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Nelson hatte also England verlassen und sich wieder auf Victory eingeschifft. Auch er mußte es im Gefühl haben. Bolitho strich über den abgenutzten Sims der Heckfenster und sah unten die See steigen und fallen. Zwei alte Schiffe. Er dachte an den Hafen, wo er sich von Catherine verabschiedet hatte. Auch Nelson mußte diese Stufen benutzt haben. Eines Tages würden sie sich treffen, das war unvermeidlich. Inch hatte ihn getroffen, und Adam hatte oft mit ihm gesprochen. Er lächelte in sich hinein. Unser Nel…

Hinter der Tür wurde geflüstert. Keen meldete: «Phaedra ist in Sicht, Sir Richard.»

«Gut. Wenn wir Glück haben, können wir sie noch vor dem Abend auf den Weg schicken.»

Bolitho legte seinen goldbetreßten Rock ab und setzte sich an den Tisch.»Ich schreibe jetzt meine Befehle, Mr. Yovell. Sagen Sie Ihren Gehilfen, sie sollen für jeden Kommandanten eine Kopie ausfertigen.»

Die frische Tinte glitzerte in der Sonne.

«Nach Erhalt dieses begeben Sie sich auf schnellstem Wege zu...«Ob richtig oder falsch, die Zeit zum Handeln war endlich gekommen.

Herrick saß groß und breit in der Kajüte der Hyperion und hielt mit beiden Händen einen Becher Limonade.

«Ein sonderbares Gefühl. «Er schlug die Augen nieder.»Warum eigentlich?»

Bolitho wanderte umher und entsann sich seiner eigenen Gefühle, als der Ausguck im Morgenlicht die Benbow und ihre zwei Begleiter ges ichtet hatte. Er verstand Herrick: Sie waren zwei Männer, die sich wie passierende Schiffe auf See gegenseitig anzogen. Nun war er hier, und nicht einmal die kühle Begrüßung zwischen Herrick und Keen konnte seine Erleichterung beeinträchtigen. Er sagte:»Ich habe mich entschlossen, mit dem vereinigten Geschwader nach Westen zu steuern, Thomas.»

Herrick sah hoch, aber sein Blick schien von dem eleganten Weinschränkchen in der Ecke der Kajüte angezogen zu werden. Wahrscheinlich erkannte er Catherines Geschenk.

«Ich bin nicht sicher, daß es richtig ist. «Er zuckte die Achseln.

«Doch wenn man uns ruft, Nelson zu unterstützen, dann ist es um so besser, je näher wir der Straße von Gibraltar sind. «Das hörte sich nicht sehr überzeugt an.»Wenigstens können wir dem Feind entgegentreten, wenn er uns in der Straße konfrontiert.»

Bolitho lauschte dem Trampeln der Füße, als die Wache die Kreuzbrassen bemannte, um wieder einmal über Stag zu gehen. Acht Linienschiffe, eine Fregatte und eine kleine Korvette. Das war nicht gerade eine Flotte, doch er war so stolz auf sie, wie man nur sein konnte. Ein Schiff fehlte noch, die kleine erbeutete Fregatte La Mouette, die Herrick weiter nach Norden entsandt hatte, um von der Küstenschifffahrt Informationen einzuholen.

Herrick sagte:»Wenn die Franzosen sich nicht herauswagen, bleiben wir über ihre Angriffspläne im Ungewissen. Was dann?«Er winkte Ozzard weiter, als der ihm ein Tablett mit Rotwein anbot.»Ich würde Limonade vorziehen.»

Bolitho wandte sich um. Lag es wirklich an Herricks Durst, oder war sein Vorurteil gegen Catherine schon so groß, daß er nichts aus ihrem Schränkchen annehmen wollte? Er bemühte sich, den Gedanken als kleinlich zu verdrängen, aber er blieb hartnäckig haften.

Laut sagte er:»Wir segeln in zwei getrennten Abteilungen, Thomas. Bei günstigem Wetter halten wir etwa zwei Meilen Abstand. Das gibt unseren Ausguckposten einen besseren Überblick und uns einen erweiterten Horizont. Wenn der Feind in unsere Richtung ko mmt, werden wir rechtzeitig gewarnt.»

Herrick wechselte das Thema; er fragte abrupt:»Was wirst du tun, wenn wir erst wieder nach Hause kommen?«Verlegen scharrte er mit den Füßen,»Dein Leben mit einer anderen teilen?»

Bolitho balancierte ein leichtes Schwanken des Schiffes aus.»Ich teile nichts, Catherine ist mein Leben.»

Die blauen Augen fixierten ihn eigensinnig.»Dulcie meint, daß du es noch bedauern wirst.»

Bolitho schaute zum Weinschränkchen mit dem gefalteten Fächer hin.»Man schwimmt entweder mit dem Strom, Thomas, oder gegen ihn.»

Herrick runzelte die Stirn, als Ozzard mit einem frischen Becher Limonade hereintrottete.»Unsere Freundschaft bedeutet mir eine Menge. Aber sie gibt mir auch das Recht, meine Ansicht zu äußern. Ich werde niemals diese — «, er leckte sich die Lippen,»diese Dame akzeptieren.»

Bolitho nickte betrübt.»Dann hast du deine Wahl getroffen, Thomas. «Er setzte sich und wartete, bis Ozzard sein Glas wieder gefüllt hatte.»Oder haben es andere für dich getan?»

Als Herrick ärgerlich auffuhr, schloß er:»Vielleicht wird ja der Feind über unsere Zukunft entscheiden. Hier hast du meine Ansicht, Thomas: Möge der beste Mann gewinnen. «Er hob sein Glas.

Herrick stand auf.»Wie kannst du darüber scherzen!»

Die Tür ging auf, und Keen spähte herein.»Das Boot des Konteradmirals wartet, Sir Richard. «Er schenkte Herrick keinen Blick.»Der Seegang wird gröber, deshalb dachte ich.»

Herrick nahm seinen Hut auf. Dann wartete er, bis sich Keen zurückgezogen hatte, und sagte heiser:»Wenn wir uns wiedersehen.»

Bolitho streckte die Hand aus.»In Freundschaft?»

Herrick packte sie, sein Händedruck war so fest wie eh und je. Er erwiderte:»Aye, die kann nichts zerbrechen.»

Bolitho lauschte dem Trillern, als Herrick von Bord ging, um über das zunehmend rauhe Wasser zu seinem Flaggschiff gerudert zu werden.

In der anderen Tür trödelte Allday und wischte mit einem Putzlappen den alten Degen blank.

Bolitho bemerkte müde:»Man sagt, Liebe macht blind, alter Freund. Aber mir kommt es vor, als ob eher diejenigen, die Liebe nie gekannt haben, die Blinden sind.»

Allday lächelte und hängte den Degen wieder an die Wand.

Wenn es Krieg und die Drohung eines blutigen Gefechts brauchte, damit Bolithos Augen wieder leuchteten, dann sollten sie eben kommen.

Er begann träumerisch:»Ich kannte einmal ein junges Ding.»

Bolitho lächelte und dachte an die Überlegungen, mit denen er seine Befehle ausgefertigt hatte. Vereint handeln.

Das klang wie eine Grabinschrift.

XVI Kriegsartikel

Dichter Nebel hüllte die Fregatte La Mouette ein. Der Ausguck konnte nur wenige Meter nach allen Richtungen sehen, und von Deck aus blieben die Maststengen und die schlaffen Toppsegel unsichtbar. Es wehte zwar eine träge Brise, aber der Nebel hielt mit dem Schiff Schritt und täuschte Stillstand vor.

Gelegentlich hallte die körperlose Stimme des Lotgasten nach achtem. Das Wasser war tief genug, doch wenn der Nebel sich plötzlich hob, konnte das Schiff näher zur Küste getrieben sein.

An der Querreling des Achterdecks starrte der Erste Leutnant John Wright in das triefende Panorama, bis seine Augen schmerzten. Nebel war ihm unheimlich. Der Klüverbaum ertastete sich seinen Weg wie der Krückstock eines Blinden. Es gab nichts jenseits der bleichen Galionsfigur, einer wilden Möwe mit weit aufgerissenem Schnabel.

Um den Leutnant standen wie Statuen die anderen Wachhabenden: der Rudergänger, dicht neben ihm der Segelmeister, dann der Fähnrich der Wache und ein Bootsmannsmaat. Ihre Gesichter glänzten vor Feuchtigkeit.

Niemand sprach. Das war nichts Neues, sagte sich Wright. Er sehnte sich nach einem eigenen Kommando, und der Posten eines Ersten Leutnants war ein guter Schritt dazu. Aber mit einem Kommandanten wie Bruce Sinclair hatte er nicht gerechnet. Sinclair war jung, vielleicht siebenundzwanzig, schätzte Wright. Ein Mann mit hohen Backenknochen, der sich sehr aufrecht hielt und immer schnell bei der Hand war, Nachlässigkeit und Unwissenheit zu ahnden.

Bei einer Besichtigung hatte ein Admiral den Kommandanten ob seines schmucken Schiffes gelobt. Niemand ging je gemessenen Schritts über Deck, Befehle wurden stets im Laufschritt ausgeführt, und jeder Fähnrich oder Unteroffizier, der es unterließ, einen langsamen Mann zu melden, sah selbst einer Strafe entgegen.

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