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Bolitho verbarg seinen Grimm, jetzt, da er die Gefahr erkannt hatte.»Wollen hoffen, daß es wirklich nur ein Ausflug gewesen ist.»

Eine Kutsche brachte sie unter Bewachung das kurze Stück zur Mole, wo die Gig wartete. Inskip wickelte sich in seinen Mantel, nickte dem dänischen Kapitän kurz zu und setzte sich ins Heck, offensichtlich noch in Gedanken bei dem, was ihm Haarder mitgeteilt und was er verschwiegen hatte.

Bolitho sah zu, wie das Gepäck verstaut wurde. Die regenverhangene Stadt wirkte mit ihren grünen Türmen und schönen Giebeln wie ein Aquarell, dessen Farben im Regen verliefen. Catherine hätte den Anblick gemocht. Der Kommandant beobachtete ihn. War es nur Neugier auf den seit Nelsons Tod jüngsten Vizeadmiral der Royal Navy? Oder sollte er verhindern, daß Bolitho Kontakt zu Leuten an Land aufnahm?

«Ich wünsche Ihnen eine gute Heimreise, Sir Richard. Werden wir uns wiedersehen?»

Nein, dieser Kapitän ahnte sicher nicht, warum man sie hatte so lange warten lassen.»Hoffentlich in friedlicheren Zeiten, Captain Pedersen. «Damit kletterte er ins Boot.

Die Passagiere schwiegen während der kurzen Überfahrt, man hörte nur die Kommandos des Bootsführers. Ein Wachboot ruderte vorbei, der Leutnant grüßte. Alles geschah nach Vorschrift, ganz wie im Frieden. Dabei war Bolitho fast sicher, daß er nächstes Mal Captain Pedersen über den Mündungen ausgerannter Kanonen wiedersehen würde, kurz vor einer Breitseite.

Kapitän Poland und seine Offiziere begrüßten die Ankömmlinge erleichtert an Bord der Truculent. In einem eiskalten Regenschauer löste sich die dänische Gig von ihren Großrüsten und verschwand.

«Bitte gehen Sie sofort ankerauf, Kapitän Poland«, befahl Bolitho.»Die Dryaden wird uns zwar durch den Belt begleiten, aber die Truculent ist schneller. Sobald wir die Enge hinter uns haben, muß die Truculent so schnell sein wie damals auf der Reise nach Kapstadt. «Wenn Poland ihn doch bloß nicht so anstarren wollte!» Ich erkläre Ihnen alles später genauer, aber ich fürchte, wir werden bald kämpfen müssen.»

Poland fuhr hoch.»Natürlich, Sir Richard!«Sein Blick suchte den Ersten Offizier.»Wenn es zum Kampf kommt, wird mein Schiff Sie nicht enttäuschen. «Doch da hatte der Vizeadmiral ihn bereits verlassen. In der Achterkajüte ging Bolitho sofort zur Seekarte. Wassertropfen aus Haar und Mantel fielen auf das Papier. Das Ankerspill klickte, am Vorschiff sang ein Shantymann, Wasser gurgelte um das Ruder. Das Schiff erzitterte. Gleich mußte Poland den Anker frei haben. Er würde das Schiff sicher aus dem Hafen und dem Belt führen.

Das andere war dann nicht mehr seine Sache. Bolitho beugte sich über die Karte.

Eine Hand auf der Schulter weckte ihn. Sein Flaggleutnant stand neben der Koje, eine Lampe in der Hand, das Gesicht regennass.»Erstes Tageslicht, Sir Richard. Sie wollten geweckt werden. «Jenour schluckte und schlug die Hand vor den Mund.»Mir ist schlecht…»

Bolitho hörte das Tosen von Wind und Wellen, das Stöhnen und Knarren des Holzes. Die Fregatte kämpfte sich durch einen ausgewachsenen Sturm. Er hörte jemanden stöhnen, wahrscheinlich

Inskip nebenan. Jetzt sah er auch Alldays Gestalt im Hintergrund der Kajüte, schräg geneigt wie ein Baum im Wind. Er näherte sich mit einem halbvollen Becher Kaffee.»Der letzte für lange Zeit, Sir Richard. Die Kombüse steht unter Wasser. «Dann sah er Jenour an und spottete:»Sie brauchen wohl ein Stück Speck am Faden?«Jenour verschwand eiligst.

Bolitho trank den heißen Kaffee in kleinen Schlucken.»Was liegt an?»

Allday fand Halt an einem Deckenbalken.»Wir laufen noch immer unter gerefften Marssegeln und Klüver. Der Kommandant wollte nicht Segel kürzen, bis ihm das Großbramsegel in Streifen davonflog. Der Master sagt, der Däne hat jetzt abgedreht.»

Bolitho glitt aus der Koje, und Allday nahm die Blenden von der Lampe, als er sich über die Karte beugte. Poland machte gute Fahrt trotz des schlechten Wetters, das sie hinter der Enge erwartet hatte. Die Truculent stand jetzt im nördlichen Kattegat und würde bald halsen, um mit Südwestkurs durchs Skagerrak in die Nordsee zu laufen, sich freizusegeln von der Küste und den Fischern, die sich bei diesem Hundewetter immer noch hinaus wagten.

«Der Wind hat seit der ersten Wache gedreht«, berichtete Allday weiter.»Jetzt haben wir einen steifen Nordost, direkt vom Nordpol und stark genug, um jede Spiere zu brechen. «Er half Bolitho in den schweren Ölmantel.

Oben an Deck klammerten sie sich beide an einen Neunpfünder. Allday spürte in der beißenden Kälte plötzlich seine alte Wunde, sie schmerzte wie ein frischer Schnitt quer über die Brust. Bolitho streckte ihm den Arm hin.»Halt dich fest!»

Der Schmerz verebbte.»Scheißwunde«, knirschte Allday und versuchte ein grimmiges Lächeln.»Piesackt mich, wann sie will, ohne daß man's vorher ahnt.»

«Du kennst meinen Vorschlag«, antwortete Bolitho,»er gilt immer noch. Du kannst dich jederzeit in Falmouth zur Ruhe setzen. «Er merkte, wie Allday seine Kräfte sammelte.»Du hättest es jedenfalls längst verdient nach allem, was du für dein Land getan hast. Und für mich.»

Allday wartete, bis das Deck sich wieder hob.»Und dann, Sir Richard? Soll ich in der Kneipe rumhängen und Garn spinnen wie die anderen Teerjacken? Oder den Schafhirten spielen? Vielleicht eine reiche Witwe heiraten? Von denen gibt's ja genug nach zwölf

Jahren Krieg.»

Bolitho gab es auf. Es hatte keinen Sinn, Allday überzeugen zu wollen. Außerdem raubte ihm der Wind fast den Atem. Beide Wachen waren an Deck, reagierten auf die Kommandofetzen und schlitterten durchs Wasser, das die Seitendecks spülte.

Poland hielt sich an der Achterreling fest.»Tut mir leid, Sir Richard, daß Sie so unsanft geweckt wurden.»

Bolitho lächelte.»Das Wetter kann man Ihnen wirklich nicht anlasten. «Hatte Poland das überhaupt gehört? Lauter fragte er:»Wo stehen wir jetzt?»

Poland deutete nach Lee voraus.»Da liegt Kap Skagen. In einer halben Stunde halsen wir. «Seine Stimme war rauh vom Befehlen in der stürmischen Nacht.»Wir haben kaum eine Stunde verloren.»

Bolitho nickte.»Ich weiß. Sie führen das Schiff sehr gut.»

«Die Dryaden hat in der Nacht eine Marsrah verloren und ihren Besan«, sagte Poland zufrieden.»Die sehen wir so bald nicht wieder.»

Bolitho fror. Gut, daß er wenigstens seinen Morgenkaffee getrunken hatte, den letzten für lange Zeit, wenn Allday recht behielt.

Die dänische Fregatte war also außer Sicht, allenfalls noch vom Masttopp aus zu entdecken. Aber wer mochte bei diesem Sturm da oben Ausguck gehen?

Poland rief etwas, als vier Männer an ihm vorbeirannten, um die Gig festzuzurren, die sich loszureißen drohte. Sie wateten hüfttief durch das eiskalte Wasser und schienen im nächsten Augenblick höher zu sein als das Achterdeck.

«Drei Männer liegen unten mit Verletzungen«, rief Poland Bolitho zu.»Keine Drückeberger, der Schiffsarzt hat mir das bestätigt!»

Bolitho duckte sich vor einem Schwall Gischt. Das war wieder mal typisch Poland, dachte er und rief:»Wenn wir erst aus dem Skagerrak sind, hilft uns dieser Wind sehr. «Poland nickte, ohne ihn zu verstehen.»Über die Nordsee wird uns jemand begleiten. Sie können dann die Segel kürzen, eventuelle Reparaturen ausführen und das Feuer in der Kombüse wieder anzünden lassen.»

Poland war keineswegs überrascht, daß Bolitho von dem gelöschten Herdfeuer wußte.»Sie haben sicher die Zest hierher beföhlen, nicht wahr?»

Bolitho nickte. Es war gut, daß er für diesen Fall vorgesorgt und Varian mit der Zest vors Skagerrak beordert hatte. Falls seine Annahme nicht stimmte, hatte er nichts verloren. Doch wenn sie stimmte.

«An Deck! Der Däne dreht ab!»

Poland bewegte sich mit der Leichtigkeit des erfahrenen Seemanns, als eine gewaltige See die Truculent vorn anhob, sie steil klettern und dann schnell ins Tal gleiten ließ. Kalter, beißender Gischt sprühte auf. Bolitho trat an die Seitenreling und suchte mit zusammengekniffenen Augen die Kimm an Backbord ab. Da lag der Schimmer von Land, näher als zwei Meilen. Poland lief so hoch er konnte, um Skagen sicher zu runden.

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