Mikroplastik entsteht vor allem durch Reifenabrieb von Autos auf den Straßen und durch das Waschen von Textilien aus Kunststofffasern. Jedes Jahr gelangen in Deutschland laut einer Studie des Fraunhofer-Instituts etwa 5,4 Kilogramm Mikroplastik pro Person in die Umwelt. Experten sagen, dass die Menge um 96 Prozent reduziert werden muss – auf 200 Gramm. Nadja Ziebarths Fazit zur Aktion von „The Ocean Cleanup“ ist daher ernüchternd: „Die Entlastung der Meere durch Müllfänger in den Flüssen ist besser als nichts, aber auch nicht die Lösung.“
Vokabular
Aktion gegen Plastikmüll im Meer
Plastikmüll (m., nur Singular) – der Abfall aus dem Material, aus dem z. B. Joghurtbecher und Tüten hergestellt werden und das nicht biologisch abbaubar ist
landen – umgangssprachlich für: ankommen
Aktion, -en (f.) — eine Handlung, mit der ein bestimmtes Ziel erreicht werden soll
etwas auf|fangen – hier: etwas einsammeln
etwas schätzen – hier: etwas (z. B. eine Anzahl) ungefähr benennen
Kunststoff, -e (m.) – das Plastik
Mikroplastik (n., nur Singular) – Plastikteilchen, die kleiner als fünf Millimeter sind
etwas verschmutzen – etwas schmutzig machen; etwas verunreinigen
gelangen – hier: an einen Ort kommen
eine Gefahr dar|stellen – gefährlich sein
etwas auf|nehmen – hier: so sein, dass etwas über die Nahrung oder Wasser in den Körper gelangt
im Einsatz sein – hier: eingesetzt werden; hier auch: genutzt werden
Aspekt, -e (m.) – hier: einer von mehreren Gründen
recyceln (aus dem Englischen) – etwas wiederverwenden; aus etwas Gebrauchtem etwas Neues herstellen
Wertstoff, -e (m.) – das Material/der Gegenstand, das/den man wiederverwenden und recyceln kann
etwas rumliegen lassen – umgangssprachlich für: etwas nicht aufräumen/entsorgen
Reifenabrieb,-e (m.) – die Abnutzung von Reifen (z. B. eines Autos) durch Reibung
Textilien (nur Plural) – hier: z. B. Kleidung aus Stoff
Kunststofffaser, -n (f.) – Stoff aus einem Material wie z. B. Polyester
Fazit (n., nur Singular) – das zusammenfassende Ergebnis
ernüchternd – so, dass Hoffnungen, die man sich gemacht hat, nicht wahr werden
Die Deutschen lieben Bargeld
Bezahlen ohne Bargeld ist fast überall auf dem Vormarsch. In Deutschland entwickelt sich das Bezahlen mit Karte oder Handy aber sehr langsam, denn die Deutschen verzichten nur ungern auf Scheine und Münzen.
Im Taxi, im Restaurant oder in der Bar – wenn es in Deutschland ans Bezahlen geht, erleben ausländische Besucher oft eine Überraschung: Mancher Taxifahrer akzeptiert nur Bargeld und nicht in jedem Restaurant gibt es ein Kartenlesegerät. Menschen aus anderen Teilen der Welt, in denen das Bezahlen mit Karte oder Handy schon lange normal geworden ist, fragen sich: Was ist los in diesem Land?
Es geht um Kontrolle, erklärt der Wirtschaftspsychologe Erich Kirchler: „Wir wollen Autonomie, wir wollen die Freiheit und die Praktikabilität, die Bargeld bietet.“ Die Menschen in Deutschland möchten nicht, dass Banken oder der Staat ihre Ausgaben kontrollieren. Außerdem haben sie ihr Geld gerne im Blick. Und das geht am besten mit Scheinen und Münzen.
Tatsächlich wächst der Einfluss der Banken durch bargeldloses Bezahlen. Der südafrikanische Anthropologe Brett Scott spricht deshalb nicht von einer „bargeldlosen Gesellschaft“, sondern von einer „bankvollen Gesellschaft“. Scott, der in Großbritannien lebt, beschäftigt sich seit längerer Zeit mit diesem Thema. Er hat beobachtet, dass die Briten den Einfluss großer Unternehmen und Institutionen leichter akzeptieren als Menschen in anderen Ländern.
Es ist also keine Überraschung, dass das Bezahlen ohne Bargeld in Großbritannien auf dem Vormarsch ist. Es gibt dort sogar Straßenmusiker, die Lesegeräte für Karten haben. Zum Beispiel Francis Petrini aus London: Er möchte nicht mehr auf das Gerät verzichten, denn seit er es besitzt, verdient er deutlich mehr. Die meisten Straßenmusiker in Deutschland sind davon noch weit entfernt. Aber die Deutschen haben ja auch genug Bargeld in der Tasche.
Vokabular
Die Deutschen lieben Bargeld
Bargeld (n., nur Singular) – Geld aus Papier oder Metall, mit dem man direkt bezahlt
auf dem Vormarsch sein – hier: zunehmen; immer häufiger werden
auf etwas verzichten – etwas freiwillig nicht nutzen
Schein, -e (m.) – hier: Papiergeld
Münze, -n (f.) – ein kleines Geldstück aus Metall
Wenn es an … geht, … – Wenn es Zeit für … ist, …
eine Überraschung erleben – (negativ) überrascht werden
etwas akzeptieren – zu etwas „ja“ sagen; etwas so annehmen, wie es ist
Kartenlesegerät, -e (n.) – ein Gegenstand, mit dem man Zahlungen per Karte annehmen kann
Wirtschaftspsychologe, -n/Wirtschaftspsychologin, -nen – jemand, der untersucht, wie Menschen sich in wirtschaftlichen Zusammenhängen verhalten
Autonomie, -n (f., Plural selten) – die Unabhängigkeit; die Selbstständigkeit
Praktikabilität (f., nur Singular) – die Tatsache, dass etwas praktisch ist
Ausgabe, -n (f.) – hier: die Tatsache, dass man Geld für etwas bezahlt
etwas im Blick haben – hier: immer genau wissen, was mit etwas passiert
Anthropologe, -n/Anthropologin, -nen – jemand, der die Entwicklung des Menschen und der Gesellschaft untersucht
Unternehmen, – (n.) – hier: die Firma
Institution, -en (f.) – die Organisation
Straßenmusiker, -/Straßenmusikerin, -nen – jemand, der in der Öffentlichkeit Musik macht, und Geld von Leuten bekommt, die vorbeigehen
weit von etwas entfernt sein – hier: noch nicht an einem bestimmten Punkt der Entwicklung angekommen sein
Scham: unangenehm, aber wichtig
Niemand schämt sich gern, denn Scham ist ein sehr unangenehmes Gefühl. Trotzdem ist es wichtig für die Gesellschaft. Wofür man sich schämt, hängt deshalb stark von der Kultur ab, in der man lebt.
Jeder von uns erlebt irgendwann mal peinliche Situationen: Wir haben einen Fehler gemacht oder jemanden enttäuscht und schämen uns dafür. Dann schlägt unser Herz schneller, wir erröten und wollen am liebsten im Boden versinken. Scham ist ein unangenehmes, manchmal sogar ein schmerzhaftes Gefühl. Nicht ohne Grund kommt „peinlich“ von dem alten Wort „Pein“.
Alle Menschen können Scham empfinden, aber sie werden nicht damit geboren. Um sich zu schämen, muss man erst die Regeln kennen, die in einer Gesellschaft herrschen. Diese Regeln können sehr unterschiedlich sein. In Deutschland schämt man sich zum Beispiel, wenn man beim Essen schmatzt oder rülpst. Es ist auch peinlich, wenn man vergisst, das Preisschild an einem Geschenk zu entfernen. Aber in anderen Kulturen kann genau dieses Verhalten richtig und höflich sein.
Weil wir wissen, wie unangenehm Scham ist, wollen wir sie vermeiden. Scham sorgt dafür, dass wir uns an Regeln halten. Und so schützt sie die Gemeinschaft. Sie schützt aber auch uns selbst – nämlich davor, aus der Gemeinschaft ausgestoßen zu werden. Wir schämen uns sogar, wenn eine andere Person peinliches Verhalten zeigt. Besonders Menschen, die selbst schon häufig Schamgefühle erlebt haben, empfinden dieses „Fremdschämen“ sehr stark.