen kann.»

Bolitho verschränkte die Hände auf dem Rücken. Spanisches Silber, das ergab einen Sinn. Wie nahe sie einem Reinfall gewesen waren!

Er sagte:»Sie haben also gelogen! Ihr Schiff ist bereits für die Heimfahrt beladen. Sie warten nur ab, um sich dem spanischen Schatzkonvoi anzuschließen.»

Der Mann schrak zurück, zögerte und murmelte dann:»Dies ist ein neutrales Schiff. Sie sind nicht ermächtigt.»

Bolitho winkte ab.»Im Augenblick bin ich das wohl, Kapitän. Antworten Sie!»

Der Kapitän der Spica entgegnete achselzuckend:»Na und? Es gibt eben viele Piraten in diesen Gewässern und feindliche Kriegsschiffe.»

«Sie beabsichtigen also, in Begleitung der Spanier zu segeln. «Bolitho fühlte, daß seine scharfen Worte den Mann einschüchterten.»Es wäre besser für Sie, wenn Sie jetzt reden würden. Wann also.»

«Übermorgen«, platzte der Schwede heraus.»Die spanischen Schiffe werden übermorgen auslaufen, wenn.»

Bolitho unterdrückte seine Aufregung. Also mehr als nur ein

Schiff. Die bewaffneten Geleitfahrzeuge wurden aus Havanna erwartet, konnten aber auch bereits in Puerto Cabello sein. Haven würde direkt in sie hineinlaufen!

Parris sah ihn aufmerksam an. Wie würde er sich verhalten?

Bolitho wies den Schweden an:»Machen Sie alles klar zum Ankerhieven, Kapitän. «Dessen Protest übergehend, wandte er sich an Parris:»Übermitteln Sie Mr. Dalmain, daß wir ihn in den Hafen schleppen werden. Ihre Boote nehmen wir auch mit.»

Der Kapitän der Spica brüllte:»Das lasse ich nicht zu! So was Verrücktes mache ich nicht mit!«Seine Stimme bekam einen triumphierenden Klang.»Die spanischen Kanonen schießen Sie in Grund und Boden, sobald Sie versuchen, ohne Erlaubnis einzulaufen!»

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