Nachdem der General Komorowskij Todes verblichen, geriethe die Generalwagenmeisterschafft des Großfürstenthumbs Litthauen, auch das Commando über die Szameytsche Armee an den Michayls Patz. Die Littauer unter Commando des Graffen Polubinskij, Generalmusterh[err], und die Szameyten unter dem Generalwagenmeister Patz zwungen den Feldmarechal Duklas mit seiner Armee endlich gar zu weichen und Churland zu quitiren, eroberten auch hernach von den Schweden Mitau, Golding, Bausk und andere Schlösser in Churland und besetzten sie mit pol. Völkern. Der Feldmarechal Duklas hielte bey dem russischen Gouverneur Nasczokyn umb Secours wieder die Polen an, ward aber von selbigem fein politisch tractiret und von einem Tag zum andern auffgehalten, bis er endlich Churland räumen und sich über die Dühne retiriren muste.
(72r) Der russische General, der Bojar Knias Iwan Andrewitz Chowanskij, rükte mit der Neugardischen und Pleskowischen Armee nach Polotzk, marchierte von dannen in Litthauen, eroberte die Festung Bresc im Litthauen und besetzte selbige mit russischer Besatzung. Novogrodek und Grodno, welche unlängst von den Polen erobert und besetzet waren, ergaben sich abermahlen an die Russen.
Die littausche Armee unter Commando des Großgeneral und Palatin von der Wilde Paul Sapieha stund unterdessen auff der Preussischen Gräntze bey Jürgenburg und Philippow, wahrtend, was aus der schwedischen Commission unter Dantzig zu Oliva werden wolte.
Die nordische Cronen Schweden und Dänemark waren auch abermahl zu feindlichen Proceduren gerathen, ungeachtet des unter Friedrichsstadt geschlossenen Friedens. Demnach dann der Palatinus Russiae Stephan Tzernetzkij mit einer pol. Armee von 6.000 Mann gnüge der mit der Cron Dännemark geschlossenen Alliance, wie auch Ihro Fürstliche Durchl. von Brandenburg, Ihro Königlichen Maytt. in Dänemark wieder die Cron Schweden mügliche Assistentz leisteten. Desgleichen thaten auch die Röm. kaiserlichen Völker unter Commando des General Hatzfelders, eroberten (72v) Dam und marchirten in Pommern hinein unter Stetin. Dieses ungeachtet bloquirte Ihre Königliche Maytt. in Schweden die königliche dänische Residentz Kopenhagen und continuirte etzliche Monath mit unnachlässiger Belagerung, that auch einen mächtigen Sturm, da etzliche tausend der besten schwedischen Völker erleget wurden. Die engländische und holländische Admirals lavirten auch continue auff der See und ziehleten auff den Effect dieses Spiels. Die Cron Schweden aber, welche sich der Festung Cronenburg auff dem Sundt bemächtiget hatte, acceptirte die engelsche Flotte als Freünde und Bundesgenossen mit grossen Contentment, gegen die Holländer aber erklährten sie sich weder Freünd noch Feind, welche jene auch servirten.
Die russische Armee unter Commando des Bojaren und Statthalters zu Kasan Knias Alexej Nikitz Trubeckij, mit allen conjugirten Generalen rükte in der Ukrain unter Konotop, belagerte darin den abtrünnigen cosakischen Obersten Grigorey Lesnickij. Der tartarsche Chan Gerey erklährte sich auch gegen Moskow feindlich und begehrte, daß alle russische Besatzung aus den ukrainischen Festungen und Städten möchten abgeführet und die Plätze totaliter (73r) und absolute an den zaporowischen General Jan Wychowskij cediret und abgetreten werden. Weilen aber diese von russischer Seiten nicht bewilliget, auch auff dem vorm Jahr proponirten Punct wegen der Donnischen Kosaken gantz undeütlich geantwortet war (nehmlich, daß selbige als freye Leüthe nicht zu zwingen wären), conjugirte sich der crimmische Chan mit dem zaporowischen General Wychowskij und entsetzten den Lesnickij in Konotop. Weilen aber eine commandirte russische Armee von 15.000 Mann unter Commando zweyer Generalen, des Okolnitzey Knias Siemion Romanowitz Pozarskij und des Okolnitzey Knias Siemion Piotrowitz Lvow (Jaroslawskij), den antrabenden Tartarn und Kosaken entgegen rükte, ward selbige totaliter aus dem Felde geschlagen, beyde Generals und über 1.000 Mann von den besten gefangen, die andern aber auff der Wahlstatt erleget. Weilen aber der General Wychowskij den tarterschen Cham persuadirte, daß er sich mit diesen Gefangenen nicht beladen, sondern vielmehr je ehe, je lieber auff die russische Hauptarmee unter Konotop zurüken solte, allda besser Beute und Gefangene erobert werden könten, demnach wurden diese beyde Generals, auch all die Gefangenen, (73v) von den Tartarn auff des Chans Befehl jämmerlich niedergesebelt. Der General Trubetzkoy, dieses vernehmend, erschrak gar sehr und fing an, die Belagerung unter Konotop gäntzlich quittirend (da er auch in Stürmen und Ausfällen ziemlich eingebüsset hatte), mit bewaffneter Hand abzumarchiren, dann seine Armee bestunde in einer mächtigen Infanterie, darbey eine Artillerie von köstlichen Stüken, Feurmörseln und Feurwerken verhanden und mit guten teütschen Officiren, Ingeneurs, Feuerwerkern und Constapels wohl versehen war. Die Tartarn und Kosaken setzten dennoch unnachlässig an und thaten ihr bestes, mit vielem Verlust der ihrigen. Die russische Armee aber wehrte sich mannhafft und arrivirte endlich (obgleich mit merklichem Verlust vieler Bagage und etzlicher 1.000 Menschen) nach der Festung Putiwll, allda sie eine gutte und sichere Retirade wieder diesen mächtigen Feind fand. Der Okolnitzey und Woywod Knias Piotr Alexiewitz Dolgorukow (Obolenskij) marchirte mit seiner Armée aus Smolensk nach Lithauen auff Minsk, welches er abermahl eroberte und alles darin niedermetzte. Von da begab er sich durch eine ungewöhnliche Straße nach der Ukrain dem General Trubetzkoy zum Secours. Er kahm aber zu spät, (74r) da der Feind das Feld schon quittiret und seinen Marsch zurük nach Hauß genommen hatte. Das gantze russische Reich war sehr über diesen mächtigen Anlauff des grausahmen und geschwinden Feindes erschroken, und wurden in allen Festungen, ja auch in der Hauptstadt Moskow, die Pforten geschlossen und die Wälle und Pasteyen verbessert, weilen ein gar grosser Allarm im Lande war. Das Volk lieff hauffenweise nach den festen Plätzen zu, alles in den Dörffern verlassend. Dieses continuirte so lange, bis Zeitung einkahm, daß die Hauptarmee salviret und sich nach Putiwl retiriret hätte und der Feind zurük gegangen wäre.
Der zaporowische General Wychowskij, nach Verrichtung dieser Expedition (die ihm nicht dergestalt, als ers wohl meinte, gelungen war), merkend, daß ihm seine Kosaken, denen der Leker gewaltig nach den russischen Zobeln stunde, untreu werden wolten, weilen die Tartarn schon nach Hause marchiret waren, auch von der Cron Polen keine einige Hülffe zu hoffen stund, ward desperat, übergab das Regiment guttwillig totaliter an des verstorbenen Generals Bogdan Chmielnickij Sohn Jurasch und ging selbst zu die Polen, welche ihm die (74v) Woywodschafft von Kiow gaben und mit in den Senat setzten. Der junge Chmielnickij aber, nachdem er das Commando erhalten und der Kosaken Treue sich versichert hatte, übergab sich abermahl mit allen zaporowischen Kosaken unter Ihro Czar. Maytt. in Moskow und legten ihr Sacramentum Fidelitatis ab in Presence des Bojaren und Statthalters zu Kasan, Knias Alexej Nikititz Trubetzkoy, auch des Bojaren und Statthalters zu Bieloosirien, Wasilij Borisewitz Scheremetew, der Okolnitzen und Woywoden Knias Grigorey Gregorowitz Romadanowskij und Knias Piotr Alexiewitz Dolgorukow Obolenskij zu Perejaslawl, allda sich alle diese russische Generals Personen mit ihren Armeen, auch die gantze kosakische Gemeine versammlet hatte, unter blossem Himmel, empfingen auch von dem General Trubetzkoy Ihro Czar. Maytt. neue Diplomata und Privilegien, ihre Freyheiten belangend. Dem General Chmielnickij ward eine köstliche Bulave in Ihro Czar. Maytt. Nahmen überreichet und mit einem öffentlichen Brieffe unter Ihro Czar. Maytt. und des russischen Reichs Insiegel confirmiret und bestätiget. Nach Verrichtung dessen marchierte der General Trubetzkoy, auch der Woywod Knias Dolgorukow mit ihren Armee zurük nach Moskow, (75r) der Bojar Wasiley Borisowitz Scheremetow aber, dem die General Gouverneurschafft der gantzen Ukrain anvertrauet war, blieb mit einer gantzen Armee in Kiow beliegen. Der Okolnitzey und Woywod Knias Grigorey Grigoriewitz Romadanowskij, dem die Auffsicht der Grentzen auff den tartarischen Feldern befohlen war, setzte sich abermahl mit seiner gantzen Armee in Bielgrod.