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Er rief:»Was macht die Brigg?»

Couzens starrte hinüber und antwortete:»Sie hat beigedreht, Sir! Sie läßt die Boote unbehelligt.»

Bolitho nickte, außerstande mehr zu sagen. Die White Hills hatte keine andere Wahl, besonders da d'Esterres Bootsgruppe es vermied, zwischen sie und die schreckliche Artillerie der Trojan zu geraten.

Die Kaperung der Brigg wog nicht all die Toten auf, aber sie bewies der Besatzung der Trojan, was sie zu leisten vermochte, und gab ihr einen Teil ihres Stolzes zurück.

Die restlichen Boote der Trojan waren ebenfalls zu Wasser gelassen worden und kamen rasch herbei, um sich an der Rettungsarbeit zu beteiligen. Bolitho sah die beiden Jollen und sogar die Gig über das Wasser tänzeln. Dennoch dauerte es noch eine volle Stunde, bis er und Couzens von dem über das ganze Gesicht grinsenden Fähnrich Pullen an Bord der Gig genommen wurden.

Bolitho konnte wohl ermessen, was die Verzögerung für Stock-dale bedeutet hatte. Der aber kannte ihn gut genug, um sich mit seinem von Verwundeten und halb Ertrunkenen überladenen Boot fernzuhalten, anstatt einem gesunden, unverletzten Leutnant den Vorzug zu geben, der noch dazu in vorläufiger Sicherheit war.

Ihre schließliche Rückkehr auf die Trojan war von gemischten Gefühlen begleitet: Trauer darüber, daß einige der älteren und erfahreneren Seeleute gefallen oder verwundet worden waren, gleichzeitig aber eine wilde Freude, weil sie allein gehandelt und gewonnen hatten.

Als die hübsch angestrichene Brigg unter das Kommando einer Prisenbesatzung gestellt worden war und die Seeleute auf beiden Seiten des Fallreeps der Trojan die zurückkehrenden Sieger mit Jubel begrüßten, hatten sie das Gefühl eines ungeheuren Triumphes.

Aber solche Augenblicke hielten niemals lange vor.

Als ein Seemann im Boot seinen Freund wachzurütteln versuchte, um ihm zu sagen, daß sie jetzt längsseits ihres eigenen Schiffes seien, stellte er mit ungläubigem Entsetzen fest, daß dieser tot war.

Die Jubelrufe wichen Gelächter, als Couzens nackt wie am Tage seiner Geburt durch die Pforte stieg mit aller Würde, derer er fähig war, während zwei grinsende Marineinfanteristen vor ihm das Gewehr präsentierten. Und als Stockdale Bolitho entgegenschritt, um ihn zu begrüßen, wobei sein schiefes, glückliches Willkommenslächeln mehr aussagte, als alle Worte es vermocht hätten.

Aber trotz allem war es Pears großer Tag. Breit und massig wie seine geliebte Trojan selbst, so stand er und beobachtete alles schweigend.

Als Couzens versuchte, sich möglichst schnell zu verstecken, rief er barsch:»Das ist keine Art, sich zur Schau zu stellen, nicht für einen Offizier des Königs, Sir! Wirklich, ich weiß nicht, was Sie sich dabei denken, Mr. Couzens!«Als der Junge mit hochrotem Kopf zum nächsten Niedergang rannte, fügte er hinzu:»Bin trotzdem stolz auf Sie!»

Bolitho überquerte das Achterdeck, seine nassen Stiefel quietschten laut.

Pears blickte ihn grimmig an.»Die Yawl verloren, eh? Beladen war sie wohl auch noch?»

«Aye, Sir, ich glaube, sie sollte die Brigg ausrüsten. «Er sah seine Leute vorbeihinken, teerige Hände klopften ihnen auf die Schultern, und fügte leise hinzu:»Unsere Leute haben sich tapfer geschlagen, Sir.»

Er beobachtete, wie die Brigg wieder Segel setzte, das zerschossene Marssegel bestand nur noch aus Fetzen. Er vermutete, daß Pears einen Steuermannsmaaten hinübergeschickt hatte, während die Marineinfanteristen die gefangene Besatzung durchsuchten. Frowd wurde möglicherweise als Prisenkommandant eingesetzt, das mochte ihn etwas aussöhnen mit seinem schlimm zugerichteten

Knie, denn was Thorndike und später vielleicht ein Krankenhaus auch für ihn tun konnten, hinken würde er wohl bis an sein Lebensende. Er hatte den Rang eines Leutnants erreicht, wußte aber wohl selbst am besten, daß diese Verwundung jeden weiteren Aufstieg verhindern würde.

Es war später Nachmittag, bis beide Schiffe die Inseln und, zu ihrer Erleichterung, auch die Riffe und Wirbel hinter sich gelassen und freien Seeraum gewonnen hatten.

Als d'Esterre auf die Trojan zurückkehrte, hatte er einen weiteren wichtigen Fund zu melden.

Der Kapitän der White Hilk war kein anderer als Jonas Tracy, der Bruder des Mannes, der beim Kapern des Schoners Faithful getötet worden war. Er hatte die feste Absicht gehabt, sich auch unter dem Beschuß der Trojan einen Weg freizukämpfen, ob hoffnungslos oder nicht. Aber das Glück war ihm nicht hold gewesen. Seine Besatzung war zum größten Teil neu und noch nicht auf einem Kriegsschiff ausgebildet, ein Umstand, der dazu beigetragen hatte, daß man einem alten Fuchs wie Tracy dieses Kommando übertragen hatte. Sein Ruf und die Liste seiner Erfolge hatten den Ausschlag gegeben. Tracy hatte gerade den Befehl zum Wenden gegeben, um eine unbekannte, schmale Durchfahrt zwischen den Inseln, von der er einmal gehört hatte, zu suchen. Seine Leute, ohnehin schon völlig verängstigt durch das plötzliche Auftauchen der Trojan, waren am Ende, als die zweite, sorgfältig gezielte Salve in den Rumpf der Brigg schlug. Eine Kugel war auf eine Lafette geprallt und zersplittert, ein Metallstück hatte Tracys Arm an der Schulter abgerissen. Der Anblick ihres zähen, stets fluchenden Kommandanten, der jetzt vor ihren Augen niedergerissen und verstümmelt worden war, hatte ihnen den Rest gegeben und sie bewogen, rasch die Flagge niederzuholen.

Bolitho wußte nicht, ob Tracy noch lebte. Es war eine Ironie des Schicksals, daß er mit seinen Kanonen auf den Mann gefeuert hatte, der mitverantwortlich war für den Tod seines Bruders.

Bolitho wusch sich in seiner kleinen Kabine, als er eine Bewegung an Deck hörte und den fernen Ruf eines Ausgucks vom Mast, daß ein Segel in Sicht sei.

Das andere Schiff erwies sich bald als eine Fregatte, die sich rasch näherte, dann beidrehte und ohne viel Umstände ein Boot zu Wasser ließ, das den Kommandanten herüberbrachte.

Bolitho warf sein Hemd über und eilte an Deck. Die Fregatte war die Kittiwake, die er schon in Antigua gesehen hatte.

Mit einem Zeremoniell, als läge sie sicher verankert auf der Reede in Plymouth, empfing die Trojan den Besucher. Während die Wachen das Gewehr präsentierten und die Bootsmannspfeifen schrillten, schritt Pears herbei, um den anderen Kommandanten zu begrüßen. Bolitho erkannte ihn, es war einer der Beisitzer des Untersuchungsausschusses bei Quinns Verhandlung gewesen, nicht der dünnlippige, sondern der andere, der, soweit sich Bolitho erinnerte, überhaupt nichts gesagt hatte.

Der Sonnenuntergang stand kurz bevor, als der Kapitän der Kittiwake sich verabschiedete, wobei sein Schritt nicht mehr ganz so fest war wie beim Anbordkommen.

Die Fregatte setzte wieder volle Segel, ihr Tuch glänzte wie goldene Seide in den letzten Strahlen der Sonne. Bald würde sie außer Sicht und ihr Kommandant frei sein von Admiralen und sonstigen Obrigkeiten. Bolitho seufzte.

Cairns gesellte sich zu ihm, beobachtete dabei die Wache, die das Segelsetzen vorbereitete.

«Sie kam mit Depeschen von Antigua«, sagte er.»Ist von ihrem Geschwader entlassen worden, um vor uns her nach Jamaika zu segeln. Wir sind also doch keine Ausgestoßenen mehr. «Seine Stimme klang, als sei er in Gedanken ganz woanders.

«Ist irgend etwas los?»

Cairns blickte ihn an, sein Gesicht glühte im letzten Sonnenlicht.»Kapitän Pears denkt, daß der Seekrieg im karibischen Raum beendet wird.»

«Nicht in Amerika?«Bolitho verstand das nicht.

«Wie ich ist auch er der Ansicht, daß der Krieg schon vorbei ist. Siege wird es geben, muß es geben, wenn wir auf die Franzosen treffen und sie sich stellen. Aber einen Krieg zu gewinnen, dazu gehört mehr als das, Dick. «Er klopfte ihm auf die Schulter und lächelte traurig.»Ich halte dich auf, der Kommandant möchte dich sprechen. «Damit ging er weiter und rief:»Mr. Dalyell, was ist das für ein wüstes Durcheinander? Schicken Sie die Toppsgasten nach oben und pfeifen Sie die Leute an die Brassen. Das ist hier ja der reinste Fischmarkt!»

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