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Sie warf Bolitho einen Blick zu.»Er ist ein — «, sie suchte nach einem Ausdruck,»- ein aufgeblasenes Ekel!«Und zu ihrem Mann:»Es macht mich krank, wie du vor solchen Leuten katzbuckelst! Immer vor solchen Nieten!»

Raymond starrte sie entgeistert an.»Was meinst du damit? Er ist schließlich der neue Gouverneur.»

Viola warf jemandem am anderen Ende des Saales ein flüchtiges Lächeln zu.»Du hast ja keine Ahnung. Er ist ein Versager. Man braucht ihn nur anzusehen.»

Merkwürdigerweise schien Raymond erleichtert.»Ist das alles? Ich dachte schon, du hättest etwas Bestimmtes gehört. «Er blickte Conway nach.»Jetzt muß ich wohl wieder zu ihm. Sir Montagu Strang hat mich angewiesen, ihm meine ganze Erfahrung zur Verfügung zu stellen.»

Seine Frau bedeckte die Lippen mit dem Fächer und flüsterte:»Das dürfte nicht viel Zeit in Anspruch nehmen!«Dann hängte sie sich bei Bolitho ein.»Und jetzt, Captain, dürfen Sie mich begleiten, wenn Sie wollen.»

Bolitho dachte über die kleine Auseinandersetzung zwischen den Ehegatten nach; aber noch mehr darüber, wie sehr sich Conway verändert hatte. Sie kniff ihn in den Arm.»Ich warte!»

«Es ist mir eine Ehre«, sagte er, lächelnd über ihre Ungeduld.»Aber«, fuhr er kopfschüttelnd fort,»ich möchte bloß wissen, was mit Conway passiert ist.»

Wieder gruben sich ihre Finger in seinen Arm.»Eines Tages wird irgendein dummer Offizier dasselbe von Ihnen sagen. «Sie warf den Kopf zurück.»Auf jeden Fall ist er wirklich ein aufgeblasenes Ekel.»

Bolitho bemerkte, wie der vierschrötige Offizier zu ihnen herübersah und dann etwas zu einem Kameraden sagte.

«Es wird Gerede geben, Ma'am, wenn wir hier so miteinander paradieren.»

Gelassen blickte sie ihn an.»Na und? Macht Ihnen das was aus?«»Mir? Nein.»

Sie nickte.»Dann ist es ja gut. Und mein Name ist Viola. Bitte benutzen Sie ihn in Zukunft.»

Seinen Worten getreu, verlor Sir Montagu Strang keine Zeit, um die lange vorbereiteten Pläne in die Tat umzusetzen. Zwei Tage nach dem Einlaufen der Undine in Madras warf die Bedford, ein schweres Transportschiff unter der Flagge der East India Company, Anker und begann, Proviant und Ausrüstung für den neuen Stützpunkt zu laden.

Nach seinem ersten Besuch im Gouverneurspalast hatte Bolitho keine Zeit mehr für Zerstreuungen. Über Teluk Pendang war nur wenig bekannt, allenfalls bei Kaufleuten, die Handelsbeziehungen nach dort gehabt hatten; so dauerte es eine ganze Weile, bis Bolitho mit seinen Kursberechnungen zufrieden war. Mudge, der diese Gewässer gut kannte, gab seine vorsichtige Zustimmung; und als er dem Kapitän der Bedford einen Besuch abstattete, beeilte er sich nicht nur, dessen Arbeit zu loben, sondern deutete auch an, daß er sachverständigen Rat sehr zu schätzen wissen würde.

Der Kapitän zeigte sich höflich amüsiert.»Das sieht aber einem Offizier des Königs gar nicht ähnlich!«sagte er.»Die meisten würden lieber auf Grund laufen, als unsereinen fragen. «Wie würde er sich wohl anstellen, fragte sich Bolitho, wenn er von den zwanzig Matrosen wüßte, die er, Bolitho, der allmächtigen I.E.C. weggeschnappt hatte?

Ehe er von Bord des Transporters ging, hatte er einen ersten Blick auf die Truppen geworfen, welche die spanische Besatzung ablösen sollten. Sie machten den Eindruck, als wollten sie sich in ihrer neuen Garnison für immer häuslich niederlassen, denn sie hatten Frauen und Kinder, allerlei Viehzeug und haufenweise Töpfe und Pfannen bei sich — wo ließ sich das alles verstauen? Aber den Kapitän der Bedford schien es nicht zu stören; anscheinend war das hier draußen so üblich.

Als Bolitho dann in seiner Kajüte saß und seine Abmeldung schrieb, trat Herrick ein und meldete, daß Konteradmiral Beves Conway gleich an Bord kommen würde.

Conways Boot legte bereits an, als Bolitho an Deck kam. Er hatte sich schon Gedanken darüber gemacht, warum Conway ihn seit dem Einlaufen der Undine nicht mehr hatte sprechen wollen — über diese Vernachlässigung war er sogar etwas betroffen gewesen. Zu seiner Überraschung sah er, daß Conway immer noch seinen grünen Zivilrock trug, ohne Orden und Degen. Er hatte nicht einmal einen Hut auf, als er an Bord kam. Bellairs Empfangskommando und das Achterdeck grüßte er nur durch ein kurzes Nicken.

«Sauberes Schiff, Bolitho. «Hierhin und dorthin schweiften seine Augen, und Bolitho versuchte, sein Mißbehagen über Conways Haltung zurückzudrängen. Vielleicht war er immer so gewesen, auch damals an Bord der Gorgon, als Bolitho jedesmal vor Ehrfurcht fast erstarrte, wenn Conway auf dem Achterdeck erschien.

«Lassen Sie die Soldaten wegtreten«, sagte Conway,»ich bin nicht dienstlich hier.»

Er schritt zu einem der Sechspfünder und strich mit der Hand über den Verschluß. Dann blickte er nach oben, wo gerade einige Matrosen die Wanten und Stagen schwärzten, bis sie wie Ebenholz glänzten.»Sieht sehr ordentlich aus.»

Dann schaute er zur Bedford hinüber, die ihre Ladebäume über die längsseits liegenden Leichter ausschwenkte.

Bolitho konnte Conway jetzt etwas ungezwungener betrachten. Wie grau und dünn sein Haar geworden war!

Ohne sich umzuwenden, fragte Conway:»Wann können wir Ihrer Schätzung nach an unserem Bestimmungsort sein?»

«Bei gutem Wind und unter Berücksichtigung alles dessen, was ich inzwischen gehört habe, sollten wir in achtzehn Tagen Land sichten. Spätestens in drei Wochen. Ich habe bereits erfahren, daß ich vor dem Transporter absegeln soll.»

«Das war meine Idee. «Conway wandte sich jetzt um und blickte Bolitho forschend an.»Es hat keinen Sinn, daß wir neben diesem verdammten Kasten herschleichen.»

«Dann werden Sie die Überfahrt also auf der Undine machen,

Sir?»

«Enttäuscht? Natürlich segle ich mit Ihnen. Ich habe bereits angeordnet, daß mein Gepäck heute nachmittag an Bord kommt.»

Also war Bolitho wieder einmal seine Kajüte los. Er hatte sich seit dem Einlaufen in Madras auf sie gefreut. Dort konnte er in Ruhe über seine Fehler und Erfolge nachdenken. Puigserver — der ging noch. Aber Conway war etwas ganz anderes. Es würde so sein, als wäre er wieder Conways Untergebener.

«Ich werde meinem Ersten Leutnant gleich Bescheid sagen,

Sir.»

«Herrick?«fragte Conway gleichgültig.»Nicht nötig.»

Bolitho starrte ihn verdutzt an. Das sah Conway gar nicht ähnlich. Er versuchte es noch einmal.»Wenigstens werden wir die Admiralsflagge am Kreuzmast fahren, wenn wir in Teluk Pendang einlaufen, Sir.»

Die Wirkung war verblüffend. Conway fuhr herum, seine Gesichtszüge verzerrten sich in plötzlicher Wut.»War dieser Seitenhieb Absicht? Finden Sie ein perverses Vergnügen daran, mich zu verhöhnen? Wenn ja, dann mache ich Sie fertig für Ihre verdammte Frechheit, und zwar bald!»

Bolitho bemühte sich, ruhig zu antworten; er merkte, daß Herrick, der nicht weit weg von ihnen stand, mit offensichtlicher Betroffenheit zuhörte.»Ich bitte um Entschuldigung, Sir. Ich wollte Sie keinesfalls verletzen.»

Conway holte tief Atem.»Keine Flagge, Bolitho. Ich bin der künftige Gouverneur von Pendang Bay, einem Ort, von dem weder Sie noch die meisten Bewohner dieser Erde bis zum heutigen Tage gehört haben. «Seine Stimme klang jetzt schneidend bitter.»Ich bin praktisch nicht mehr im Dienst. Nach dieser Tatsache wird sich der Respekt bemessen, den Sie mir erweisen.»

Bolitho starrte ihn an. Plötzlich wurde ihm das Ganze nur allzu klar. Conway hatte diese Begegnung hinausgeschoben, nicht aus Hochmut oder Neid auf Bolithos verhältnismäßig raschen Aufstieg seit der Zeit auf der Gorgon, sondern weil er ein ruinierter Mann war.

«Dann wird Ihnen der höchste Respekt erwiesen, Sir. Das kann ich Ihnen versprechen. «Bolitho blickte etwas verlegen zur Seite.»Ich habe mehrfach Erfolg gehabt bei der Flotte. Der Zufall hat mir geholfen oder mein Glück, wie mein Erster Leutnant sagen würde. Aber ich habe nie vergessen, wo ich meine ersten Erfahrungen gesammelt habe, und auch nicht die Geduld, die mein damaliger Kapitän mit mir hatte.»

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