Der Okolnitzey und Woywod Knias Iwan Iwanowitz Lobanow Rostowskij, welcher die russische Armee in Weißreüssen commandirte, belagerte die Festung Mstislaw, welche den Russen untreü worden war, nachdem sich der kosakischen Obrister, einer Rittle genandt, mit vielen Kosaken und vom Adel gesetzet, den russischen Gouverneur nebst der Besatzung niedergesäbelt und fest geschantzet hatte, torquierte und ängstete selbige auch dergestalt mit steter und unnachlässiger Belagerung, biß sie sich endlich, von Hunger gezwungen, an ihm ergeben und auff die czaarische Amnestie, die ihnen gar gültig offeriret ward, fussen musten, welches doch vielen das Leben, Ehr und Reputation, ja seine gantze Wohlfahrt, kostete. Vor allen erhielte der Obrister (75v) Rittel Pardon und, nachdem er denen Russen Treu und Glauben zu halten etzlichermassen bezeüget hatte, gewan er endlich mit Fug Gelegenheit, sich zu absentiren und seinen gefährlichen Zustand in Sicherheit zu setzen. Nachdem aber der Woiwod Lobanow Mstislaw in den Brand gesteket und alles übrige polnische Volk verpartieret und dem unaufflösslichen Joch der Sclawschafft hart verbunden hatte, rükte, die gehabte Victorie ferner zu verfolgen, mit der Armee unter die Festung Alt Bychow, an den Dnieper Strohm gelegen, und bloquirte auch selbige gar hart. Aber der Commandant, ein kosakischer Obrister Iwan Nietzay, und die gantze Besatzung mit ihm wolten sich zu keiner Sache, wie hoch und teüre Verheisungen ihnen auch praesentiret und bezeüget wurden, verstehen, thaten dem Feinde mit unnachlässigen tapfferen Ausfällen grossen Schaden, welcher dann auch mit Graben und Schantzen, Feüerkügeln, Pechkräntzen, auch allerhand feindlichen Impressen auch vielen der Festung schädlichen Inventionen besten Fleiß anwendend, unermüdet sich praesentirten und also mit steter Belagerung bey 6 Monat lang continuirte, biß er endlich der vom Feinde bis hieher ungewonnene Festung durch Verrätherey etzlicher treulosen von Adel, nehmlich 2 Ilginitzen, 2 Ronskowskii und einem (76r) Schultz bey Nachtzeit erstiege, alle lebendige Menschen darin niedermetzte, den Gouverneur Ivan Nietzay und viele von der Adelschafft, so sich theils von der russischen Hulde absentiret und entfernet, theils auch zu der Zeit aus Litthauen in ihre verwüstete Gütter arriviret und von dieser Armee ertappet, sich dahin retiriret hatten, unbarmhertziger Weise in Eisen schmieden und in ein schweres Gefängnüs bis Ihro Czar. Maytt. Befehl behalten, die gantze Stadt ausplündern, verwüsten und in den Brand steken ließ. Krytzow ward auch von den Kosaken erobert und der polnische Commendant Trembinskij gefänglich nach Moskow gebracht, desgleichen auch Roslaw und andere Plätze in Siewerien. Die polnische Leüthe wurden unbarmhertziger Weise niedergemetzet und gar wenig, nur die Vornehmsten, gefänglich behalten.
Das 1660te Jahr
Den 2. Januarii sind abermahl Commissarien zu den polnischen Tractaten nach Borisow deputiret worden, der nechste Bojar und Statthalter zu Astrachan Knias Nikita Ivanowitz Odojewskij, der Bojar und Statthalter zu Smolensk Piotr Wasielewitz Scheremetow, der Bojar und Stadthalter zu Murom Knias Fedor Feoderowitz (76v) Wolkonskij, der Gesandschafften dumnij Diak Almar Ivanow und der Diak Wasilij Michailow.
Den 5. Januarii ist der ewige Frieden zwischen Polen und Schweden, auch der Cron Polen Confoederirten, Ihro Röm. Kayserlichen Maytt., auch Churfürstlicher Durchl. in Brandenburg in Preüssen bey Dantzig zu Oliva tractiret und beschlossen worden.
Den 18. Januarii ist eine Printzessin zur Welt gebohren und Maria Alexiewna genennet worden.
Den 17. Februarii sind von den pol. Commiss. zwey Abgesandte, Jan Patzina und Rakowskij, angelanget, umb mit den Russ. wegen den Ort ihrer Quartier unter Borisow zu handeln. Darneben ward auch über den General Chowanskij sehr geklaget, wie daß er ihre Leüthe niedergemetzet und ihre Bagage geplündert hätte.
Den 26. Februarii ist der von den russ. Commissarien an die pol. abgesandte Courier Iwan Zolobow zurük nach Smolensk mit der pol. Comiss. Brief angelanget. Zu den pol. Tractaten aber sind diese deputiret: Die erleüchten und wohlgeborne Herren Jeronim Wierbowskij, Woywoda Brestskij-Kujawskij, H. Jurgen Carol Glebowitz, Generalstarosta Zmuydzkij, H. Stanislaw Serbiewskij, Kastelan Minskij, Krystoph na Bastach Zawiszkij, Marszalk wielikij W[ielkiego] X[ięstwa] L[itewskiego], H. Cyprian Pavel Brantowskij Referendarius M. D. L. Selbige thun den Russ. zu wissen, daß sie, schon eine lange (77r) Zeit auff die Russ. wahrtend, von dem General Chowanskij grosse Injurien, Schimpff und Spott erlitten hätten, itzo aber mit grosser Lebensgefahr und Verlust ihrer Leüthe und besten Bagage sich nach Minsk begeben und allda der unsrigen erwarten wolten.
Den 30. Martii sind aus Minsk von den pol. Commissarien zwey Abgesandte, der Podkomorzij Parnawskij H. Bohufal und der Podszdek Orszanskij H. Komar, zu Borisow angelanget.
Den 31. Martii haben die pol. Abgesandte bey denen russ. Commissarien Conferentz gehabt, wegen der Praeliminaria zu handeln, aber umb der Kosakengesandten willen, daß nehmlich selbige bey der Commission und beyderseits Commissarien Conferentzien Stelle und eine freye Stimme mithaben solten, nichts schliessen mögen.
Den 3. April sind den pol. Abgesandten die Puncta der Praeliminarien, auch die Formul des Eydes, den man von beyden Theilen ablegen solte, schrifftlich von den Russ. gelieffert. Aber sie wolten von den Kosaken, die von russischer Seite bey allen miteingeführet waren, bey dieser Commission gantz nichts wissen, resolvirten sich dennoch, deswegen an die pol. Commissarien ihren Expressen abzuschiken und derer Declaration zu erwahrten.
Den 11. Aprilis sind die Abgesandten abermahl bey den H. Commissarien zur Conferentz (77v) gewesen. Weilen sie aber nach vielen vorgeschlagenen billigen Mitteln der Kosaken wegen bey den Russ. nichts erhalten konten, begehrten sie endlich ihren Abschied und reisten unverrichter Sache zu den ihrigen.
Den 23. Aprilis ist der ewige Frieden zwischen Polen und Schweden unter Dantzig zu Oliva, gäntzlich bestätiget, beschworen und schrifftlich verfasset, unter beyden Theilen gewechselt worden.
Den 26. Aprilis sind die zaporowische Abgesandten, der Oberste Wasiley Zlotorenko, Kropka und andere, von Moskow zu Borisow, den vorstehenden Tractaten beyzuwohnen, angelangt.
Den 28. Aprilis haben die russ. Commissarien aus Moskow von Ihro Czar. Maytt. die Instruction und gäntzliche Information, wie die Commission an- und fortzusetzen, durch den Stolnik Fedor Koltowskoy empfangen. Dieser, weilen er die Commissarien, vorgebend, es seiner Ehre zuwieder wäre, daß er dem Wolkonskij, als welcher von Ankunfft geringer denn er, bringen solte, ward von Luka Püsczin, weilen in dem Stambbuch nachgesuchet und seine Ankunfft viel geringer den des Wolkonskij befunden war, auff Ihro Czar. Maytt. Befehl gefänglich mit der Instruction nach Borisow gebracht, und den Wolkonskij in sein Quartier gelieffert, und Landes Manier nach anstatt seines Despects, der (78r) ihm von selbigen angethan war, zum Leibeigenen geschenket. Dieser aber bedankte sich vor die ihm von Ihro Czar. Maytt. erzeigte hohe Gnade und ließ den Koltowskoy unversehrt wieder zurük nach Moskow reisen. Aber er wolte annoch nicht den Brieff, da des Wolkonskij Nahmen in genennet war, entnehmen, welcher ihm demnach an den Halß gebunden und also unter einer Wacht nach Moskow geschiket ward.
Den 30. Aprilis sind abermahl von den pol. Commissarien aus Minsk zwey Abgesandte, der Podsendek Orszanskij Komar und der Stolnik Wierbowskij, nach Borisow angelanget und noch selbigen Tag von den Russ. zur Conferentz beruffen. Weilen aber die kosakischen Abgesandten nebst den russ. Commissariis saßen und viele höhnische Worte bey der Conferentz miteinwurffen, waren die Pol. sehr alteriret und wolten sich kaum resolviren, ihr anbefohlendes Gewerb abzulegen.