Ganz richtig ist diese Behauptung nicht. Eigentlich geht die Vorstellung vom Weihnachtsmann auf den heiligen Nikolaus zurück. Er war im 4. Jahrhundert Bischof von Myra, einer Stadt in der heutigen Türkei, und wurde schon im Mittelalter in vielen Ländern als Heiliger verehrt. Dann kam die Reformation. Weil die Protestanten keine Heiligen verehren, stellten sie das Jesuskind in den Mittelpunkt.
Irgendwann wurde aus dem Kind in der Krippe ein Christkind, das wie ein Engel aussieht. Und auch das Bild des Nikolaus’ veränderte sich: Aus der langen Kleidung und der Mitra des Bischofs wurden der Mantel und die Mütze des Weihnachtsmannes. Der deutsch-amerikanische Künstler Thomas Nast zeichnete ihn im Jahr 1863 zum ersten Mal als dicken Mann mit langem Bart und rot-weißer Kleidung. Diese Darstellung verwendete die Getränkefirma für ihre Werbung.
Auch das Datum der Bescherung hat sich geändert: Früher bekam man die Geschenke am 6. Dezember, dem Tag des heiligen Nikolaus. Die Protestanten verschoben diesen Termin auf die Nacht zwischen dem 24. und dem 25. Dezember. Inzwischen findet die Bescherung schon am frühen Abend statt, damit die Kinder nicht bis Mitternacht wach bleiben müssen. Denn sie warten ja besonders sehnsüchtig auf den Weihnachtsmann. Oder doch auf das Christkind?
Vokabular
Christkind oder Weihnachtsmann?
Christkind (n., nur Singular) – das Jesuskind, das nach der Tradition in einigen Teilen Europas die Weihnachtsgeschenke bringt
Weihnachtsmann, -männer (m.) – der Legende nach ein alter Mann, der den Kindern Weihnachtsgeschenke bringt
etwas spalten – etwas in zwei Teile teilen
etwas mit etwas zu tun haben – mit etwas verbunden sein
etwas geht auf etwas/jemanden zurück – etwas ist durch etwas/jemanden verursacht
Bischof, Bischöfe/Bischöfin, -nen – ein hoher Priester/eine hohe Priesterin in einer christlichen Kirche
Mittelalter (n., nur Singular) – etwa die Zeit von 500 bis 1500 n. Chr.
jemanden verehren – jemanden lieben und bewundern
Reformation (f., hier nur Singular) – hier: der religiöse Protest im 16. Jahrhundert, aus dem die evangelische Kirche entstanden ist
Protestant, -en/Protestantin, -en – jemand, der evangelisch ist
jemanden/etwas in den Mittelpunkt stellen – jemandem/einer Sache eine zentrale Rolle geben; dafür sorgen, dass jemand/etwas besonders wichtig ist
Krippe, -n (f.) – hier: eine Konstruktion aus Holz, aus der Tiere fressen und in der Jesus nach seiner Geburt gelegen hat
Engel, – (m.) – ein Wesen mit Flügeln, das von Gott geschickt wird (im Christentum, Islam und Judentum)
Mitra, Mitren (f.) – eine Art Hut, den ein hoher katholischer Priester trägt
Bescherung, -en (f.) – der Zeitpunkt, an dem die Weihnachtsgeschenke ausgepackt werden dürfen
etwas verschieben – hier: einen Termin so ändern, dass er später stattfindet
Mitternacht (f., nur Singular) – 12 Uhr nachts
sehnsüchtig – so, dass man sich etwas sehr wünscht
Fachkräfte suchen ihr Glück im Ausland
Pro Jahr wandern rund 180.000 Deutsche aus. Die meisten von ihnen sind hochqualifiziert. Viele kehren nach einigen Jahren zurück, aber nicht alle. Wissenschaftler diskutieren über die Konsequenzen für Deutschland.
Ein gutes Jobangebot, bessere Bezahlung – meistens ist es die Arbeit, die Deutsche für längere Zeit ins Ausland führt. Dort verdienen die Auswanderer pro Monat im Durchschnitt etwa 1.200 Euro mehr als in der Heimat. Es gibt aber auch viele andere Gründe. Fast die Hälfte wandert aus, um anders zu leben als in Deutschland. Sie wünschen sich zum Beispiel ein anderes Klima oder wollen eine neue Kultur kennenlernen.
Wissenschaftler der Universität Duisburg-Essen und des Bundesinstituts für Bevölkerungsforschung haben herausgefunden, dass jedes Jahr rund 180.000 Deutsche auswandern. Vor allem hochqualifizierte Fachkräfte verlassen das Land: 76 Prozent der Auswanderer haben einen Hochschulabschluss. Muss man sich deshalb Sorgen um Forschung und Wirtschaft in Deutschland machen?
Nein, meint Andreas Ette vom Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung. Denn von 180.000 Auswanderern bleiben nur 51.000 für immer im Ausland. Die meisten kehren irgendwann nach Deutschland zurück. Gabriel Felbermayr, der Präsident des Instituts für Weltwirtschaft, ist anderer Meinung: „Wir haben über die letzten zehn Jahre eine halbe Million Menschen ans Ausland verloren und drei Viertel davon sind hochgebildet. Das ist für eine Volkswirtschaft (…), die stark auf gut ausgebildete Menschen angewiesen ist, keine gute Nachricht.“
Felbermayr meint, dass man die Rückkehr nach Deutschland attraktiver machen muss, zum Beispiel durch niedrigere Steuern und Abgaben. Außerdem sollte man die Arbeitsbedingungen an den Hochschulen verbessern. Das fordert auch Werner Eichhorst vom Forschungsinstitut für die Zukunft der Arbeit. Denn in Deutschland erhalten Wissenschaftler oft nur befristete Verträge mit einer kurzen Laufzeit. In einem Punkt sind sich aber alle einig: Menschen mit Auslandserfahrung sind eine Bereicherung – nicht nur für die Wirtschaft, sondern auch für die Gesellschaft.
Vokabular
Fachkräfte suchen ihr Glück im Ausland
Fachkraft, -kräfte (f.) – jemand, der gut ausgebildet und für eine bestimmte Arbeit qualifiziert ist
aus|wandern – sein Heimatland verlassen und in ein anderes Land gehen, um dort zu leben und zu arbeiten
hochqualifiziert – für eine bestimmte Tätigkeit sehr gut ausgebildet
zurück|kehren – an einen Ort zurückgehen (Substantiv: die Rückkehr)
Wissenschaftler, – /Wissenschaftlerin, -nen – jemand, der an einer Forschung arbeitet
etwas heraus|finden – etwas entdecken; etwas erfahren; etwas wissen, was man vorher noch nicht wusste
Bereicherung, -en (f.) – etwas, das hinzukommt und etwas besser macht
Hochschulabschluss, -abschlüsse (m.) – die Tatsache, dass man ein Studium an einer Universität oder einer anderen Hochschule mit Erfolg beendet hat
Million, -en (f.) – Zahlwort: 1.000.000
hochgebildet – so, dass jemand sehr viel gelernt hat und sehr viel weiß
Volkswirtschaft, -en (f.) – die gesamte Wirtschaft eines Landes
auf etwas/jemanden angewiesen sein – etwas/jemanden unbedingt brauchen; von etwas/jemandem abhängig sein
attraktiv – hier: so, dass etwas interessant und positiv für jemanden ist
Abgabe, -n (f.) – Geld, das man an den Staat bezahlen muss, z. B. für Steuern und Versicherungen
befristet – hier: so, dass jemand einen Arbeitsvertrag nur für eine bestimmte Zeit bekommt
Laufzeit, -en (f.) – hier: die Zeit, während der ein Vertrag gültig ist
sich einig sein – der gleichen Meinung sein
Elektroschrott: zu wertvoll für die Müllhalde
Viele elektronische Geräte wandern schon nach wenigen Jahren in den Müll. Aber eigentlich sind sie dafür viel zu schade. Denn sie enthalten wertvolle Stoffe, die nur schwer zu gewinnen sind.
Fernseher, Tablets, Handys: Meist benutzen wir diese Geräte nur wenige Jahre. Dann wandern sie in den Müll, weil sich eine Reparatur nicht mehr lohnt oder das Gerät nicht mehr modern genug ist. So entstehen große Mengen Elektroschrott. Laut Schätzungen der Vereinten Nationen sind es über 44 Millionen Tonnen im Jahr.