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Sie hatte eine kühle, selbstbewußte Stimme, der Erziehung und gute Herkunft anzuhören waren.

Er zögerte.»Das ist immer möglich.»

Sie zeigte ihre ebenmäßigen Zähne.»Nun, was für tiefschürfende Worte von solch einem jungen Offizier des Königs!»

Einige andere lächelten, manche lachten sogar laut.

«Wollen Sie mich bitte entschuldigen, meine Damen«, er warf einen zornigen Blick auf das Mädchen,»ich habe zu tun.»

Tyrell verbarg ein Lächeln, als er hinter ihm herging. Er mußte an Stockdales Worte denken.»So zornig, daß kein Totschläger sich in seine Nähe getraut hätte. «Jetzt war er zornig, in heller Wut!

Es ist gut so, dachte Tyrell. Es würde seine Gedanken von der wirklichen Gefahr ablenken.

Eine Bedienstete berührte Bolithos Arm.»Bitte um Verzeihung, Sir. Aber unten in einer Kajüte ist eine Dame ziemlich übel dran. Fieber!»

Bolitho blieb stehen und schaute zurück.»Holen Sie den Arzt. «Er spannte sich, als das schöne Mädchen wieder auf ihn zutrat. Ihr Gesicht war plötzlich ernst.

«Es tut mir leid, daß ich Sie so zornig gemacht habe, Kapitän. Es ist unverzeihlich.»

«Zornig?«Bolitho zerrte an seinem Gürtel.»Ich kann mich nicht erinnern.»

Sie berührte seine Hand.»Das ist jetzt unter Ihrer Würde, Kapitän. Vielleicht etwas unsicher, aber hochfahrend sind Sie nicht. Ich sehe Sie ganz anders.»

«Wenn Sie endlich ausgeredet haben..»

Wieder hielt sie ihn auf, ohne auch nur die Stimme zu erheben.

«Die anderen Frauen waren der Hysterie ziemlich nahe, Kapitän. Der Sturm warf uns durcheinander wie zerlumpte Puppen. Dann ertönte das Geschrei der Aufrührer und Meuterer. Männer kämpften miteinander um Rum oder um das, was sie uns in ihrer Tollheit abnehmen wollten.»

Sie senkte den Blick.»Es war fürchterlich. Grauenhaft.»

Dann sah sie Bolitho wieder ins Gesicht. Ihre Augen hatten die Farbe von Veilchen.»Plötzlich schrie jemand. >Ein Schiff! Ein Schiff des Königs!<, und wir rannten trotz der Gefahr an Deck.»

Sie wandte sich ab und schaute über die Reling.»Und da waren Sie, die kleine Sparrow. Für uns alle war das fast zuviel. Hätte ich nicht diesen dummen Scherz auf Ihre Kosten gemacht, so wären vielleicht einige Frauen zusammengebrochen.»

Seine Abwehr geriet ins Wanken.»Eh, ja, gewiß. «Er spielte mit seinem Degengriff. Dalkeith warf ihm im Vorübergehen einen sonderbaren Blick zu.

Bolitho fuhr fort:»Sie haben sehr geistesgegenwärtig gedacht, meine Dame.»

«Ich weiß über manche Dinge gut Bescheid, Kapitän! Ich sah Ihre Augen, als Sie mit Ihrem Leutnant und Sir James sprachen. Es ist noch Schlimmeres im Anzug, nicht wahr?»

Bolitho zuckte die Achseln.»Ehrlich gesagt, ich weiß es nicht.»

Er hörte die Stimme des Generals, der einen Seemann anbrüllte, und fuhr fort:»Dieser Mann macht mir immer Schwierigkeiten.»

Sie lächelte und machte einen spöttischen Knicks.»Sir James kann recht schwierig sein, das gebe ich zu.»

«Kennen Sie ihn?»

Sie ging zu den anderen Frauen zurück.»Mein Onkel, Kapitän«, sagte sie lachend.»Sie müssen wirklich versuchen, Ihre Gefühlsausbrüche besser zu verbergen. Sonst werden Sie nie Admiral!»

Tyrell trat wieder heran.»Diese Frau unten in der Kajüte ist krank. Aber Dalkeith weiß gut genug Bescheid in solchen Dingen. «Er runzelte die Stirn.»Und wie sieht es mit Ihnen aus, Sir?»

Bolitho räusperte sich.»In Gottes Namen, hören Sie auf, mich so dumm zu fragen!«»Aye, Sir. «Er grinste, als er das Mädchen an der Reling und Bolithos Verwirrung bemerkte.»Ich verstehe, Sir.»

Ein dumpfer Knall erschütterte die Luft. Alle wandten sich um, und Bolitho sah ein Rauchwölkchen von einem der Backbordgeschütze der Sparrow wegtreiben.

Der General kam keuchend die Leiter herauf und schrie:»Was war das?»

«Das verabredete Signal, Sir«, antwortete Bolitho.»Mein Ausguck hat den Feind gesichtet.»

Er betrachtete weder den General noch die Leute um ihn herum. Seine Gedanken erfaßten diese eine wichtige Tatsache. In gewisser Hinsicht war es fast eine Erleichterung, nun die Entscheidung endgültig treffen zu müssen.

«Mr. Tyrell, die Bonaventure wird noch einige Stunden brauchen, bis sie hier ist und ihre Absichten zu erkennen geben kann. Dann dürfte es für ihren Kapitän zu spät zum Angriff sein. Warum sollte er auch? Er braucht nur die Morgendämmerung abzuwarten, um dann zuzuschlagen.»

Tyrell beobachtete ihn und war beeindruckt von seinem ruhigen Ton.

Bolitho fuhr fort:»Wenn der Wind uns keinen Strich durch die Rechnung macht, werden wir die Passagiere zur Sparrow übersetzen können. Ich möchte jedes Boot im Einsatz haben und verlange, daß alle Mann, die nicht verletzt oder krank sind, die Befehle mit aller Kraft ausführen.»

«Ich verstehe. «Tyrell musterte ihn ungerührt.»Etwas anderes können Sie nicht tun. Manch einer würde die Royal Anne mit allen Seeleuten und Passagieren ihrem Schicksal überlassen.»

Bolitho schüttelte seinen Kopf.»Sie haben nicht verstanden, Tyrell. Ich habe nicht vor, die Royal Anne im Stich zu lassen oder zu versenken, damit sie nicht in die Hände der Feinde fällt. «Er sah, wie sich Tyrells Kiefer zusammenpreßten, bemerkte die plötzliche Spannung in seinen Augen.

«Ich beabsichtige, mit sechzig Freiwilligen hier an Bord zu bleiben. Was später geschehen wird, hängt hauptsächlich vom Kapitän der Bonaventure ab.»

Er hatte nicht bemerkt, daß sich die anderen um ihn zusammengedrängt hatten, aber er drehte sich nun um, als der General aufschrie:»Das können Sie nicht! Wagen Sie es nicht, dieses Schiff mit seiner Ladung aufs Spiel zu setzen! Verdammt, hier habe ich auch ein Wörtchen mitzureden.»

An Bolithos Arm raschelte Seide. Er hörte die ruhige Stimme des Mädchens:»Sei still, Onkel. Der Kapitän hat mehr vor, als nur etwas zu wagen. «Sie schaute Blundell unverwandt an.»Er hat vor, für uns zu sterben. Ist das nicht genug — selbst für dich?»

Bolitho nickte kurz und ging davon. Hinter sich hörte er Stock-dales Stimme, der sich beeilte, seinen Rückzug zu decken. Er mußte jetzt nachdenken, jeden Augenblick bis zur endgültigen Sekunde des Todes vorplanen. Er blieb stehen und lehnte sich gegen die verzierte Reling. Der Tod. Sollte er so bald schon über ihn kommen?

Er wandte sich zornig um.»Geben Sie Befehl an die Boote, sofort mit dem Übersetzen anzufangen! Zuerst Frauen und Kinder, dann die Verletzten.»

Er blickte dem davoneilenden Steuermann Jennis nach und bemerkte, wie ihn das Mädchen anstarrte.»Und keine Einwände, von niemandem!»

Er schritt über das Deck und betrachtete sein eigenes Schiff. Wie großartig es aussah, da es sich vorsichtig näher an den Indienfahrer heranschob. Jetzt würde er bald die Segel des Feindes am Horizont auftauchen sehen. Er würde heransegeln und sich wie der Jäger auf seine Beute stürzen. Es gab noch so viel zu tun. Befehle, welche die Korvette nach Antigua zu bringen hatte. Vielleicht sogar noch ein kurzer Brief an seinen Vater. Aber nicht sofort! Jetzt mußte er erst noch ein paar Augenblicke still stehenbleiben, um sein Schiff zu bewundern. Er mußte sich seine schnittigen Umrisse einprägen, bevor es ihm genommen wurde.

Bolitho starrte immer noch über das Wasser, als Tyrell meldete, daß alle verfügbaren Boote eingesetzt seien, um Besatzung und Passagiere der Royal Anne zur Sparrow zu bringen.»Sie wird noch schlimmer vollgestopft werden als damals, da wir die Rotröcke retteten, Sir. «Er zögerte und fuhr dann fort:»Ich würde gern bei Ihnen bleiben, Sir.»

Bolitho schaute ihn nicht an.»Sind Sie sich darüber im klaren, was Sie sagen? Hier steht mehr auf dem Spiel als Ihr Leben.»

Tyrell versuchte zu grinsen.»Hector Graves wird einen besseren Kommandanten abgeben, Sir.»

Jetzt wandte sich Bolitho ihm zu.»Sie werden gegen einige Ihrer eigenen Leute kämpfen müssen.»

Tyrell lächelte.»Ich wußte, daß es das war, was Sie dachten. «Er deutete auf einige Seeleute der Sparrow, die eben eine ältere Frau zu den Booten trugen.»Das dort sind meine Leute, kann ich also bleiben?»

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