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Auf beiden Schiffen herrschte völlige Stille, und die Mannschaft der Brigantine stand oder lag, der Gnade ihrer Angreifer ausgeliefert.

Bolitho sagte:»Danke. Das war knapp.»

Dalkeith schien nicht zu hören. Er sagte gebrochen:»Sie haben Majendie getötet. Wie einen Hund erschossen, als er versuchte, einen Verwundeten zu retten.»

Bolitho spürte die Finger des Arztes auf seinem Arm, als er das Hemd zu einer groben Bandage zerriß.

Er wandte sich um, die beiden Schiffe zu betrachten.

Einige seiner Männer riefen heiser hurra, als er zum Schanzkleid hinüberging, aber die meisten waren zu ausgepumpt, um sich überhaupt zu bewegen.

Ärger, Ekel, sowie ein Gefühl des Verlustes überfluteten ihn, als er durch seine keuchenden Leute ging. Wenn man daran dachte, daß Männer gestorben waren, nur weil jemand Reichtümer für andere erlangen wollte, die für jeden Vorwurf unerreichbar waren.

«Aber diesmal nicht!«Er sprach laut, ohne es zu merken.»Für den heutigen Tag wird jemand bitter bezahlen müssen!»

Eines Mannes Schaden…

Konteradmiral Sir Evelyn Christie erhob sich hinter seinem Tisch, der mit Dokumenten beladen war, und beugte sich vor, um ihm die Hand zu reichen.

«Willkommen. «Er wies auf einen Stuhl.»Freut mich, Sie wiederzusehen.»

Bolitho setzte sich und beobachtete den Admiral, als dieser zur Heckgalerie hinüberging. Es war drückend heiß, und obwohl eine stete Brise über Sandy Hook strich, war die Luft in der Prunkkajüte des Flaggschiffs stickig.

Christie setzte abrupt hinzu:»Es tut mir leid, daß Sie so lange warten mußten. Aber die hohe Politik ist nichts für einen jungen Kapitän. «Er lächelte.»Ihr Mut ist über jeden Zweifel erhaben, doch hier in New York würde man Sie am liebsten lebendig fressen!»

Bolitho versuchte, sich zu entspannen. Drei Tage, nachdem er Anker geworfen hatte, war er praktisch auf seinem Schiff arretiert worden. Nachdem er seinen Bericht an das Flaggschiff gegeben und seine Verwundeten zur weiteren Pflege an Land hatte bringen lassen, ließ man kaum Zweifel an seiner eigenen Lage. Es war kein eigentlicher Befehl ausgegeben worden, aber der Wachoffizier hatte ihm mitgeteilt, daß seine Anwesenheit an Bord im Interesse aller wünschenswert sei, bis der Admiral sich geäußert hätte.

Er begann:»Wenn ich unrecht getan habe, dann.»

Christie blickte ihn erstaunt an.»Unrecht? Genau das Gegenteil. Aber Sie haben diesmal den Fuchs unter die Gänse gelassen. «Er zuckte die Schultern.»Doch Sie sind nicht an Bord gekommen, um zu hören, was Sie schon wissen. Ihre Aktion gegen die Five Sisters, die Tatsache, daß Sie gewisse Dokumente an sich bringen konnten, ehe ihr Besitzer sie vernichten konnte, überwiegen bei weitem das Unbehagen anderswo.»

«Danke, Sir. «Er war immer noch nicht sicher, worauf Christies Ausführungen abzielten.

«Es scheint jetzt festzustehen, daß der Kommandant der Brigantine, ein gewisser Matthew Crozier, die Absicht hatte, entweder einem feindlichen Schiff oder einem Spion entlang der Küste Informationen weiterzugeben. Das würde erklären, warum er sich so weit ab vom Kurs befand, eher als seine Entschuldigung, einer spanischen Fregatte aus dem Wege gegangen zu sein. Es kann aber über seine hauptsächliche Mission keinen Zweifel geben. Bei seiner Fahrt nach Jamaika sollte er dem Compte de Grasse in Martinique eine Botschaft bringen. Meine Leute haben die Depesche sehr sorgfältig untersucht. «Er blickte Bolitho voll an.»Sie fanden darin alle Details unserer Abwehr und alle verfügbaren Kriegsschiffe. Truppenaufmärsche, sowohl zur See als auch an Land, bis zur Angabe unserer Truppenstärke unter Cornwallis«. Er nahm ein Dokument auf und las einige Sekunden darin.»So oder so, an dieses Jahr werden wir uns erinnern!»

Bolitho bewegte sich unruhig in seinem Stuhl.»Wie konnte ein Freibeuter wie Crozier für die Engländer arbeiten?»

Christie lächelte schief.»Ihm gehörte die Brigantine. Sie wurde zweifelsohne von seiner Partei gekauft. Die Mannschaft war zusammengesucht, der Abschaum von einem Dutzend Häfen und fast genauso vielen Ländern. Da kleine Schiffe so gefragt sind, war die Täuschung nicht so schwierig. Selbst auf seinen offiziellen Fahrten schmuggelte er ganz offensichtlich. «Er drehte sich um, seine Schultern wurden plötzlich steif.»Meist für die, die in New York an der Macht sind!»

«Darf ich fragen, ob sie bestraft werden?»

Christie drehte sich um und zuckte die Schultern.»Wenn Sie General Blundell meinen, so können Sie versichert sein, daß er Amerika sehr bald verlassen wird. Ich bin ebenso sicher, daß er durch Einfluß und mächtige Freunde daheim gerettet werden wird. Entfernung und Zeit sind wichtige Hilfskräfte, was die Schuldigen betrifft. Andere aber werden sicherlich an die Wand gestellt werden, und es ist mir gesagt worden, daß die Militärregierung Ihre Entdeckung dazu benutzen will, um sich zumindest teilweise von den Parasiten zu befreien, die schon zu lange von ihr gelebt haben.»

Er lächelte über Bolithos ernstes Gesicht.»Schenken Sie Madeira nach. Er wird uns beiden guttun. «Er fuhr im selben ruhigen Ton fort:»Admiral Graves ist mit Ihnen sehr zufrieden. Er hat den Schoner Lucifer nach Antigua gesandt, um Admiral Rodney über die Situation hier zu informieren. Es wurden Patrouillen nach Newport beordert, die die Schwadron von de Barras beobachten sollen, obwohl es, wie Sie sehr gut wissen, schwierig ist zu beurteilen, was dort geschieht. In der Tat wird mit den zur Verfügung stehenden Kräften alles getan, um die lokalen Gewässer zu bewachen, damit man weiß, woher der Tiger angreifen wird.»

Er nahm ein Glas aus Bolithos Hand und frage:»Ist die Sparrow in gutem Zustand?»

Bolitho nickte. Es fiel ihm immer noch schwer, mit dem kleinen Admiral Schritt zu halten.»Mein Zimmermann hat die Reparaturen an der Reling fast fertiggestellt und..

Christie nickte kurz.»Das kann auch auf See erledigt werden. Ich möchte, daß Sie für mindestens drei Monate Vorräte aufnehmen. Mein Flaggkapitän hat das in der Hand.

Es könnte sogar sein, daß er für Sie einige Seeleute findet, um die in der Schlacht gefallenen zu ersetzen. Ich habe die Heran wieder nach Süden gesandt, aber meine anderen Küstenpatrouillen sind zu sehr auseinandergezogen, um unsere Sicherheit zu gewährleisten. Ich benötige jedes verfügbare Schiff, besonders Ihres. «Er lächelte.»Und Sie.»

«Danke, Sir. «Er setzte sein Glas ab.»Wieder nach Newport?»

Der Admiral schüttelte den Kopf.»Sie werden zu Farr und seiner Heran stoßen.»

Bolitho starrte ihn an.»Aber, Sir, ich dachte, Sie benötigen Schiffe, um de Barras zu bewachen?»

Christie nahm die Karaffe auf und betrachtete sie gedankenverloren.»Vielleicht später. Aber im Augenblick möchte ich Sie aus Sandy Hook heraus haben. Weg von denen, die versuchen werden, Sie unterzukriegen. Sie haben sich durch Ihre Handlungsweise Feinde gemacht. Wie ich eben schon sagte, Sie sind den gewundenen Pfaden der Politik nicht gewachsen.»

«Ich bin bereit, das Risiko auf mich zu nehmen, Sir.»

«Aber ich nicht!«Christies Stimme war hart, wie damals beim Kriegsgericht hier in derselben Kajüte.»Für Sie sind Ihr Schiff und dessen Angelegenheiten das Wichtigste. Ich muß in größeren Dimensionen denken, und meine Vorgesetzten in noch größeren. Wenn es ratsam ist, daß Sie meine ganze Schwadron gegen de Barras führen, dann wird es so geschehen. Und wenn Ihr Schiff geopfert werden muß wie ein Tier in der Falle, dann wird auch das befohlen werden. «Er hielt inne.»Vergeben Sie mir. Das war unverzeihlich. «Er zeigte auf seine Seekarten.»Der Feind ist mächtig, aber doch nicht so, daß er überall zugleich angreifen könnte. Er kann gegen New York ziehen, denn ohne die Stadt haben wir keine Regierung in Amerika. Oder er kann sich gegen die Armee von General Cornwallis wenden, denn ohne die Landstreitkräfte sind wir genauso verloren. Auf jeden Fall wird es zum Kampf kommen, und meiner Meinung nach wird eine Seeschlacht unser Schicksal entscheiden — und die Geschichte der nächsten Jahre.»

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