Bei einem Dorf
Götz. Georg.
Götz. Geschwind zu Pferde, Georg! ich sehe Miltenberg brennen. Halten sie so den Vertrag? Reit hin, sag ihnen die Meinung. Die Mordbrenner! Ich sage mich von ihnen los. Sie sollen einen Zigeuner zum Hauptmann machen, nicht mich. Geschwind, Georg. (Georg ab.) Wollt, ich wäre tausend Meilen davon, und läg im tiefsten Turn, der in der Türkei steht. Könnt ich mit Ehren von ihnen kommen! Ich fahr ihnen alle Tag durch den Sinn, sag ihnen die bittersten Wahrheiten, daß sie mein müde werden und mich erlassen sollen.
(Ein Unbekannter.)
Unbekannter. Gott grüß Euch, sehr edler Herr.
Götz. Gott dank Euch. Was bringt Ihr? Euern Namen?
Unbekannter. Der tut nichts zur Sache. Ich komme, Euch zu sagen, daß Euer Kopf in Gefahr ist. Die Anführer sind müde, sich von Euch so harte Worte geben zu lassen, haben beschlossen, Euch aus dem Weg zu räumen. Mäßigt Euch oder seht zu entwischen, und Gott geleit Euch. (Ab.)
Götz. Auf diese Art dein Leben zu lassen, Götz, und so zu enden! Es sei drum! So ist mein Tod der Welt das sicherste Zeichen, daß ich nichts Gemeines mit den Hunden gehabt habe.
(Einige Bauern.)
Erster Bauer. Herr, Herr! Sie sind geschlagen, sie sind gefangen.
Götz. Wer?
Zweiter Bauer. Die Miltenberg verbrannt haben. Es zog sich ein Bündischer Trupp hinter dem Berg hervor und überfiel sie auf einmal.
Götz. Sie erwartet ihr Lohn. — O Georg! Georg! — Sie haben ihn mit den Bösewichtern gefangen — Mein Georg! Mein Georg! —
(Anführer kommen.)
Link. Auf, Herr Hauptmann, auf! Es ist nicht Säumens Zeit. Der Feind ist in der Nähe und mächtig.
Götz. Wer verbrannte Miltenberg?
Metzler. Wenn Ihr Umstände machen wollt, so wird man Euch weisen, wie man keine macht.
Kohl. Sorgt für unsere Haut und Eure. Auf! Auf!
Götz (zu Metzler). Drohst du mir! Du Nichtswürdiger! Glaubst du, daß du mir fürchterlicher bist, weil des Grafen von Helfenstein Blut an deinen Kleidern klebt?
Metzler. Berlichingen!
Götz. Du darfst meinen Namen nennen, und meine Kinder werden sich dessen nicht schämen.
Metzler. Mit dir feigem Kerl! Fürstendiener!
Götz (haut ihn über den Kopf, daß er stürzt. Die andern treten dazwischen).
Kohl. Ihr seid rasend. Der Feind bricht auf allen Seiten 'rein, und ihr hadert!
Link. Auf! Auf!
(Tumult und Schlacht. — Weislingen. Reiter.)
Weislingen. Nach! Nach! Sie fliehen. Laßt euch Regen und Nacht nicht abhalten. Götz ist unter ihnen, hör ich. Wendet Fleiß an, daß ihr ihn erwischt. Er ist schwer verwundet, sagen die Unsrigen. (Die Reiter ab.) Und wenn ich dich habe! — Es ist noch Gnade, wenn wir heimlich im Gefängnis dein Todesurteil vollstrecken. — So verlischt er vor dem Andenken der Menschen, und du kannst freier atmen, törichtes Herz. (Ab.)
Nacht, im wilden Wald. Zigeunerlager
Zigeunermutter am Feuer.
Mutter. Flick das Strohdach über der Grube, Tochter, gibt hint nacht noch Regen genug.
(Knab kommt.)
Knab. Ein Hamster, Mutter. Da! Zwei Feldmäus.
Mutter. Will sie dir abziehen und braten, und sollst eine Kapp haben von den Fellchen. — Du blutst?
Knab. Hamster hat mich bissen.
Mutter. Hol mir dürr Holz, daß das Feuer loh brennt wenn dein Vater kommt, wird naß sein durch und durch.
(Andre Zigeunerin, ein Kind auf dem Rücken.)
Erste Zigeunerin. Hast du brav geheischen?
Zweite Zigeunerin. Wenig genug. Das Land ist voll Tumult herum, daß man seins Lebens nicht sicher ist. Brennen zwei Dörfer lichterloh.
Erste Zigeunerin. Ist das dort drunten Brand, der Schein? Seh ihm schon lang zu. Man ist die Feuerzeichen am Himmel zeither so gewohnt worden.
(Zigeunerhauptmann, drei Gesellen kommen.)
Hauptmann. Hört ihr den wilden Jäger?
Erster Zigeuner. Er zieht grad über uns hin.
Hauptmann. Wie die Hunde bellen! Wau! Wau!
Zweiter Zigeuner. Die Peitschen knallen.
Dritter Zigeuner. Die Jäger jauchzen holla ho!
Mutter. Bringt ja des Teufels sein Gepäck!
Hauptmann. Haben im Trüben gefischt. Die Bauern rauben selbst, ist's uns wohl vergönnt.
Zweite Zigeunerin. Was hast du, Wolf?
Wolf. Einen Hasen, da, und einen Hahn; ein Bratspieß; ein Bündel Leinwand; drei Kochlöffel und ein Pferdzaum.
Sticks. Ein wullen Deck hab ich, ein Paar Stiefeln, und Zunder und Schwefel.
Mutter. Ist alles pudelnaß, wollen's trocknen, gebt her.
Hauptmann. Horch, ein Pferd! Geht! Seht, was ist. (Götz zu Pferd.)
Götz. Gott sei Dank! Dort seh ich Feuer, sind Zigeuner. Meine Wunden verbluten, die Feinde hinterher. Heiliger Gott, du endigst gräßlich mit mir!
Hauptmann. Ist's Friede daß du kommst?
Götz. Ich flehe Hülfe von euch. Meine Wunden ermatten mich. Helft mir vom Pferd!
Hauptmann. Helf ihm! Ein edler Mann, an Gestalt und Wort.
Wolf (leise). Es ist Götz von Berlichingen.
Hauptmann. Seid willkommen! Alles ist Euer, was wir haben.
Götz. Dank Euch.
Hauptmann. Kommt in mein Zelt.
Hauptmanns Zelt
Hauptmann. Götz.
Hauptmann. Ruft der Mutter, sie soll Blutwurzel bringen und Pflaster.
Götz (legt den Harnisch ab).
Hauptmann. Hier ist mein Feiertagswams.
Götz. Gott lohn's.
(Mutter verbindt ihn.)
Hauptmann. Ist mir herzlich lieb, Euch zu haben.
Götz. Kennt Ihr mich?
Hauptmann. Wer sollte Euch nicht kennen! Götz, unser Leben und Blut lassen wir für Euch.
(Schricks.)
Schricks. Kommen durch den Wald Reiter. Sind Bündische.
Hauptmann. Eure Verfolger! Sie sollen nit bis zu Euch kommen! Auf, Schricks! Biete den andern! Wir kennen die Schliche besser als sie, wir schießen sie nieder, eh sie uns gewahr werden.
Götz (allein). O Kaiser! Kaiser! Räuber beschützen deine Kinder. (Man hört scharf schießen.) Die wilden Kerls, starr und treu!
(Zigeunerin.)
Zigeunerin. Rettet Euch! Die Feinde überwältigen.
Götz. Wo ist mein Pferd?
Zigeunerin. Hierbei.
Götz (gürtet sich und sitzt auf ohne Harnisch). Zum letztenmal sollen sie meinen Arm fühlen. Ich bin so schwach noch nicht. (Ab.)
Zigeunerin. Er sprengt zu den Unsrigen.
(Flucht.)
Wolf. Fort, fort! Alles verloren. Unser Hauptmann erschossen. Götz gefangen.
(Geheul der Weiber und Flucht.)