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«Und was ist mit Allday und solchen Brüdern?«fragte Pook.

«Ach ja«, lächelte Onslow hämisch,»Master John Allday.»

«Die anderen hören auf ihn«, sagte Pook düster.

«Aber wenn ihm was zustößt, kriegen wir noch ein paar mehr auf unsere Seite, wie?«In Gedanken war Onslow seinen Worten schon voraus.

Alle erstarrten, als über ihnen schwere Tritte ertönten. Nachdem sie sich entfernt hatten, fuhr Onslow fort:»Ich glaube, Allday ahnt, was mit Mathias geschah. Er ist zu gewitzt, um am Leben bleiben zu dürfen. «Er packte Pook beim Arm.»Am besten, wir machen einen Märtyrer aus ihm, wie?«Er lachte hohl.»Wir können gar nichts Klügeres tun.»

Wieder ließ sich die unsichere Stimme hören.»Sie werden uns niedermachen, ehe wir auch nur einen Finger rühren können.»

«Ich werde dich niedermachen, du Esel!«Onslow verlor für einige Sekunden seine gute Laune. Dann sagte er ruhiger:»Also, jetzt hört mal alle gut zu. Wir müssen noch ein bißchen warten, um unter den anderen noch mehr Unruhe zu stiften. Sobald die Zeit reif ist, sage ich euch, wie wir vorgehen. Dieser Idiot von Ferguson hält das Logbuch des Kapitäns für mich im Auge, damit ich weiß, wo wir sind. Wenn wir ein bißchen näher an irgendeiner Insel sind, ist es dann soweit. «Er schnippte mit den Fingern.»Habt ihr die Waffen, die wir von der Insel Mola mitgebracht haben, gut verstaut?»

Pook nickte.»Die entdeckt keiner.»

«Gut. Dann geht jetzt zurück an eure Arbeit. Und seht zu, daß ihr nicht auffallt. Ihr seid sowieso alle gezeichnete Leute, also gebt den Schweinen keine Chance, euch festzunageln.»

Er verfolgte, wie sie aus dem trüben Lichtkreis in die Finsternis krochen, und verspürte Zufriedenheit. Wie er diesen armen Schafen gesagt hatte, war es nur noch eine Frage der

Zeit.

XIV Blut und Wasser

Tobias Ellice, der Arzt der Phalarope, richtete sich keuchend auf und warf den schweißfleckigen Verband zum Heckfenster hinaus.»In Ordnung, Sir. Sie können jetzt aufstehen, wenn Sie wollen. «Er trat zurück, als Bolitho die Beine über die Seite schwang und auf die Füße kam.

Ellice wischte sich das nasse Gesicht ab und betrachtete die rohe Narbe, die über Bolithos Rippen lief.»Kein schlechtes Stück Arbeit, wenn ich das selber sagen darf. «Er glänzte vor Schweiß und fuhr sich mit der Zunge über die Lippen.»Und eine Arbeit, die durstig macht, ohne Frage.»

Bolitho berührte die Narbe mit den Fingerspitzen. Er stand vor dem offenen Fenster, und das bißchen frische Luft spielte über seine nackte Haut. Schön, daß er den Verband los war! Er hatte ihn ständig an die Andiron und das, was davor lag, erinnert. Aber er wollte die Vergangenheit ruhen lassen. Die Gegenwart brachte Ärgernisse genug, mit denen er fertig werden mußte.

Vor vierzehn Tagen hatten sie mit dem Geschwader in Antigua abgelegt, und fast jeder Tag war wie der heutige gewesen. Kaum ein Wind, der den Namen Brise verdient, ein bißchen Kühlung gebracht oder gar die hungrigen Segel gefüllt hätte. Dafür die ganze Zeit eine glühende Sonne, die selbst den Himmel auszubleichen schien. Die Nächte brachten wenig Erleichterung. Die Luft in den Zwischendecks blieb feucht und stickig, und die ermatteten Matrosen wurden an den Rand der Verzweiflung getrieben, weil sie in einem fort an die Brassen gepfiffen und dann wieder weggeschickt wurden, weil der Wind sich gelegt hatte, ehe ein einziges Segel bedient werden konnte.

Genug, um das standhafteste Herz zu brechen, dachte Bolitho. Dazu kam die Tatsache, daß sie kein einziges Segel gesichtet und nichts von den Ereignissen jenseits des fernen Horizonts erfahren hatten. Er mußte alle Kraft zusammennehmen, um die eigene Ungeduld zurückzudrängen.

«Was machen die Männer?«Er griff nach einem sauberen Hemd, zog dann aber die Hand zurück. Das alte mußte reichen. Was hatte es für einen Sinn, seinen Diener damit zu plagen, mehr als unbedingt notwendig zu waschen?

Ellice zuckte mit den Schultern.»Fröhlich sind sie gerade nicht, Sir. Es ist schon schlimm genug, auch ohne daß sie die ganze Zeit über nach einem Schluck Wasser lechzen.»

«Wasser ist kostbar, Mr. Ellice. «Die Ration hatte jetzt auf eine Pinte pro Kopf und Tag herabgesetzt werden müssen, was beileibe nicht ausreichte. Aber wer wußte schon, wie lange diese Patrouille dauern würde? Er hatte die Tagesration an Mm Taylor, wie der herbe Weißwein aus dem Versorgungsdepot genannt wurde, heraufgesetzt, aber das schaffte nur zeitweilige Abhilfe. In wenigen Stunden waren die Leute genauso durstig wie vorher.»Ich muß so viel frisches Obst ausgeben lassen wie möglich«, murmelte er vor sich hin.»Die einzige Möglichkeit, Krankheiten vorzubeugen.»

Sonderbar, welch ein Geschrei und welche Debatten es in Antigua gegeben hatte, als er auf einer vollen Ladung Obst für seine Mannschaft bestand. Vielleicht hatte der Admiral darauf angespielt, als er sagte: >Sie sind in vieler Hinsicht ein Idealist!< Doch seinem auf die Praxis gerichteten Geist kam es nur vernünftig vor. Obwohl er das Obst aus eigener Tasche bezahlt hatte, war das eine bessere Anlage als die Methode, sich bei den Männern sonstwie beliebt zu machen. Ein tüchtiger und gesunder Matrose war weitaus mehr wert als ein Korb Früchte. Doch das war ja nicht alles. Die Erkrankten wurden von ihren Gefährten gepflegt, und auch deren Arbeit mußte dann wieder von anderen mitgemacht werden. Und so ging es weiter. Doch gab es noch immer viele Kapitäne, die als Maßstab ihrer Erfolge nur die Höhe der Prisengelder kannten. Er schob das Hemd in die Hose und sagte:»Trinken Sie einen Schluck, wenn Sie wollen, Mr. Ellice. «Er sah nicht hin, als der dicke Mann schnell zum Wandschrank watschelte und sich eine gehörige Portion Brandy einschenkte.

Ellices Hand zitterte, als er sich einen zweiten Drink eingoß und hinunterstürzte. Dann murmelte er:»Vielen Dank, Sir. Der erste heute.»

Bolitho blickte auf das sich kaum bewegende Kielwasser. Die Sonne stand hoch am Himmel. Wahrscheinlich hatte Ellice sich schon eine anständige Portion aus seinem Privatvorrat zu Gemüte geführt.»Sie sind in Antigua gar nicht an Land gegangen, Mr. Ellice? Sie hätten nur zu fragen brauchen.»

Ellice fuhr mit der Zunge über die Lippen, und seine Augen glitten über die Karaffe.»Ich gehe nie mehr an Land, Sir. Aber vielen Dank. Anfänglich bin ich jedesmal wie ein liebeskrankes Mädchen im Gras spazierengegangen und habe dann geweint, wenn die Küste wieder hinter der Kimm versank. «Er sah, daß Bolitho zur Karaffe nickte, und goß sich schnell noch einen Drink ein.»Jetzt schaue ich kaum hoch, wenn das Schiff ausläuft. «Er schüttelte den Kopf.»Außerdem habe ich sowieso alles gesehen.»

Es klopfte. Ehe Bolitho >herein< rufen konnte, wurde die Tür aufgestoßen, und Leutnant Vibart stampfte in die Kajüte. Er sah überanstrengt und wütend aus und platzte sofort mit seiner Nachricht heraus.»Ich muß melden, daß wir kaum noch Frischwasser haben, Sir.»

Bolitho musterte ihn einige Sekunden.»Was sagen Sie?»

Vibarts Blicke flogen durch die Kajüte.»Ich habe den Küfer draußen. Es dürfte Zeit sparen, wenn er Ihnen selber Meldung erstattet.»

Bolitho ignorierte Vibarts ungebührliches Benehmen.»Holen Sie ihn herein. «Er war froh, daß er mit dem Rücken zum Heckfenster stand, so daß sein Gesicht im Schatten lag. Alles schien sich gegen ihn zu verschwören und ihn zu verhöhnen. Eben hatte er die vorrangige Sorge offen mit Ellice diskutiert, da loderte sie auch schon wie ein Feuerbrand auf.

Mr. Trevenen, der Küfer der Phalarope, war ein zwergenhafter, für seine extrem schwachen Augen bekannter Unteroffizier. Er hatte zu lange Jahre in zu vielen dunklen Laderäumen zugebracht. Jetzt war er halb blind wie ein Nachtgeschöpf. Während er unter Bolithos festem Blick unruhig blinzelnd von einem Fuß auf den anderen trat, wirkte er klein und wehrlos.

Bolitho unterdrückte das Mitleid, das er bei den seltenen Begegnungen mit dem Küfer stets empfand.»Nun, heraus damit, Mann! Was, zum Teufel, haben Sie entdeckt?»

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