Verbot von Tabakwerbung – bald auch in Deutschland?
Rauchende Menschen auf Plakaten und Kinoleinwänden – bisher war das in Deutschland noch erlaubt. Doch die CDU sperrt sich nicht länger gegen das Tabakwerbeverbot. Verliert die Tabaklobby ihren Einfluss?
Jährlich sterben in Deutschland mehr als 121.000 Menschen an den Folgen des Rauchens. Ärzte warnen schon lange vor dem Gesundheitsrisiko des Tabakkonsums. Trotzdem hat sich Angela Merkels Partei, die CDU, bisher gegen ein Verbot von Tabakwerbung gesperrt. Deshalb ist Deutschland das letzte EU-Land, in dem z.B. Tabakwerbung auf Kinoleinwänden oder Plakaten noch erlaubt ist.
Nun überrascht Angela Merkel mit ihrem klaren „Ja“ für ein Tabakwerbeverbot. Ab Januar 2021 soll es keine Kinowerbung mehr vor Filmen geben, die für Jugendliche unter 18 Jahren erlaubt sind. Außerdem dürfen ab 2022 keine Tabakprodukte mehr auf Plakaten zu sehen sein. Ein Grund dafür ist, dass die Tabaksteuer dem Staat zwar 14 Milliarden Euro im Jahr einbringt, für Krankheiten durch das Rauchen aber 78 Milliarden Euro bezahlt werden müssen.
Trotzdem ist Deutschland das langsamste EU-Land im Kampf gegen Nikotin. Woran das liegen kann, haben US-Dokumente aus den 1990er Jahren gezeigt: Der Einfluss der Tabakindustrie auf deutsche Politiker und Wissenschaftler ist sehr groß gewesen. Deshalb konnten die Lobbyisten Maßnahmen gegen die Tabak-Industrie verhindern.
Der Kieler Gesundheitsforscher Reiner Hanewinkel sieht einen weiteren Grund für den langsamen Fortschritt in der Geschichte Deutschlands. Während des NS-Regimes wurde bestimmt, „was gesund ist – also rassisch gesund“. Danach habe sich in Deutschland die Einstellung entwickelt, sich "vom Staat nicht mehr bei der Gesundheit reinregieren lassen zu wollen", sagt er.
Vokabular
Verbot von Tabakwerbung – bald auch in Deutschland?
Tabak, -e (m.) – das pflanzliche Produkt, aus dem man Zigaretten herstellt
Plakat, -e (n.) – ein großes Papier, auf dem Werbung zu sehen ist
Leinwand, -wände (f.) – hier: eine große, oft weiße Fläche, auf der man Filme zeigen kann
CDU (f.) – Abkürzung für: Christlich Demokratische Union; eine konservative Partei in Deutschland
Lobby, -s (f., aus dem Englischen) – hier: eine Gruppe von Menschen mit gleichen Interessen, die versucht, die Politik in ihrem Sinn zu beeinflussen
Konsum (m., nur Singular) – der Gebrauch von etwas
jemanden überraschen; etwas überrascht jemanden – so sein, dass etwas passiert, das man nicht erwartet hat
Milliarde, -n (f.) – 1.000.000.000; tausend Millionen
jemandem etwas ein|bringen – der Grund dafür sein, dass jemand etwas bekommt
Nikotin (n., nur Singular) – ein Stoff, der in Tabak enthalten ist; ein Nervengift
Wissenschaftler, – /Wissenschaftlerin, -nen – jemand, der in der Forschung arbeitet
Maßnahme, -n (f.) – etwas, das man macht, um ein Ziel zu erreichen
Gesundheitsforscher, -/Gesundheitsforscherin, -nen – jemand, der Untersuchungen zum Thema Gesundheit macht
Fortschritt, -e (m.) – die Tatsache, dass man etwas erreicht hat
NS-Regime (n., nur Singular) – die Diktatur des Nationalsozialismus in Deutschland (1933-1945)
rassisch – hier: nach nationalsozialistischer Vorstellung so, dass jemand ein bestimmtes Äußeres hat
Einstellung, -en (f.) – hier: die Meinung; die Art, wie man über etwas denkt
rein|regieren – sich in die Politik einmischen und sie beeinflussen
Das Problem mit der schnellen Mode
Billigmode ist im Trend, doch die Massenproduktion von Kleidung schadet der Umwelt. Klima-Aktivisten kämpfen gegen die Wegwerf-Textilien der Fast Fashion-Industrie und fordern mehr Nachhaltigkeit.
Kleidung der großen Mode-Ketten trägt inzwischen fast jeder. Fast Fashion-Firmen wie „Zara“ und „H&M“ verkaufen ihre Mode auf der ganzen Welt. Bei der Massenproduktion von Wegwerf-Textilien verbrauchen die Hersteller aber viel Wasser und Energie, und es entstehen große Mengen Abfall. Das kritisieren Klima-Aktivisten.
„Der Druck der umweltbewussten Konsumenten wird wachsen […]“, sagt die Mode-Expertin Carmen Valor. Es ist also gut für die Verkaufszahlen, wenn man sich für Nachhaltigkeit einsetzt; das wissen die Firmen. Allerdings ist die Konkurrenz unter den Mode-Ketten groß, und so ist es nicht leicht für sie, wirtschaftliche Interessen und ökologische Ziele zu verbinden.
Trotzdem ist sich Valor sicher, dass sich das Recycling von Textilien in naher Zukunft durchsetzen wird. Dafür muss aber die Qualität der Stoffe gut sein, und das ist bei Fast-Fashion meist nicht der Fall. Einige kleine Modehäuser wie zum Beispiel die spanische Marke „Ecoalf“ verkaufen allerdings schon seit Jahren Recycling-Mode und machen Werbung mit dem Satz: „Es gibt keinen Planeten B.“
Eine andere Form der Nachhaltigkeit ist das Mieten von Kleidung. Der Trend kommt aus den USA, aber auch in Europa bieten Firmen das schon an. Doch nicht nur die Textil-Firmen müssen neue Wege gehen, auch die Konsumenten müssen ihr Verhalten ändern. Allein in den USA wurden 2019 15 Millionen Tonnen Kleidung entsorgt – doppelt so viel wie vor 20 Jahren. Dagegen kann jeder etwas tun: zum Beispiel weniger Kleidung kaufen oder gleich zu Second-Hand-Mode greifen.
Vokabular
Das Problem mit der schnellen Mode
Massenproduktion, -en (f., meist Singular) – die Tatsache, dass etwas in großer Menge produziert wird
Aktivist, -en/Aktivistin, -nen – jemand, der für ein (politisches) Ziel kämpft
Wegwerf-Textilie, -n (f.) – Kleidung, die man kurz trägt und dann in den Müll wirft
Fast Fashion (f., nur Singular, aus dem Englischen) – billige Mode
Nachhaltigkeit (f., nur Singular) – hier: ein Schutz natürlicher Ressourcen durch eine umweltschutzgerechte Produktion
Kette, -n (f.) – hier: eine Firma, die viele Geschäfte und Läden hat
etwas kritisieren – sagen, dass man etwas nicht gut findet
umweltbewusst — so, dass jemand sich so verhält, dass es gut für die Umwelt ist
Konsument, -en/Konsumentin, -nen – jemand, der etwas kauft und benutzt
Experte, -n/ Expertin, -nen – eine Person, die zu einem Thema sehr viel weiß
Konkurrenz (f., nur Singular) – hier: wirtschaftlicher Wettbewerb
ökologisch – hier: umweltfreundlich
sich durch|setzen – hier: sich verbreiten; überall normal werden
Recycling (n., nur Singular; aus dem Englischen) – die Tatsache, dass man aus gebrauchten Gegenständen neue Materialien herstellt
Planet, -en (m.) – ein Himmelskörper, der sich um eine Sonne dreht
Tonne, -n (f.) – hier: ein Maß für das Gewicht; 1000 Kilogramm
etwas entsorgen – etwas in den Müll werfen
zu etwas greifen – etwas nehmen
Second Hand (f., nur Singular) – aus dem Englischen: gebraucht; aus zweiter Hand
Familiäre Pflege: meistens Frauensache
Fast elf Billionen Dollar würden Frauen weltweit verdienen, wenn sie für die Arbeit in Haushalt und Familie bezahlt würden. Besonders arme Frauen verpassen Chancen, weil sie sich um ihre Angehörigen kümmern müssen.