Den 20. September beschwuren zwischen den Russen und dem General Gonsewskij die Puncta der Sicherheit von Seiten der Russen der Dworanin Ivan Silverstow und der Schreiber Wasilij Mikanskij, von des Generals Seiten aber 2 husarische Mitgesellen, Poniatowskij und Gurskij.
Den 23. September mit den pol. Commissarien die Zusammenkunfft, welche sich gar sehr drumb beschwerten, daß die Russ. mit dem General Gonsewskij absonderlich sich in Tractaten einlaßen wolten, welches von ihrer Seiten kein gutt Geblüth setzen würde.
Den 27. September mit den pol. Commissarien die 4te Zusammenkunfft, welche entlich nach vielen Streit (58r) auff die Condition der Russ. mit dem General Gonsewskij absonderlich zu conferiren bewilligten, daß erstlich aus ihrem Mittel 2 Personen mit dem General sprechen und Unterredung halten möchten, welches auch bewilliget und von beyden Seiten beschlossen ward.
Den 28. September ist der General Gonsewskij unter Warke, eine Meile von der Wilde, über 1.000 Pferde stark angelanget, worüber der General Dolgorukow bey den russ. Commiss. sich beklagend, wowieder stark protestirte, daß sich der General Gonsewskij ohne sein und seiner Collegen Wissen und Willen so nach sich zusetzen consentiret hätten.
Den 29. September in der Nacht kahm ein Allarm, als wann der General Sapieha mit seiner Armee angelanget und allbereit dem Dolgorukow eingefallen wäre.
Den 1. October sind von den russ. Commissarien der Bojar Knias Feodor Feodrovitz Wolkonskij und der Gesandschafften dumnij Diak Almar Ivanowitz mit dem General Gonsewskij in Gezelte auff jenseit der Willie bey der gemäuerten Brüke zusammen gewesen. Ward zu verstehen gegeben, wenn das Großfürstenthumb Litthauen absolute ohne der Cron Polen unter Ihro Czar. Maytt. Schutz sich begeben möchte, was sie dan von Ihro Czar. Maytt. vor Privilegia und Freyheiten zu erwarten hätten? Weilen aber von russ. Seiten drauff geantwortet ward, daß Großfürstenthumb Litthauen (58v) wäre schon gantz durch Ihro Czar. Maytt. und der russischen Nation manhaffte und glükliche Weise occupiret und müste ewig bey dem russischen Reiche und dessen Rechten und Freyheiten verbleiben, der General aber solte nur die Armee dahin bereden und sich selbst mit derselbigen unter Ihro Czar. Maytt. hohen Hand ergeben, so würde er und sie`einen grossen Recompence von dero Güttigkeit zu erwarthen haben. Dennoch ward unser Conferentz nichts und wolte kein Theil auff dis Manier wieder zusammenkommen, sondern schieden also ohne einige Abrede voneinander.
Den 4. Octobris war mit den pol. Commissarien eine Zusammenkunfft, welche auch nach vielem Streit, Klagen und Wiederklagen ohne einen Effect zergieng.
Den 6. October ward abermahl eine Zusammenkunfft bewilliget, aber die Pol. stelten sich nicht ein, da nun die russ. Commiss. bis an den Abend im Gezelt gewartet hatten und schon auffbrechen wolten nach der Stadt, kahm von den Pol. ein Hoffjunker mit Nahmen Protasewitz, berichtete in dero Nahmen, wie daß sie wegen gewisser Ursachen, nemblich weilen die russische Armee gar zu nahe stünde und der General Dolgorukow ihnen täglich dräuen thäte, an diesem Orte Conferentz zu kommen sich nicht unterstehen dorften. Demnach sie (59r) die Gezelte auff einen andern ihnen sichern Ort zu setzen, durch ihre Hoffjünker verabschieden und hernach sich ferner zur Conferentz einstellen wolten, musten also die Russ. unverrichter Sachen sich wieder nach der Stadt begeben.
Den 8. October wurden auff Begehren der pol. Commissarien die Gezelte auff einen andern Ort, nehmblich auff der Landstrassen nacher Lida, eine ½ Meile von der Stadt, in der Gegend, da sich der General Sapieha mit seiner Armee, welches die russ. Commiss. nicht wusten, gesetzet hatte, transportiret und kahmen also beyderseits Commissarien allda zusammen mit gar verbitterten Gemüthern, auch so, daß alsobald die gantze Sapiehische Armée sich nicht weit vom Gezelt in Bataille auff dem ebenen Felde, da vorhin die Gezelter gestanden hatten, praesentirete und die Commissarien, welche beyderseits wenig vom Frieden, sondern nur von lauter Krieg und Rache disputirten, in Uneinigkeit voneinander schieden.
Den 9. October ward die 7. Zusammenkunfft angestellet, zu versuchen, ob noch einige Mittel, etwas Guttes zu stifften und die Armeen ohne Blutvergiessen vor diesmahl voneinander zu bringen, übrig und zufrieden seyn möchten. (59v) Weilen aber nach weniger gepflegter Conferentz keine Hoffnung mehr schiene, rükten sowohl die russische als Sapiehische Armee ins Feld und stellten sich zu beyden Seiten des Gezelts in Batailie. Hirmit zerging die Commission ohne Frucht, die Gezelte wurden in geschwinder Eil abgerissen, und schieden beyderseits Commissarien in grosser Furie ohne genommenen Abschied voneinander. Die Armeen, so nach Abzuge der Commissarien etzliche Stunden sich im Felde gegeneinander praesentieret, keine aber den Anfang zum Treffen hatte machen wolen, musten endlich auch vor dißmahl ohne tentierte Feindseeligkeit zurük in ihr Lager marchieren.
Selbigen Abend ward von dem General Gonsewskij zu den russ. Commissarien ein Abgesandter, Lohowskij, geschikt, umb zu vernehmen, ob sie nicht resolviret wären, noch eins mit ihm zur Conferentz zu erscheinen, welches dem General Gonsewskij nicht allein abgesagt, sondern auch ausdrüklich zu entbothen ward, daß die ihm versprochene Securitet ferner nicht gelten würde, weilen die Sachen von der pol. Seite in allem contrair gingen, weswegen er sich je ehe, je lieber von dannen machen solte, weilen ihn der General Dolgorukow an dem Orte keinesweges länger dulden würde. Mit diesem ritte der Lohowskij zu dem General Gonsewskij, die unsrigen aber waren so sehr (60r) erschroken, daß sie auch bey dem General Sapieha Convoye zu fordern und der beschworenen Securitet nach von den Pol. ein freyes Geleit auszubetteln sich vorgenommen hatten. Aber der General Dolgorukow ließ ihnen gantz nicht wißen, was sein Vornehmen war.
Von dem 10. gegen den 11. October in der Nacht richtete der General Dolgorukow aus des General Gonsewskij sein Lager, welcher nach wenigem Scharmützel, da sich dann die Polen waker wehrten, dergestalt gelunge, daß nach Vormittag der General Gonsewskij selbst gefangen, sein Lager gewonnen und die gantze Assistentz, so aus 1.500 Pferden bestund, ruiniret ward. Bey 600 Personen blieben auff dem Platz, bey 70 vornehmen Officieren und Towarzysen wurden nebst dem General gefangen.
Den 19. October marchirten die russ. Commissarien, nachdem der General Sapieha mit seiner Armee auch aus den Willnischen Feldern gewichen und sich an feste Örter begeben hatte, und auch der russ. General Dolgorukow mit seiner conjungirten Armee von der Wilde, sich eines Einfalles von den Sapiehischen befürchtend, und nahmen ihren March (weilen die Sapiehischen bey Osmiana herumb travalirten) auff Smorgon, Radoskiewitz und Logoysk (60v) nacher Borisow. Aber auff dem Marche, ehe sie nach Borisow kahmen, war allezeit unauffhörlich Alarm, weilen die Sapiehische Trouppen den unsrigen von allen Seiten zusetzten und zu viele so müde waren und nachblieben, auch die sich wegen Fourage auff den Seiten begeben, niederhieben.
Den 30. October kahm der General Dolgorukow mit gefangenen General Gonsewskij nebst allen Leüthen, so mitgefangen waren, mit sich führend, nach Borisow, welchem der Untergeneral Osyp Sukyn mit der Regarde, die in 2 Regimenter zu Pferde, 1 Regiment Dragouner und 1 Regiment zu Fuß bestunde, schon nach der Sonnen Untergang folgete.
Den 8. November arrivirten die russ. Commissarien zu Orscha, woselbst sie ein Courier, Bohuslaw Swaratzky, mit Brieffe von den pol. Comiss. einholte, welche sich höchlich über die an dem General Gonsewskij erwiesene Unbilligkeit, welcher als ein Commissarius ohne Armee mit seiner Assistentz, ihrem Eyde trauend, sich unter Wilde gesetzet hatte, beklagend begehrten, daß er zufolge dem Eyde, in dem seine Securitet bestätiget wäre, möchte ferneres Bluttvergiessen zu verhütten, auf freyen Fuß gestellet werden. Aber dieser Courier muste mit ihnen (61r) nach Smolensk marchiren, von dannen er mit einer schlechten Antwort abgefertiget ward.